Wer öffentlich den Namen einer Frau der Familie nennt, entehrt die gesamte Familie, berichten Frauenrechtlerinnen und sammeln unter dem Hashtag #WhereIsMyName Beiträge, warum Afghanen die Namen ihrer Frauen, Mütter und Schwestern verschweigen.
n Deutschland leben aktuell etwa eine Viertelmillion Afghanen. Wohl noch ein paar tausend mehr, wenn man die nicht registrierten hinzurechnet. Vorwiegend junge Männer. Hergekommen aus einem Kulturkreis, über den wir wenig wissen. ...
Aber wie denken diese Männer, die hierbleiben, was treibt sie um und wie schauen sie auf ihre neue Heimat Deutschland? Anthropologen, Soziologen und Pädagogen analysieren die Lage, sammeln Information und bewerten die Zukunftsperspektiven dieser in zutiefst patriarchalischen Gesellschaften mit archaischen Wertvorstellungen aufgewachsen Männer.
Die internationale Presse nimmt gerade mit großen Interesse ein Projekt wahr, dass in Afghanistan selbst kaum registriert wird, aber geeignet erscheint, etwas über afghanische Männer in Deutschland zu erzählen. Genauer geht es um einen Aufstand der Namenlosen, der gar kein Aufstand ist
Es geht um das Recht afghanischer Frauen an ihrem Namen. Man muss zweimal hinhören, um als Europäer überhaupt den Sinn zu verstehen. Dort, wo sich die Ehre des Mannes über die Beschützerrolle für seine Frauen und Töchter definiert, ist der Name der Frau ein Tabu. Sie bekommen zur Geburt zwar einen Vornamen, heißen von da an aber entweder „Tochter von …“, „Mutter von…“, oder „Frau von …“.
Ihre Echtnamen stehen oft nicht einmal in den Geburtsurkunden oder auf dem Grabstein. Wer öffentlich den Namen einer Frau der Familie nennt, entehrt die gesamte Familie, berichten Frauenrechtlerinnen und sammeln unter dem Hashtag #WhereIsMyName Beiträge, warum Afghanen die Namen ihrer Frauen, Mütter und Schwestern verschweigen. Was in Afghanistan von den Wenigsten thematisiert wird, weiß nun das ZDF Heute Journal: „Jeder Mensch hat einen Namen … sollte man meinen. Doch in Afghanistan kämpfen Frauen dafür, beim Namen genannt zu werden. Sie heißen Nilofar und Tahmina, doch in ihrem Heimatland bleiben sie oft namenlos.“
Die freie Journalistin Franziska Pröll twittert empört: „“Mutter meines Kindes“, „Meine schwache Hälfte“ oder „Mein Haushalt“: Frauen in Afghanistan kennen ihren Namen nicht.“ Nicht ganz richtig, kennen werden sie ihn, aber sie bekommen ihn nicht zu hören und dürfen ihn anderen nicht mitteilen.
In Deutschland leben heute etwa eine Viertelmillion vorwiegend junger männlicher Afghanen. Und sie sind ausgestattet mit einem Ehrverständnis, verankert in einem schwer zu korrigierenden Kinderglauben, der die Nennung des Namens von Frauen als ehrlos empfindet. Aber in Deutschland gibt es keine namenlosen Frauen. Die nette Flüchtlingshelferin, die Dame vom Amt, selbst die neue Nachbarin stellt sich mit ihrem Namen vor.
Vielleicht hätte sich die Flüchtlingshelferin aus Rücksicht auf die afghanische Kultur noch überreden lassen, sich als „Tochter von“ oder „Frau von“ vorzustellen, für alle anderen aber ist es undenkbar. Unsere Gesellschaft gibt so etwas einfach nicht her.
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