Wandere aus, solange es noch geht - Finca Bayano in Panama!
Ergebnis 1 bis 2 von 2
  1. #1

    Islamische Fundamentalisten und der Tempelberg

    Die Anhänger Mohammeds nennen den Tempelberg Haram al-Sharif („Edles Heiligtum“). Ebenso wie bei Juden und Christen herrscht auch unter Muslimen die Vorstellung, auf dem Gelände befinde sich der Nabel der Welt. Unter dem innerhalb des Felsendoms sichtbaren großen Gesteinsbrocken, der direkt aus dem Paradies stammen soll, gibt es eine kleine in den Stein geschlagene Kammer. Sie gilt als der „Gebetsplatz“ von Elias, Abraham, David und Salomon. Die Muslime bezeichnen die Kammer auch als die „Quelle der Seelen“. Dort versammeln sich – so erzählt es eine Legende - zweimal in der Woche die Toten, um zu Allah zu beten. Für einige islamische Autoren des Mittelalters war genau diese Felsenkammer das Weltenzentrum. Nicht Isaak, sondern Ismael, nach dem Koran der Stammvater aller Araber, sollte auf dem Haram al-Sharif durch die Hand seines Vaters Ibrahim (Abraham) zur Ehre Allahs, des Allmächtigen, geopfert werden.

    Der islamische Anspruch auf den Tempelberg leitet sich vor allem aus einer einzigenSure 17 (al-Israa) ab: „Preis sei dem, der seinen Diener bei Nacht von der heiligen Moschee zur fernsten Moschee, die wir ringsum gesegnet haben, reisen ließ, damit wir ihm etwas von unseren Zeichen zeigen.“ – heißt es dort. (17:1) Dieses Ereignis wird „die Nachtreise“ (al-Israa) genannt. Als „Heilige Moschee“ gilt das Kaaba-Heiligtum in Mekka, Al-Aqsa dagegen bedeutet „die Fernste“, in diesem Fall die „fernste Moschee“. Der Name „Jerusalem“ wird also in diesem Vers nicht erwähnt, aber es ist eine unwidersprochene islamische Tradition, dass die „fernste Moschee“ auf dem Haram al-Sahrif (Tempelberg) in der Heiligen Stadt gemeint ist. Von dort aus stieg der Prophet auf seinem Zauberpferd Buraq in den Himmel, um seine Vorgänger Ibrahim(Abraham), Moses und Jesus zu treffen. Muslimische Fremdenführer zeigen im Felsendom einen Fußabtritt, den Buraq hinterlassen haben soll.

    Andere Erwähnungen des Tempelberges gibt es im Koran nicht. Alles Weitere stammt aus sekundären Traditionen, insbesondere den Sammlungen von Prophetensprüchen (Hadiths). In einem Hadith von al-Bukhari wird berichtet, Mohammed habe auf die Frage, was das erste Heiligtum des Islams sei, geantwortet: „al-Masjid al Haram“ in Mekka. Gefragt nach dem zweiten Heiligtum habe er „al-Masjid al-Aqsa“ gesagt. Folglich gelte die al-Aqsa Moschee in Jerusalem als das zweitgrößte Heiligtum des Islams.(1) Ursprünglich sei es von Adam und mit der Hilfe von Engeln errichtet worden. Dann hätten die Propheten Ibrahim (Abraham) und sein Sohn Ismael das Gebäude restauriert. Jakob habe es erweitert, ebenso die Gläubigen unter Moses, nachdem sie aus der ägyptischen Gefangenschaft ins Heilige Land zurückgekehrt seien. Dann habe Salomon, der als einer der größten Propheten des Islams gilt, „Allahs Haus“ neu aufgebaut und zwar mit der Unterstützung von Geistern (Djinnis). Der salomonische Tempel sei eine Moschee gewesen.

