Der afghanische Vizepräsident Abdul Raschid Dostum hat sich in die Türkei abgesetzt, nachdem ihm in seinem Heimatland die Misshandlung, Entführung und Vergewaltigung eines Rivalen vorgeworfen werden. Er selbst weist die Vorwürfe jedoch zurück.

Ein Sprecher des langjährigen Kriegsherren in Afghanistan wies am Samstag jedoch Mutmaßungen zurück, dass dies ein langes Exil für Dostum und das Ende seiner politischen Karriere in Afghanistan bedeuten könnte. Dostum werde nach einer medizinischen Untersuchung in der Türkei und einem Besuch bei Familienmitgliedern zurückkehren, versicherte er.
Der 63-jährige Dostum soll im vergangenen November seinen Leibwächtern befohlen haben, seinen Rivalen Ahmed Ischchi mehrere Tage lang zu verschleppen, zu foltern und gemeinschaftlich zu vergewaltigen. Ischchi war mit den Vorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen. Er wurde nach eigenen Angaben bei einem Buskaschi-Turnier, einer Art Polo mit einem Tierkadaver, von Dostums Leuten entführt und fünf Tage lang festgehalten, gefoltert und vergewaltigt.
Dostum weist die Vorwürfe zurück

Dostum, ein früherer Milizenführer, dem eine Reihe von Kriegsverbrechen vorgeworfen werden, wies die Vorwürfe als Diffamierung zurück. Die USA und die EU drängten aber auf eine Untersuchung, die der Präsidentenpalast in Kabul auch zusicherte. Festgenommen wurde niemand. Es zeichnete sich ab, dass die Präsidentschaft eher das Exil für Dostum statt eines Strafprozesses wollte.
Präsident Aschraf Ghani hatte den Usbeken Dostum 2014 zu seinem Stellvertreter ernannt, um bei den ethnischen Minderheiten im Norden Afghanistans zu punkten. Die Ernennung des einstigen Kriegsherren brachte ihm aber auch scharfe Kritik ein, weil Dostum für schwere Verbrechen nach dem Sturz der radikalislamischen Taliban verantwortlich gemacht wird.
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