Gute Jobchancen für Flüchtlinge
Studie: Syrer sind oft gut ausgebildet


Seitdem syrische Flüchtlinge nach Deutschland kommen, brodelt die Gerüchteküche: Böse Zungen behaupten, die Schutzsuchenden seien größtenteils Analphabeten, die nur wegen der sozialen Stütze kämen. Eine Studie räumt nun mit Vorurteilen auf.

Das Bildungsniveau vieler syrischer Flüchtlinge liegt einer Studie zufolge deutlich höher, als es die Diskussion um ihre Integrationsfähigkeit in den deutschen Arbeitsmarkt vermuten lässt. So besuchten beispielsweise vor Beginn des Bürgerkriegs rund 70 Prozent der syrischen Schüler nach neunjähriger Pflicht-Schulzeit eine sogenannte Sekundarschule, wie aus Untersuchungen des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) hervorgeht.

Von den Sekundarschülern habe sich wiederum ein gutes Fünftel für eine technische Ausbildung entschieden, in der sie drei Jahre lang auf einen Beruf vorbereitet worden seien. "In Syrien gibt es also durchaus Ausbildungen auf Facharbeiterniveau", stellten die IW-Autoren fest. An diese Qualifikationen könne bei der Arbeitsmarktintegration angeknüpft werden. Zugleich räumen die Autoren jedoch ein, dass in Syrien bei Verarbeitung und Serviceleistungen ein "anderes technologisches Niveau als in Deutschland" vorherrsche.


Weiter heißt es, die Einschulungsquote im Jahr 2011, aus dem die letzten gesicherten Daten vorliegen, sei in Syrien mit 97 Prozent eines Jahrgangs sehr hoch. Auch die relativen Bildungsausgaben seien mit damals gut fünf Prozent der syrischen Wirtschaftsleistung mit denen Deutschlands vergleichbar. Entsprechend sei auch bei jüngeren Syrern zwischen 15 und 25 Jahren der Anteil der Analphabeten mit 3,5 Prozent sehr niedrig. Bei älteren Jahrgängen liege er mit 15 Prozent allerdings merklich darüber.
Bis zu 20 Prozent waren an Hochschule immatrikuliert

Zudem seien vor dem Krieg 15 bis 20 Prozent eines Jahrgangs in Syrien an einer Hochschule immatrikuliert gewesen. Der Anteil an Medizinern sei dabei mit 14,3 Allgemeinärzten und 8,7 Zahnärzten pro 10.000 Einwohnern im internationalen Vergleich sehr hoch gewesen, heißt es in der Studie. Dies spiegele sich auch an der Zahl syrischer Ärzte in Deutschland wider: Diese bildeten hierzulande nicht nur die viertgrößte Gruppe unter ausländischen Medizinern, zwischen 2012 und 2014 sei auch der Großteil der 1455 Anträge auf Anerkennung eines syrischen Berufsabschlusses aus dieser Gruppe gekommen.


Ebenso können die Kölner Forscher nicht erkennen, dass syrische Frauen in Sachen Bildung grundsätzlich benachteiligt wurden...
http://www.n-tv.de/politik/Studie-Sy...e17603796.html

Die Wahrheit über die Bildung syrischer Flüchtlinge

Ungebildete Flüchtlinge oder Mediziner - um syrische Einwanderer ranken sich viele Klischees. Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft haben nun alle verfügbaren Daten ausgewertet.

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Neun Jahre Schulpflicht

Seit 1981 gelte in dem Land eine sechsjährige Schulpflicht, 2002 wurde sie auf neun Jahre erweitert, berichten die IW-Forscherinnen. Da auch Fremdsprachen wie Englisch oder Französisch gelehrt werden, kommen die Schüler in dieser Zeit auch in Berührung mit den lateinischen Buchstaben.
Doch der Schulbesuch an sich sagt natürlich noch nichts über das tatsächliche Niveau der vermittelten Bildung aus. Syrien hat nicht am internationalen Pisa-Test teilgenommen, hier fehlen daher belastbare Daten.
Doch beim TIMSS-Test 2011 wurden auch syrische Schüler getestet. Hier wird allerdings nur mathematisches und naturwissenschaftliches Wissen verglichen. Dabei schnitt Syrien schlecht ab und landete nur auf dem 39. Platz von 42 Ländern.
Fünf Klassen zurück

Auf die TIMSS-Ergebnisse hatte vor einigen Monaten auch schon Ludger Wößmann vom Münchner Ifo-Institut hingewiesen. Die syrischen Schüler, von denen die meisten die achte Klasse besuchten, schnitten bei dem Test im Durchschnitt knapp 140 Punkte schlechter ab als die deutschen Schüler der gleichen Jahrgangsstufe.


Laut Wößmann lässt sich das Ergebnis so umrechnen, dass die syrischen Schüler den deutschen etwa fünf Klassen hinterherhinken, da je 25 bis 30 Punkte Differenz etwa einem Schuljahr entsprechen.

Trotzdem wird die syrische Schulbildung in Deutschland als vergleichsweise hoch anerkannt. Das geht laut der IW-Studie aus den Regeln der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen der Kultusministerkonferenz hervor.


Danach können syrische Abschlüsse nach der 12. Klasse zum Besuch einer deutschen Hochschule berechtigen, allerdings eher in naturwissenschaftlichen Fächern und nur, wenn der syrische Schüler mindestens 60 von 100 Punkten im dortigen Notensystem erreicht hat.
http://www.welt.de/wirtschaft/articl...echtlinge.html