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    Sylter Hotelier über Integration: "Flüchtlinge sind ein Geschenk für die Luxusinsel"

    Aus der Reihe "Echte Sylter"

    Teil 3

    "Echte Sylter" - Teil 3Sylter Hotelier über Integration: "Flüchtlinge sind ein Geschenk für die Luxusinsel"
    Man kommt sich vor wie in einem Arzttroman oder so einem Adligen-Roman aus dem Kiosk, wenn man folgendes liest:

    In einem schicken Hotelrestaurant auf der Insel Sylt räumt Khabat K. gerade das letzte Frühstücksgeschirr weg. Das Luxushotel, mit der langen Kiesauffahrt und den strahlend weißen, reetgedeckten Häusern, liegt im Osten der Insel. Der junge Syrer mit den dunklen Haaren und tiefen, blauen Augen absolviert hier die Einstiegsqualifizierungsphase für eine Ausbildung.

    "Im Moment arbeite ich im Service", sagt er auf Deutsch und deutet stolz auf den edlen Speisesaal hinter sich. Wenn Khabat lächelt, dann bilden sich kleine Grübchen um seine strahlenden Augen, sein Mund wird lang und schmal.

    Nur wenn er über seine Flucht spricht, dann fällt sein Lächeln in sich zusammen, dann sieht er älter aus als 28 Jahre.
    "Ich hatte Angst"

    Khabat ist Flüchtling und kommt aus Aleppo. Er war 23 Jahre alt, als er 2012 vor dem Krieg und der Zerstörung in seiner Heimat flüchtete. Seine Stimme wird leise und rauer, wenn er über die Vergangenheit spricht: "Ich hätte zum Militär gehen müssen. Aber ich wollte niemanden töten." Zu Fuß gelangte der junge Mann über die Türkei nach Europa. "Der Weg war schwer, ich war alleine und hatte Angst vor dem, was kommt. Ich kannte niemanden, ich konnte die Sprache nicht und die Kultur war mir fremd." Nach Aufenthalten in Bulgarien, Finnland und Dänemark hat er auf der Nordseeinsel endlich das Gefühl angekommen zu sein.
    An dieser Stelle muss ich mit ein paar Fakten weiterhelfen:

    Im September wird er eine Ausbildung als Hotelfachmann beginnen
    Er befindet sich also im Moment noch in einer der Qualifikationsmaßnahmen, die von der Bundesanstalt für Arbeit (also über die Arbeitslosengeldversicherung) bezahlt werden und kostet den Hotelier daher nix und bringt ihm anzunehmenderweise dazu noch einige Vorteile.
    Wenn der Flüchtling Khabat die Ausbildung beginnt, dann zahlt die BA immerhin noch mehr als die Hälfte des Auszubildendenlohns, was den Hotelier fast nix kostet und ihm einige Vorteile bringen wird.
    Dem Syrer Khabat bringt die Ausbildung auch viel, denn egal wie begründet oder unbegründet sein Asylantrag auch ist, genießt er für diese Zeit ein Bleiberecht. Anschließend genießt er noch weitere zwei Jahre Bleiberecht, damit er hier arbeiten kann, zur Not auch auf geringfügiger Basis in einer Dönerbude, denn der Job, den er dann ausüben wird, vielleicht auch nur 1 1/2 Jahre, muss nicht der Beruf sein, den er hier erlernt hat und er muß ihn auch nicht ernähren. Nur 1 1/2 Jahre deswegen, weil ihm ein halbes Jahr Arbeitslosigkeit nach der Ausbildung zugebilligt wird, um einen Job zu finden.
    Und nun kommt die Krönung der Geschichte. Er ist dann nämlich 5 Jahre im Land und erhält folglich und ganz automatisch und rechtlich verbrieft, egal ob sein Asylantrag bewilligt oder abgelehnt wurde, ein Aufenthaltsrecht in Deutschland.


    Aber nun zurück zu der launigen Geschichte:

    Noch klappert das Geschirr, wenn er mehrere Teller auf seinen Armen balanciert. Doch Khabat lernt schnell. "Ich will alles richtigmachen. Manchmal passieren mir auch Fehler, aber das ist normal." Obwohl er sehr gut Deutsch spricht, hat er noch Schwierigkeiten mit den verschiedenen Dialekten. "Ich habe schon mal ausversehen einem Bayer einen Cappuccino statt einem Kaffee gebracht", sagt der 28-Jährige mit einem Grinsen.
    Warum er in dieser Geschichte grinst, erschließt sich mir nicht. Hätte er nicht besser lächeln sollen? Auf jeden Fall hat er ein weiteres Talent offenbart, das der Schreiberin des Artikels, Frau Vivica Mildner, bisher verborgen blieb. Er kann prima Geschichten erzählen, so die mit dem Dialekt. Egal, ob der Dialekt tiefbayrisch ist oder fränkelt, so wird doch aus einem Kaffee kein Cappuccino, noch nicht einmal dann, wenn der Bayer voll ist bis Oberkante Unterlippe.

