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    Die bewegende Geschichte eines Syrers

    Wir wissen nicht, ob es diesen Syrer gibt oder ob er eine Erfindung der Zeitung ist, die für diesen Zweck eigenes eine Art Reisetagebuch entworfen hat. Ein Artikel im Stil eines Reisetagebuchs, angereichert mit Bildern, die im Facebookstil zwar nicht den angeblichen Studenten, wohl aber seine Schuhe, einen Parkettboden, den Fisch der Frischetheke bei Rewe zeigen, den er sich so gerne kauft, einen angeblich handgeschriebenen Zettel und teure Herrenschuhe beim Museumsbesuch.

    Aus urheberrechtlichen Gründen bitte ich die Leser, sich diese Bildchen im Artikel anzuschauen, denn die Zeitung könnte Ärger machen, wenn man diese für die Öffentlichkeit bestimmten Stimmungsbildchen veröffentlicht.

    Der Artikel in Auszügen:

    BEWEGENDE GESCHICHTE EINES FLÜCHTLINGS AUS SYRIEN
    Von Aleppo nach Frankfurt
    Mitte Juli 2012, Zitadelle von Aleppo, Syrien. Die Eclairs. An diesem besonderen Nachmittag müssen es seine Lieblings-Eclairs sein, die mit Vanillecreme innendrin und glasierter Schokolade obendrauf. ...Die besten Eclairs der Stadt backen sie im kleinen Café oben in der Zitadelle.

    Wael A., 21 Jahre alt, groß, schlank, verträumter Blick, fester Schritt, hat seinen Bachelor bestanden. Bauingenieurwesen. Das muss gefeiert werden. Mit seiner Mutter und seiner Schwester steigt er hoch zur imposanten Burg aus dem 13. Jahrhundert...

    Doch es ist ein Abschiedsspaziergang. Ohne dass sie es ahnen, nehmen die drei bei Kaffee und Kuchen Abschied von ihrer Stadt, von einem Stück Identität. Zwei Wochen später geht es nicht mehr um Waels Lebenslauf. Sondern um sein Leben
    Dann wird für die Leser der Krieg geschildert, angeblich bersten Fensterscheiben. Wael bekommt den Status eines Kontingentflüchtlings (bitte selber nachlesen) und dann....

    natürlich muss es regnen....

    28. Februar 2015, Frankfurt am Main Flughafen. Es regnet, als Wael aus dem Flugzeug steigt, 2752 Kilometer von Aleppo entfernt. Zwei Tage später beginnt der Sprachkurs. Wael ist gut darin, Dinge zu organisieren. Sein erstes WhatsApp-Profilbild ist ein Selfie auf dem Eisernen Steg. Schaut her, hier bin ich.

    September 2015, Café Galeria Kaufhof, Frankfurt Innenstadt.

    Eine weiße Untertasse, darauf ein Cappuccino und ein abgepackter Mandelkeks. Kein Vergleich zu hausgemachten Eclairs, ...

    Er unterdrückt ein Gähnen. „Ich schlafe schlecht, mein Mitbewohner im Zimmer ist so laut“, sagt er auf Englisch.

    An der Frankfurter Fachhochschule können Geflüchtete bei Vorlesungen zuhören. „

    Das Smartphone auf der Tischplatte: überlebenswichtig. Für die Seele. Wael telefoniert mehrmals im Monat mit seiner Mutter, mit den Schwestern, mit den Brüdern. Er schaut nach neuen Fotos auf den Facebookprofilen von Freunden, kein einziger lebt mehr in Syrien.
    Die Eltern und Geschwister sind offensichtlich noch in Syrien? Die Freunde ebenfalls ausgezogen, um ihre Familien finanziell zu unterstützen?

    3. Oktober 2015, Frankfurt-Seckbach.
    Weil Wael aber eben kein Austauschstudent und kein Tourist ist, gibt es viele Menschen, die ihm helfen möchten. Jemand hat ihm ein altes blaues Fahrrad geschenkt. Heute ist er trotzdem U-Bahn gefahren, mit der Linie U4, und dann weiter mit dem 43er Bus. Eine deutsche Familie hat ihn zum Abendessen eingeladen. Willkommenskultur im Wohnzimmer.

    ..., auch die Mitarbeiter der Diakonie, die in der Unterkunft helfen, kennt er gut. ... Am Tisch patscht der anderthalbjährige Sohn der Familie in die Frankfurter Spezialität. Dann wirft er sein Glas Apfelschorle um. Wael lächelt gequält. „Kinder sind sehr frei in Deutschland“, sagt er. Nach dem Essen Smalltalk vor dem Fernseher. Die Spitzen des deutschen Staates sind in Frankfurt zur zentralen Feier des 25. Jubiläums der Wiedervereinigung zusammengekommen. Angela Merkel spricht in der Alten Oper. „I like her“, sagt Wael.
    17. Februar 2016, Handwerkskammer Rhein/Main, Frankfurt Innenstadt.

    ...: Wie geht so was? Alle sprechen von Integration, aber es ist ein Kraftakt. Für jeden Einzelnen. Rund 80.000 Geflüchtete, Männer, Frauen und Kinder, leben jetzt in hessischen Städten und Gemeinden. Jeden Tag kommen 300 bis 500 neu an.

