Der Mensch ist gut – wie gut?

**dietmar** · Hits: 2226 | 10.04.2016, 13:42

Im Blick auf Dostojewski und Tolstoi hat Thomas Mann von der heiligen Literatur Russlands gesprochen - jeder versteht, was damit gemeint ist. Dostojewski dringt in die Seele der sozialen Außenseiter und der Verbrecher ein, nicht um dort das Böse aufzuspüren – das sieht ohnehin jeder -, sondern um zu zeigen, dass auch der böseste Mensch letztlich ein Gewissen besitzt und um das Gute weiß - ein Bewusstsein, das bei ihm nur verschüttet war. Bei Dostojewski ist auch, vielleicht gerade, der böse Mensch im Letzten gut, er hat sich nur auf den falschen Weg begeben. Diese Botschaft ist es, die kein anderer Autor so überzeugend und mit solcher Leidenschaft in seinen Werken vertrat wie Dostojewski.

http://www.gerojenner.com/portal/ger...-_wie_gut.html

**Turmfalke** · 10.04.2016, 14:23

Vielleicht sollte man an dieser Stelle erst einmal fragen, was "Gut" eigentlich bedeutet.

**Cherusker** · 10.04.2016, 18:35

Zitat von Turmfalke

Vielleicht sollte man an dieser Stelle erst einmal fragen, was "Gut" eigentlich bedeutet.

Der Mensch ist gut, wenn er anderen nicht schadet. Aber was ist, wenn der Andere ein IS-Schlächter ist?

**Turmfalke** · 10.04.2016, 19:00

Zitat von Cherusker

Der Mensch ist gut, wenn er anderen nicht schadet. Aber was ist, wenn der Andere ein IS-Schlächter ist?

Gut und Schlecht sind von Menschen geschaffene Definitionen. Ist die Katze nun gut oder schlecht, wenn sie die Maus frißt?

**Cherusker** · 10.04.2016, 19:04

Zitat von Turmfalke

Gut und Schlecht sind von Menschen geschaffene Definitionen. Ist die Katze nun gut oder schlecht, wenn sie die Maus frißt?

Wenn die Maus verdorben war, wird der Katze vielleicht schlecht.

**Turmfalke** · 10.04.2016, 19:08

Zitat von Cherusker

Wenn die Maus verdorben war, wird der Katze vielleicht schlecht.

Womit du die Moral unserer Politiker treffend beschrieben hast.

**Quade** · 10.04.2016, 19:11

Sehr! Zumindest ich, da bin ich mir sicher!

**dietmar** · 10.04.2016, 21:48

„Ein guter Mensch verbreitet eine Atmosphäre des Glücks, die allen zugute kommt, die um ihn sind.“

Paolo Mantegazza

**Mortran** · 11.04.2016, 03:11

Der Begriff "Gut" gilt nicht absolut, sondern muss sich auf irgendetwas beziehen.
Er kann sich auf das Individuum beziehen: Gut ist alles, was mir nützt.
Diese individualistische Definition ist allerdings nicht konsensfähig.
Er kann sich daher auch auf eine Gruppe beziehen: Gut ist alles, was meiner Gruppe nützt.
Diese Definition ist für die Gruppe konsensfähig, für Außenstehende aber nicht. Zwei Katzen mögen darin übereinstimmen, dass sie gut sind, wenn sie sich eine Maus teilen, die Maus wird dem widersprechen.
Die humanistische Definition von "gut" hat die gesamte Menschheit als Bezugspunkt: Gut ist, was der Menschheit nützt..
Die islamische Definition hat nur den Islam bzw. Allah als Bezugspunkt: Gut ist, was Allah und dem Islam nützt.
Darum kann der gute Mohammedaner auch Taten begehen, die für jeden Humanisten ein Verbrechen sind.

Darum ist Dostojewskis Ansatz wertlos. Natürlich kann man das Gute in jedem Menschen finden, je nachdem auf was es sich bezieht. Jeder Mensch ist davon überzeugt, dass er gut handelt, sonst würde er so ja nicht handeln. Das hilft aber nicht, wenn wir nicht den gleichen Bezugspunkt haben.
In der Regel haben wir Menschen uns heute auf die humanistische Definition des Guten geeinigt. Nur die Mohammedaner stimmen dieser Definition nicht zu. Die Folge Davon können wir täglich in den Nachrichten sehen.

**Realist59** · 11.04.2016, 10:54

Dostojewski dringt in die Seele der sozialen Außenseiter und der Verbrecher ein, nicht um dort das Böse aufzuspüren – das sieht ohnehin jeder -, sondern um zu zeigen, dass auch der böseste Mensch letztlich ein Gewissen besitzt und um das Gute weiß - ein Bewusstsein, das bei ihm nur verschüttet war.

Das mag für jene gelten, die aus den Umständen heraus zu Verbrechern wurden. Bei Psychopathen wird man nie so etwas wie ein Gewissen finden.