Deutschland bildet Flüchtlinge aus – doch Firmen haben keine Aufgaben für sie



154.000 offene Stellen hält das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung für geeignet für Flüchtlinge. Es sind oft schlecht bezahlte Hilfsjobs, bei denen man nicht sprechen muss. Denn für anspruchsvollere Berufe sind viele Migranten auch nach Sprach- und Integrationskursen nicht fit.

Im Sommer 2016 kamen hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland. Wer geblieben ist, hat Sprach- und Integrationskurse besucht – und steht jetzt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Zumindest theoretisch. Denn für viele Geflüchtete bedeutet Deutschland nach einem Jahr: Stillstand.
Mehr als 60.000 Flüchtlinge haben sich im vergangenen Monat arbeitslos gemeldet. Fast genauso viele taten das schon im August. Nach jüngsten offiziellen Zahlen sind bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern bereits knapp 190.000 Flüchtlinge als arbeitslos registriert, das entspricht einem Anteil von 7,7 Prozent an der Gesamtzahl der Arbeitslosen in Deutschland.

"Ohne ausreichende Deutschkenntnisse wird es schwierig"

Das Problem: Die wenigsten Flüchtlinge können nach einem Jahr in Deutschland so gut Deutsch sprechen, wie es der Arbeitsmarkt normalerweise verlangt. Das gilt auch für Flüchtlinge mit Ausbildung oder sogar Studium. Das Thema Sprache sei die größte Herausforderung bei der Integration von Flüchtlingen in Unternehmen, erklärt Bertram Brossardt, Chef der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), gegenüber FOCUS Online. "Ohne ausreichende Deutschkenntnisse wird es im Betrieb schwierig."

Für die Betriebe sei es außerdem oft schwierig, herauszufinden, was die Bewerber wirklich können. Ausbildung, Zeugnisse und frühere Jobs in der Heimat sind oft nicht vergleichbar mit. "Häufig ist unklar, wie die beruflichen Vorerfahrungen sowie die Kompetenzen einzuschätzen sind", so Brossardt weiter.

220.000 Flüchtlinge suchen Job, gelten aber nicht als arbeitslos

In den kommenden Monaten wird sich die Situation noch einmal verschärfen. Denn weitere knapp 220.000 Flüchtlinge suchen zwar eine Arbeit, gelten aber offiziell nicht als arbeitslos, weil sie noch in Integrationskursen untergebracht sind.
Die gute Nachricht: Dank des Wirtschaftsbooms entstehen deutlich mehr neue Arbeitsplätze als Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt drängen. Auch diese haben dadurch bessere Chancen, einen Job zu finden.
Was uns Hoffnung macht

Es gibt immer wieder Beispiele für gelungene Integration: Husein Sharif floh gemeinsam mit seiner Frau vor dem Bürgerkrieg in Syrien. Vor knapp zwei Jahren kam er nach Deutschland - und verstand kein Wort Deutsch. Jetzt hat er nach nur 16 Monaten einen Job und wird bald eine Ausbildung beginnen. Hier lesen Sie seine Geschichte.


So, jetzt sind angeblich auch 154.000 Hilfsarbeiterjobs, bei denen man nicht sprechen kann und die deshalb auch mit Flüchtlingen besetzt werden können, unbesetzt. Dann verstehe ich aber nicht, warum so viele Unqualifizierte arbeitslos sind und sich verzweifelt um jeden Hilfsarbeiterjob bewerben. Kommen die Briefe nicht an, landen die Mails im Spam, sind die Telefone gerade überlastet und die Firmenzentralen unbesetzt?

Oder werden hier nur Wunder wahr?

Märchenland Deutschland:

Hilfsjobs, bei denen man nicht sprechen muss

Für den Großteil der Flüchtlinge kommen allerdings meist nur Arbeiten im Niedriglohnsektor infrage. So landen die Migranten - mit etwas Glück - in Jobs, in denen Abschlüsse und Deutschkenntnisse keine Rolle spielen, etwa in der Sicherheitsbranche.

Rund 154.000 solcher Stellen waren Ende 2015 unbesetzt, schätzt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Sie könnten demnach auch durch Flüchtlinge besetzt werden.
Firmen schrecken wegen unklarer Aussichten zurück

In einer Umfrage des Ifo-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Personaldienstleister Randstad kritisieren Personalmanager vor allem rechtliche Unsicherheiten. Der bürokratische Aufwand, den die Einstellung von Flüchtlingen für die Unternehmen verursacht, behindert ihre Integration in den Arbeitsmarkt zusätzlich. Denn sie brauchen immer eine Arbeitserlaubnis. Ob die Flüchtlinge die bekommen, hängt von ihrem Aufenthaltsstatus ab. Doch so lange ein Asylverfahren läuft, können die Firmen nur schwer einschätzen, ob ihr Bewerber überhaupt bleiben darf - und wenn ja, wie lange.
Verfahren dauern zu lange

Zudem ziehen sich die Verfahren oft sehr in die Länge. Weil Behörden teilweise stark überlastet sind, dauert es mancherorts mehrere Wochen, bis eine Arbeitserlaubnis ausgestellt wird. Die Unternehmen haben für solche langwierigen Auseinandersetzungen mit den Behörden aber keine Zeit – freie Stellen werden deshalb anderweitig besetzt.
http://www.focus.de/finanzen/news/ar...d_7666015.html