Auszüge:

Minister trifft Migranten

Haben Asylbewerber das Zeug zum Handwerker? Das will man in Riesa herausfinden – und schimpft dort auf die Bürokratie.
Riesa. Fein säuberlich aufgereiht liegen Feilen und Sägen auf der Werkbank. Dazu Hammer, Schraubstock, Schleifpapier. Dazwischen Bretter verschiedener Länge und Breite. Ausbilder Heinz Goldstein zeigt, was daraus werden soll: ...
Dieses Mal aber hat er eine besondere Herausforderung: Keiner seiner Schüler spricht flüssig Deutsch. „Aber wir verstehen uns schon“, sagt der Mann mit der grauen Latzhose. Seine Schüler tragen dieselbe Kleidung in Blau – und stammen aus Eritrea, Syrien, Afghanistan. Vor Kurzem haben die Asylbewerber noch am Riesaer BSZ Deutsch gelernt, nun machen sie an der Alleestraße im Qualifizierungszentrum am neuen Projekt mit dem schönen Namen „BOF“ mit. Die Abkürzung steht für „Berufsorientierung für Flüchtlinge“.
Dafür interessiert sich auch der Bundesinnenminister, der in einem Monat sein Bundestagsmandat für den hiesigen Wahlkreis verteidigen will. Und so schaut sich Thomas de Maizière (CDU) am Freitag im Qualifizierungszentrum um. Schnell entwickelt sich zwischen dem Minister und den Asylbewerbern ein Frage-und-Antwort-Spiel. „Wo kommen Sie her?“, fragt er den Ersten im Blaumann. „Aus Afghanistan.“ – „Und von wo da?“ – „Aus Kunduz.“ – „Wie steht’s um Ihren Asylantrag?“ – „Abgelehnt.“ – „Aha.“ So geht de Maizière von Schüler zu Schüler – und erfährt, dass die meisten noch auf Ergebnisse ihres Antrags warten, erkundigt sich nach Familienangehörigen oder ob das Haus in Syrien noch steht. Ziel des Projekts ist es, die Asylbewerber auf eine Berufsausbildung im Handwerk vorzubereiten. Dafür unterstützen der Bund, die Arbeitsagentur und der Zentralverband des Handwerks die Aktion.
Vor Ort in Riesa arbeiten die Kreishandwerkerschaft und das Qualifizierungszentrum zusammen. Dort probieren sich derzeit zehn Eritreer, Syrer, Afghanen in den nächsten Wochen beim Arbeiten mit Holz und Metall aus. Gleichzeitig lernen sie deutsche Fachbegriffe aus der Handwerkswelt – zum Beispiel „Handbohrer“. Anschließend geht es zu Praktika in Betrieben. Die waren nicht schwer zu finden
Was kein Wunder ist, denn die Hilfskräfte sind für die Arbeitgeber umsonst, denn die Löhne zahlt komplett die Arbeitsagentur bzw. Bundesanstalt für Arbeit aus den Mitteln der Arbeitslosengeldversicherung.

Taugt der Flüchtling nichts, kann er zumindest den Hof kehren und diese Hilfsleistung ist kostenlos für den Arbeitgeber. Zudem sind Handwerksbetriebe auf öffentliche Ausschreibungen angewiesen - mittlerweile wird alles ausgeschrieben, auch kleinere Reparaturarbeiten oder Glühbirnenwechsel (und dies ist kein Witz!) - so dass sie von der Einstellung dieser für sie kostenlosen Hilfskräfte noch weitere Vorteile haben, denn entweder erfüllen sie damit die Voraussetzung, an einer Ausschreibung teilnehmen zu dürfen oder sie erhöhen ihre Chancen auf einen Zuschlag.

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