Flüchtlinge erzählen vom Ramadan

Let's talk about – diesmal "Ramadan": Im bewährten und erfolgreichen Format hatten die Evangelische Bezirksstelle für Flucht und Migration, der DRK-Kreisverband und die Kulturquelle zum Gesprächsabend ins Gemeindehaus am Irmapark eingeladen.

Geflüchtete Menschen aus Afghanistan, Eritrea, Gambia und Syrien gestalteten mit Karin Nagel von der evangelischen Bezirksstelle Flucht und Migration (Mitte) sowie Hasan Tuzun vom Vorstand der Kulturquelle (Zweiter von rechts) den Ramadan-Abend im Evangelischen Gemeindehaus

Vor gut hundert Gästen erzählten muslimische Flüchtlinge aus Syrien, Gambia, Afghanistan und Eritrea authentisch und teilweise auch durchaus humorvoll, wie man in ihren Heimatländern Ramadan feiert.



Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondjahr. Der Fastenmonat, in dem Muslime von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken verzichten. Noch in der Dämmerung nimmt man morgens etwas zu sich. Nach Sonnenuntergang wird gemeinsam festlich gegessen. Versäumte Fastentage können im Laufe des Jahres nachgeholt werden. Kinder, alte und kranke Menschen sowie Reisende sind vom Fasten befreit.


Das sind Wochen, auf die man sich das Jahr über freut; in denen die Kinder mit Süßigkeiten beschenkt werden und – wie es der Koran verlangt – für die Armen gespendet wird. Aber auch das Zu-sich-selbst-Kommen und Zeit für das besondere Gebet gehören untrennbar zum Fastenmonat. Eine Zeit der Besinnung, in der das Familienleben mit dem gemeinsamen abendlichen Fastenbrechen, einem festlichen Abendessen nach Sonnenuntergang, gepflegt wird.



Für Aladin Fahnadi aus Syrien ist Ramadan "der beste Monat des Jahres". Dabei gehe es freilich um viel mehr als "nur" das Fasten: dem Koran gemäß um Spenden für Arme und um das Gebet. Die Stadt und die Wohnungen werden in dieser Zeit besonders geschmückt.



Hassan Salah, ein junger Mann aus Gambia, berichtete von dem harmonischen Verhältnis von Muslimen und Christen in seiner Heimat und darüber, wie die Preise im Ramadan steigen, während Clubs und Restaurants geschlossen haben – und die Kriminalitätsrate sinkt.

Unterschiedliche Traditionen

In Afghanistan ist Ramadan "der freudigste Monat", sagte ein Englischlehrer aus dem von Krieg und Terror überzogenen Land. Wohltätigkeit stehe im Mittelpunkt des Fastenmonats, der dort mit einem dreitägigen Fest und Tischen mit Süßigkeiten und Besuchen bei Freunden abgeschlossen werde.


Mit Kanonenschüssen, berichtete Mohamed Galman, wird in Eritrea der Ramadan eröffnet. Das Zusammenleben von Muslimen und Christen sei hier kein Problem, ergänzte Mussa. Und auch hier spiele Wohltätigkeit eine wichtige Rolle.


Während dieser interessanten, von Karin Nagel moderierten, Erzählrunde kochten muslimische Frauen von der Kulturquelle dann das Festessen für die 100 Gäste. Pünktlich zum Fastenbrechen, an diesem Tag genau um 21.31 Uhr, nahm man sodann einen Schluck Wasser und verkostete getrocknete Feigen, bevor das Essen aufgetragen wurde: Linsensuppe, Reis, Erbsen und Möhren, Salat, eine schmackhafte Fleisch- und eine süße Nachspeise.

Austausch beim Fastenbrechen

Das gemeinsame Essen, mit dem der gelungene Abend dann seinen Ausklang fand, war die Gelegenheit zu mannigfaltigen persönlichen Gesprächen. Musliminnen und Muslime erläuterten die Speisen, erzählten aus ihrer Heimat, von ihren Familien und – auf Nachfrage – wie es ihnen hier auf der Baar geht. Das Zusammentreffen bot die Möglichkeit, Vorurteile abzubauen und etwas über die persönlichen Lebenssituationen zu erfahren.
Der Verein Kulturquelle wird im Artikel vorgestellt:

Der Verein

Die Kulturquelle ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz im Haus Max-Egon-Str. 26 in Donaueschingen. Ziel des Vereins ist, so Vorstandsmitglied Hasan Tuzun, unterschiedliche Kulturen mehr zusammen zu bringen und solcherart das gute Neben- und Miteinander der Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur zu fördern. Die Kulturquelle veranstaltet Kulturtage und beteiligt sich ebenfalls am Donaueschinger Herbstfest. Die Arbeit finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen.
und aus den Fördertöpfen des Staates.

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