Was ist politische Korrektheit? Sie ist ein Phänomen, das bereits Oswald Spengler vor knapp hundert Jahren auf eher metaphysischer Ebene in seinem Werk „Der Untergang des Abendlandes“ beschrieb und dort als „ethischen Sozialismus“ bezeichnete. Dieser ist nach Spengler charakteristisch für die Zivilisationsphase einer Kultur und markiert ihren zivilisatorischen Höhepunkt, von welchem sich die Zivilisation geistig rückabwickelt und im Fellachentum zerstäubt. Subtrahiert man die stammesähnliche Aufbruchsphase und das Fellachentum, so hat jede Kultur nach Spengler eine Lebensdauer von rund 1000 Jahren: Von der kriegerisch geeinten Volksseele, verbunden durch eine Religion, bricht sie auf um die „Summe ihrer Möglichkeiten in der Gestalt von Völkern, Sprachen, Glaubenslehren, Künsten, Staaten, Wissenschaften“ zu verwirklichen. „Ist das Ziel erreicht und die Idee, die ganze Fülle innerer Möglichkeiten vollendet und nach außen hin verwirklicht, so erstarrt die Kultur plötzlich, sie stirbt, ihr Blut gerinnt, ihre Kräfte brechen – sie wird zur Zivilisation.“

Den Höhepunkt der Zivilisation bildet die in der zivilisatorischen Großstadt kultivierte Demokratie (bzw. protodemokratische Formen), welche einem zu Klassen, Kasten oder Ständen ausdifferenzierten, kapitalistischen (oder protokapitalistischen) Volk den Schein der Selbstbestimmung und Interessensvertretung gibt und so zur Stabilität beiträgt, wenn traditionelle Bande, Religiosität und familiärer Kitt in Auflösung inbegriffen sind (durch Lohnarbeit, Ausdifferenzierung und Spezialisierung der Berufe, etc.). Geführt wird die Demokratie (immer im Verbund mit einem Medienkonglomerat) vom Geldadel, der sowohl die Parteien finanziert, als auch gleichzeitig medial bewirbt. In dieser, im historischen Maßstab nur kurz aufflackernden Erscheinung „Demokratie“, die – aus Gründen, die hier nicht Thema sind – schnell in sich selbst endet und die Fackel der Herrschaft dem „Cäsarismus“ weiterreicht (Sieg der politischen Macht über die Geldmacht), entsteht jenes Phänomen, das wir heute „politische Korrektheit“ nennen und das aus drei Quellen gespeist wird:

1) Der intranationalen und internationalen Komplexität: Durch die intranationale und internationale ökonomischen und politischen Verflechtungen aus unterschiedlichsten Interessen ist es einem Politiker, der möglichst viele Stimmen hinter sich versammeln will (d.h. keine Nischen-Partei bleiben will), sprichwörtlich nicht möglich zu reden wie ihm der Schnabel gewachsen ist bzw. seine tatsächliche Meinung kundzutun. Er muss einerseits auf seine direkten oder indirekten Geldgeber in Industrie und Geldadel Rücksicht nehmen – kann also nicht auf deren Rücken Stimmung im Volk machen ohne in Folge medial ruiniert zu werden. Gleichzeitig muss er diametral verschiedene Interessen im Volk unter einen Hut bringen, d.h. er kann nicht eine Klasse durch eine andere ausspielen – es sei denn er macht auf dem Rücken einer Minderheit (!) Politik und versucht so Stimmen zu lukrieren. Warum Letzteres heute nicht opportun ist, werden wir später klären. Wichtig ist, dass die Reden eines Politikers in der Hochzivilisationsphase nichtssagend sein müssen, weil jedes konkrete Parteiprogramm bzw. gar systemgefährdende Vorhaben Wählerstimmen, Geld, wirtschaftliche Nachteile oder im schlimmsten Fall die Zerstörung der eigenen Existenz bedeuten. Macht man offen Politik, die einem Unternehmer, einem Arbeiter oder einem Beamten Nachteile bringen sollen, dann werden einen diese nicht mehr wählen. Macht man Politik durch aggressive antikapitalistische Rhetorik, dann wird man in Zukunft keine Sponsoren mehr finden. Macht man Politik, indem man die Verfehlung anderer Länder aufzeigt, mit denen man wirtschaftlich verbunden ist, dann wird das zu internationalen Spannungen bis hin zu ökonomischen Embargos führen. Macht man Politik wider den US-Imperialismus, dann muss man mit der Zerstörung seiner gesamten beruflichen Laufbahn rechnen.