    Zur Geschichte des Haram al-Sharif und zu Jerusalem
    Die historischen Erbauer der al-Aqsa Moschee („fernste Moschee“) waren die Omaijaden. Im Jahre 711 war der Sakralbau vollendet. Mehrmals wurde er in der Folge durch Erdbeben zerstört und dann wieder neu errichtet. Die jetzige Konstruktion stammt aus dem Jahre 1035. Auf dem Gelände befindet sich auch der schon früher (688 – 691) auf Order des Omaijaden Kalifen Abd al-Malik ibn Marwan errichtete Felsendom. Dieses „Wahrzeichen Jerusalems“ muss als ein architektonisches Monument angesehen werden, das sich expressis verbis mit dem Christentum auseinandersetzt, denn seine Wände und Simse sind mit Koransprüchen überzogen, die sich direkt an das „Volk des Buches“ wenden, gemeint sind damit die Christen. Unter anderem ist dort zu lesen: „Der Messias Jesus, Sohn der Maria, ist tatsächlich der Bote [Gottes]. So glaubt an Gott und hört auf von der Dreifaltigkeit zu sprechen. In Wahrheit ist Gott der Gott der Einheit.“ (2) Obgleich diese Sätze, die zu den ältesten schriftlichen Dokumenten des Islams überhaupt zählen, sich direkt gegen die christliche Doktrin der Trinität richten, geben sie anderseits Jesus (Isa) demonstrativ den Status eines Propheten, der als islamischer Messias am Ende der Tage als Zeuge vor dem Jüngsten Gericht aussagen wird.

    Der amerikanische Religionswissenschaftler David Cook und andere sind im Übrigen der Meinung, dass die Inschriften auf dem Felsendom nicht als Konfrontation, sondern im Gegenteil, als ein Dialog mit dem Christentum konzipiert wurden. Cook kann sich dabei auf ein frühes islamisches Dokument berufen, das besagt, Abd al-Malik habe bei der Errichtung des Felsendoms an die Konstruktion eines ökumenischen „dritten Tempels“ gedacht: „Die muslimische apokalyptische Literatur spricht extensiv von Kultgegenständen des [alten] Tempels wie den Tisch der Schaubrote, den Altar, die Bundeslade, die Tafeln der zehn Gebote – und zeigt an, dass die frühen Muslime glaubten, es sei Teil ihrer Eroberungspolitik, diese Gegenstände entweder in Rom oder Konstantinopel ausfindig zu machen, um sie nach Jerusalem zurückzubringen, wo sie der Mahdi zu Ehre Gottes benutzen werde. In der Tat sind viele der [muslimischen] Kämpfe aus dem ersten islamischen Jahrhundert als Rachefeldzüge für die Zerstörung des Tempels zu interpretieren.“ – lesen wir bei Cook. (3)

    Jerusalem und der Haram al-Sharif haben im Laufe der Jahrhunderte sehr unterschiedliche Wertschätzungen unter den Muslimen genossen. Hier wurde immerhin das Kalifat der Omaijaden-Dynastie gegründet. Für die Omaijaden war Jerusalem neben Damaskus ein wichtiges politisch-religiöses Zentrum. Sie machten enorme, insbesondere auch architektonische Anstrengungen, um die Stadt zu verschönern, um sie zu verherrlichen und zu erhöhen. Unter ihnen soll es sogar den Versuch gegeben haben, die Pilgerreise (Hadj) von Mekka nach Jerusalem zu verlegen. (4) Aber es folgten Jahrhunderte, in denen al-Ouds (Jerusalem) in die Bedeutungslosigkeit einer drittrangigen Provinzstadt herabsank. Nach dem Ende der Omaijaden Herrschaft (750) und nach den Kreuzzügen (14. – 16. Jahrhundert) war die Stadt die meiste Zeit über in einem bedauernswerten Zustand. Der Publizist Daniel Pipes, Herausgeber des Middle East Quarterly, verweist darauf, dass sich das Interesse der Muslime ziemlich parallel zu dem christlichen Interesse an Jerusalem entwickelte. Erst die Kreuzzüge machten Jerusalem für sie wieder attraktiv und zu einem Objekt der Begierde. Im 12. Jahrhundert blühte der Handel mit islamischen Jerusalem-Büchern, in denen auch die hohe spirituelle Bedeutung des Ortes und der sich dort befindenden Monumente für den Islam hervorgehoben wurde. Damals schrieb der Sultan Saladin (1138 – 1193), der Jerusalem im Jahre 1187 für den Islam zurückeroberte, in einem Brief an seine Kreuzfahrer-Gegner: „die Stadt ist für uns genauso wichtig wie für euch. Sie ist für uns sogar wichtiger.“ (5)

