Die EZB sitzt plötzlich in der Inflationsfalle

Eigentlich ist es eine Erfolgsmeldung: Die Inflation ist erstmals seit fast vier Jahren wieder da, wo man sie haben will – bei zwei Prozent. Genau diesen Wert haben Europas Währungshüter mit Worten und allerhand geldpolitischen Tricks versucht, wieder herzustellen. Im Februar nun ist es gelungen: Die Teuerung im Euro-Raum liegt wieder genau dort, wo nach Definition der Europäischen Zentralbank (EZB) Preisstabilität erreicht ist.
Der Applaus dürfte dennoch verhalten ausfallen, wenn der EZB-Rat in der kommenden Woche zusammentritt. Im Gegenteil: Die am Donnerstag von Eurostat veröffentlichten Zahlen dürften sogar eher für hitzige Debatten unter den 25 Ratsmitgliedern sorgen.
Unter Ökonomen ist der Streit schon längst entbrannt. Auf der einen Seite stehen jene, die in dem Anstieg eine Rückkehr zur Normalität sehen. Auf der anderen Seite diejenigen, die das Comeback der Teuerung für ein flüchtiges Phänomen halten, das dringend auch weiterhin mit geldpolitischen Maßnahmen unterstützt werden muss.







Verschärft wird die Situation noch durch die bevorstehende Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve. Die Dollar-Hüter haben in der vergangenen Woche offensichtlich eine Kehrtwende in ihrer Argumentation vollzogen. Eine Zinserhöhung auf der nächsten Sitzung Mitte März gilt seitdem als wahrscheinlich. Die Märkte erwarten eine monetäre Straffung mit einer Wahrscheinlichkeit von 84 Prozent. Noch vor einer Woche lag der Wert bei 36 Prozent. Sollte dieser Fall wirklich eintreten, würde die Zinskluft dies- und jenseits des Atlantiks größer werden und damit auch der Druck auf die EZB steigen....
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Für die Verbraucher ist es eine unangenehme Überraschung. Die Preise sind hierzulande so stark gestiegen wie seit dem Jahr 2012 nicht mehr. Erstmals liegt die Inflationsrate wieder über der 2-Prozent-Schwelle. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Preise um 2,2 Prozent zugelegt.

Schuld ist der stark gestiegene Ölpreis an den Weltbörsen, durch den sich auch Heizöl, Benzin und Diesel deutlich verteuert haben.

Aber auch viele Lebensmittel sind in den vergangenen Wochen deutlich teurer geworden. Im Vergleich zum Januar 2016 zogen die Preise für Obst um rund 15 Prozent an, Butter kostet inzwischen rund 26 Prozent mehr. Für Kopf- und Eisbergsalat müssen Verbraucher an der Kasse fast 60 Prozent mehr hinblättern und Gurken sind sogar um 70 Prozent teurer geworden.

Ein Ende des Preisauftriebs ist vorerst nicht in Sicht.

Bereits zur Jahreswende hatte die Inflation in Deutschland unerwartet einen heftigen Sprung gemacht und den größten Zuwachs seit 23 Jahren verbucht.

Befürchtungen, dass die hohe Teurungsrate nun langfristig anhalten könnte, weisen Experten jedoch zurück.

Marcel Fratzscher, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: "Es besteht überhaupt kein Anlass zur Sorge oder für Angst gar bei den Konsumenten, dass es jetzt eine höhere Inflation geben wird. Das kann sicherlich für die nächsten 2 Jahre zumindest ausgeschlossen werden."

Viele Arbeitnehmer dürften sich allerdings um ihre Lohnabschlüsse betrogen fühlen. Im vergangenen Jahr waren die Tarifgehälter um durchschnittlich 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, der geringste Anstieg seit 2011. Nun zeigt sich, bei der aktuellen Preissteigerung von rund 2 Prozent bleibt den Beschäftigten davon real nichts mehr übrig und tiefer in die Tasche greifen müssen Verbraucher dennoch trotzdem.


https://www.welt.de/finanzen/article...ionsfalle.html

Tja, dann müssen die Verbraucher eben mehr Flachbildfernseher kaufen und weniger Butter. Dann kommt die Inflation von 2 Prozent wenigstens hin.