2) Der Kapitalismus benötigt die Globalisierung zur Erschließung neuer Absatzmärkte, belastbarem Eigentums (siehe Gunnar Heinsohns „Eigentumsökonomik“), Nachschuldner (siehe Paul C. Martins „Debitismus-Theorie“), neuer Billigstarbeitskräfte für die Industrie und neuer Steuerzahler durch Migration und Reproduktion für den Staat. Diese Globalisierung ist systemisch notwendig, um den Kollaps des kapitalistischen Systems so weit wie möglich hinauszuzögern. Es kann also weder im Interesse der Konzerne (Billigstarbeitskräfte), noch im Interesse des Staates liegen, globalisierungskritischen oder einwanderungskritischen Stimmen ein Podium zu verschaffen.

3) Der Imperialismus der „einzigen Weltmacht“ (Brzeziński) ist aufgebaut auf den freien Verkehr von Waren (v.a. Rohstoffen), Dienstleistungen, Menschen und Kapital (bzw. Krediten) und deren Privatisierung (im weitestem Sinne auch der Privatisierung des Menschen als moderne 1€-Job-Sklaven). Im US-Imperialismus fallen politischer/militärischer Imperialismus und Konzern-Imperialismus zusammen bzw. sind deckungsgleich. Wenngleich er selbst auf der Ausbeutung armer Länder beruht, die nicht zum „Core“ (Barnett) gehören, darf keine Nation dieses „Kerns“ der Globalisierung, flächendeckender Privatisierung oder freier Migration (Nachschub von Billigstarbeitern für die Industrie und Angleichung der reichen und armen Länder im Zuge der totalen Globalisierung) zu intensiv Paroli bieten. Wer es – als Person in höherer Position - dennoch tut, hat mit Konsequenten zu rechnen, oder wie der Globalist Barnett vorschlägt: „Kill them!“

Wenngleich die Instrumente bereits stumpf sind, haben sich hierfür in der Vergangenheit neben der medialen Rassismus-Keule, v.a. linke, nationsfeindliche Gruppierungen als nützliche Idioten und Erfüllungsgehilfen des US-Konzern-Imperialismus erwiesen, weshalb sowohl Staat, wie auch Medienmacht - welche diese Gruppierungen zuvor gegen Demonstranten oder Einzelpersonen aufwiegelte - bei gewalttätigen Ausschreitungen auf der Straße oder Einschüchterung und Verfolgung von systemkritischen Personen bis in die eigenen vier Wände, jahrzehntelang nach dem Prinzip der drei Affen verhielten: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

Diese transatlantische, US-imperialistische Doktrin ist sozusagen die Meta-Ideologie, in deren Grenzen sich die Redefreiheit entfalten darf. Dabei ist es gleichgültig, welcher Ideologie jemand das Wort redet – wer diese Grenzen durchbricht, wird zum Rechten und damit zum jahrzehntelang kultivierten Feind der offenen Gesellschaft. Das durfte in den letzten Jahren sowohl ein Ken Jebsen erfahren, der ausschließlich linke Positionen vertritt, aber gegen den US-Imperialismus aufsteht und deshalb heute dem Otto-Normalverbraucher, wenn überhaupt, dann als „Neurechter“ bekannt ist. Und das durfte erst in diesen Tagen eine Sarah Wagenknecht von der Partei „Die Linke“ erfahren, die nichts anderes aussprach, als das, was jeder rational denkende Mensch weiß - nämlich dass es selbstverständlich eine faktische Obergrenze bei der Einwanderung gibt, die sich aus der finanziellen, logistischen und soziologischen Komponente zusammensetzt - und dafür „getortet“ wurde.