    Unter der ca. 400 Jahre dauernden osmanischen Herrschaft verlor Jerusalem zunehmend an Glanz und Rang. Zwar ließ Sultan Süleyman I (1496 – 1566) nach 1535 die Befestigungen der Stadt großzügig ausbauen, so wie sie gegenwärtig noch zu sehen sind. Doch das war denn auch der Höhepunkt unter der Türken-Herrschaft. Von nun an sank Jerusalem immer mehr in die Bedeutungslosigkeit hinab und soll im 19. Jahrhundert ziemlich verwahrlost gewesen sein. Erst unter dem britischen Mandat (1917-1948) wurden die Stadt und der Tempelberg (Haram al-Sharif) erneut zu einem religiös-politischen Zankapfel. Wieder in christlicher Hand, stieg die Wertschätzung des Ortes unter den Muslimen von Tag zu Tag. Aber erst nachdem die Stadt 1967 von den Israelis besetzt worden war, wurde sie (zusammen mit dem Haram al-Sharif und der al-Aqsa Moschee) zum Dreh- und Angelpunkt für die gesamte islamische Welt. Im Jahre 2000 verwies ein hoher ägyptischer Diplomat auf die einigende Wirkung von al-Ouds: „Jerusalem ist die einzige Sache, die die Araber zu vereinigen scheint. Es ist die Parole!“ (6)

    Die gegenwärtige Debatte über den Tempelberg
    Obgleich Mekka mit der Kaaba weiterhin als das spirituelle Zentrum des Islams angesehen wird, ist Jerusalem mit dem Haram al-Sharif zum religionspolitisch explosivsten Ort der muslimischen Welt geworden. Der islamische Rechtstitel auf den Tempelberg gilt als unveränderbar und unveräußerbar – vom Anfang der Welt bis zu deren Ende. Scheich Muhammad Hussein, Direktor der al-Aqsa Moschee, erklärte dem jüdischen Journalisten Gershom Gorenberg: „Al-Aqsa ist ein heiliger Platz des Islams. [...] Dieser hat nie zu irgendetwas anderem gehört. Er wurde von Gott selbst al-Aqsagenannt.“ (7) „Wir opfern unser Blut und unsere Seele für al-Aksa.“ – skandieren Demonstranten in Jordanien. (8) Als der israelische Ministerpräsident Ehud Barak und der amerikanische Präsident Bill Clinton den Palästinensern (2000) den Vorschlag machten, an der Nordost Seite des Tempelberges eine Synagoge zu bauen, da lehnte das Jasser Arafat mit den folgenden Worten ab: „Solche Argumente sind hochexplosiv und werden ein massives Feuer in der Region entfesseln [...] Verlangen Sie von mir, dass wir die Region in ein neues Zeitalter der Religionskriege hineinwerfen?“ (9) Es war nicht zuletzt Arafat, der immer wieder die muslimische Bedeutung des Haramhervorhob. „Zeigt mir einen Araber, der Jerusalem betrügen würde, einen einzigen Palästinenser, der die heiligen Plätze der Muslime betrügen würde.“ – argumentierte der Palästinenserchef. (10) Die Wellen schlugen hoch, als sich die israelische Regierung 2004 weigerte, dass der verstorbene Palästinenserführer auf dem Haram al-Sharif beerdigt werde. Tommy Lapid, Israels Justizminister sagte damals: „Wir wissen nicht, wo er begraben wird. Sie müssen wählen, wo sie ihn begraben. Aber er wird nicht in Jerusalem begraben, weil Jerusalem die Stadt ist, wo die jüdischen Könige begraben wurden und nicht arabische Terroristen.“ (11)

