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    Flüchtling ist kein Beruf

    Arbeit gesucht Flüchtling ist kein Beruf

    Erst ein Deutschkurs, dann Qualifikationen sammeln, schließlich eine feste Stelle – aber so einfach ist es für Flüchtlinge nicht. Berliner Helfer können erzählen, warum.

    Wir sind Profis“, sagt Yasemin Haack, Mitarbeiterin der Arbeitsvermittlung für Asylsuchende der Agentur für Arbeit Berlin Nord, als sie dem syrischen Zahnarzt A. zunächst alle Illusionen über eine rasche Arbeitsaufnahme raubt, und ihm dann aber sagt, dass er kompetente Unterstützung dabei bekommt, doch irgendwann in seinem Beruf in Deutschland arbeiten zu können. A. hatte alles richtig gemacht, und doch wird es lange dauern, bis er als Zahnarzt praktizieren wird. Seine Zertifikate sind amtlich beglaubigt und ins Deutsche übersetzt, er hatte eine Deutschprüfung der Stufe B2 bestanden und war mit dem EU-Programm für Hochqualifizierte nach Deutschland gekommen.
    Was auffällt: Wenn die Zertifikate beglaubigt und ins Deutsche übersetzt sind, heißt dies noch lange nicht, dass die Qualifikation in Deutschland anerkannt ist bzw. werden kann.

    Und warum mußte er, wenn er doch schon in Deutschland war und zwar, wie geschildert, angeblich über ein Programm für Hochqualifizierte, Asyl beantragen?

    Und wieso kommt er dann ohne noch nicht einmal anfängliche Sprachkenntnisse ins Land?

    Doch dann reichte die Zeit nicht, um beruflich starten zu können; er musste Asyl beantragen, er musste einen anspruchsvollen Deutschkurs belegen und die Prüfung der Stufe C1 bestehen und seine Approbation vorantreiben. Herr A. ist also hochqualifiziert, er hat keine Fehler gemacht, freundliche Berliner haben ihn aufgenommen, er ist bei Profis gelandet, die ihn auf dem Weg zum beruflichen Neuanfang unterstützen. Und dennoch wird auch er viel Geduld brauchen, bis er in Deutschland seiner Profession nachgehen kann.
    Und wieso erzählt er, er hätte ein Arbeitsangebot gehabt, das er hätte annehmen können, wo er doch noch nicht einmal arbeiten darf?

    Hoffnung auf rasche Arbeit erzeugt Euphorie

    Wenn der Zahnarzt A. töricht gewesen wäre, hätte er das Angebot eines deutschen Kollegen angenommen, für 800 Euro im Monat bei ihm in Teilzeit zu arbeiten – und hätte sich damit voraussichtlich in eine berufliche Sackgasse begeben. Die Hoffnung der Flüchtlinge, in Berlin nicht nur ein Bett und drei Mahlzeiten am Tag zu bekommen, sondern rasch arbeiten zu können, erzeugt Euphorie. Arbeitgeber, die schon jetzt nur schwer Lehrlinge finden und den künftigen Facharbeitermangel fürchten, zeigen sich überaus integrationsfreudig.

    Die Zahl der Initiativen, Flüchtlinge und Arbeitsplätze zusammenzubringen, ist groß. Den besten Slogan benutzt „Arrivo“: „Flüchtling ist kein Beruf“. Handwerkskammer, das Netzwerk für Bleiberecht „Bridge“ und die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen haben „Arrivo“ ins Leben gerufen. Flüchtlinge sollen in Handwerks- und Industriebetrieben, aber auch in Pflegeberufen einige Wochen lang ein Praktikum machen, damit sie herausfinden können, ob sie Interesse an einem der Berufe haben, und um den potentiellen Arbeitgebern zu zeigen, was die Flüchtlinge können und was sie noch lernen müssen.
    Arrivo bringt den Handwerkskammern und den Firmen bares Geld.

