Neuenstein

Asylunterkunft: Anschlag verzögert Einzug

Sechs Häuser in Neuenstein bieten Platz für 88 Flüchtlinge. Ein Anschlag verzögerte den Bezug. Die mutmaßlichen Brandstifter stehen im Oktober vor Gericht.
Mit mehrwöchiger Verzögerung konnten jetzt sechs Häuser als Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge in Neuenstein (Hohenlohekreis) bezogen werden. Ein Brandanschlag im Januar hatte drei der sechs Gebäude so schwer beschädigt, dass der Zeitplan des Landratsamtes für das 2,2 Millionen Euro teure Projekt nicht mehr eingehalten werden konnte. An den Fassaden war ein Schaden von 120 000 Euro entstanden.
Als mutmaßliche Täter wurden zwei Männer im Alter von 24 und 33 Jahren aus dem Hohenlohekreis verhaftet. Sie müssen sich vom 23. Oktober an vor dem Landgericht Heilbronn verantworten. Für den Prozess sind insgesamt vier Verhandlungstage terminiert, das Urteil wäre demnach am 9. November zu erwarten. Das Motiv des Duos war allem Anschein nach Fremdenhass.
Ungeklärt ist noch immer ein Brandschlag im neun Kilometer von Neuenstein entfernten Pfedelbach. Dort war im November 2016 ein Haus angezündet worden, das als Unterkunft für rund 40 Flüchtlinge fast bezugsfertig war. Der Neubau kostet 1,1 Millionen Euro. Weil die Versicherung nur 600 000 Euro übernimmt, hofft Bürgermeister Torsten Kunkel auf die Unterstützung des Landes, wie er gestern Ministerpräsident Winfried Kretschmann in einem Brief wissen ließ. Wegen der „politischen Dimension“ erwarte er „nicht nur einen Anerkennungsbetrag“.
Wer den Schaden verursacht hat, ist unklar. Obwohl Staatsanwaltschaft und Kommune eine Belohnung von 15 000 Euro ausgesetzt haben, gingen keine Hinweise ein, mit denen der oder die Täter überführt werden konnten.
Die sechs Häuser in Neuenstein stehen auf einer Brachfläche neben dem Bahnhof. Sie bieten auf jeweils zwei Geschossen Platz für 88 Personen. Die Grundrisse seien so beschaffen, dass sowohl einzelne Asylbewerber als auch Familien untergebracht werden könnten, teilte das Landratsamt mit. Eine Nachnutzung für den sozialen Wohnungsbau sei wegen des „hohen Maßes an Flexibilität“ auch möglich.
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/su...-15818447.html