    Auch andere hohe palästinensische Politiker wie Jeries Soudah halten den Tempelberg für nicht verhandelbar. „Prinzipien der Verhandlung über dieses Stück Eigentum, sind in der arabischen Welt nicht akzeptabel. Man kann über Ost und West Jerusalem verhandeln. Aber wenn die Sprache auf den Tempelberg kommt, gibt es eine solche Verhandlung nicht – selbst wenn uns das in den Dritten Weltkrieg treiben würde.“ (12) Es sei mehr als Klugheit, die Jerusalem- und die Tempelbergfrage bei den sich wieder anbahnenden Friedensverhandlungen über den Nahen Osten außer Acht zu lassen. „Jerusalem ist ein Feuerball und wenn dieser Feuerball explodiert, wird er alle anderen Dinge verbrennen.“ - warnt Ahmed Abdel Rahman, Generalsekretär des palästinensischen Kabinetts. (13) Alle Politiker wissen um die globale Bedeutung des Nah-Ost-Konfliktes für den Weltfrieden. „Wenn Frieden zwischen uns [Israelis und Palästinensern] ist, dann wird es Frieden in der ganzen Region geben und Frieden in der Welt, weil die ganze Welt das Palästina Problem als die Ursache des Konflikts sieht.“ – erklärte der palästinensische Ministerpräsident Mahmoud Abbas nach dem Abzug der Israelis aus dem Gaza-Streifen. Das ist ein schöner Satz, aber noch in demselben Interview lässt Abbas die bedauerlichen Worte verlautbaren: „Jegliche Teilung des Eigentums und der Staatsaufsicht über den Tempelberg schließen wir aus.“ (14)

    Es gehört zu den Standardaussagen der Hamas, dass das Palästina-Problem kein nationales, sondern ein religiöses Problem sei, welches „untrennbar mit der Heiligen Moschee [al-Aqsa] verbunden ist, so lange der Himmel und die Erde existieren.“ (15)In Artikel 33 der Hamas Charta wird das noch präzisiert: „Die Hamas […] schwimmt weiter im Fluss des Schicksals bei ihrer Konfrontation und ihrem Djihad mit dem Feind in Verteidigung der Muslime, der islamischen Zivilisation und der islamischen Heiligen Stätten, an erster Stelle der gesegneten al-Aqsa Moschee.“ – heißt es dort. (16) Nach der al-Aqsa-Intifada (September 2000) wurden zwei militante Terror-Organisationen gegründet, die ihre Namen von der „fernsten Moschee“ bzw. von „Jerusalem“ ableiteten: Die Al-Aqsa Martyrs’ Brigades („Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden“), ein halb im Untergrund arbeitender bewaffneter Zweig der palästinensischen al-Fatah Partei. (17) Die zweite Organisation ist der bewaffnete Arm des Palestinian Islamic Jihad. Sie trägt den Namen Al-Ouds Brigades, da heißt „Jerusalem Brigaden“. Am 21. August 2005 strahlte ein von der Hamas kontrollierter Radiosender während einer Feierstunde für den Gaza-Abzug der Israelis einen Song aus, der die folgenden Zeilen enthielt: „Oh, unsere al-Aqsa, oh ihr Besetzer, die Thora [besteht aus] Versen Gottes, [aber ihr] habt sie verstellt. Die Geschichte von der Klagemauer ist eine Verschwörung, die ihre geplant habt, wir verteidigen unsere al-Aqsa, ihr habt keinen Platz unter uns, ihr Besetzer.“ (18) Mohammed Hussein, Prediger auf dem Haram al-Sharaf erklärte, Sharon wolle die Weggabe des Gaza-Streifens für die Inbesitznahme von Jerusalem einhandeln. Das dürfe nicht sein. (19)

    Dass die Hamas als palästinensische Organisation, eine enge Beziehung zu Jerusalemhat, liegt auf der Hand. Aber auch das iranische Ayatollah-System ist erstaunlicherweise auf die Heilige Stadt fixiert. Schon zwei Jahre nach seiner Machtübernahme forderte Ayatollah Khomeini in einer Predigt (1981) die Observanz eines weltweiten „Jerusalem Tages“, (Day of al-Quds) als Teil des liturgischen Kalender, der seitdem am dritten Freitag des heiligen Fastenmonats Ramadan gefeiert wird. „Wie lange noch sollen Jerusalem, Palästina, der Libanon und die unterdrückten Muslime unter der Knute von Kriminellen leiden, während ihr Zuschauer bleibt und während einige eurer verräterischen Herrscher ihnen helfen?“ - fragte der Ayatollah. (20) Der jährlich veranstaltete „weltweite Jerusalem Tag“ wurde in den spätern 80er und frühen 90er Jahren zur größten pro-Khomeini Manifestation der Muslime in den Vereinigten Staaten. 1997 feierte in Teheran eine Menge von 300.000 Iranern zusammen mit ihrem Präsident Haschemi Rafsanjani den „Jerusalem Tag“. Ebenso sieht die schiitische Hisbollah in Jerusalem ein spirituelles Zentrum des Islams. Ihr Generalsekretär, Scheich Hassan Nasrallah, erklärte: „Wir werden Palästina nicht aufgeben, ganz Palästina und Jerusalem werden der Ort bleiben, zu dem alle Djihad-Kämpfer ihre Gebete richten.“ (21)