    So werden sechs junge Flüchtlinge zur Zeit bei den Wasserbetrieben intensiv betreut und ausgebildet. Voraussetzung waren Deutschkenntnisse auf dem Niveau der B1-Prüfung und eine Arbeitserlaubnis. Im Herbst begannen 25 Flüchtlinge eine reguläre duale Ausbildung.
    Und es hat sich ein ganzes Netzwerk gebildet, das Gelder generiert und weiterleitet:

    Work for Refugees“ ist eine Initiative des Berliner Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und der Stiftung Zukunft Berlin. Einen besonders niedrigschwelligen Zugang erlaubt eine speziell für Smartphones eingerichtete Internetseite, mit der Arbeitnehmer und -geber in vier Sprachen ihr Interesse anmelden können. Die Flüchtlinge – im Oktober 2015 war von einigen tausend die Rede, die in Berlin eine unbeschränkte Arbeitserlaubnis besaßen – werden nach der ersten Kontaktaufnahme zu einem Gespräch eingeladen und nach Möglichkeit mit dem Arbeitgeber zusammengebracht, der eine passende Arbeit für sie hat. Das Projekt wird in Flüchtlingsunterkünften bekannt gemacht.
    So viel Unterstützung würden sich auch Arbeitslose wünschen.

    http://www.faz.net/aktuell/politik/f...ors_picks=true

    Und die Politik mischt mit:

    Die Vorstandsvorsitzende des Verbandes ist Barbara John, die langjährige Ausländerbeauftragte des Berliner Senats. Sie warnte bei der Vorstellung des Projekts davor, sich Integration „als Kette von Maßnahmen“ vorzustellen: Erst Deutsch lernen, dann die Qualifikationen aufbürsten, dann eine feste Stelle antreten.

    Mit 200 Teilnehmern gerechnet, es kamen 800

    John glaubt, dass eine rasche Arbeitsaufnahme der beste Integrationsmotor ist. Das Leben in Heimen und von Sozialtransfers, das lehre die Erfahrung mit den Flüchtlingen der Balkankriege, sei demoralisierend und führe dazu, dass viele „seelisch abbauen“. „Work for Refugees“ hat viel zu tun. Sie werden mehr Mitarbeiter einstellen müssen.
    Spezielle Jobbörsen:

    Sogenannte Jobbörsen für Flüchtlinge sind in Berlin derzeit der große Hit. Im Februar fanden drei statt, eine in einer Notunterkunft in Berlin-Mitte, mit elf Ausstellern und 180 Teilnehmern. Im Fernsehen sah man einen intelligenten jungen Mann, der bei einer Gebäudereinigungsfirma offenbar freundliche Ansprechpartner gefunden hatte und arglos mitteilte, dort könne man ihm hoffentlich bei seinem Asylantrag helfen. Die Komplexität des deutschen Arbeitsmarktes und die hohe Arbeitsteilung hatten sie ihm offenbar noch nicht mitgeteilt.

    Eine andere Messe richtete sich an Interessenten für Ausbildungsstellen, „Vocatium“ genannt. Sie fand im „Haus der Wirtschaft“ am Ernst-Reuter-Platz statt, dem Sitz der Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg. Der Weg von der U-Bahn bis zur Ausstellung war mit Kreidehinweisen markiert. Mit 200 Teilnehmern hatten die zwei Dutzend Aussteller gerechnet, aber es kamen 800, und keineswegs nur Menschen ohne Ausbildung.
    Es hat sich eben herumgesprochen, dass die, die eine Ausbildung in Deutschland machen, bleiben dürfen und nicht (in Monopoly-Sprech) über Asyl gehen müssen.

    Bei Siemens etwa erzählten die Ansprechpartner begeistert von zwei iranischen Damen mit Kenntnissen in Elektrotechnik. Beim Roten Kreuz hieß es, viele besäßen Pflegeerfahrung, nur wenige aber Zertifikate. Das Informationsblatt über die „Basisqualifikation Pflege“ war deswegen schnell vergriffen.
    Wow! Kenntnisse in Elektrotechnik! Warum werden deutsche Schüler dann nicht gelobt? Auch diese haben in den höheren Klassen Kenntnisse in Elektrotechnik....

