Muslimische Gemeinde in StuttgartGemeinde plant eine moderne Moschee

Von Mathias Bury <time datetime="2016-06-23 06:00" style="box-sizing: inherit; -webkit-font-smoothing: antialiased; display: inline-block; white-space: nowrap;">23. Juni 2016 - 06:00 Uhr</time>


<figure style="box-sizing: inherit; -webkit-font-smoothing: antialiased; margin: 0px 0px 20px 20px; position: relative; max-width: 425px; float: right; color: rgb(51, 51, 51); font-family: Bitter, serif; font-size: 16px; line-height: 22.4px; background-color: rgb(255, 255, 255);"><figcaption style="box-sizing: inherit; -webkit-font-smoothing: antialiased; padding-top: 10px; color: rgb(153, 153, 153); font-size: 0.875rem;">Zukunftsvision: So sehen die Pläne von SL Rasch für eine neue Moschee an der Ecke von Mauserstraße und Albrechtstraße aus.Foto: SL Rasch</figcaption></figure>Stuttgart bekommt voraussichtlich eine repräsentative Moschee. Das Bauvorhaben im Klein-Istanbul genannten Viertel in Feuerbach soll rund 20 Millionen Euro kosten. Die Bauzeit wird aktuell auf rund zwei Jahre geschätzt.

Stuttgart - Die Pläne der Ditib-Gemeinde in Feuerbach für den Neubau einer großen, repräsentativen Moschee nehmen Gestalt an. Nachdem verschiedene Gremien der Gemeinde die Konzepte von fünf Büros geprüft haben, darunter auch eine Moschee im traditionellen Stil, haben sich die Pläne der Architekten von SL Rasch aus Leinfelden-Echterdingen durchgesetzt. Diese sehen eine moderne Moscheegestaltung mit großen, filigranen Fensterbögen, einer Glaskuppel und zwei Minaretten vor. Der eigentliche Gebetsraum, der 1500 bis 2000 Menschen Platz bieten soll, ist als Einheit geplant mit einem dreigeschossigen Gebäude, das Sozialräume und die Gemeindeverwaltung aufnehmen wird und das einen Innenhof einfasst. Die Kosten werden mit etwa 20 Millionen Euro veranschlagt. Wenn .alles nach Plan läuft, könnte das Bauvorhaben in etwa drei Jahren fertig sein.
<aside class="brickgroup" id="id_d50a71bd_c17d_4294_b734_48de9210dfa5" style="box-sizing: inherit; -webkit-font-smoothing: antialiased; float: right; width: 320px; margin: 0px -10px 30px 10px; color: rgb(51, 51, 51); font-family: Bitter, serif; font-size: 16px; line-height: 22.4px; background-color: rgb(255, 255, 255);"><section class="contentbrick" id="id_0229c11a_c36a_4036_9702_a9db3d766085" style="box-sizing: inherit; -webkit-font-smoothing: antialiased;">MEHR ZUM THEMA




</section></aside>„Wir wollen eine moderne Moschee bauen, die sich gut in die Umgebung einpasst“, sagt Ismail Cakir, der Vorsitzende der Moscheegemeinde. Dies sei auch die Meinung der Mehrzahl der Mitglieder. Man habe die Alternativpläne etwa der Frauen- und der Jugendabteilung vorgelegt. „Die haben zu 99 Prozent erklärt, die wollen wir“, sagt Cakir über die favorisierten Pläne von SL Rasch. In den nächsten Wochen soll die Entscheidung im neunköpfigen Vorstand der Gemeinde fallen.
Büro mit Erfahrungen in Saudi-Arabien

Bei SL Rasch handelt es sich um ein renommiertes Architekturbüro aus Leinfelden-Echterdingen, das seinen Schwerpunkt im Leichtbau und in Spezialkonstruktionen hat und seit Langem in arabischen Ländern wie Saudi-Arabien tätig ist (dazu der Beitrag unten).
Die Moschee mit ihrer etwa 30 Meter hohen Kuppel und den beiden Minaretten, deren Höhe noch nicht festgelegt ist, schließt an den Innenhof an, von dem aus Waschräume und der Versammlungsbereich betreten werden können. Dieser Teil des Komplexes an der Ecke Mauserstraße und Albrechtstraße soll Räume etwa für Jugend- und Frauengruppen enthalten und für Angebote, die von der Hausaufgabenbetreuung bis zum Folkloretanzkurs reichen. Auch eine Tiefgarage ist vorgesehen.
In drei Jahren könnte das Projekt fertig sein

Im nächsten Schritt wolle man in der Gemeinde eine Kommission mit Fachleuten bilden, die das anspruchsvolle Projekt begleiten sollen, sagt Ismail Cakir. Der Vorsitzende der größten Moscheegemeinde Stuttgarts schätzt, dass die weitere Detailplanung in etwa acht Monaten abgeschlossen sein könnte. Bis dahin, hofft Cakir, könnte die Genehmigung der Stadt vorliegen. Die Bauzeit soll zwei Jahre betragen.
Eine erste Abstimmung, allerdings noch ohne konkreten Entwurf, hat es mit dem Planungsamt der Stadt vor geraumer Zeit gegeben. Damals hat man der Gemeinde signalisiert, dass ein Moscheeneubau im „Klein-Istanbul“ genannten Gebiet, wo es neben der alten Moschee Läden und Restaurants gibt, möglich sei. Eine Irritation war allerdings entstanden, als der Ditib-Landesverband Württemberg mit der Forderung an die Öffentlichkeit getreten war, Moscheeneubauten sollten näher an der Innenstadt und nicht in Gewerbegebieten wie in Feuerbach errichtet werden. Für die Feuerbacher Gemeinde selbst war dies aber keine Option.
Schon jetzt läuft die Spendenaktion

Was die Finanzierung des Projekts angeht, ist Ismail Cakir zuversichtlich, trotz der hohen Kosten. Es ist nicht lange her, da war man von Baukosten von sechs bis sieben und nicht von 20 Millionen Euro ausgegangen. Dabei will die Gemeinde einen nicht unbeträchtlichen Teil der Investition durch Spenden decken, die Aktion hat man bereits gestartet. Bei der Feier zum Auftakt des Fastenmonats Ramadan Anfang Juni haben man schon „über 10 000 Euro“ gesammelt. Und die Mitgliederzahl wachse. Vor wenigen Jahren waren es noch 600, jetzt seien es 1200. Wenn man einen Schritt weiter sei und den Menschen richtig zeigen könne, was man plane, „dann werden die auch spenden“, sagt Cakir. „Der Verein wird wachsen.“ Und dafür infrage kämen nicht nur Muslime aus Stuttgart, sondern auch Menschen aus der Region und von noch weiter her.
http://www.stuttgarter-nachrichten.d...b33dae244.html

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Leinfelden-Echterdingen
Der Turmbau zu Mekka
Von Cedric Rehman 19. Mai 2013 - 11:15 Uhr
Auf Wunsch des Königs: Die SL Rasch GmbH aus Leinfelden-Echterdingen baut in Saudi-Arabien die größte Turmuhr der Welt. Dass das Land wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht, ficht den Geschäftsführer Bodo Rasch nicht an.



Leinfelden-Echterdingen/Mekka - Es ist ein Bild, das den Atem raubt. Hunderte Meter über dem Erdboden balancieren Arbeiter auf einem Metallgerüst, unten bewegen sich die Pilger gegen den Uhrzeigesinn um das Allerheiligste des Islam. Die Kaaba ist ein quaderförmiges Gebäude im Innenhof der Heiligen Moschee von Mekka. Der Kubus, der eine so hohe spirituelle Bedeutung für Muslime hat, wirkt von dieser Höhe aus fern, aber das kann den imposanten Eindruck nicht schmälern.

Das saudische Königshaus hat in unmittelbarer Nähe zu der heiligen Stätte einen Turm der Superlative errichtet. Generalplaner der Uhr auf dem 607 Meter hohen Gebäude ist die SL Rasch GmbH aus Leinfelden-Echterdingen. 2006 erhielt sie den Auftrag, auf dem 450 Meter hohen Wolkenkratzer ein weiteres Bauwerk zu errichten . Denn dem saudischen Königshaus reichte das Hochhaus allein nicht. Obendrein sollte noch eine Uhr auf das Gebäude. Obwohl der Bau des Turms bereits im vollen Gange war . Die deutsche Firma machte sich dennoch mit Partnern ans Werk, holte insbesondere die Calwer Firma Perrot als Turmuhrenspezialisten ins Boot. Seit 30 Jahren produziert das Unternehmen Leichtbauten und Sonderkonstruktionen. Das Bauwerk musste aber nicht nur leicht sein, sondern auch stabil genug, um eine Uhr mit 23 Meter langen Zeigern und vier jeweils 21 Tonnen schwere Antrieben für die Zeiger zu tragen. Als Vorbild diente der Firma der Pariser Eiffelturm. Er sei so gebaut, dass die einwirkenden Kräfte direkt von der Turmspitze zu einer breiter werdenden Basis strömen, erklärt eine Sprecherin der Firma. Gleiches gilt für die „Makkah Clock“ genannte Konstruktion aus Stahlprofilen und Beton.

...
http://www.stuttgarter-zeitung.de/in...134cdae4a.html

Die Firma SL Rasch aus Leinfelden bei Stuttgart produziert textile Sonnenschirme, die sogar ein halbes Fußballfeld abdecken können. Die Kunden sitzen vor allem in den arabischen Wüstenregionen.

Textile Sonnenschirme rund um die Moschee des Propheten in Medina Foto: SL Rasch
Textile Sonnenschirme rund um die Moschee des Propheten in Medina
Foto: SL Rasch
Leinfelden - Die Devise dieser Tage lautet: nichts wie in den Schatten. Die Sonne bringt zwar auch Jürgen Bradatsch in seinem nicht-klimatisierten Büro ins Schwitzen. Doch der Chefingenieur von SL Rasch in Leinfelden winkt ab: Er ist Schlimmeres gewöhnt, 50 Grad sind keine Besonderheit für die Landstriche im Nahen Osten, wo die Firma Schattenarchitektur betreibt. Das von dem Frei Otto-Schüler Bodo Rasch gegründete Architekturbüro hat sich auf Leichtbaustrukturen spezialisiert. Überwiegend sind das textile Sonnenschirme, Zeltdächer und Kuppeln, und überwiegend entwirft und konstruiert das 150-köpfige Team für die arabischen Staaten.

Zentral ist das auf den kürzlich verstorbenen Stuttgarter Architekten Frei Otto zurückgehende Minimalflächenprinzip, sagt Mark Lauchli, Projektmanager bei SL Rasch. Man könnte es auch als Seifenblasenprinzip bezeichnen: Die Oberflächen der filigranen Blasen und auch anderer Seifenhautstrukturen sind so geformt und gekrümmt, dass Energien und Spannungen ein Minimum einnehmen. Damit lassen sich viele für das menschliche Auge äußerst ästhetische Formen erschaffen. Frei Otto hatte in seinen Lehrbüchern einige dieser Leichtbaustrukturen vorgestellt.

„Wir führen hier beide Disziplinen zusammen: die ästhetische Formensprache des Architekten mit den Konstruktionsmethoden des Leichtbauingenieurs“, sagt Bradatsch. Für die Plätze an der Moschee des Propheten in Medina haben die Architekten beispielsweise einen Ensemble von 250 Großschirmen mit Einzeldurchmesser von 33 Metern entworfen und vor vier Jahren installiert. Bis zu 300 000 Pilger finden darunter Platz. Je nach Tageszeit und Temperatur entfalten sich die Schirme in einem synchronisierten Ballett. Tags hält die Konstruktion Sonne und Hitze fern. Später kann sie die Wärme noch etwas gegen die Kühle der Nacht verteidigen. In der Nacht sind die Schirme gefaltet und „müssen dann auch noch ordentlich und ästhetisch aussehen“, sagt Lauchli. Wenn der Sonnenschutz dann gegen acht Uhr morgens wieder ausfährt, gilt es wiederum, die Kühle möglichst lange zu halten.

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Natürlich sind die Architekten, wie schon das Bild des Bodo Rasch vermuten läßt - außerdem baut in Mekka nur, wer rein, d.h. Moslem ist - Moslems:

Übrigens hatte Bodo Rasch, der das operative Geschäft vor einem Jahr an seinen Sohn Mustafa Rasch übergeben hat,
In Arabien gehören die Herrscherfamilien zu den Kunden. Geld scheint da keine Rolle zu spielen. Auf den arabischen Raum zielt wohl auch die jüngste Neuentwicklung: Ein Schirm mit Maßen von 53 mal 53 Metern, der ein halbes Fußballfeld abdecken würde. Der Großschirm wurde auf einem Gelände auf der Schwäbischen Alb ausgiebig getestet. Er wiegt 600 Tonnen und spannt über Teleskopstangen das Textil auf. Innerhalb des Ständers befindet sich ein 20 Tonnen schweres Pendelgewicht, das Schwingungen durch Wind und Sturm ausgleichen soll. Wochenlang hat ein Computerverbund das Verhalten im Sturm durchgerechnet.„Wir haben dann lange auf einen richtigen Sturm auf der Alb gewartet“, sagt Bradatsch. Letztlich stimmten Simulation und Experiment gut überein. Ende des Jahres könnte der Schirm präsentiert werden.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/in...b3722a08d.html

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Über Bodo Rasch

Ein Artikel zitiert ihn mit folgenden Worten:

Ich bin mittlerweile oft in Mekka gewesen, sieben Mal habe ich den Haddsch mitgemacht. Außerhalb der Pilgerzeit ist es eine normale Stadt, mit Schulen, Geschäften, Krankenhäusern. Industrie gibt es nur wenig, und auf irgendeine Weise leben alle der etwa zwei Millionen Einwohner von den Pilgern. Viele Mekkaner hatten früher Wohnungen in der Innenstadt, mittlerweile haben sie sich in die Außenbezirke verzogen. Da bauen sie ihre Häuser, in jedem erdenklichen Stil.
http://www.tagesspiegel.de/weltspieg...8987488-2.html

Bodo Rasch hat übrigens einen längeren Namen:

Mahmoud Bodo Raschs pakistanischer Assistent kommt zum S-Bahnhof. Auf dem Weg zum Anwesen des Architekten ziehen blankgeputzte Straßen und Einfamilienhäuser vorbei – bis wir abbiegen und es nur noch hohe Bäume gibt. Wispelwald. Er lässt eher an die Gebrüder Grimm als an 1001 Nacht denken. Rasch sitzt im ersten Stock am Schreibtisch, darüber eine OP-Leuchte, im Regal der Koran. In der Sofaecke stehen Fotos von Mekka. Der 70-Jährige, Sohn eines Bauhaus-Architekten und einer Malerin, war Schüler von Frei Otto, der das Münchner Olympiastadion entworfen hat. Sein Büro SL Rasch (SL für „Special and Lightweight Structures“) ist bekannt für Zeltbauten, riesige, einklappbare Standschirme, islamisches Design. Rasch hatte Aufträge in der Schweiz, auf Barbados, in Malaysia, Turkmenistan – und immer wieder in Arabien. Der „Sir Norman Foster des Orients“, wie ihn der „Spiegel“ mal genannt hat, spricht ein sanftes Schwäbisch.
Wieso wird dieser in den Artikeln über ihn verschwiegen?

Über seinen Übertritt zum Islam:

Das erste Mal habe ich Mekka im Dezember 1974 besucht. Die muslimische Pilgerzeit fiel damals mit Weihnachten zusammen. Es war eine spontane Entscheidung. Die Wallfahrt, der Haddsch, hat mich als Architekt interessiert, und außerdem steckte ich an einem Punkt, wo es nicht mehr weiterging. Mit einem One-Way-Ticket und meinem letzten Geld bin ich nach Saudi-Arabien geflogen.

Im Jahr zuvor hatte ich als Gastprofessor für leichte Flächentragwerke in den USA gearbeitet. Das heiße Klima in Texas halten Saudi-Araber besser aus als andere. Es gab einen unter meinen Studenten, Sami Angawi, mit dem ich mich angefreundet habe. Er hat mir Bilder vom Haddsch gezeigt, die mich sehr beeindruckt haben. Ein Meer von Zelten bis zum Horizont, das hat mich nicht mehr losgelassen.

In Dschidda, etwa eine Autostunde entfernt von Mekka, habe ich Sami getroffen. Er hat mir mit allem geholfen, sein Vater war Pilgerführer, deshalb kannte er sich aus. Für Nichtmuslime ist Mekka eine verbotene Stadt. Noch in Dschidda bin ich vor Gericht zum Islam übergetreten. Schließlich habe ich einen Brief der Regierung bekommen, in dem stand, dass ich nach Mekka darf.

War ich auf Sinnsuche? So kann man das nicht sagen. Ich war eine Art Hippie, und über Religion hatte ich mir nicht viele Gedanken gemacht. Es war eher so: In dieser Phase, in der es mir sehr schlecht ging, hat mich der Islam gefunden. Wenn man ertrinkt und sieht einen Rettungsring, fragt man sich nicht, wo er herkommt. Diese Religion hat mir gegeben, was mir fehlte, und das hat sich bis heute bewährt.

Vor Mekka gibt es einen Checkpoint, der sieht aus wie eine große Grenzstation. Wenn nicht im Pass steht, dass man Muslim ist, wird man abgewiesen und muss eine Straße um Mekka herum nehmen.

Die Stadt liegt im Wadi Ibrahim, einem Trockenflussbett, das sich früher mit Wasser füllte, wenn es regnete. Es ist ein karger Landstrich, hin und wieder hat es Bäume. Die Berge sind sandfarben bis braun. Im Zentrum der Stadt steht die größte Moschee der Welt, mit neun Minaretten. Dank einer Erweiterung wird sie bald über eine Million Menschen fassen können. Im Gebäude gibt es heute viel weißen, kühlen Marmor.

Bei meinem ersten Besuch waren die Temperaturen in Mekka angenehm, zwischen 30 und 35 Grad. Im Sommer können es auch mal über 50 Grad werden. Trotz der Menschenmassen riecht es nicht schlecht, denn Moslems waschen sich häufig. Aber dafür gibt es leider den Qualm der Autos und Reisebusse, eine Errungenschaft, die ja letztlich von hier aus Stuttgart stammt!
http://www.tagesspiegel.de/weltspieg...t/8987488.html

Unser Büro hat unter anderem die Uhr auf dem größten Turm entworfen, der mit 609 Metern mindestens das zweithöchste Gebäude der Welt ist. Das Projekt ist vor zwei Jahren fertiggestellt worden. Ursprünglich war das ein normales Hochhaus, die Entscheidung, noch eine Uhr daraufzusetzten, fiel nachträglich. Deshalb musste die Uhr leicht sein: ein Stahlbau mit einer Verkleidung aus Glas- und Kohlefaserteilen und einer Oberfläche aus Keramik. Den Turm kann man 30 Kilometer weit sehen, die Uhrzeit kann man noch aus etwa zehn Kilometer Entfernung lesen, denn das Ziffernblatt hat einen Durchmesser von 43 Metern. Wir haben auch die Turmspitze über der Uhr entworfen, der Halbmond hat einen Durchmesser von 24 Metern und hat im Inneren vier Geschosse.

An dem Komplex gab es Kritik, viele haben den Verlust historischer Gebäude beweint. Sicher sind diese Hochhäuser nicht für die Ewigkeit gebaut. Ich denke aber, das neue Mekka braucht einen so hohen Turm – als Orientierungshilfe. Sie können nun mal nicht Millionen Pilger empfangen mit einer Infrastruktur, die nur für 100 000 Menschen ausgelegt ist.

Eine Panik habe ich nie erlebt, aber ich habe beobachtet, wie Menschen zu Tode kamen. Einmal sah ich eine Pilgergruppe, die saß auf ihrem Gepäck, dann kam die große Menge, die Gruppe lief weg, ließ ihre Sachen stehen – und ein paar Leute stolperten darüber. Die Menschen dahinter sind zwangsläufig über die Gefallenen geschoben worden.

Schon 1974 haben mein saudischer Freund und ich das Haddsch Research Center an der Uni in Dschidda gegründet. Wir haben begonnen, überhaupt mal Daten zu sammeln: Wie viele Pilger gibt es, wo kommen die her, wie bewegen die sich? Heute ist das Institut in Mekka. Ich bin nach sieben Jahren ausgestiegen, habe mit dem Material meine Doktorarbeit geschrieben. Meine Erkenntnis war, dass man den Fußgängerverkehr in Mekka und die Unterbringung in einfachen Zelten fördern muss. Damals gab es mal den Vorschlag einer englischen Ingenieursfirma, den ganzen Haddsch zu motorisieren, also Millionen von Pilgern in Autos zu bewegen, dabei braucht ein Auto so viel Platz wie 100 Menschen, ein unmögliches Unterfangen.

Dank meiner Kenntnisse und Kontakte habe ich 1985 den ersten kleinen Auftrag in Saudi-Arabien bekommen. Mit der Zeit wurden es mehr. Besonders stolz sind wir auf das, was wir in der Prophetenmoschee in Medina geleistet haben. Schattenspendende Schirme und gleitende Kuppeln – und 15 Jahre später ein wandelbares Dach mit 200 000 Quadratmetern, das in etwa drei Minuten aufgefahren werden kann, das größte wandelbare Dach der Welt.

Wir haben auch eine fahrbare Treppe für die Kaaba entwickelt. An deren Seite, in zwei Metern Höhe, gibt es nämlich eine Tür. Es ist ein großes Privileg, da hineingehen zu dürfen. Drinnen ist es aufgrund der Sonnenbestrahlung sehr warm. Deshalb hat die Treppe eine Anlage, die gekühlte Luft in die Kaaba bläst.

Wenn Sie nach Mina kommen, können Sie auf zweieinhalb Millionen Quadratmetern Zelte sehen, die wir Ende der 90er Jahre entworfen haben. Deren Vorgänger waren aus Baumwolle, wodurch immer wieder verheerende Feuer ausbrachen. Die neuen Zelte bestehen aus Teflon-beschichteten Glasfasern. Sie sind etwa fünf Meter hoch und für die Grundfläche gibt es unterschiedliche Größen: vier mal vier und acht mal acht Meter.

Reiche Europäer gehen vielleicht zu sechst in so ein Zelt, arme Afrikaner manchmal in Gruppen von 30 Pilgern. Mit Frei Otto haben wir 1978 Zelte entworfen, die man an Berghängen aufstellen kann. In Mina gibt es da viele ungenützte Flächen. Aber diese Hänge sind eben 40, 50 Grad steil. Die Idee hat sich nicht durchgesetzt, man hätte sich intensiver mit der Frage beschäftigen müssen, wie man die Berge für hunderttausende von Leuten erschließen kann. Pilger aus Afghanistan oder Jemen sind steile Berge gewohnt, bei anderen ist es zu schwer.

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Im Keßlerweg arbeiten Männer in einer Werkstatt am Modell einer Moschee, anderswo werden an Computern Filme geschnitten, und in einem Eck hängen Pläne für das 480 PS starke Wüstenmobil „Desert Ship 2“: „Es kann als hochflexibles mobiles Büro verwendet werden und ist auch für die Falkenjagd ausgestattet“, heißt es auf der Firmenhomepage. Saudi-Arabien, wo SL Rasch vor allem Geschäfte macht, ist eine absolute Monarchie, der Islam ist Staatsreligion und wird streng ausgelegt, es gibt die Todes- und Körperstrafen.

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Die deutsche Kritik an den politischen Verhältnissen in Saudi-Arabien beruht sicher zum Teil auf Missverständnissen. Gesetzliche Vorschriften gibt es in jedem Staat, und ich muss die nicht alle richtig finden. Ich arbeite und lebe gern dort. Der Widerstand gegen Neues ist geringer als hier. Von Frei Otto bin ich eine wissenschaftliche Arbeitsweise gewöhnt, so objektiv wie möglich – nicht wie bei uns in der Architektur. Und in Saudi-Arabien gibt es Probleme zu lösen. Die Pilger in Mekka muss man versorgen, sonst gibt es Tote. Das sind fundamentale Bedürfnisse. In Deutschland geht es nicht mehr so sehr um Funktion, sondern nur darum, ob jemand noch ein Hochhaus erfindet, das anders aussieht als alle anderen.


Das heißt aber nicht, dass uns die Ästhetik von Gebäuden nichts bedeutet. Im Islam sind bildende Kunst und Musik verpönt, deshalb hat sich das Talent der Muslime ganz auf Ornamentierung und Architektur konzentriert. In der islamischen Welt finden Sie die schönsten Bauten der Welt: von der Alhambra in Andalusien bis zu den Moscheen von Isfahan, von der blauen Moschee in Istanbul bis zum Tadsch Mahal in Indien.

Dass ich vor allem in Saudi-Arabien arbeite, liegt an meiner Spezialisierung für die heiligen Stätten. Das ist für mich als Muslim natürlich etwas Besonderes. Wenn Mekka in China wäre, wäre ich mehr in China. Allah hat es so eingerichtet, al Hamdulillah.
http://www.tagesspiegel.de/weltspieg...8987488-3.html

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Das ist übrigens der Sohn, der jetzt das Unternehmen leitet: