Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge "UMF" - Wie alt sind sie?

[Turmfalke]

Wie alt sind diese Kinder?

Dem Artikel nach, in dem ein Bild, in dem das Flüchtlingskind und sein neuer Vater bereitwillig posieren, eingebunden ist, auf jeden Fall schon ein wenig älter. Ähnliche Altersungereimtheiten frappierenderer Art wurden hier im Forum schon mehrfach dokumentiert, ein Highlight war zum Beispiel ein minderjähriges Flüchtlingskind mit tiefen Furchen im Gesicht und grauen Schläfen.

5. Januar 2017, 15:20 UhrFlüchtlinge"Machst Du das alles aus Mitleid?"

Elmar Pichlmeier hat den syrischen Flüchtling Muhamad bei sich aufgenommen. In den 13 Monaten ihres Zusammenlebens haben sie eine Vater-Sohn-Beziehung aufgebaut.

Eine Geschichte mit Vorbild-Charakter aus der Süddeutschen:

Elmar Pichlmeier ist zum Ersatzvater für den Flüchtling Muhamad geworden. Beide erzählen von den Tücken des Alltags und einem Versprechen, das dem 73-Jährigen nun Angst macht.

Von Kerstin Lottritz

Elmar: Als Muhamad einen Monat bei uns wohnte, tippte er in die Übersetzer-App seines Smartphones eine Frage: "Sag mal, machst Du das alles aus Mitleid oder weil Du mein zweiter Vater sein willst?" Diese direkte Frage traf mich so sehr, dass ich keine Antwort wusste. Ich habe gespürt, dass Muhamad nach einer starken Bindung sucht. Aber ich brachte es auch nicht über mich, in die App zu schreiben: "Ich bin wie ein Vater für Dich." Ich ließ die Antwort also einfach offen, habe seine Hände genommen und ihn lachend angeschaut. "Das wirst Du schon merken!", war alles, was ich sagen konnte.
Elmar Pichlmeier hat im Oktober 2015 den syrischen Flüchtling Muhamad bei sich aufgenommen. Der 73-jährige Lehrer aus Baden-Württemberg war in einem Deutschkurs auf ihn aufmerksam geworden, weil er so traurig wirkte. Zögerlich fasste Muhamad Vertrauen zu seinem Lehrer und erzählte ihm, von seiner Heimat, seinem früheren Leben und wie er im syrischen Bürgerkrieg fast seine gesamte Familie verloren hat.
Elmar: Ich konnte nicht anders, ich musste ihn einfach bei uns aufnehmen. Das passiert einfach so, ohne dass ich eine Erklärung dafür habe. Das Leben hat mir schon zwei Mal zuvor die Vaterrolle zugespielt: Ich habe bereits zwei Jungen aus Sibirien und Kambodscha adoptiert. Zuerst hat Muhamad nur probeweise bei uns gewohnt, spätabends habe ich ihn wieder ins Flüchtlingsheim gefahren. Jetzt ist er zu meinem dritten Sohn geworden. Ich möchte ihn später auch adoptieren.

Auszüge aus der herzerweichenden Flüchtlingsgeschichte in der Erzählung von Muhamad und Schilderungen aus dem gemeinsamen Leben mit seinem deutschen Ziehvater:

Ein guter Schwimmer (ich wäre vielleicht untergegangen):

Muhamad: Als die Bomben auf Aleppo fielen und meine Familie auseinandergerissen wurde, habe ich im Februar 2015 all meine Habseligkeiten gepackt und mich auf den langen Weg nach Deutschland gemacht. Acht Wochen später saß ich mit vielen anderen Flüchtlingen in einem Schlauchboot - mitten in der griechischen Ägäis. Als unser Boot unterging, habe ich einem Freund, der nach Berlin wollte, alle meine Papiere anvertraut. Ich selbst bin dann drei Stunden lang bis zur nächsten griechischen Insel geschwommen

Fragen sollte man hier keine stellen, auch nicht die nach dem Freund und warum er seine Papiere nicht selber mitnahm, wenn doch auch der Freund hätte schwimmen müssen. Schließlich saß er ja auch im Boot.

