Der größte Preistreiber ist der Staat. Ein Armutszeugnis für eine Industrienation, die auf billige Energie angewiesen ist.
Und ein Armutszeugnis für die Geschichtskenntnisse deutscher Politiker, denn in Zeiten der Not sind nicht etwa die meisten Menschen in unseren Breiten verhungert, sondern erfroren.


56 Prozent für den Staat560 Euro pro Jahr: Steuern auf Strom erreichen traurigen Rekord


Rund 1000 Euro gibt der durchschnittliche deutsche Haushalt im Jahr für Strom aus. 560 Euro davon, also mehr als die Hälfte, gehen an den Staat. Der greift seit Jahren immer stärker zu - und die nächste Abgabe steht schon in den Startlöchern.




  • EEG-Umlage macht den größten Anteil aus
  • Steuern seit 2007 um 17 Prozent gestiegen
  • Die neueste Abgabe ist bereits genehmigt

Das haben die Tarifexperten des Stromvergleichs von Verivox ausgerechnet. Sie gehen dafür von einem durchschnittlichen deutschen Haushalt aus, der im Jahr etwa 3.500 Kilowattstunden verbraucht. Beim aktuellen Durchschnittspreis pro Kilowattstunde ergibt das jährliche Kosten von etwa 994 Euro.
Diese Abgaben zahlen Sie

Die teilen sich wie folgt auf: 255 Euro (26 Prozent) gehen für die Netznutzungsentgelte drauf, 180 Euro (18 Prozent) an die Stromversorger und der Großteil, 559 Euro, für Abgaben, Steuern und Umlagen.


Der Anteil des Staates wächst dabei seit Jahren kontinuierlich: 2007 lag er noch bei 39 Prozent, 2013 überschritt er erstmals die 50-Prozent-Marke. Diese Abgaben zahlen Sie dabei im Detail:



  • EEG-Umlage: Das meiste Geld kassiert der Staat für die Förderung der erneuerbaren Energien. Der Anteil der EEG-Umlage macht heute rund 24 Prozent des Strompreises - oder 224 Euro im Durchschnittshaushalt - aus.
  • Mehrwertsteuer: Sie macht mit durchschnittlich 159 Euro den zweitgrößten Anteil der Abgaben aus.
  • Stromsteuer: Die Hauptsteuer auf Elektrizität belastet den durchschnittlichen Verbraucher pro Jahr mit 72 Euro.
  • Konzessionsabgabe: 59 Euro des durchschnittlichen Jahrespreises gehen an die Kommunen dafür, dass diese den Versorgern öffentlichen Raum für Leitungen zur Verfügung stellen.
  • Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz: Seit 2002 fördert der Staat die so genannte Kraft-Wärme-Kopplung, mit der Heizkraftwerke gleichzeitig Strom und Heizungswärme erzeugen. Die Förderung bezahlen letztendlich alle Verbraucher - dieses Jahr mit durchschnittlich 25 Euro.
  • §19-NEV-Umlage: Jetzt wird es kompliziert, denn 14 Euro pro Jahr zahlen Sie dafür, dass sich große Stromverbraucher, also Industriebetriebe, teilweise von den Netzentgelten befreien lassen können. Die dadurch für die Versorger entstehenden Kosten dürfen diese teilweise auf alle Verbraucher umlegen.

Staat verdient dieses Jahr 21 Milliarden Euro

Der Staat verdient gut an den Abgaben. Auf Basis des letztjährigen Stromverbrauchs der Deutschen rechnet Verivox dieses Jahr mit Einnahmen von rund 21 Milliarden Euro. Für die Stromanbieter ist das ein Dilemma, denn sie müssen die höheren Abgaben meist ungefiltert an die Verbraucher weitergeben.

Günstigere Preise lassen sich für sie nur einrichten, wenn die Versorger ihre Gewinn-Margen kürzen. "Nicht alle können sich den Strom günstiger beschaffen, um ihre Kunden zu entlasten", sagt Jan Lengerke aus der Geschäftsführung von Verivox.


Und der Staat lässt sich immer neue Steuern einfallen, die den Strompreis nach oben treiben. Die Stromsteuer stammt aus dem Jahr 1999, ein Jahr später folgte die EEG-Umlage, 2002 kam die KWKG-Umlage. Die §19-NEV-Umlage gibt es seit 2012.

Brüssel genehmigt neue Abgabe

Zwei weitere Abgaben auf Strom spielen heute hingegen kaum noch eine Rolle: Die 2013 eingeführte Offshore-Haftungsumlage, mit der die Anbindung von Offshore-Windparks im Meer finanziert werden sollte, ist auf 0 gesunken. Die 2014 erfundene Umlage für abschaltbare Lasten macht nur 0,02 Prozent des Strompreises aus. Mit ihr werden Stromversorger dafür entschädigt, dass sie zur Wahrung der Netzstabilität eben von jenem Netz getrennt werden dürfen.

Und die Fantasie des Staates kennt kein Ende. Jüngst billigte Brüssel ein neues Entgelt für die Bereitstellung von Netzreserven. Damit sollenSpeicherkraftwerke finanziert werden, die im Zuge der Energiewende nötig werden. Allerdings ist bisher noch nicht bekannt, ab wann diese Abgabe in Deutschland tatsächlich eingeführt wird - und in welcher Höhe.

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