Hier fehlen wichtige Informationen für die Leser, nämlich die, welche Mühe sich die Schüler im Rahmen des Schulunterrichts mit der Vorbereitung dieser interkulturellen Woche und gegen die Abschiebung der Afghanen gemacht haben und welche herausragende Rolle die Lehrer bei dieser Aktion und ihrer Vorbereitung spielen:

Schwarze Luftballons für Afghanen

Die bundesweite Interkulturelle Woche wird dieses Jahr an der Theodor-Heuss-Schule eröffnet. Auch das Thema Abschiebung spielt dabei eine Rolle.

Wenn am Montagabend an der Theodor-Heuss-Schule bunte Luftballons in die Luft steigen, dann werden auch ein paar schwarze darunter sein. Sie stehen symbolisch für diejenigen Schüler, deren Verbleib in Deutschland nicht gesichert ist: junge Männer aus Afghanistan, deren Asylverfahren abgelehnt wurden und die nicht wissen, wie es weitergeht – und ob sie irgendwann nicht vielleicht sogar abgeschoben werden.


Rund um diese Schüler hat sich in Offenbach ein Unterstützernetzwerk gebildet, es gab eine Demo mit Kundgebung vor dem Rathaus und eine Online-Petition gegen Abschiebungen nach Afghanistan, die mittlerweile mehr als 50 000 Unterzeichner gefunden hat.


Nun stehen die jungen Männer schon wieder im Mittelpunkt des Interesses: Wenn am Montag, 18. September, die in rund 500 deutschen Kommunen gefeierte bundesweite Interkulturelle Woche (IkW) in Offenbach eröffnet wird, ist die Theodor-Heuss-Schule, in der einige der Afghanen Integrationsklassen besuchen, ganz vorne dabei: Hier findet die Auftaktfeier statt. Es folgen zwei Wochen mit etwa 40 Veranstaltungen in der Stadt. Mit ihren Lehrern haben Schüler der Berufsschule am Buchhügel in den Klassenzimmern Erlebnisräume gestaltet: Erleben soll man hier, wie sich die alltäglich gelebte Vielfalt einer deutschen Großstadtschule anfühlt – auch akustisch und sogar haptisch. Einer der Erfahrungsräume beschäftigt sich mit den Fluchterfahrungen einiger Schüler. Sie erzählen nach der Eröffnung am Abend in dem Raum von ihrer Flucht, beantworten Fragen und zeigen Bilder.
Wenn Hamza Batou daran denkt, wie es seinen heutigen Mitschülern wohl in einem vollgestopften Schlauchboot im Mittelmeer ergangen sein muss, schaudert es ihn. Auch, wenn er daran denkt, wie es den jungen Afghanen jetzt hier, in vermeintlicher Sicherheit, ergeht. „Ich finde es erschreckend und unmenschlich, dass die deutsche Regierung die Flüchtlinge so behandelt“, sagt der 18-Jährige. Das ist auch der Grund, warum er den Erfahrungsraum zum Thema Flucht mitgestalten wollte.
Es ist kein Zufall, dass die bundesweite Interkulturelle Woche – die in manchen Kommunen auch deutlich länger dauert – ausgerechnet in Offenbach eröffnet wird. Zum einen beteiligt sich die Stadt zum 20. Mal an der Initiative von katholischer, evangelischer und griechisch-orthodoxer Kirche, zum anderen gibt es hier eben viele Menschen, die sich mit Integration sehr gut auskennen. „Ihr macht das in Offenbach super“, lobt Günter Burkhardt, Geschäftsführer von Pro Asyl und des ökumenischen Vorbereitungsausschusses der IkW, die Stadt. Offenbach sende „deutliche Signale“ aus, dass das Zusammenleben in Vielfalt besser sei, als von manchen gedacht: „Wenn man die Menschen kennt, bauen sich Vorurteile ab und revidieren sich.“
„Vielfalt verbindet“ lautet in diesem Jahr das Motto der IkW. Und das erklärt, warum die Theodor-Heuss-Schule am Buchhügel als Eröffnungsort ausgewählt wurde: Die Schule verfolgt ein besonderes interreligiöses Unterrichtskonzept. Schüler unterschiedlicher Religionen lernen hier gemeinsam – und kommen über verschiedene Lehrer mit dem Christentum, mit dem Islam und mit dem Fach Ethik in Kontakt. „Das Akzeptieren der Vielfalt“, sagt Schulpfarrerin Carolin Simon-Winter, „gehört hier einfach zum Programm.“
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