Na, ja, und dann die eher für deutsche Verhältnisse unspektakuläre weitere Schilderung, die beim Ziehvater endet:

Auf seiner weiteren Flucht landete Muhamad nach eigenen Angaben für zwei Wochen in einem ungarischen Gefängnis, weil er ohne Papiere eingereist war. Schlepper brachten ihn schließlich über Österreich nach Bayern. Von dort schickten ihn die Behörden nach Baden-Württemberg, wo er provisorische Ausweispapiere erhielt. Im Deutschkurs in Ottersweier traf er schließlich auf Elmar Pichlmeier, der ihn bei sich zu Hause aufnahm.

Ein wenig Mission ist auch zu lesen:

Elmar: Als Muhamad mich fragte, ob er im Wohnzimmer beten dürfe, wenn sonst keiner im Haus sei, war das für mich gar kein Problem. Als er mich dann aber dabei im selben Raum haben wollte, gab es für mich schon ein Problem. Ich konnte nicht mehr Zeitung lesen, während er lautstark betete. Ich habe ihm also einfach zugehört. Wenn mir alles zu viel wurde, bin ich müde auf die Terrasse gegangen, um mal in Ruhe durchzuatmen. Muhamad ist mir dann kurze Zeit später nachgegangen, um mir beruhigend die Hand auf die Schulter zu legen.

Die Ausbildung und der gesuchte Fachberuf von Muhamad ist Busfahrer.

Im Behörden-Dschungel

In Syrien hat Muhamad als Busfahrer gearbeitet. Ein Beruf, mit dem er sich auch in Deutschland seinen Lebensunterhalt finanzieren könnte.

Komischerweise gelingt es, aus Syrien das Dokument über seine Berufstätigkeit zu besorgen (ob gekauft oder in einem Amt archiviert?), nicht aber den Nachweis seiner Identität, also ein Paßdokument:

Muhamad: Meine Dokumente wurden auf Deutsch übersetzt. Doch das Landratsamt benötigte das Original meines Führerscheins, um ihn mir hier in Deutschland anerkennen zu lassen. Ein entfernter Verwandter, der an der syrisch-türkischen Grenze lebt, organisierte mir ein zweites Original. Doch der Augenarzt zerstörte all meine Hoffnungen, hier als Busfahrer arbeiten zu können. Weil ich auf einem Auge leicht schiele, bekam ich nicht die Fahrerlaubnis für alle Klassen, sondern nur für Klasse B. Das war die schwerste Zeit meiner Trauer. Wie würde ich ohne den Busführerschein eine Zukunft haben?

Führerschein auf Staatskosten, Prüfung in arabischer Sprache:

Muhamad: Ich habe die theoretische Fahrprüfung auf Arabisch abgelegt und ein paar Fahrstunden genommen. In der Millionenstadt Aleppo konnte ich mich immer durch das Verkehrschaos kämpfen. Aber hier gibt es viele komplizierte Verkehrsregeln, die ich lernen musste. Mein Fahrlehrer war sehr geduldig. Mittlerweile habe ich den deutschen Führerschein erhalten.

Aleppo ist befreit, aber er möchte in Deutschland bleiben, bis irgendwann einmal vielleicht nicht mehr....Aber dann hat er vermutlich schon einen deutschen Paß und wurde von seinem Ziehvater adoptiert (hat dieser ja bereits angekündigt) und muß sich um das Erbe seines Ziehvaters kümmern.

Muhamad: Als ich aus den Nachrichten erfuhr, dass Aleppo befreit ist, war ich sehr aufgeregt. Baba Elmar hatte mir vor vielen Monaten gesagt, dass er mit mir durch die Hölle gehen wird - und eines Tages zurück mit mir in meine Heimat Aleppo. Ich fragte ihn, wann das sein wird.Elmar: Ich war fassungslos. Ja, das hatte ich gesagt. Jetzt rasten die Gedanken durch meinen Kopf. Ich in meinem Alter nach Syrien? In dieses kaputte Land, dessen Sprache ich nicht spreche, dessen Bräuche mir total fremd sind? Aber ich stehe zu meinem Wort.
Muhamad: Meine Zukunft sehe ich erstmal in Deutschland, aber ich kann mir vorstellen, irgendwann wieder nach Syrien zu gehen. Aber nicht ohne Elmar

http://www.sueddeutsche.de/panorama/...leid-1.3320983

[Elena Markos]

Hauptmotiv war das Erbe, das er nun durchbringen will.

[Turmfalke]

Noch hat er nicht geerbt, aber "Baba Elmar" hat ihm ja schon die Adoption in Aussicht gestellt.

Aus dem Artikel - die Passage hatte ich bedauerlicherweise nicht fett markiert, aber sie ist gleich am Anfang bereits zu lesen -eigene Kinder hat Baba Elmar keine - :

Elmar: Ich konnte nicht anders, ich musste ihn einfach bei uns aufnehmen. Das passiert einfach so, ohne dass ich eine Erklärung dafür habe. Das Leben hat mir schon zwei Mal zuvor die Vaterrolle zugespielt: Ich habe bereits zwei Jungen aus Sibirien und Kambodscha adoptiert. Zuerst hat Muhamad nur probeweise bei uns gewohnt, spätabends habe ich ihn wieder ins Flüchtlingsheim gefahren. Jetzt ist er zu meinem dritten Sohn geworden. Ich möchte ihn später auch adoptieren.

[Realist59]

Ein entfernter Verwandter, der an der syrisch-türkischen Grenze lebt, organisierte mir ein zweites Original.

Zweites Original nennt sich also so eine Fälschung.

[Turmfalke]

Zweites Original nennt sich also so eine Fälschung.

Ich finde es ohne Berücksichtigung der Frage, auf welcher Grundlage solche Originale ausgestellt werden, bemerkenswert, dass ein solcher Flüchtling zwar auf einfachem Wege an ein Führerscheindokument aus dem Heimatland kommen kann, nicht aber an den Paß, der ja eigentlich Grundlage für die Erteilung und Ausgabe eines Führerscheindokuments notwendig ist.

Lief das vielleicht so ab, dass der Verwandte zu einem Schriftkundigen ging und sagte: "Ich bin der Ali und benötige einen Führerschein für meinen Cousin Mahmoud. Hier hast du hundert Dollar." Darauf der Schriftkundige: "Ah, wie heißt denn dein Cousin genau? Und wo lebt er? In Deutschland? Das macht dann aber hundertzwanzig Dollar."....??

[Turmfalke]

Denn wenn man sich zum Beispiel fünf Jahre jünger ausgibt, würde man ja theoretisch hier auch fünf Jahre länger arbeiten müssen.

Wenn man denn arbeiten würde. Vorausgesetzt.

[Cherusker]

Wenn man denn arbeiten würde. Vorausgesetzt.

Um das anzunehmen, müßte man aber optimistisch sein, sehr optimistisch.

[Turmfalke]

Um das anzunehmen, müßte man aber optimistisch sein, sehr optimistisch.

Ja, ich meinte ja auch eine versicherungspflichtige oder angemeldete, zu versteuernde Tätigkeit. Irgendwas wird dieser Kerl in seinem Leben schon arbeiten im weitesten Sinne des Wortes, wenn man den Begriff Arbeit nicht allzu deutsch faßt.

[Cherusker]

Ja, ich meinte ja auch eine versicherungspflichtige oder angemeldete, zu versteuernde Tätigkeit. Irgendwas wird dieser Kerl in seinem Leben schon arbeiten im weitesten Sinne des Wortes, wenn man den Begriff Arbeit nicht allzu deutsch faßt.

Es gibt ja auch Mitmenschen, für die stellt Nichtstun Arbeit dar, die allerdings noch nicht in genügendem Umfang honoriert wird.

[Cherusker]

Merkel sagte doch in der Neujahrsansprache, wir sollen optimistisch in die Zukunft blicken. Wenn man sehr optimistisch vorausschaut, klopfen einem die aktiven Umvolker bestimmt auf die Schulter.

Und wenn man dann merkt, daß das, womit geklopft wurde, nicht die Hand, sondern etwas Einschneidendes war, das sich darin befand, hat der Optimismus ausgedient.