Analyse zur Perspektive der Flüchtlinge
Keine Hürden für die Integration


Die Behörden erschweren oft die Integration, die Vorschriften aus Berlin verhindern, dass viele Flüchtlinge arbeiten dürfen. Das ist falsch und gefährlich, schreibt Rafael Binkowski in seinem Kommentar.




Ludwigsburg - Hut ab vor jedem Flüchtlingshelfer, der nach zwei Jahren unermüdlicher Arbeit in seiner Freizeit immer noch aktiv ist. Ob in Gerlingen, Ludwigsburg oder Bietigheim-Bissingen. Denn die Arbeit ist inzwischen schwieriger und nervenaufreibender. Es geht jetzt es darum, einen monatelangen Papierkrieg mit den Behörden zu führen. Die Wartezeit auf Entscheidungen zermürbt die Heimatlosen wie die Helfer gleichermaßen. Die verschärften Regeln aus Berlin müssen in den Ausländerbehörden umgesetzt werden.


Gerade im Landkreis sollen die Vorschriften oft besonders streng ausgelegt werden, das beklagen die örtlichen Flüchltingshelfer. Das zeigen Beispiele, die vergangene Woche publik wurden: Ein Togolese, der im Gerlinger Pflegeheim arbeiten will, oder ein Afghane, der in Bietigheim eine Ausbildung beginnen will.
Doch sie dürfen icht. Sie hängen in der Warteschleife, entweder ist ihr Asylverfahren noch am Laufen, oder sie warten auf Entscheidungen der Verwaltungsgerichte. Die Ludwigsburger Agentur für Arbeit hat viele Angebote gestrichen, weil sie von der Ausländerbehörden nicht genehmigt werden. Eine absurde Situation.
Die Schlüsselbotschaft:

Falsch und gefährlich ist es, die Flüchtlinge ohne Beschäftigung verharren zu lassen. Welcher Einheimische würde nicht auf dumme Gedanken kommen, wenn er zwei Jahre zum Nichtstun verdammt wäre? Wer sich langweilt und keine Perspektive sieht, ist vielleicht anfällig für dubiose Angebote. Wer dem Arbeitsmarkt erst einmal verloren ist, ist später viel schwerer zu integrieren. Daher sollten vor allem die lokalen Ausländerbehörden ihren Ermessensspielraum nutzen und schnelle, pragmatische Lösungen vor Ort finden. Das ist leider bislang nur allzu selten der Fall.
Mehr Integration desto besser

Je mehr Heimatlose in die Gesellschaft integriert sind, ihren Beitrag leisten und mit Nachbarn, Kollegen oder Freunden in Kontakt stehen, desto schwerer lassen sich Vorurteile und Stereotypen aufrecht erhalten, die auch im Landkreis in den sozialen Medien grassieren. Die meisten Menschen, die dort sich dort artikulieren, haben überhaupt keinen realen Kontakt mit Flüchtlingen.

Die politische Debatte in Berlin und Stuttgart erschwert ohnehin Integration. Da sollten die örtlichen Verwaltungsangestellten keine weiteren Hürden aufbauen, sondern mehr Vernunft walten lassen.
http://www.stuttgarter-nachrichten.d...390113773.html