    Hier wird der Bürger darauf vorbereitet, dass eine eigene Form der Wettbewerbsverzerrung im Werden ist. Es ist geplant, für Flüchtlinge sogenannte Teilausbildungen mit niedrigeren Anforderungen zu starten. Dazu etwas mehr Praxis und die Flüchtlinge erhalten dann den gleichen Abschluß wie deutsche Azubis.

    Und hier werden die Gelder der Arbeitslosenversicherung verwendet:

    Der Höhepunkt war die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit im Neuköllner Hotel Estrel: Mehr als 200 Aussteller trafen auf mehr als 4100 Flüchtlinge. So schwierig es ist, gesicherte Aussagen über den Status der Berliner Flüchtlinge, ihre Qualifikationen und ihre Ziele zu machen, so klar ist auch, dass solche Börsen eine gute Gelegenheit für potentielle Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind, einen persönlichen Eindruck voneinander zu bekommen und E-Mail-Adressen und Informationen auszutauschen. Von den Firmen hörte man, dass für die deutsche duale Ausbildung stark geworben werden müsse: Drei Jahre und ein Lehrlingsgehalt, das schrecke viele Flüchtlinge ab, die gern Geld an die daheimgebliebene Familie schicken würden.
    So soll es jetzt eine - wie oben erwähnt - Schnellausbildung mit niedrigeren Anforderungen extra für Flüchtlinge geben.

    http://www.faz.net/aktuell/politik/f...104026-p2.html

    Elke Breitenbach von der Linkspartei mahnte während der Klausurtagung ihrer Fraktion in Erfurt, die Flüchtlinge seien keineswegs die ersten arabischsprechenden Menschen, mit deren Diplomen Berlin sich Zeit lasse. Sowohl Pädagogen als auch Ingenieure hätten sehr lange auf die Anerkennung ihrer Abschlüsse zu warten. Berlin, sagte Breitenbach, biete den Flüchtlingen einzelne Maßnahmen, die sie erreichten oder auch nicht, ein abgestimmtes Konzept für die Integration in den Arbeitsmarkt habe der Senat nicht. Sie kritisierte vor allem das mangelnde Engagement bei der Erfassung der mitgebrachten Qualifikationen.
    Auch hier wieder interessant: Qualifikationen aus dem arabischen Raum entsprechen nicht den Qualifikationen in Deutschland und stehen nicht auf der Liste der Qualifikationen, die hier anerkannt werden. Das soll offensichtlich umgangen werden. Zudem wird angedeutet, dass Qualifikationen ohne Zertifikate, sondern alleine aufgrund von Angaben in die Personenbögen aufgenommen werden. Aziz A. sagt also, er sei Zahntechniker. Unterlagen hierüber bringt er keine mit, genausowenig wie einen Pass. Wenn er Glück hat und daheim ein wenig in einem Labor gearbeitet hat, wird er nachgeschult und kann in Deutschland als Zahntechniker arbeiten, obwohl er in seinem Leben nie eine Ausbildung dazu gemacht hat. Wenn er Pech hat, erhält er eine anspruchsvolle Umschulung in einen anspruchsvollen Beruf, eine Förderung, die einem Deutschen verwehrt bliebe.

    Schlechtes Parallelangebot zur Agentur für Arbeit

    „Willkommen in Arbeit“ heißt das Senatsprogramm im Hangar 6 des stillgelegten Flughafens Tempelhof. Dort leben zur Zeit 2000 Flüchtlinge. Während der Senat vorhat, das Angebot auf alle großen Notunterkünfte auszuweiten, kritisierte die Abgeordnete Sabine Bangert von den Grünen das Angebot als „blinden Aktionismus“. Es sei ein schlechtes Parallelangebot zu dem, was die Agentur für Arbeit mache.
    Chancen über Chancen!