    Im Rhein-Main-Gebiet sollen 2016 rund 32.000 neue Stellen entstehen. „Die vielen mittelständischen Unternehmen und ihre Mitarbeiter sind innovativ und zukunftsorientiert. Somit ist die Wirtschaft bedeutender Bestandteil der Integration.“ So klingt es, wenn Handwerkstagspräsident Bernd Ehinger über die Situation spricht. Applaus im Saal.
    Wael arbeitet neuerdings stundenweise als Portier in einem Frankfurter Hotel.

    Mai 2016, Frankfurt-Eschersheim.

    Nach 115 Tagen kann Wael aus der Unterkunft ausziehen „Kein nerviger Mitbewohner mehr!“ Er hat seine Sachen in einem Zimmer bei einer Familie im Norden der Stadt ausgepackt. Der Sohn ist zum Studieren ausgezogen, Wael schläft in Jakobs Bett und freut sich über seine DVD-Sammlung. Er ist richtig gerührt. „Sie behandeln mich wie ein Familienmitglied. Unglaublich nette Menschen.“ Das rote Lehrbuch „Deutsch: B1 plus“ liegt aufgeschlagen auf dem Schreibtisch, Substantive mit „und“ und „keit“ sind dran: „Die Ungerechtigkeit. Die Höflichkeit. Die Umweltzerstörung.
    3. Juni 2016, Frankfurter Museumsufer, Städel.

    Noch mehr Bilder. „Also, solche Gewehre habe ich noch nie gesehen“, sagt Wael in fließendem Deutsch und lacht. Mit der „Fantasia Arabe“ von Eugène Delacroix kann er sich nicht so recht anfreunden. Eingehüllt von Staub und Pulverdampf reiten Beduinen in Öl durchs Gemälde und schwingen armlange Flinten. Fast scheint er peinlich berührt. ...
    23. Juli 2016, REWE an der Miquelallee.

    Hier kauft Wael gern Lachs an der Frischetheke ein. „Lachs habe ich erst in Frankfurt entdeckt. In Aleppo haben wir fast immer Lamm und Hühnchen gegessen.“ Ein kleiner Luxus zwischendurch. Waels Pläne haben sich geändert. Er will nicht mehr studieren, sondern eine Ausbildung zum Bankkaufmann machen. „Ich bin 25 Jahre alt, möchte arbeiten und Geld verdienen.“ Wael, fühlst du dich in Frankfurt zu Hause? „Nein. Aber gerade ist es gut.“ Er sagt, dass er keine Nachrichten aus Syrien mehr liest. Es gibt Bilder, die ihn im Moment überfordern.
    http://www.fr-online.de/syrien/beweg...ors_picks=true

    So ein kleiner Lachs zwischendurch und den Einkauf an Rewes Frischfischtheke mag ich auch ungeheuer. Es freut, dass er diese Normalität im Alltag eines deutschen Verdieners, auch Kleinverdieners und Hartz-IV-Empfängers nahtlos übernommen hat, nicht als Ausnahme, sondern wie man in dem Artikel liest, als Alltäglichkeit.

    Nun wissen wir natürlich nicht, wie authentisch dieser Artikel ist, die Hauptperson, die geschilderten Umstände und dieses Tagebuch, von dem wir nicht wirklich wissen, wer es verfasst hat. Da es aber in der dritten Person geschrieben ist, kann es eigentlich nur die Autorin selbst gewesen sein, von der allerdings nicht überliefert ist, ob sie zu diesen Zeiten immer an seiner Seite war, auch wenn die Art des Erlebnisberichtes das andeutet:

    Die Autorin und Redakteurin heißt

    Anne Lemhöfer

    und ist wohl ein Kind ihrer Zeit und der deutschen Schulerziehung. Sie hat mit aller Sicherheit das Tagebuch der Anne Frank gelesen und sich von ihm inspirieren lassen. Sie war wohl der Meinung, ihre Leser würden es honorieren und die Geschichte, ob wahr oder eher erfunden, für eine repräsentative, eine stellvertretende halten, die eigentlich ja schon durch ihren Zweck legitimiert wird: Die Herzen der Leser zu erweichen.

    Um das zu erreichen, darf man dann auch durchaus Märchen erzählen, mit vielen Adjektiven arbeiten und werten.
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2

    AW: Die bewegende Geschichte eines Syrers

    21 Jahre alt und lässt Mutter und Schwester im Stich anstatt sich bei der nächsten Rekrutierungsstelle zu melden um Mutter und Schwester zu verteidigen.
    Jeder glaubt eine eigene Meinung zu haben, nur woher hat er vergessen.
    Medien sind das was man über Religionen sagte, Opium fürs Volk.


  3. #3
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    AW: Die bewegende Geschichte eines Syrers

    Noch etwas fällt auf, was Fragen hinterläßt:

    Wael A., 21 Jahre alt, groß, schlank, verträumter Blick, fester Schritt, hat seinen Bachelor bestanden. Bauingenieurwesen. Das muss gefeiert werden. Mit seiner Mutter und seiner Schwester steigt er hoch zur imposanten Burg aus dem 13. Jahrhundert..
    Die reine Regelstudienzeit für das Bauingenieurwesen in Deutschland beträgt 3,5 Jahre (wenigstens, bei dualer Ausbildung 9 Semester) bei einem Bachelor-Abschluß, Dipl-Ing. 8 Semester, Master 10 Semester.

    Nun frage ich mich, wann der Kerl sein Abi abgelegt haben will und wann er sein Studium absolviert haben möchte.

    Ein Schnellstarter? Oder doch kein Bachelor? Oder kein Abi? Oder wurde die Geschichte nicht gut genug erfunden?
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

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