Die politische Korrektheit ist also ein Produkt systemischer Zwänge, befeuert durch eine imperialistische Ideologie und so angenehm eine politisch korrekt indoktrinierte Gesellschaft auch für Staat, Konzerne und Geopolitiker ist, so unangenehm ist sie für die Weltenlenker, wenn man die zuvor für globalistische Planspiele erzogene Bevölkerung plötzlich als Rückhalt für den militärischen Imperialismus vor der Haustüre braucht. Da muss dann schon, wie 1999, ausgerechnet ein grüner Politiker mit einem unsäglichen Auschwitz-Vergleich eine Intervention im Kosovo rechtfertigen.

Auch bei Ausbruch des Ukraine-Konflikts im letzten Jahr, wollten viele nicht so richtig glauben, dass eine Demonstration gegen die Korruption der Regierung zufälligerweise bei den olympischen Winterspielen in Sotschi - als die ganze Welt die Augen auf Russland und das schon zuvor medial aufgebaute Feindbild „Putin“ richtete – von gut bewaffneten, lupenreinen Nazis infiltriert wird, um einen demokratisch gewählten Präsidenten zu putschen. Trotz allem: Die politische Korrektheit ist bar jeder ursprünglichen Intention und auch wenn die Fassade schon bröckelt, nach wie vor ein Selbstläufer, vor allem im großstädtischen Bildungsbürgertum. (Dass diese Bildung – die meist ja nicht mehr ist als eine akademische „Aus-bildung“ in einem spezifischen Fach, das selten mit Geschichte, Wirtschafts- oder Geopolitik zu tun hat - dann oft auch als Rechtfertigung für die Richtigkeit dieser Lehre herhalten muss, sei hier nur am Rande erwähnt.) Politiker, vor allem aber Medien, brauchen nur die richtigen Schlagwörter zu benutzen, um im konditionierten Gehirn des politisch korrekten Kosmopoliten zu den Guten zu gehören. So genügt es für die Presse sich ein betont antirassistisches, feministisches und grünes Mäntelchen umzuhängen, um sich beim selbsternannten „linken“ Leser zu qualifizieren. Was dann nebenbei an Lügen, Nato-Propaganda oder Pentagon-News abgesondert werden, ist völlig gleichgültig – das Mäntelchen genügt. Und dieses ist auch wichtig für die eigene Überheblichkeit zu den Guten, den Humanisten – eben einfach zu den „Gebildeten“ zu gehören. Besonders aufgefallen ist mir das als Österreicher zu jener Zeit, als ich aus weltpolitischem Wissensdurst heraus oft mehrere verschiedene Medien am Tag las. Immer wieder stolperte ich dabei auf die massive Geringschätzung der Leser des transatlantisch ausgerichteten Blattes „Der Standard“ für die Leser des Boulevard-Blattes „Kronen Zeitung“. Abgesehen von der unterschiedlichen ideologischen Ausrichtung beider Medien und dem Schwerpunkt auf Boulevardjournalismus in der Krone, konnte ich bei politischen, weltpolitischen und der internationalen Berichterstattung nur einen minimalen Unterschied in der Qualität des Journalismus feststellen und dieser minimale Unterschied betraf die bessere und tiefergehende Recherche der „Kronen Zeitung“ gegenüber „Der Standard“. Gerade Letzterer verliert sich bei amerikanischen Kriegen in Nebelkerzen (z.B. Massenvernichtungswaffen ja/nein), während die Krone Zeitung die geopolitischen und wirtschaftlichen Ziele herausarbeitete und Themen, wie zuletzt TTIP, TISA oder der geplanten Bargeldabschaffung von Beginn an breiten Raum gab, während der Standard diese erst nach großem öffentlichem Druck überhaupt thematisierte. Auch im persönlichen Gespräch mit Leuten, die sich zu den Guten und Gebildeten wähnten, fiel mir immer wieder deren erschreckend einfach gestricktes Weltbild auf. Als ich einem Akademiker, der das Thema Putin aufs Tapet brachte, über die Hintergründe dieses neuen lauwarmen Krieges informierte, war der einzige Konter: „Aber die Gesetze gegen Homosexuelle!“ Es war erschreckend, dass die Propaganda stets auf die gleichen Schlüsselwörter zielen konnte und schon war jede rationale, situationsbezogene Themen-Priorisierung dahin. Die Nato provoziert Russland zu einem Erstschlag auf europäischen Boden? Völlig egal, denn Putin hat Werbung für Homosexualität verboten.