    Weder einen legalen Status noch eine Arbeitserlaubnis müssen die Menschen besitzen, die sich im Hangar 6 melden. Zunächst erhalten sie einen Überblick über die Beratungs- und Unterstützungsangebote in der Stadt, dann werden Termine gemacht. An der Wand hängen Stellenangebote für Englischsprechende: vom Textchef bis zum Produktionsmanager ist einiges dabei. Die Beraterinnen sichern „gratis, vertrauliche, anonyme, freiwillige und individuelle“ Beratung zu. Die Fragebögen zum Kenntnisstand ihrer Klienten füllen sie anonym aus.
    Die Qualifikation hier ein ausgefüllter Fragebogen zum Kenntnisstand. Deutschkenntnisse nicht nötig.

    In der Charlottenburger Filiale der Agentur für Arbeit gibt es eine Abteilung für Asylsuchende – dort fiel der Satz „Wir sind Profis“ –, und auch an der Bundesallee, der Zweigstelle des Lageso, arbeiten Mitarbeiter der Agentur. Sie machen einen gründlichen „Kompetenzcheck“ und geben den Flüchtlingen rechtssichere Beratung. Wer einen legalen Status erhält, gelangt in die Zuständigkeit der Job-Center. Die haben deswegen in der Ausländerbehörde, wo jeder früher oder später vorsprechen muss, zwei Mitarbeiter in dem Beratungszentrum.
    Auch hier wieder: Der Kompetenzcheck ersetzt die Qualifikationen.

    Wer es geschafft hat, früh in einer Maßnahme der Arbeitsagentur Deutsch zu lernen oder eine Qualifikation zu erhalten, der werde nach der offiziellen Anerkennung, wenn die Zuständigkeit für ihn in das Job-Center wechselt, umstandslos weiter gefördert, sagt Jutta Cordt, die Geschäftsführerin der Regionaldirektion der Arbeitsagentur. Ihr Haus konzentriert die Ressourcen auf die Menschen mit sicherer Bleibeperspektive. Sie fürchtet die Frustration – auf beiden Seiten – wenn sich die Erwartungen als zu hoch erweisen.
    Wenn der Zahnarzt Aziz A. kompetenzgecheckt nachgewiesen hat, einen Bohrer halten zu können, wird er, sofern sich kein Zahnarzt findet, der ihn einstellt, umstandslos weiter gefördert.

    Für Deutsche wäre dies ein Traum!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Was möchten Sie werden? Kein Problem!

    http://www.faz.net/aktuell/politik/f...104026-p3.html
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2
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    AW: Flüchtling ist kein Beruf

    Beim Roten Kreuz hieß es, viele besäßen Pflegeerfahrung, nur wenige aber Zertifikate.
    Wie weit geht eigentlich der Selbstbetrug? Diese "Pflegeerfahrung" ist doch nur hohles Gerede.
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  3. #3
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    AW: Flüchtling ist kein Beruf

    Zitat Zitat von Realist59 Beitrag anzeigen
    Wie weit geht eigentlich der Selbstbetrug? Diese "Pflegeerfahrung" ist doch nur hohles Gerede.
    Ja, schon, aber die "Pflegeerfahrung" eröffnet dann eine "umstandslose" (ohne Umstände, Prüfungen, Nachweise, Eignungen) Weiterförderung in einen gewollteren Arbeitsbereich irgendwo in den Verwaltungen und Chefetagen dieser Republik. Möglicherweise kann man durch eine solche Weiterförderung auch einen Beruf im öffentlichen Sektor ausüben, nämlich zum Beispiel den gut dotierten Posten eines/einer Integrationsbeauftragter/n im Bereich Pflege und Familie. Weiterförderungen heißt ja, sich nicht mit den Niederungen menschlichen Schaffens aufzuhalten, sondern in die Höhen der Leitung menschlichen Schaffens aufzusteigen.
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

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