Netzwerk will Integration auf dem Arbeitsmarkt voranbringen
Zuerst die Gretchenfrage: Sind Maurer, Steinmetze und Fliesenleger gesuchte Fachkräfte? Handwerker gibt es im Osten Deutschlands eigentlich genug, es mangelt lediglich an Arbeitsplätzen und Aufträgen.
Aber vielleicht wollen die ostdeutschen Arbeitgeber auch einfach keine Handwerker, die fuffzig oder älter sind, einstellen. Wer weiß!

MDR übernimmt die Publikation dieses Artikels:

Flüchtlinge gegen Fachkräftemangel – diese Erwartung haben Politiker oft geäußert. Inzwischen hat sich gezeigt, dass viele Flüchtlinge nicht so gut ausgebildet sind. In wenigen Fällen funktioniert es reibungslos, dass Unternehmen sie einstellen können. Doch ein paar dieser positiven Beispiele will die IHK in Sachsen-Anhalt am Dienstag vorstellen – als Vorbild für andere Unternehmen.
Den Steinmetz-Betrieb in Magdeburg führt Frank Schuster in der vierten Generation. Er sucht ständig Facharbeiter – Maurer, Stuckateure oder Steinmetze. Deshalb war Schuster froh über den syrischen Bewerber, der im letzten Herbst zu ihm kam. Bis zur Winterpause hat der Syrer bei ihm gearbeitet:
Er ist uns empfohlen worden, wir haben ein kurzes Praktikum mit ihm gemacht und ihn dann fest eingestellt. Er war sehr engagiert. Auch wenn er als Fliesenleger nicht gerade berufsnah zum Steinmetz war, aber er hat sich gut eingebracht. Und wir möchten jetzt das Arbeitsverhältnis mit ihm fortsetzen.

Frank Schuster, Steinmetz
(Vielleicht geht es aber auch nur um Fördergelder der Bundesanstalt für Arbeit (entnommen aus der Arbeitslosenversicherung der Angestellten und Arbeiter), mit denen der Lohn, den er dem Flüchtling zahlt, mit über 50 Prozent subventioniert wird, andere Hilfen noch dazu und natürlich auch Aufträge)

Schuster will seine Erfahrungen mit anderen Unternehmern teilen. Denn Flüchtlinge als Mitarbeiter – das ist bisher die Ausnahme in Sachsen-Anhalt. Die Zahlen hat Mathias Schönenberger von der Industrie- und Handelskammer Magdeburg: Knapp 1.000 Flüchtlinge seien derzeit in einer Beschäftigung, dazu kämen etwa 380 geringfügig Beschäftigte. "Und circa 60 sind in einer dualen Ausbildung", so Schönenberger.Integration langfristig möglich

Bei derzeit insgesamt 11.000 erwerbsfähigen Flüchtlingen in Sachsen-Anhalt sei das kein schlechter Anteil. Langfristig könnte die Hälfte von ihnen in den Arbeitsmarkt integriert werden, glaubt Mathias Schönenberger. Er ist für die IHK im "Netzwerk Willkommenskultur und Fachkräftegewinnung" aktiv. Das hat sich vor drei Jahren in Sachsen-Anhalt gegründet.

Auch das Arbeitsministerium, die Bundesagentur für Arbeit und die Caritas gehören dazu. Das Netzwerk hilft Unternehmen, die Flüchtlinge einstellen wollen. Dafür gibt es auch staatliche Angebote: von begleiteten Ausbildungen über interkulturelles Training bis hin zu Beratungen, wie ausländische Abschlüsse anerkannt werden.

Unerwähnt bleiben die Hilfsgelder, die Lohnsubventionen, die aus dem Topf der Arbeitslosenversicherung an die Arbeitgeber gezahlt werden: Immerhin 50 Prozent des Lohnes und zusätzliche Hilfen. Bei öffentlichen Ausschreibungen werden zudem solche Arbeitgeber natürlich berücksichtigt.

Für den Fachkräftemangel sei das aber nicht die Patentlösung, meint Schönenberger. Die Erfahrungen würden zeigen, dass das Fachkräfteproblem dadurch nicht gelöst werde:

Aber im Einzelfall glaube ich schon, dass die Flüchtlinge uns weiterhelfen können, gerade für einzelne Betriebe auch langfristig.
Mathias Schönenberger, IHK Magdeburg

Am wichtigsten sei, dass die Flüchtlinge Deutsch sprechen – und natürlich gut ausgebildet sind. Wie viele Fachkräfte, Akademiker oder Ungelernte nach Sachsen-Anhalt gekommen sind, darüber gibt es keine Statistiken.
Ich frage mich, warum sich so viele Jugendliche im Osten Deutschlands die Finger mit Bewerbungen wundschreiben und nicht selten in die Metropolen Westdeutschlands übersiedeln, um wenigstens dort eine Chance auf Beschäftigung zu erhalten.

http://www.mdr.de/nachrichten/wirtsc...nhalt-100.html