Die Kanzlerin hat Erdogan aufgerüstet, indem sie ihn zum europäischen Problemlöser Nummer eins ernannte. Doch es wird immer klarer, dass sich Merkel einem Despoten in die Hände gegeben hat.

"Hinten, fern in der Türkei", das war einmal. Und auch der "kranke Mann am Bosporus" gehört inzwischen der Geschichte an. Er ist höchst vital und steht mit breiten Beinen vor dem Kanzleramt, ungemütlich für eine Kanzlerin, die ihre Politik in seine Hände gelegt hat.

Ziemlich rau können diese werden, was nicht nur Kurden, Richter und Journalisten erfahren durften, sondern jetzt auch noch sein bisheriger "politischer Bruder", der türkische Ministerpräsident. Das macht die Sache nicht einfacher für eine Bundeskanzlerin, die in ihrem Flüchtlings-Poker auf die Karte Erdogan gesetzt hat.

Erst Böhmermann und dann auch noch Davutoglu! Tief gekränkt durch Endreime pubertärer Schlüpfrigkeit zeigt der türkische Präsident nun sein machtpolitisches Instrumentarium. Und das ist weit größer als noch vor wenigen Monaten. Angela Merkel hat ihn aufgerüstet, indem sie ihn zum europäischen Problemlöser Nummer eins ernannt hat. Das lässt Erdogan sich bezahlen, mit Euros und mit Machtzuwachs.
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