In den ersten drei Monaten des Jahres 2016 sind 43 Prozent mehr Flüchtlinge in Italien angekommen als von Januar bis März 2015. Die Regierung in Rom rechnet mit 180 000 Neuankommenden im ganzen Jahr. Dabei sind die 800 000 nicht mitgerechnet, vor denen die Franzosen warnen. Laut einer Analyse des US-Instituts Stratfor könnte die Migrationswelle nach Italien bereits Anfang April einen Höhepunkt erreichen.

»2016 wird für Italien ein neues Rekordjahr werden, was Migrantenankünfte betrifft«, warnt der Bürgermeister der sizilianischen Hafenstadt Pozzallo, Luigi Ammatuna. Sein Ort ist jetzt ein neues Ziel von Schlepperbanden. Die Stadt hat nur knapp 20 000 Einwohner und betreibt ein Erstregistrierungszentrum der EU. Laut Ammatuna kamen seit Jahresbeginn 7000 Menschen in seiner Stadt an. Er rechnet damit, dass Syrer, wie schon im Jahr 2014 geschehen, verstärkt über Italien reisen werden.
Italien hat seit Anfang dieses Jahres (bis 24. März) schon 14 493 Migranten gezählt, teilt das Innenministerium in Rom mit – 43 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2015. Italiens Innenminister Angelino Alfano findet es logisch, dass sein Land zur Ausweichroute wird, denn »die nun geschlossenen Balkangrenzen verhindern den massiven Immigrationsfluss aus der Türkei und Griechenland nach Nordeuropa«, sagt er.

Schlepper in Idomeni werben bereits für Überfahrten nach Italien. »Sie erzählten mir von Angeboten der Schlepper, Familien auf Lkw und in Handelsschiffen nach Italien einzuschiffen. Pro Ticket soll das bis zu 5000 Euro kosten«, sagte eine Reporterin des italienischen Senders Rai, Maria Cuffaro, gegenüber der Welt.

Albanien dürfte jetzt das nächste Transitland werden: Es liegt neben Griechenland, und seine Küste ist nur 80 Kilometer von Süditalien entfernt. Italien verhandelte bereits mit Albanien, wie man mit einem Migrantenansturm umgehen könnte – bisher ohne konkretes Ergebnis. Italien will stärkere Kontrollen gegen Schlepper in der Adria. Konkrete Maßnahmen gibt es allerdings noch nicht. »Sollte sich die Adriaroute öffnen, müssen wir in der Lage sein, mit einem neuen Notstand umzugehen«, sagte der italienische Staatssekretär für Europafragen Sandro Gozi gegenüber der Tageszeitung La Stampa. Das Medium zitierte italienische Regierungskreise, die dieses Jahr mit 120 000 bis 140 000 Reisenden über die Adria rechnen.
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