    Flüchtlinge und Fachkräftemangel

    Khabat ist einer von 256 Asylsuchenden auf Sylt. Doch im Gegensatz zu vielen anderen hat er eine berufliche Perspektive auf der Luxusinsel. Möglich macht das das Ausbildungsprogramm "Festmachen auf Sylt". Das Projekt vermittelt Flüchtlinge an Hotels und Gaststätten und bereitet sie auf eine Berufsausbildung vor.
    Die vielen anderen ohne Perspektive sind die Sylter, die auf das Festland ziehen müssen, weil sie die Mieten nicht zahlen können und leider auch nicht in die Wohnungen ziehen dürfen, die für die Flüchtlinge zur Verfügung gestellt oder gebaut wurden.

    Über das Programm:

    Festmachen auf Sylt

    Das Projekt "Festmachen auf Sylt" bemüht sich um die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt und vermittelt sie an Hotels und Gaststätten auf der Insel Sylt. Mit speziellen Kursen werden die Asylwerber und die Unternehmen auf die Berufsausbildung vorbereitet. Für das Programm haben sich die Gemeinde Sylt, lokale Unternehmer, die IHK, die Agentur für Arbeit, die Berufsschule Niebüll und weitere Kooperationspartner zusammengeschlossen.

    Damit begegnet das Projekt auch einem Arbeitsmarktproblem: Viele Unternehmen kämpfen seit Jahren mit einem Fachkräftemangel und unbesetzten Ausbildungsplätzen. Vor allem der Bereich Gastgewerbe und Hotellerie gelten als unbeliebt. In Schleswig-Holstein zählen Koch (Platz 6) und Hotelfachmann (Platz 8) laut der Bundesagentur für Arbeit zu den Top Ten der unbesetzten Ausbildungsplätze. Vor allem auf Sylt gibt es viele unbesetzte Stellen. "Die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt ist eine Chance dem Fachkräftemangel auf der Insel zu begegnen", erklärt Catharina Nies von der Industrie- und Handelskammer.
    Ja, denn die Stellen auf Sylt sind auf die Sommersaison befristet. Sie reichen nicht, die Arbeitnehmer zu ernähren und sollte ein Sylter nach der Saison arbeitslos werden, ist er gezwungen, sich eine billige Wohnung auf dem Festland zu suchen, da die Luxusmieten auf Sylt für arbeitslose und Hartz-IV-empfangende Sylter eben nicht übernommen werden. Bei den Flüchtlingen scheint man hier sehr viel großzügiger zu verfahren.

    Der Einstieg in eine Ausbildung ist jedoch nicht einfach. Das Programm bereitet die Asylwerber in einem elfmonatigen Prozess mit speziellen Sprachkursen und fachlichem Vorbereitungen direkt auf das Arbeiten im Gastgewerbe vor. Im Herbst 2017 werden voraussichtlich 20 Flüchtlinge die Ausbildung beginnen. Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel, sieht das Programm zwar nicht als Lösung, aber als wichtiges Signal in der Flüchtlingspolitik: "Den Fachkräftemangel auf der Insel werden wir zwar so nicht ausgleichen können. Aber es ist ein Anfang."
    Win-win-Situation

    Für Claas-Erik Johannsen, Inhaber des Hotels Benen-Diken-Hof, ist das Programm eine Win-win-Situation: "Flüchtlinge auf der 'Luxusinsel' Sylt sind kein Widerspruch. Sie sind ein Geschenk für uns." Er ist einer der Initiatoren des Projekts. Für den Hotelier ist Khabat ein Glücksgriff: "Er hatte keine Probleme sich zu integrieren, er weiß, wie die westliche Welt tickt."
    Kein Wunder, denn wann erhält ein Unternehmer und Hotelier schon Fachkräfte für Umsonst? Das gab es selbst in den Zeiten der Sklaverei nicht, denn da mußte der Sklavenhalter immerhin Kost und Logis und andere nötige Kosten selbst tragen.

