Yaman will bleiben
Azubi aus Syrien hilft in Tangermünder Firma, den Fachkräftemangel zu überwinden
Tangermünde. Er ist gekommen um zu bleiben. Im Unterschied zu vielen anderen Flüchtlingen will Muhammad Yaman Saddour nicht weiterziehen, sondern in der Altmark Fuß fassen.
Anfang September startete der Syrer bei der Tangermünder Firma Innocon Systems GmbH eine dreijährige Ausbildung zum Fachinformatiker.
Ein gutes Beispiel für andere, wie Felix Rüge meint. Der „Willkommensbegleiter“ unterstützt hoch qualifizierte Flüchtlinge und hilft ihnen bei der Integration. Yaman zählt eigentlich nicht zu seinem Klientel, aber als er den 22-Jährigen kennenlernte, erkannte er sofort dessen Potenzial. Allein das fast perfekte Deutsch, das er nach nur 18 Monaten spricht, zeigt seinen Willen sich zu integrieren. Durch das abgeschlossene Abitur und ein in Syrien begonnenes Studium bringt er auch gute fachliche Voraussetzungen mit. Rüge wusste, dass die Tangermünder Firma händeringend Mitarbeiter sucht und vermittelte den Kontakt.
Für Geschäftsführer Hagen Woecht stand schnell fest: „Das wird was!“ Nicht nur das ordentliche Bewerbungsschreiben und das Auftreten des jungen Mannes aus Damaskus hätten ihn überzeugt. „Als er von dem Angebot erfahren hat, setzte er sich aufs Fahrrad und radelte hierher um zu sehen, wo sich unsere Firma befindet. Ein deutscher Jugendlicher hätte das sicherlich nicht gemacht“, schmunzelt Woecht.
Inzwischen kommt Yaman täglich mit dem Zug aus Stendal. Den theoretischen Teil seiner Ausbildung absolviert er in Magdeburg. Dort hätte er auch einen Ausbildungsbetrieb gefunden. Es lagen sogar zwei Angebote vor. „Aber da wäre er nur einer unter vielen gewesen“, weiß Rüge. In Tangermünde wird er vom Chef persönlich betreut. Der würde sich freuen, wenn aus dem Azubi später ein fester Mitarbeiter wird.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Die ersten Ausbildungswochen verliefen ermutigend. Gern würde Yaman nach erfolgreichem Abschluss der Lehre in Deutschland weiter studieren. Sein Chef hätte nichts dagegen. Er gibt Yaman eine Chance. Der will sie nutzen, um sich in der Altmark eine Existenz aufzubauen.

Als er vor gut zwei Jahren Krieg und drohendem Militärdienst floh, wusste er: Es gibt kein Zurück.
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