Wandere aus, solange es noch geht - Finca Bayano in Panama!
Ergebnis 1 bis 3 von 3
  1. #1
    Registriert seit
    25.04.2011
    Beiträge
    32.137
    Blog-Einträge
    1

    Politisches Theater: Für einen Abend ein Flüchtling sein

    Man könnte auch sagen, es handelt sich hier um politische Erziehung:

    Für einen Abend ein Flüchtling sein

    Cottbus
    Zerstörung, Verlust und Angst sind Begriffe, mit denen wir in den Medien zwar konfrontiert werden, die aber dennoch sehr weit von uns entfernt sind. Für Viele ist Krieg auch heutzutage immer noch etwas, das nur im Fernsehen stattfindet.

    Dieser Problematik haben sich die Darsteller des Stücks "KRG" unter der Leitung von Matthias Heine angenommen. Am Samstag hatte es im Piccolo-Theater Premiere. Einen Abend lang bekamen die Zuschauer eine Vorstellung davon, was es heißt, ein Flüchtling zu sein, verfolgt und ausgegrenzt zu werden und die eigene Heimat hinter sich lassen zu müssen.


    Wie unterschiedlich die Definition von "Heimat" tatsächlich ist, wurde den Zuschauern zu Beginn der Vorstellung nahegelegt und bezeichnenderweise über deren Köpfen diskutiert.

    Die Fragen nach Heimat und Identität standen im wahrsten Sinne des Wortes den ganzen Abend im Raum. Angeprangert wurde ein falsch verstandenes Heimatbewusstsein, das nur als Alibi benutzt wird, um in Wirklichkeit die pure Panik vor dem Unbekannten zu überdecken. Auf diese Art konnte eine Basis für ein interessantes Kontrastspiel entstehen, das dem Zuschauer deutlich machte, wie die gesellschaftliche Situation momentan ist und wie sie sein könnte.

    Ausgehend vom fiktiven Zusammenbruch der Europäischen Union und einer Abschaffung der Demokratie, befindet sich die 14-köpfige Gruppe auf der kalten, angsteinflößenden Kriegsebene, die im Verlauf des Stücks immer wieder der angenehmen, sorglosen Heimatebene entgegengestellt wird.


    Die Welt, in der die europäischen Flüchtlinge aufgenommen werden, ist die arabische. Plötzlich sind edle deutschen Tugenden wie Pünktlichkeit und Genauigkeit nichts mehr wert. Als verwöhnte, unzüchtige Heiden, die nicht anpacken können, werden die Europäer in Auffanglagern in Ägypten untergebracht und erfahren, was es bedeutet, zu verzichten und Angst um Familienmitglieder zu haben.


    Mit militärischem Trommeln und eindringlichen Sprechchören wird eine breite Masse von Menschen angesprochen und gleichzeitig zum Nachdenken gezwungen. Erreicht wurde dieser Gedankenanstoß durch eine gelungene Symbiose aus Tanz, Musik und Film in Verbindung mit erstaunlich professionellem Schauspiel von jugendlichen Darstellern.



    Bei genauerer Betrachtung der Texte wurde zudem eine herausragende Beobachtungsgabe deutlich, die sich in der Umsetzung der Heimatebene besonders bemerkbar machte.

    Gezeigt wurde eine immer wiederkehrende Choreografie, die unseren eigentlich sehr unbeschwerten Alltag zeigte – mit den üblichen Luxusproblemen, eigenartigen Prioritäten und Jemandem, der immer etwas zu meckern hat. "Ich bin ja eigentlich kein Rassist, aber . . .". Die wenigen komödiantischen Einlagen konnten dem Publikum durchaus ein Lächeln abringen, das angesichts der ernsten Thematik im nächsten Moment aber eher für beabsichtigtes Unbehagen sorgte.

    Die stehenden Ovationen am Ende der Vorstellung wie auch die von den Zuschauern geäußerten Meinungen belegen eine erfolgreiche Premiere. "Dieses Stück hält uns allen ganz deutlich den Spiegel vor", sagte Lars Katzmarek (25), der vor allem die im Chor gesprochenen, kritischen Textstücke sehr eindrucksvoll fand. Alexej Gornizki (24), dessen Schwester als eine der Darstellerinnen auf der Bühne stand, "fand die Vorstellung von Deutschland als einem Flüchtlingsland sehr interessant". Das selbstkritische Bekenntnis auf Seiten der Darsteller und des Publikums, dass niemand frei von Vorurteilen ist, bildete den Abschluss eines gelungenen Abends. Auf der Premierenfeier hatten die Besucher anschließend die Möglichkeit, durch Spenden die fünf afghanischen Schüler der Freien Waldorfschule Cottbus, denen die Abschiebung droht, zu unterstützen. Ein Theaterabend im Zeichen von Toleranz, Engagement und Hilfsbereitschaft.

    http://www.lr-online.de/regionen/cot...rt1049,5955329
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2
    Registriert seit
    13.07.2010
    Beiträge
    57.365

    AW: Politisches Theater: Für einen Abend ein Flüchtling sein

    Was für Idioten!
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  3. #3
    Registriert seit
    12.03.2010
    Beiträge
    18.812
    Blog-Einträge
    1

    AW: Politisches Theater: Für einen Abend ein Flüchtling sein

    Allerdings fing es meist ganz anders an:

    Kommt, wir wollen uns begeben
    Jetzo ins Schlaraffenland!
    Seht, da ist ein lustig Leben,
    Und das Trauern unbekannt.
    Seht, da lässt sich billig zechen
    Und umsonst recht lustig sein:
    Milch und Honig fließt in Bächen,
    Aus den Felsen quillt der Wein.
    (Hoffmann von Fallersleben, „Vom Schlaraffenland)
    Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Antworten: 2
    Letzter Beitrag: 25.06.2015, 20:49
  2. Postmigrantisches, politisches Theater - MiGAZIN
    Von open-speech im Forum Presseschau
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 01.04.2014, 09:22

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •