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    Hilfe! Flüchtlinge!

    Hilfe! Flüchtlinge!

    Ob Glyphosat, Einbrüche oder Ausländer: Politiker schüren diffuse Ängste, um Wähler zu gewinnen. Eine erfolgreiche Masche, der unwissende Mensch reagiert allzu gern über.

    (...)Inzwischen hat diese kollektive Angst in Deutschland ebenfalls um sich gegriffen. Gleichgültig, was die AfD an politischen Aussagen sonst noch zu bieten hat, die Empörung über die angebliche Islamisierung Deutschlands und die kriminelle Neigung der bei uns Zuflucht suchenden Ausländer mobilisiert die Wähler und trifft offenkundig auf einen sensiblen Nerv.


    Doch die Angstschürer nutzen nicht nur Menschen ausländischer Herkunft oder Deutsche, die mit einer Hautfarbe hierzulande in der Minderheit sind, für ihre Politik. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht öffentlich vor irgendetwas mit dem Unterton des Unheilvollen gewarnt wird. Die für diese Warnungen so aufgeschlossene Bevölkerung reagiert entsprechend mit Bedenken, Empörung und moralischer Aufrüstung. Gern wird noch der Sündenbock gesucht, der alles zu verantworten hat – Hauptsache aufregen!

    Das Leben wird immer fürchterlicher, so scheint es

    Doch oft entpuppen sich die Warnungen als Falschmeldungen. Sie geistern einige Tage durchs Netz, bis eine neue vermeintliche Gefahr ihren Platz einnimmt. ... Der Eindruck: Das Leben in Deutschland wird immer fürchterlicher.

    Ein Blick in die Statistik aber zeigt: Sieht man sich die aktuelle Kriminalstatistik an, so finden sich bei schweren Straftaten kein einziger Hinweis auf eine Überrepräsentanz von Ausländern; erst recht nicht von Flüchtlingen. Auch nicht bei Vergewaltigungen. Was noch mehr auffällt: Gerade die angstauslösenden Verbrechen wie Körperverletzungen, Mord oder Totschlag gehen in Deutschland kontinuierlich zurück. Verglichen mit anderen Ländern leben wir geradezu in einem Musterland, was öffentliche Sicherheit betrifft. Natürlich gibt es auch negative Entwicklungen. So nimmt die Zahl der Wohnungseinbrüche ständig zu, sie hat aber den bisherigen Höchststand von Mitte der 1990 Jahre immer noch nicht erreicht. Auch damals ist Deutschland nicht im Verbrechenssumpf untergegangen.

    Heute basiert Wissen auf Kommunikation statt Erfahrung

    Wieso kommt es zu dieser Diskrepanz zwischen der wirklichen Sicherheitslage und deren Wahrnehmung? Dies hat im Wesentlichen drei Ursachen:

    Vor 100 Jahren waren rund 70 bis 80 Prozent unseres Wissens durch persönliche Erfahrung bestimmt. Unsere Großeltern wussten, welche Gefahren etwa im bäuerlichen Alltag durch Lebensmittelvergiftung, unsachgemäße Kleidung oder technische Unfälle – etwa der berüchtigten Sense – zu erwarten waren. In der heutigen Welt basieren dagegen 70 bis 80 Prozent unseres Wissens nicht mehr auf Erfahrung, sondern auf Kommunikation (vgl. Daniel Bell: The Coming of the Post-Industrial Society). Ob das Ozonloch wirklich so ausgedünnt ist, wie es Experten vorrechnen, ob es gefährliche Prionen im Rindfleisch gibt, ob ionisierende Strahlen in der Luft liegen, ob die Schwerkriminalität in Deutschland zugenommen hat oder ob Flüchtlinge überwiegend "Grabscher" sind, kann so gut wie niemand aus eigener Erfahrung beantworten. Gleichzeitig findet sich zu jedem Beispiel schnell jemand, der eine Erfahrung gemacht hat und diese bereitwillig öffentlich teilt.

    Gefahren erleben wir vermittelt über Medien und andere Formen der Kommunikation, häufig in digitalen sozialen Netzwerken. Das macht uns zunächst misstrauisch, weil wir auf andere angewiesen sind, von denen unbekannt ist, ob wir Ihnen trauen können oder ob sie überhaupt kompetent sind, diese Gefahren richtig einzuschätzen. Gleichzeitig haben wir oft erlebt, dass sich viele angeblich gesicherte Erkenntnisse als falsch oder zumindest nicht ganz richtig herausgestellt haben. So bleibt es bei dem Gefühl der Verunsicherung.

    Aus der Psychologie ist bekannt, dass Angstgefühle vor allem mit Ungewissheit verbunden sind, während das Erlebnis eines konkreten Schadens eher Widerstandskräfte hervorruft (Psychological Review: Hirsch & Mar & Peterson, 2012). Unsichere Bedrohungen – etwa ein verdächtiges Geräusch in einem dunklen Wald – lassen den Adrenalinspiegel oft stärker ansteigen (Nature: Grupe & Nitschke, 2013), als wenn ein Mensch den Grund der Bedrohung konkret vor sich hat, etwa ein Wildschwein. Je weniger sich die Gefahr einschätzen lässt, desto mächtiger wirkt in uns das Gefühl von Angst und Ausgeliefertsein. Von daher ist es folgerichtig, dass Menschen am meisten Angst vor Flüchtlingen oder Ausländern in den Regionen haben, wo es so gut wie keine gibt. Ihnen fehlt die konkrete Erfahrung
    http://www.zeit.de/wissen/2016-06/an...ors_picks=true

    Der zweite Grund ist, dass in einer pluralistischen Gesellschaft Wahrheitsansprüche fast immer umstritten sind. Sind Ausländer nun krimineller als Deutsche oder nicht? Ist der Islam von Natur aus fundamentalistisch? Sind Flüchtlinge aus islamischen Staaten überhaupt integrationswillig? Auf all diese Fragen gibt es zwar meist verlässliche Antworten, aber im Diskurs kommt jede noch so absurde Spekulation auf.

    Da wir zumeist nicht aus eigener Erfahrung entscheiden können, wer recht hat, gilt es, sich mit einer Fülle von völlig gegensätzlichen Einstufungen auseinandersetzen. Welche Warnung klingt am glaubwürdigsten? Vielen erscheint es ratsam, der schlimmsten zu folgen. Vor allem wenn der Betreffende unfreiwillig und ohne eigenes Zutun einem Risiko ausgesetzt ist, etwa Konservierungsstoffen in Lebensmitteln oder dem in der eigenen Wahrnehmung bedrohlich aussehenden Ausländer in der Bahnhofshalle. "Better safe than sorry", sagen die Amerikaner dazu.

    Das Nullrisiko ist gefordert, doch das gibt es nicht

    Menschen, die niemandem mehr bei der Einstufung von Gefahren vertrauen, weil sie davon ausgehen, dass alles Wissen interessen- oder machtgebunden ist, verlangen von Staat und Wirtschaft ein Nullrisiko. Man solle doch besser auf Risiken verzichten, solange sich deren Höhe partout nicht einschätzen lässt, so ihre Idee. Im Zweifel also: Ausländer raus!
    Der dritte Grund ist die heutige Medienstruktur. Bei rund sieben Milliarden Menschen ist allein statistisch jede Minute eine Katastrophe oder eine andere Form von gravierenden Schadensereignissen zu erwarten. Früher war es eher Zufall, wenn diese Katastrophen in das Bewusstsein der weit weg lebenden Menschen gelangten. Von daher setzte sich damals die Erkenntnis durch, dass solche Katastrophen zwar nicht ausgeschlossen, aber doch eher unwahrscheinlich seien. In dem Moment aber, in dem es täglich Katastrophenmeldungen gibt, wächst die Furcht, wir würden weltweit in zunehmendem Maße immer größeren Risiken ausgesetzt, die tagtäglich ihre schreckliche Wirkung zeigen.

