Die Dortmunder Nordstadt ist kein einfaches Pflaster. „Massenschlägerei mit Glasflaschen“ oder „Menschenmenge kreist Polizeibeamte ein“ lauteten die Schlagzeilen, die man zuletzt über das Viertel las.

Die Nordstadt gehört zu den 25 „gefährlichen bzw. verrufenen Orten“ in NRW, die das Landesinnenministerium kürzlich auf Anfrage eines CDU-Politikers benannte. 60.000 Menschen leben hier, 41.500 davon sind Migranten. Die Arbeitslosenquote (24 Prozent) ist hier fast genauso hoch wie die Wahlbeteiligung bei der vergangenen Kommunalwahl (25 Prozent).
Dortmunder OB soll im Gespräch „jede Freundlichkeit“ verloren haben

Immer wieder wird das Dortmunder Viertel als „No-Go-Area“ bezeichnet. Reporter der Wochenzeitung „Zeit“ haben sich in der Nordstadt umgeschaut und sie in einem langen, ausführlichen Artikel beschrieben. Es geht um die Drogenszene, sozial abgehängte Rechte, um Ausländerkriminalität und die Tausenden Roma-Großfamilien, die in den vergangenen zehn Jahren dorthin kamen.
Auch den Oberbürgermeister Ullrich Sierau haben die „Zeit“-Reporter interviewt – doch der soll dabei „jede Freundlichkeit“ verloren haben. „Kaum erwähnt man die Probleme des Viertels, fängt er an zu beben“, heißt es in dem Artikel. Der SPD-Politiker – seit 2014 zum dritten Mal Oberbürgermeister der Stadt – soll die Bundesregierung in dem Gespräch angegriffen haben. Diese hätte Beschlüsse gefasst und „einen Scheiß darauf gegeben, ob das funktioniert oder nicht“. Seine Stadt sei durch die EU-Osterweiterung zum „Opfer einer völlig verfehlten Eingliederungspolitik“ gemacht worden, zitiert die „Zeit“ Sierau.
Sierau soll Merkel und de Maizière angegriffen, die Reporter angeschrien haben

Nicht er trage die Schuld an Straßendealern, Libanesen-Clans und dem Nordstädter Drogen-Problem – Bundeskanzlerin Angela Merkel, Innenminister Thomas de Maizière und die EU seien verantwortlich für die Armutszuwanderung und die Verrohung des Viertels, soll der 61-Jährige gesagt haben. „Die haben von Tuten und Blasen keine Ahnung.“
Geschrien haben soll der Dortmunder Oberbürgermeister in dem Interview – und den „Zeit“-Reportern vorgeschlagen haben, die Jobs zu tauschen. „Damit Sie mir zeigen können, wie es richtig geht.“
http://www.focus.de/politik/deutschl...d_7120754.html