Worauf Deutsche Jahre und Jahrzehnte warten müssen, nämlich auf die Pacht für einen Schrebergarten, bekommen Flüchtlinge in Osnabrück im Rahmen des Projektes "Queerbeet" für lau und umsonst. Ohne Wartezeit und ohne Pacht, alles für die Integration. Eine Wohnung gibt es natürlich auch noch obendrauf.

Hier das Bild der glücklichen Gewinner:




"Querbeet" heißt das Projekt, das in den kommenden zwei Jahren 50 Flüchtlinge an Osnabrücker Kleingartenvereine vermitteln will: möglichst kinderreiche Familien, die eine gute Bleibeperspektive haben.
Dabei geht es um mehr als um Gartenarbeit. Die Flüchtlinge sollen ökologische Grundsätze anwenden – also auf Kunstdünger und Pestizide verzichten – und ihre Nachbarn im besten Fall zum Nachmachen bewegen. Im Vereinshaus ist ein Fototreff geplant, bei dem Deutsche und Flüchtlinge ins Gespräch kommen können. In Vorträgen soll erklärt werden, warum so viele Flüchtlinge ihre Heimat verlassen haben.
Die ersten vier Gärten in der Deutschen Scholle wurden im Februar an Flüchtlinge übergeben – einer davon an Said Alzarzour. Vor vier Jahren ist er mit Frau Roula, Sohn Ahmed und Tochter Hanin vor dem Syrien-Krieg aus Damaskus geflohen – erst in den Libanon und zwei Jahre später als Kontingentflüchtling weiter nach Deutschland. Die kleine Alin wurde schon in Osnabrück geboren. Die Familie ist inzwischen aus einer Gemeinschaftsunterkunft in eine eigene Wohnung umgezogen.Der Garten ist für die Alzarzours ein weiterer Schritt zur Normalität. "Das Wichtigste ist, dass wir für uns etwas Gemüse anbauen können", sagt Said Alzarzour. Und dass die Kinder Platz zum Spielen haben. Vielleicht kann er eine Schaukel bauen oder sogar eine kleines Trampolin aufstellen.
Der Garten, sagt Alzarzour, gebe ihm das Gefühl, eine "richtige Aufgabe" zu haben. Derzeit macht er ein Praktikum am Osnabrücker Stadttheater, seine Frau möchte Krankenschwester werden. Ahmed geht in die zweite Klasse und spricht so gut Deutsch, dass er für seine Eltern dolmetscht. Und Hanin kann ihre Einschulung kaum erwarten.
Profis helfen Flüchtlingen
Es folgen noch Einzelheiten über das Anlegen der Terrasse als ungewohnte Tätigkeit für die Fachkraft, die in ihrem Heimatland Parkplätze vermietete.

Vor dem Gartenhäuschen wird gerade eine Terrasse angelegt. Alzarzour schleppt die schweren Platten, holt mit der Schubkarre Piesberger Bruchsand, der als Unterlage dient. Der Profi zeigt ihm, was er tun muss: den Sand gerade ziehen, vorsichtig eine Platte ablegen und mit dem Gummihammer festklopfen.

Sieht eigentlich ganz einfach aus. Aber solche Arbeiten sind für Alzarzour ungewohnt. In Syrien verdiente er sein Geld mit der Vermietung von Parkplätzen. Jetzt hat er oft Muskelkater und spürt seinen schmerzenden Rücken.
Die Pacht für den Schrebergarten wird selbstverständlich übernommen, Werkzeuge werden gestellt, das Material fürs Häuschen, die Beete und die Terrasse und die weitere Ausstattung auch und Sozialarbeiter helfen der Familie vor Ort. Eine richtige Rundumbetreuung:

Rund 100 Euro kostet die jährliche Pacht für einen Garten, hinzu kommen etwa 70 Euro für den Vereinsbeitrag und eine Versicherung. Den größten Teil der Kosten übernimmt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die ihren Sitz in Osnabrück hat. Auch Werkzeuge und Materialien werden gestellt. Die Outlaw-Gesellschaft für Kinder- und Jugendhilfe betreut das Projekt vor Ort.
Diese Kleingartenkolonie heißt "Deutsche Scholle". Und für diese spricht der Vorsitzende:

Für den Vorsitzenden der Deutschen Scholle, Emil Zuleia, sind die Flüchtlinge einfach "Neugärtner aus einem anderen Land", die sich einfügen müssen, so wie alle anderen auch. Weshalb die Gartenordnung auch ins Arabische übersetzt wurde.
Auch ein anderer Kollege von Alzazour bekommt eine Rundumhilfe für sein Kleingartentum, Pachtübernahme natürlich inklusive und Gartenmöbel wurden gestellt:

Said Alzarzour hilft an diesem Wochenende seinem Freund Razwan Shadoud: Er bringt Gestrüpp zu einem Container, streicht Holzlatten für das neue Gartenhäuschen. Shadoud, von Beruf Landwirt, kommt aus dem syrischen Hama und war lange auf der Flucht. Über den Libanon, die Türkei, Marokko, Spanien, Frankreich und Belgien ist er vor einem Jahr nach Deutschland gekommen.
Seine Frau und die beiden Kinder konnten ein halbes Jahr später mit einem Visum nachreisen. Jetzt hat die Familie in der Deutschen Scholle ein kleines Refugium gefunden und baut sich in ihrem Garten eine neue Holzhütte – unterstützt von vielen freiwilligen Helfern.
So erfährt man auch - der Zeitung sei Dank - wie lange es ungefähr dauert, bis die Restfamilie aus dem Heimatland nach Deutschland einreisen darf. Selbstredend, dass dieser Familiennachzug in den Statistiken nicht als Asylbewerber auftaucht.

Der überlange Propagandaartikel schließt mit folgenden Worten:

Said Alzarzour will jetzt Tomaten pflanzen, Kartoffeln legen und Rasen säen. Für Olivenbäume wie in Syrien ist es in diesen Breiten leider zu kalt. Manchmal hat Alzarzour noch Heimweh, aber mittlerweile fühlt er sich in Osnabrück zu Hause. Seine Kinder kennen sich in Deutschland ohnehin schon besser aus als in Syrien.
Alzarzour sagt, dass er die Deutschen und ihre Gewohnheiten besser verstehen möchte. Auch deshalb sei er Mitglied in der Deutschen Scholle geworden. Integration aber müsse von beiden Seiten ausgehen: "Ich wünsche mir, dass Deutsche auch auf uns Syrer zugehen."
http://www.welt.de/politik/deutschla...-Familien.html