    Die Realität ist aber eine andere: Normiert man die Zahl der Katastrophen auf die Zahl der Menschen insgesamt und die beobachtete Fläche, zeigt die Statistik, dass die Zahl der wegen Katastrophen zu Tode gekommenen Menschen seit Jahrzehnten abnimmt. Das gilt auch und insbesondere für Übergriffe durch Flüchtlinge oder Ausländer. Da die Bevölkerung aber jeden Tag Zeuge von Gräueltaten, Explosionen, Verbrechen und Vergiftungen wird, hat sich die Erkenntnis festgesetzt, die Welt werde immer risikoreicher und gefährlicher. Umso wichtiger scheint es, jeder noch so absurden Warnung vor einer neuen Sicherheitslücke oder einer neuen Gefahr durch Überfremdung die gebührende Achtung zu erweisen.

    Besser erst mal nachfragen

    Natürlich leben wir sowie Milliarden Menschen in anderen Ländern nicht in paradiesischen Zuständen. Zweifellos gibt es ernsthafte globale Bedrohungen, die man weder auf die leichte Schulter nehmen kann noch mit dem Hinweis, früher sei es ja noch schlimmer gewesen, abtun sollte. Solche systemischen Risiken betreffen zum Beispiel den Klimawandel, die Ausdehnung sozialer Ungleichheit oder die globale Finanzstruktur. Aber uns jede Woche vor einer neuen angeblichen Gefahr in Panik versetzen zu lassen und dann in die übliche Empörungsrhetorik abzurutschen, hilft weder, die echten Gefahren und Bedrohungen zu erkennen, noch diese tatkräftig anzugehen.

    Wichtig ist es hier, Proportionalität zu wahren. Vor allem sollten wir bei jeder neuen Gefahr die Entwicklung über längere Zeiträume beobachten. Jedes Jahr sterben beispielsweise weniger Menschen in Deutschland aufgrund von Mord oder Totschlag. Dagegen wächst etwa der CO2-Ausstoß täglich an – und das Tag für Tag. Kurzfristige Veränderungen oder Alarmmeldungen sollte man stets in den größeren Kontext setzen. Bei der nächsten angeblichen Bedrohung gilt es daher, den Angstreflex zu ignorieren und lieber nüchtern nachzufragen, ob es sich wirklich um einen Trend handelt.
    Das Motto muss heißen: mehr Gelassenheit, und weniger Aktionismus. Es lässt sich in der Regel leicht überprüfen, was uns bedroht und in welchem Ausmaß. Und das sind weder "die Ausländer" noch "die Flüchtlinge".
    http://www.zeit.de/wissen/2016-06/an...ahrung/seite-2
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2
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    AW: Hilfe! Flüchtlinge!

    Die Zeit, die man sich nimmt, um die Zeit zu lesen, ist vertane Zeit.
    Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland

  3. #3
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    AW: Hilfe! Flüchtlinge!

    Gefakte Statistiken, sowie der Migrantenbonus und eine generelle Einstellung der Verfahren lassen keine sauberen Zahlen zu....

    https://open-speech.com/threads/7223...den-Papierkorb


    und


    Über 100.000 Anzeigen haben Polizisten in den vergangenen drei Monaten gegen Flüchtlinge aufgesetzt. Rund 65.000 allein in Bayern. In Rosenheim, wo täglich mehrere Hundert Flüchtlinge ankommen, ist die Bundespolizei so überlastet, dass sie die Akten zur weiteren "Fallbearbeitung" an die Kollegen nach Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein schickt. Von dort gehen sie zurück an den Staatsanwalt nach Bayern. So reisen zentnerweise Akten durch die Republik. "Diese Anzeigen sind unnützer Papierkram", schimpft Jörg Radek, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Die Strafverfahren werden sowieso fast alle von den Staatsanwaltschaften eingestellt." Wegen Geringfügigkeit.
    http://www.stern.de/panorama/stern-c...n-6489090.html
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

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