    Schon wieder ein Jurist:

    Auch die Gäste des Fünfsternehotels reagieren positiv auf den jungen Syrer: "Ich merke nicht, dass Sylt eine Luxusinsel ist. Die Gäste sind sehr freundlich und behandeln mich wie jeden anderen", sagt Khabat. Vor allem die Mitarbeiter des Hotels unterstützen und helfen ihm sich einzufinden. "Mit 28 Jahren bin ich viel älter als die anderen Auszubildenden. Das ist schon etwas komisch", sagt er. Die Flucht hat vieles verändert. In Syrien studierte er im ersten Semester Jura, träumte davon eines Tages Anwalt zu sein. Aber: "In meiner Heimat gab es keine Zukunft für mich. Jetzt habe ich wieder eine Perspektive."
    Es muss in Syrien eine riesengroße Universität mit riesengroßen Hörsälen für die vielen Juristen, die alleine nach Deutschland gekommen sind, gegeben haben.

    Laufendes Asylverfahren

    Hotel-Chef Johannsen: "Für uns ist es wichtig, dass die Auszubildenden auch später in unserem Hotel arbeiten. Wir haben gerne einen festen Mitarbeiterstamm." Dazu soll auch Khabat gehören. Doch die Ausbildungsduldung, die im August 2016 beschlossen wurde, greift erst dann rechtssicher, wenn die Ausbildung startet. „Unternehmer verstehen unter Planungssicherheit aber etwas anderes. Das Bleiberecht für angehende Auszubildende sollte spätestens dann gelten, wenn der Ausbildungsvertrag bei der jeweiligen Kammer ordentlich in das Ausbildungsverzeichnis oder die Lehrlingsrolle eingetragen wurde. Hier muss politisch schnell nachgebessert werden“, fordert Catharina Nies.
    Eigentlich sollte zukünftig jeder bleiben dürfen, der die Absicht bekundet, eine Ausbildung zu machen und jemanden anführen kann, der die Absicht hat, demnächst einen Lehrling auszubilden.

    Wie viele andere Geflüchtete im laufenden Asylverfahren macht auch Khabat sich sorgen - für ihn ist es eine nervliche Belastung. "Ich habe Angst, dass ich weggeschickt werde." Er will nicht mehr umziehen, ziellos und ohne Perspektive sein. Der 28-Jährige fühlt sich zu Hause auf der Insel. "Ich mag, dass es auf Sylt sehr ruhig ist und den Strand." Trotzdem denkt er viel an seine Heimat: "Ich vermisse meine Freunde und meine Familie sehr - ich vermisse alles an meiner Heimat." Seine Stimme wird leiser, brüchiger. Syrien, wie er es kennt, gibt es nicht mehr. Ob er je zurück in seine Heimat geht, weiß er noch nicht. "Zurzeit konzentriere ich mich nur auf meine Ausbildung. Ich weiß nicht was die Zukunft bringen wird."
    Ja, viele Sylter lieben ihre Insel auch sehr und verlassen diese mit sehr viel Heimweh.

    Zur Serie heißt es übrigens:

    Die Ferieninsel Sylt ist eine der beliebtesten Urlaubsziele der Deutschen. Sie ist bekannt für ihre Champagner-Partys, Promi-Aufläufe und teuren Immobilien-Preise. Doch die Insel hat viel mehr zu bieten: Endlose Strände und weite Dünen ziehen jedes Jahr Hunderttausende Touristen an. Doch nicht die Besucher prägen das Bild der Insel - sondern die Menschen, die Sylt ihr Zuhause nennen - die "echten" Sylter. Unsere Reporterinnen Marie-Anne Hollenz und Vivica Mildner waren eine Woche auf der Insel unterwegs und sprachen mit "echten" Syltern, neuen Syltern, Flüchtlingen und dem Bürgermeister.
    http://www.focus.de/regional/schlesw...d_7073222.html

    Und mir stellt sich an dieser Stelle die Frage, ob Vivica Mildner schon mit dem Mann mit den strahlenden Augen im Bett war oder demnächst erst in die Koje steigen wird.
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2
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    AW: Sylter Hotelier über Integration: "Flüchtlinge sind ein Geschenk für die Luxusinsel"

    Zu Fuß gelangte der junge Mann über die Türkei nach Europa. "Der Weg war schwer, ich war alleine und hatte Angst vor dem, was kommt. Ich kannte niemanden, ich konnte die Sprache nicht und die Kultur war mir fremd." Nach Aufenthalten in Bulgarien, Finnland und Dänemark
    Er war bevor er nach Deutschland kam bereits in 4 sicheren Ländern! Offensichtlich zahlt Deutschland die höchste Sozialhilfe.
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

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