Neue Kellner braucht das Land. Manchmal braucht natürlich auch ein Fast-Food-Schuppen neues Personal - das in dieser Qualifizierung ja für lau zu erhalten ist und später mit 50prozentigen Lohnzuschüssen für den Arbeitgeber und manchmal eben auch ein indisches Fast-Food-Restaurant einen Inder.

All das natürlich finanziert aus den Mitteln der Arbeitslosenversicherung.

Neues Projekt: Flüchtlinge starten in die Arbeitswelt

Die Agentur für Arbeit startet im Gastronomiebereich ein neues Projekt zur Berufsqualifizierung für Flüchtlinge. 15 Migranten sind mit dabei. Intensiver Deutschunterricht ist für die Teilnehmer inbegriffen.

Hilfe erhalten die Teilnehmer der Teilqualifizierungsmaßnahme "Fit für die Gastronomie" von Florian Zimmermann (2. stehend von links) sowie Udo Merk (Leiter Persona Plan Schulungszentrum) (links stehend), als es um das Ausfüllen den umfangreichen Fragebogens geht


Singen – Für 15 Flüchtlinge aus dem Landkreis Konstanz ist die erste April-Woche eine ganz besondere. Den Arbeitsvertrag schon in der Tasche, starten sie in Singen in eine fünfmonatige Teil-Qualifizierungsmaßnahme für das Gastronomie-Gewerbe. Das Ausbildungsprojekt "Fit für die Gastronomie" wird von der Arbeitsagentur Konstanz-Ravensburg angeboten und finanziert.

Für die Dauer der Maßnahme erwacht die ehemalige Gaststätte Löwen in der Singener Widerholdstraße ein wenig aus dem Winterschlaf. Dort findet die fünfmonatige Schulung, die vom Personaldienstleister Persona Plan durchgeführt wird, statt.

Am ersten Tag stand ausschließlich Deutschunterricht auf dem Programm. Aber ganz praktisch: Es ging um das Ausfüllen eines umfangreichen Fragebogens, bei dem Florian Zimmermann, der als Deutschlehrer unterrichtet, hilft. Alle Teilnehmer haben aber bereits Deutschkurse absolviert. "Die meisten haben das A2-Level in Deutsch, oder besser", erklärte Walter Nägele, der Sprecher der Arbeitsagentur. Im Deutschunterricht geht es später auch um berufsbezogenes Deutsch. Mit im Boot als Dozent ist auch Küchenmeister Jürgen Schmautz aus Bad Saulgau. "Ich gebe meine Erfahrungen gern weiter", berichtete Schmautz, der früher selbst ein Restaurant hatte. Im ehemaligen Gasthaus Löwen können die Teilnehmer später auch üben, wie man den Tisch deckt oder serviert.

Der Leiter von Persona Plan, Udo Merk, erklärte den Teilnehmern am ersten Tag aber zunächst mal die allgemeinen Regeln.

Die Teilnehmer haben im Übrigen bereits alle einen Arbeitsvertrag, denn die Maßnahme umfasst auch einen praktischen Teil. "Die ersten drei Monate haben die Teilnehmer Vollzeit-Schule, in den letzten beiden Monaten sind sie drei Tage die Woche im Betrieb und zwei Tage in der Schule", erklärte Patricia Pfundstein vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur. Die Teilqualifizierung im Bereich Gastronomie ist für die Arbeitsagentur eine Premiere und findet im Rahmen des Programms "Kommit" statt.

Bereits nach dem ersten Modul können die Teilnehmer in der Gastronomie arbeiten. Weitere Module sollen bei genügend Interessenten folgen. Theoretisch können die Teilnehmer nach Absolvierung von insgesamt fünf geplanten Ausbildungsabschnitten den anerkannten Abschluss als "Fachkraft im Gastgewerbe" machen.

Die Flüchtlinge, die hier die Chance zur beruflichen Integration erhalten, stammen aus Gambia, Afghanistan, Sri Lanka, Pakistan, Somalia, Nigeria und dem Iran. Unter den Teilnehmern sind vor allem Männer, aber auch zwei Frauen. So wie Gulnashee Hussain (36) aus Pakistan. Sie ist bereits seit vier Jahren in Deutschland und hat schon in der Gastronomie auf der Mainau und in einem indischen Restaurant gearbeitet. "Ich habe im Dream India in Singen, wo ich einen Arbeitsvertrag habe, schon zwei Tage zur Probe gearbeitet", erzählt sie.

Shengarava Shehaany (42) aus Sri Lanka ist erst 16 Monate in Deutschland und freut sich auf die Arbeit in Krankenhausküche im Singener Klinikum.

Ehsan Mirzai (26) lebt seit 15 Monaten in Deutschland und hat einen Arbeitsvertrag bei Kentucky Fried Chicken in Singen.

"Wir sind zuversichtlich, dass die 15 Teilnehmer im Sommer fit sind für die Gastronomie", so Agentursprecher Nägele. Schließlich werden in der Gastronomie gerade im Bodenseeraum viele Arbeitskräfte gesucht. Eine weitere Teilzeitqualifizierung für Flüchtlinge startet übrigens für den Bereich Lager und Logistik ab dem 22. Mai.

Baustein-Prinzip

Die Qualifizierungsmaßnahme "Fit für die Gastronomie" läuft über das Programm Kommit. Das Programm zielt auf die nachhaltige, berufliche und soziale Integration von Migranten und wird vom verschiedenen Kooperationspartnern getragen. Beteiligt sind die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Bundesagentur für Arbeit (BA) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Je nach Vorkenntnissen und Leistungsvermögen können Migranten beim Projekt "Fit für die Gastronomie" einzelne Qualifikations-Bausteine absolvieren, um die Chancen auf einen nachhaltigen Einstieg ins Arbeitsleben zu verbessern. Informationen für Betriebe, die im Rahmen des Projekts Flüchtlinge einstellen wollen, sind bei der Arbeitsagentur erhältlich,

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