Dank Flüchtlingen machen mittlerweile auch Sozialpädagogen und Famiientherapeuten Karriere und schaffen es in politische Ämter.

Integrationsbeauftragte zu Gast bei der Frauen Union

„Flüchtlinge fördern und fordern“

„Integration ist die alles entscheidende Frage der nächsten Jahre“, stellte Kerstin Schreyer fest. Bayerns Integrationsbeauftragte war auf Einladung der Frauen Union (FU) nach Taufkirchen gekommen, hielt ein Referat und stellte sich anschließend einer sehr lebhaften Diskussion.


Taufkirchen– Seit März hat die Münchnerin Kerstin Schreyer, eine gelernte Sozialpädagogin und Familientherapeutin, das Amt der Integrationsbeauftragten inne. FU-Kreisvorsitzende Janine Krzizok freute sich über den Besuch der CSU-Landtagsabgeordneten und auch über die vielen Zuhörer, die trotz der großen Hitze in den Wagnerwirt gekommen waren. „Und ich freue mich auch über die vielen Ehrenamtlichen, die da sind und uns sicherlich andere Einblicke geben“, sagte sie bei der Begrüßung.


Schreyer meinte, beim Thema Integration gebe es „so viele verschiedene Blickwinkel, und ich werde den ganzen Tag damit konfrontiert“. Man müsse sich auch daran gewöhnen, von verschiedenen Seiten einstecken zu müssen. „Jeder von uns hat Vorurteile“, meinte sie, „aber jeder von uns will das Beste, damit Integration gelingen kann“.#



Unmissverständlich erklärte Schreyer, dass es gewisse Spielregeln gebe, wie wir miteinander leben. „Unser Job ist es, diese zu erklären.“ Dabei gebe es Regeln, die nicht verhandelbar seien, wie etwa Religionsfreiheit oder Gleichberechtigung. Für den klassischen türkischen Mann sei sie beispielsweise „ein Albtraum“ als selbstständige, geschiedene Frau mit Kind. Man müsse Flüchtlinge fördern, müsse sie aber auch fordern.





„Mir als Sozialpädagogin ist der Mensch wichtig, egal wo er her ist“, betone sie. In Bayern leben derzeit 2,7 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, nur 15 Prozent seien Flüchtlinge, 85 Prozent seien auf anderen Wegen nach Bayern gekommen.


In der Diskussion kritisierte Doris Kraeker neben dem Kommunalpass auch die Tatsache, dass zum Beispiel Afghanen, „die früher mit der gleichen Geschichte anerkannt worden sind, jetzt keine Anerkennung mehr bekommen“.

Außerdem erzählte sie von Fällen, wo Flüchtlinge bereits Arbeit hatten, diese aber dann nicht mehr ausüben durften, oder auch konnten, weil sie verlegt worden sind.

Man dürfe einen Menschen nicht beurteilen, „ob er für uns nutzbar ist oder nicht“
, entgegnete Schreyer. „Wenn jemand nicht bleiben kann, dann muss ich ihn zurückführen, sonst brauche ich kein Asylrecht.“ Sie bot Kraeker an, ihr zu helfen: „Wenn sie glauben, das war nicht in Ordnung, dann schicken sie mir das.“



Die Integrationsbeauftragte stellte auch klar, dass die Entscheidung darüber, ob man nach Afghanistan rückführen dürfe, Sigmar Gabriel und sein Auswärtiges Amt treffen würden. „Die Länder vollziehen nur“, erklärte Schreyer. „Wir können keine Politik nach Bauchgefühl machen.“


Maria Brand, Sprecherin der Aktionsgruppe Asyl im Landkreis (AGA) ergänzte, dass vor ein paar Jahren die Anerkennungsquote bei Afghanen bei 77 Prozent lag und jetzt nur noch bei 40 Prozent. Sie erzählte auch von einem Afghanen, der gegen seine Abschiebung geklagt hatte und letztlich bleiben durfte.
„Das Beispiel zeigt doch schön, dass wir in einem Rechtsstaat leben und dass jeder Einzelfall geprüft wird“, entgegnete Schreyer.



Die Diskussion in eine ganz andere Richtung drehte dann Julia Manu. Die Lehrerin einer Förder-Berufsschule in München erzählte, dass sie viele Kinder mit Migrationshintergrund in ihrer Klasse habe wie etwa aus dem Kosovo, außerdem einen Epileptiker und einen Autisten. Durch die Flüchtlinge, die nun gekommen seien, würden die anderen Schüler nun in den Hintergrund gedrängt. „Wir dürfen uns aber nicht nur auf eine Gruppe stürzen“, forderte sie. „Andere Gruppen sind auch wichtig.“ Schreyer stimmt ihr voll zu und sagte: „Wir müssen Flüchtlingen helfen, dürfen aber die anderen dabei nicht vergessen.“ Das seien immerhin 85 Prozent, wie sie eingangs bereits erwähnt hatte.


Brand schnitt dann noch das Thema der traumatisierten Flüchtlinge an. Sie forderte mehr Therapiemöglichkeiten und auch die Finanzierung von Dolmetschern.
Abgesehen davon, dass es auch bei uns traumatisierte Menschen gebe „und wir die Therapeuten gar nicht haben“, sagte Schreyer, dass der Freistaat bereits sieben Milliarden Euro für Integration ausgegeben habe. „Bezirke, Landkreise und Gemeinden sind da noch gar nicht dabei. Aber man kann natürlich immer noch mehr fordern.“


Brand meinte, es müsse auch mehr für die Förderung des Sprachniveaus bei den Flüchtlingen tun. Das sogenannte B 1-Niveau sei zu wenig, beklagte sie. Förder-Berufsschullehrerin Manu entgegnete: „Das ist aber auch eine Frage des persönlichen Einsatzes“ und griff Schreyers Worte auf, man müsse Flüchtlinge „fördern und fordern“.


„Wir betreiben Integration hier schon seit vielen Jahren“, stellte Schreyer fest und erzählte, dass es etwa in Augsburg mehr Menschen mit Migrationshintergrund gebe als in Berlin-Neukölln. In Augsburg gebe es aber keine Straßen, in denen sich nicht mal mehr die Polizei hineintraue. „Integration gelingt in Bayern besser“, meinte sie in ihrem Schlusswort.


„Wir können durchaus stolz sein auf das, was wir geschafft haben“, ergänzte FU-Kreisvorsitzende Krzizok und bedankte sich bei der Integrationsbeauftragten für ihren Besuch: „Sie haben uns viele Denkanstöße gegeben und wir haben auch viel gelernt.“
https://www.merkur.de/lokales/erding...n-8429873.html

Die Ehren- und Hauptamtlichen werden sich zukünftig mehr Mühe geben, sich zu integrieren. Ab und zu werden sie dabei auch mal einen Flüchtling treffen, eventuell einen, der in Arbeit ist oder einer, der schon ein wenig Deutsch gelernt hat. (Es gibt ja nicht wenige Flüchtlinge, die seit 2015 in Deutschland sind und noch darauf warten, Deutsch lernen zu können, siehe

https://open-speech.com/threads/7478...77#post1736377
).