Aber wie kommt das? Wie ist es möglich, dass mir ein an sich intelligenter Mensch, den ich vor Kurzem mit Statistiken darauf hinwies, dass weitere Migration weder finanziell, noch auf sozialer Ebene zu stemmen ist (der nationale und internationale muslimische Lobbyismus zielt direkt auf die Aushebelung der westlichen liberalen Werte und die Massen an Analphabeten und in den Arbeitsmarkt Unintegrierbaren werden zum großen Problem, wenn sie im Zuge der nächsten Wirtschaftskrise nicht mehr mit Steuergeldern ruhig gehalten werden können), antwortete: „Helfen muss man. Da gibt es keine Kompromisse“? Helfen bis zur Selbstaufgabe? Helfen bis zum Bürgerkrieg? Die Mechanismen, die Menschen in den Rechtsextremismus oder Fundamentalismus treiben, sind gut erforscht. Die Empfänglichkeit von Menschen für politisch korrektes Denken fernab jeglicher Ratio und pragmatischer Kompromisse dagegen gar nicht, weil man sie nicht als psychische Fehlfunktion begreifen will. Was treibt diese Menschen an?

Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, als ich eine hitzige Diskussion mit einer grünen Akademikerin hatte, die auf alle Zahlen und Fakten immer wieder sinngemäß das gleiche antwortete: „Wenn du die Islamisierung ansprichst, dann treibst du einen Keil zwischen Muslimen und Ansässigen und dann fühlen sich die Muslime nicht mehr willkommen und radikalisieren sich.“

Mir ist die Sprengkraft dieses Satzes erst Tage später bewusst geworden. Wir haben hier die klassischen Mechanismen einer Religion vor uns! Obwohl sich die Mehrheit der politisch Korrekten als Atheisten oder Agnostiker begreifen, kommt die Religion hier im neuen Gewand daher. Gott ist hier animistisch und bezieht sich auf die Umwelt als solche. Und diese lässt sich manipulieren durch ein tugendhaftes Leben des Gläubigen. Das ist eine Regression in Jean Piagets „präoperationale Phase“, die im Alter von 2 bis 7 Jahren durchlaufen wird und von einem starken Egozentrismus und magischem Denken geprägt ist: „Bis zum Alter von vier bis fünf Jahren meint das Kind, es ›zwinge‹ den Mond sich zu bewegen. […] Im fünften Jahr bekommt dieses Denken einen animistischen Einschlag: Der Mond bemüht sich, ihm zu folgen. Eng mit dieser Form der Partizipation verwandt ist magische Kausalität: Das Kind schreibt seinen Gesten und Gedanken oder den Gegenständen, mit denen es umgeht, eine Wirkkraft zu. […] Ein bestimmtes Wort beeinflusst ein bestimmtes Ding; eine bestimmte Geste kann einen vor einer bestimmten Gefahr beschützen; ein bestimmter weißer Kieselstein wird Wasserlilien wachsen lassen und so weiter.“ (Ken Wilber [über Jean Piaget], Eros, Kosmos, Logos).

Werden die Denk-Gebote Gottes eingehalten, hat das direkte (positive) Auswirkungen auf die Umwelt und nichts kann einem etwas anhaben. Der Teufel dagegen ist der weiße, heterosexuelle „rechtsradikale“ Mann, der einen vom rechten (linken) Weg abbringen will. Fremden, wie etwa Muslimen, wird in dieser animistischen Welt keine eigenständige Persönlichkeit zugestanden, da man sie ebenso verniedlicht und jeglicher Verantwortung beraubt, wie man sich auch selbst infantilisiert. Diese Unschuld kann nur von außen – vom weißen Teufel – besudelt werden und auf ihn projiziert man alle Probleme, die trotz Einhaltung des Tugend-Kanons auftreten oder wie Watzlawick schreibt:

»Wie bereits erwähnt, impliziert der Begriff der endgültigen, allgemeinverpflichtenden Welterklärung ja, dass neben ihr keine anderen Erklärungen bestehen können oder, genauer gesagt, bestehen dürfen. Denn sonst befänden wir uns ja noch immer in einem Universum, in dem letzthin alles wahr sein könnte, auch sein Gegenteil. Wo die Ideologie sich rückbezüglich auf sich selbst zu beziehen versucht, um ihre Wahrheit aus sich selbst heraus zu beweisen, entsteht ein ›blinder Fleck‹ … Diese örtliche Blindheit, die für sich selbst blind macht, ermöglicht es dem Ideologiegläubigen, an die Wahrheit und Geschlossenheit der Lehre zu glauben. Wenn die ›soziale Gleichung‹ dann aber doch nicht aufgeht, so ist dies offensichtlich nicht ein Defekt der reinen Lehre, sondern es muss draußen, irgendwo, noch ein unentdeckter, heimtückischer Feind lauern, der den Anbruch des Milleniums sabotiert …« (Paul Watzlawick, Die erfundene Wirklichkeit)

Dieser Rückzug in kindliche Denkweisen wird auch dadurch verstärkt, dass man sich mit einer Übermacht von Problemen konfrontiert sieht, die man als Einzelner nicht lösen kann, die einen unbewusst Angst machen, die man aber auch gar nicht zu lösen braucht. Solange man nämlich die göttlichen Denkschablonen nicht verlässt, ist man geschützt. Es ist eine Kombination aus Religion, Regression und Feigheit. Vor allem Letzteres lässt sich dadurch beweisen, dass die meisten politisch Korrekten dann doch eine reaktionäre Ideologie anprangern würden, wenn es sich um eine Sekte von 2000 Mitgliedern handelt würde. Weil es hier aber um eine Weltreligion und damit um ein viel gewaltigeres Problem handelt, zieht man sich lieber in die animistische, egozentrische Traumwelt zurück und zeigt böse auf jene mit den Fingern, die mit dem Aufzeigen der Probleme diese Traumwelt beflecken. Woher diese völlige Verantwortungslosigkeit für sich, seine Familie und seine Gesellschaft ursprünglich kommt, wo also die Wurzeln in der Kindheit des politisch Korrekten zu verorten sind, ist wohl eine andere Geschichte. Es muss meiner Meinung nach, in irgendeiner Weise mit schwachen oder nicht vorhandenen Vätern in der Kindheit zu tun haben. Woran es auch liegt. Der Weg unserer Zivilisation, ist, wie der jeder anderen Zivilisation zuvor, so scheint es, auch diesmal in Stein gemeißelt:

»Alle Weltverbesserer und Weltbürger vertreten Fellachenideale, ob sie es wissen oder nicht. Ihr Erfolg bedeutet die Abdankung der Nation innerhalb der Geschichte, nicht zugunsten des ewigen Friedens, sondern zugunsten anderer. Der Weltfriede ist jedes Mal ein einseitiger Entschluss. Die pax Romana hat für die späteren Soldatenkaiser und germanischen Heerkönige nur die eine praktische Bedeutung: eine formlose Bevölkerung von hundert Millionen zum Objekt des Machtwillens kleiner Kriegerschwärme zu machen. […] Die babylonische, chinesische, indische und ägyptische Welt gingen aus einer Eroberungshand in die andere und bezahlten den Kampf mit ihrem eigenen Blute. Das war ihr – Frieden. […] Allerdings, mit dem Erlöschen der Nation ist eine Fellachenwelt über die Geschichte geistig erhaben, endgültig zivilisiert, ›ewig‹. Sie kehrt im Reich der Tatsachen in einen natürlichen Zustand zurück. […] Einst hatten sie für sich geblutet, jetzt müssen sie es für andere und oft genug zu deren Unterhaltung – das ist der Unterschied.« (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes)
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