Der Bayerische Rundfunk, GEZ-finanziert, versucht sich in einer Reportage, dass eigentlich alles, was nicht in Ordnung ist, doch irgendwie in Ordnung ist. Oder so.

Die Nagelprobe

Kleines Regen - viele Flüchtlinge
In der Bayerwald-Stadt Regen leben vergleichsweise viele Flüchtlinge. Wie klappt dort das Zusammenleben mit den Einheimischen – in einer Stadt, in der 17 Prozent der Bürger bei der letzten Bundestagswahl ihr Kreuzchen bei der AfD gemacht haben.
Regen, Kreisstadt und Kleinstadt im Bayerischen Wald: Hier gibt es seit 144 Jahren das Pichelsteiner-Volksfest. Regen ist bekannt für seine Traditionsbrauerei, seine historischen Bierkeller und sein Landwirtschaftsmuseum. Aber das Stadtbild der kleinen Bayerwaldstadt hat sich in den letzten Monaten merklich gewandelt - Syrer, Afghanen, stellt auch Karl Zimmermann fest. Er ist Sprecher des Helferkreises Asyl in Regen, der den Flüchtlingen gegenüber positiv eingestellt ist:
"Wir haben schon relativ viele Dunkelhäutige hier: Syrer, Afghanen, auch viele Afrikaner. Auch das Kopftuch ist sehr häufig verbreitet."
Karl Zimmermann

"Niemand will offen darüber reden"

Die nüchterne Beobachtung eines Unverdächtigen. Karl Zimmermann gegenüber schimpft auch keiner über die inzwischen mehr als 500 Flüchtlinge in der 11.000 Einwohner-Stadt. Er hat aber den Eindruck, dass manchen Leute doch ein gewisses Unbehagen besteht, dass sich auch in der Bundestagswahl niedergeschlagen hat.
"Aber niemand will offen darüber reden – vielleicht, weil man Angst hat, dass man als Rassist angesehen wird."
Karl Zimmermann

17 Prozent haben in Regen bei der letzten Bundestagswahl ihr Kreuzchen bei der AfD gemacht - wegen der Flüchtlinge? Die Meinungen sind geteilt, wie eine Umfrage ergibt:
Und dann fragte der Bayerische Rundfunk mal nach:

"Warum sollen die nicht da sein? Die einen grüßen, wenn man sie sieht. Dann grüßt man zurück./ Denen gehört geholfen, damit sie eine Heimat finden! / Bei uns gibt es auch arme Leute mit einer kleinen Rente, und die kommen und kriegen alles bezahlt – Miete, Heizung, alles."
Umfrage
Schwierige Wohnsituation

Flüchtlinge bekommen die Wohnung bezahlt, solange sie nicht arbeiten können oder dürfen. Das stößt manchen sauer auf. Auf der anderen Seite belegen die neuen Regener Bürger oft Wohnungen, in die Deutsche womöglich gar nicht mehr einziehen würden:
Und ich dachte jetzt, dass die Genossenschaftswohnungen und die städtischen Wohnungen und die Neubauwohnungen nun erst einmal an die Flüchtlinge gehen? Zumindest ist es andernorts so.

"Das ist schon oft so, dass die Wohnungen nicht die modernsten sind. Da sind meistens auch nicht gut isoliert. Und dann sagt das Jobcenter, die Heizkosten seien zu hoch."
Julia Länder, Jugendpflegerin
Zum Fenster hinaus wird natürlich nicht geheizt und die Heizung läuft auch nicht 24 Stunden rund um die Uhr.

Die Jugendpflegerin Julia Länder hilft im Auftrag der Stadt anerkannten Asylbewerbern bei der Wohnungssuche. Die kleine Bayerwaldstadt leidet wie viele Kommunen in der Region an Bevölkerungsschwund, hat in den letzten Jahren rund 1.000 Einwohner verloren und damit auch viele Leerstände. Dennoch:
Auch nicht anerkannte Asylbewerber werden in dezentralen Wohnungen untergebracht. Zumindest anderswo. Macht sich vielleicht aber nicht so gut. Erwähnt man daher lieber nicht.

"Das ist eine schwierige Aufgabe, weil manche Leute Vorurteile haben. Manche sagen, dass ihnen solche Leute nicht ins Haus kommen. Ich glaube, dass die Leute ganz stark Angst vor Lärm haben oder davor, dass die Wohnungen zugemüllt werden."
Julia Länder, Jugendpflegerin
Nun aber kommen wir zum Musterbeispiel an Integration. Da die, die sich nun integrieren, nicht bei Deutschen kaufen und schon gar nicht beim deutschen Metzger, hat der, der sich bereits integriert hat, einen Lebensmittellladen aufgemacht mit halal-Lebensmitteln. Damit er mit seiner Familie über die Runden kommt, stockt das Jobcenter bzw. die Sozialbehörde auf. Ist schließlich eine große Familie.

Die Suche nach dem richtigen Metzger


Der Syrer Hamza Salama betreibt einen Lebensmittelladen.
Dabei gibt es bei denen, die untergebracht sind, keine großen Probleme, erzählt Länder. Ein Beispiel ist der Syrer Hamza Salama. Er lebt in Regen mit seinen Eltern und Geschwistern – 10 Leute insgesamt.
Am Stadtplatz betreibt er einen kleinen, bunten, arabischen Lebensmittelladen. Kunden sind vor allem Flüchtlinge.

"Unser Brot ist anders, auch der Schwarztee. Arabische Leute essen Rindfleisch und Schaffleisch", sagt er. Alles ist Halal geschlachtet.
Manche Flüchtlinge misstrauen bayerischen Metzgern. Nicht der einzige Kulturunterschied, der sich bemerkbar macht, erzählt Bürgermeisterin Ilse Oswald:
"Es sind einige dabei, die wirklich sich integrieren wollen und können. Es gibt aber auch Schwierigkeiten. Zum Beispiel in der Schule ist es so, dass viele Jungs Probleme haben, sich von Lehrerinnen etwas sagen zu lassen. Es gab auch monatliche Sprechstunden für die syrischen Eltern. Die wurden zu wenig angenommen und deshalb leider eingestellt."
Ilse Oswald

Warum trauen sich Frauen abends nicht mehr durch den Kurpark?

Manche Flüchtlingskinder streiten untereinander, sagt sie, weil es zwei konkurrierende Familienclans unter den Flüchtlingen gibt. Mehr Schulsozialarbeiter wären nötig, außerdem staatliche Zuschüsse für die Wohnraumsanierung. Denn manche Flüchtlinge beklagen sich auch schon über die Zustände in ihren Wohnungen. Und die Stadt könnte dann den Flüchtlingszuzug nutzen, um langfristig die Leerstände auf Vordermann zu bringen. Was stört manche Einheimische sonst noch? Das "Rumlungern" , wie sie es empfinden, der jungen Asylbewerber im Kurpark, wo sie sich gern treffen. Vor allem Frauen trauen sich abends deshalb nicht mehr durch den Kurpark.
Dabei tun die doch nix!

Einer dieser jungen Männer ist der 21-jährige Pavis aus Afghanistan. Sein Asylantrag wurde nicht anerkannt, er hat damit bisher auch keine Arbeit. Er wolle aber immer nicht zu Hause rumsitzen, sagt er, und so geht es vielen Flüchtlingen. Man trifft sich zum Reden. "Manche sind gut, manche sind schlecht, aber alle sind nicht schlecht", sagt er. Der junge Afghane ist schon seit zwei Jahren in Deutschland. Fühlt er sich akzeptiert in Regen?
"Ich glaube, ja, aber nicht sehr gut. Vielleicht sind wir ein Problem für sie oder ihre Meinung ist das Problem? Das weiß ich nicht genau."
Pavis
Wenn man mehr miteinander reden würde, es mehr Kontakte zwischen Einheimischen und Flüchtlingen gäbe, würden sich viele Probleme und Missverständnisse von selbst erledigen, sagt Karl Zimmermann vom Helferkreis Asyl. Aber das passiert viel zu wenig. Er verweist auf die sogenannten Gastarbeiter. Auch damals habe es sogenannte Clanbildungen gegeben, aber vor allem deshalb, weil sie ausgegrenzt wurden.
"Das ist aus meiner Sicht dazu gekommen, weil die sogenannten Gastarbeiter nie aus dem Status des Gastarbeiters rausgekommen sind. Die sind immer als Menschen zweiter Klasse gesehen worden und auch so behandelt worden."
Karl Zimmermann
Dasselbe wird bei den Flüchtlingen passieren, fürchtet er. Und Hamza Salama, der syrische Ladenbesitzer, versteht es sogar. Er will zurück in sein Land, sobald der Krieg vorbei ist. Dort wäre er womöglich genauso misstrauisch, sagt er:
"Wenn ich in Syrien bin und es kommen fremde Leute, habe ich auch Angst. Ich kenne die Leute nicht, weiß nicht, was sie haben und was sie denken oder was sie machen wollen. Das ist normal. Ich verstehe diese Angst."
Hamza Salama

http://www.br.de/nachrichten/niederb...linge-100.html

Also Ende gut, alles gut. Wenn die Deutschen nur etwas mehr geben würden, wäre alles kein Problem.