    Auch der palästinensische Scheich Abdullah Azzam, ehemaliger Mentor von Osama bin Laden, stellte die „Rückeroberung Jerusalems“ in den Mittelpunkt seiner politischen Theologie. In seiner Schrift Min Kabul ila al-Ouds (Von Kabul zu Jerusalem) geht er davon aus, die Befreiung Kabuls (Afghanistan) durch die Taliban sei der erste Schritt auf dem Weg zur Befreiung Jerusalems. Wie wir schon gezeigt haben, machte ebenfalls der uns schon bekannte saudische Scheich Safar al-Hawali Jerusalem und den Haram al-Sharif (Tempelberg) zum Zentrum seiner prophetischen Polit-Vision („Der Tag des Zorns“). „Die al-Aqsa Moschee ist die al-Aqsa Moschee, von der Zeit an als sie das erste mal [von Adam] gebaut wurde, als sie dann von Salomon wieder errichtet wurde, oder als der Prophet – möge Allah ihn segnen und Friede sei mit ihm – dort betete, oder als die Muslime sie bauten oder wann immer sie wieder aufgebaut werden wird bis hin zum Jüngsten Gericht.“ – schrieb al-Hawali. (22)

    Al-Hawalis geistiger „Schüler“, Osama bin Laden, äußerte sich ebenfalls mehrmals zural-Aqsa Moschee. In seiner ersten Kriegserklärung aus dem Jahre 1996 spricht er davon, das Heiligtum sei den Zionisten in die Hände gefallen, „und die Wunden derUmma [islamischen Gemeinschaft] bluten dort immer noch.“ - „Heute arbeiten wir von denselben Bergen [Afghanistan] aus, um die Ungerechtigkeiten zu tilgen, die derUmma durch die Allianz von Zionisten und Kreuzzüglern angetan wurden, insbesondere weil sie das gesegnete Land um Jerusalem besetzt halten [...] und das Land der zwei heiligen Plätze [Saudi Arabien] okkupieren.“ (23) Dann zitiert er einige Zeilen aus einem Gedicht: “Ich fühle immer noch den Schmerz über den Verlust von al-Ouds [Jerusalem] in meinen inneren Organen. Dieser Verlust ist wie ein brennendes Feuer in meinen Eingeweiden. Ich habe meinen Vertrag mit Gott nicht gebrochen, obgleich sogar ganze Staaten den Vertrag gebrochen haben. (24) Auch bin Ladens zweiteKriegserklärung vom 23. Februar 1998 klagt die „Besetzung Jerusalems und die dort an Muslimen durchgeführte Morde“ an. Der in diesem Dokument verfasste Aufruf, die Amerikaner zu töten, wird mit dem Satz begründet: „Die Regel, Amerikaner und ihre Alliierten – Zivilisten und Militärs – zu töten, ist eine individuelle Pflicht für jeden Muslimen, der das in jedem Land tun kann, um die al-Aqsa Moschee und die Heilige Moschee aus ihren Klauen zu befreien, und in der Absicht ihre Armeen aus allen islamischen Ländern zu vertreiben. Dies steht in Übereinstimmung mit dem Wort des Allmächtigen Gottes ‚bekämpft die Ungläubigen alle zusammen wie sie euch alle zusammen bekämpfen’ und ‚bekämpft sie bis es keine Aufruhr und Unterdrückung mehr gibt und Gerechtigkeit und der Glaube an Gott überall verbreitet ist.“ (25) Bin Laden bezeichnet Palästina als das „Land von al-Aqsa“. (26) Sein berühmtes Interview mit dem CNN-Reporter Peter Arnett endet mit dem Satz: „Und sie [die Amerikaner] kamen, um die israelischen Kräfte im besetzten Palästina zu unterstützen, dem Land der „Israa“ [das ist die berühmte „Nachtreise“, die Mohammed nach Jerusalem unternommen haben soll] unseres Propheten.“ (27)

