Nachdem Hammann zunächst in einer Kleiderkammer dabei half, Jacken, Hosen und Pullover zu sortieren, trug er sich in einer Datenbank ein und bot an, sich individuell um Flüchtlinge zu kümmern. Die für die Betreuung der Flüchtlinge zuständigen Sozialarbeiter seien anfangs „völlig überfordert gewesen“, sagt der 63-Jährige rückblickend. „Da muss sich doch jemand intensiver um die Leute kümmern“, sei sein Gedanke gewesen. Hammann wurden schließlich zwei Familien aus dem Iran zugewiesen, die zunächst in einer Wohnung in einem Gebäude in der Jefferson-Siedlung untergebracht waren.
Einer der von dem pensionierten Polizeibeamten betreuten Flüchtlinge ist Kassem Jawadi Kuchaksaraie und dessen siebenjähriger Sohn Hatef. Der 43-jährige alleinerziehende Vater kam 2015 nach Deutschland. Kürzlich ist der Iraner, der auch nach zwei Jahren noch kaum ein Wort Deutsch spricht, als Flüchtling anerkannt worden. Er wohnt inzwischen mit seinem Sohn in einem der Hochhäuser im Darmstädter Stadtteil Kranichstein. Aus der Wohnung in der Jefferson-Siedlung zogen der Vater und der Sohn aus, weil es mit der anderen iranischen Familie Spannungen etwa wegen der Hygiene und der Sauberkeit in der Küche gegeben hatte. Hammann half dabei, zwischen den Familien zu vermitteln. Doch die eigene Wohnung für den Vater und seinen Sohn erleichtert auch die Arbeit des ehrenamtlichen Flüchtlingshelfers, dem es vor allem ein Anliegen ist, dass der Siebenjährige weitere Fortschritte in der Schule macht.

Sorgen bereitet Hammann indes, dass sein erwachsener Schützling nicht dazu bereit oder in der Lage ist, seine Ängste vor dem Erlernen der deutschen Sprache zu überwinden. Schon in seinem Heimatland sei ihm der Englisch-Unterricht schwergefallen, übersetzt sein Landsmann, den alle nur „Mister Mo“ nennen und der beim Sportverein TG 1875 Darmstadt aktiv ist.

Für drei Jahre wurde dem Vater, der nach eigenen Angaben im Nordiran geboren wurde und in der Hauptstadt Teheran als Makler tätig war, nun eine Aufenthaltserlaubnis erteilt. Der 43-Jährige hat sich inzwischen taufen lassen und besucht regelmäßig die Adventgemeinde an der Heidelberger Straße.

Hammann und Detlef Verchin vom Koordinationskreis Asyl werben unterdessen dafür, dass sich noch mehr Paten in der Stadt Darmstadt und im Landkreis Darmstadt-Dieburg um Flüchtlinge kümmern. „Die euphorische Stimmung des Jahres 2015 ist längst gewichen, und es geht nun um die tägliche Kleinarbeit“, sagt Verchin. Wichtig sei es, dass die Flüchtlinge einen Rhythmus bekämen. „Das ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen“, geben auch Hammann und „Mister Mo“ vom Sportverein TG 1875 zu.

Hammann will sich nun darum kümmern, dass sein Schützling Kassem einen Integrations- und Sprachkursus besucht. „Ohne Deutsch zu sprechen funktioniert hier nichts“, sagt er. Doch bisher haben die mahnenden Worte bei dem 43-jährigen Vater nicht gefruchtet. Aber der Flüchtlingsbegleiter lässt sich nicht entmutigen und wird auch künftig einmal in der Woche den Vater und seinen Sohn in deren Wohnung im elften Stockwerk des Hochhauses in Kranichstein besuchen....
http://www.fr.de/rhein-main/alle-gem...ucht-a-1320752

Man kann im Artikel weiter lesen, dass der Sohn Schwierigkeiten mit dem Schreiben hat...