    Der al-Qaida-Chef hat jedoch nicht nur ein ideologisches, sondern auch ein biographisches Interesse an der al-Aqsa Moschee und dem Felsendom. Sein Vater, der Bauunternehmer Scheich Mohammed ibn Awad ibn Laden, bot sich der jordanischen Regierung an, die Sakralbauten auf dem Haram al-Sharif zu renovieren und erhielt diesen Auftrag, den er für den Selbstkostenpreis durchführte. Da er sehr wahrscheinlich über einen Privat-Jet verfügte, leistete er sich einen besonderen spirituellen Luxus: „Er war an einigen Tagen in der Lage, drei seiner täglichen Gebete an den drei heiligsten Plätzen [Mekka, Medina, Jerusalem] durchzuführen.“ – erinnert sich Osama bin Laden an seinen Vater. (28)

    Archäologische Spekulationen über den Tempelberg
    Muslimische Prediger werfen den Juden vor, sie sprächen von einem „Tempel“, der sich auf dem Haram al-Sharif befunden hätte. Bei dem Begriff „Tempel“ handele es sich um einen heidnischen Terminus. Selbst in der Hebräischen Bibel sei vom „Hause Gottes“ und nicht von einem „Tempel“ die Rede sei. Scheich Safar al-Hawali ist jedoch der Meinung, die Wahl dieses Begriffs („Tempel“) sei kein Zufall, denn es gebe genügend Hinweise darauf, dass die jüdischen Rabbiner in frühen Zeiten auf demHaram al-Sharif einen heidnischen Tempel Kulte zu Ehren der Götter Baal, Tammuz und Manat betrieben hätten. (29) Und ein anderer islamischer Autor, Muhammad Izzat Arif, spricht den Juden sogar jeglichen historischen Anspruch auf Jerusalem ab: „Die Juden geben vor, ausgehend von einem tiefen Zivilisationshass, dass Jerusalem ihr Erbe darstelle, dass es jüdisch sei von Geburt, Ursprung und Geschichte her; die Wahrheit aber ist, dass Jerusalem religiös, essentiell und geographisch arabisch war schon vor dem Islam, vor dem Christentum und vor dem Judentum und das der Islam ein größeres Recht darauf hat, weil er der wahre Glaube ist und alle anderen sind falsch.“ (30)

    Tunnelgrabungen israelischer Archäologen unter dem Haram al-Sharif gelten für die Anhänger Mohammeds grundsätzlich als Provokation, da ja ihrer Ansicht nach an diesem Ort niemals ein jüdischer Tempel gestanden sei. „Sie fahren damit fort, etwas zu suchen und danach zu graben, was nur in ihrer Imagination besteht.“ – schreibt Safar al-Hawali. (31) Der Vorwurf, die Israelis würden den Tempelberg unterhöhlen, damit die muslimischen Heiligtümer in sich zusammenfallen, ist mittlerweile zu einer populistischen Agitationsthese in der gesamten islamischen Welt geworden.

    Im Lauf der Zeit haben sich diese Vorstellungen zu einer regelrechten Angstneurose gesteigert, die nicht völlig unberechtigt ist, denn dass fundamentalistische Juden und Christen in ihrer Imagination tatsächlich durch solche Grabungen insgeheim Sabotageabsichten herbeiwünschen, ist durchaus bekannt. Das reizt wiederum die Vorstellungen von Muslimen und kann zu paranoiden Phantasmen führen. So glaubt zum Beispiel der islamische Doomsday-Autor Muhammad Isa Da’ud, dass der Dajjal(Anti-Christ) schon heute dabei ist, in den Höhlen unter dem Haram al-Sharif eine gigantische Armee von Untergrundkämpfern auszubilden, die er aus geraubten und indoktrinierten palästinensischen Kindern zusammengestellt hat. (32)

    Viele Juden und Christen sind dagegen davon überzeugt, die Muslime hätten die Absicht, „den gesamten Tempelberg in eine riesige Moschee zu verwandeln.“ (33) Auch diese Befürchtung ist nicht unberechtigt. Das ganze Areal gilt nach der Aussage islamischer Rechtsgelehrter als „Heiliges Gebiet“ und wird mit dem arabischen WortMasjid bezeichnet, was so viel wie „Ort des Niederfallens (im Gebet)“ bedeutet. Ausgehend hiervon sagte der Mufti der palästinensischen Polizei, Abdul Salam Abu Shkaidem der Jerusalem Post auf einer interreligiösen Konferenz in Ägypten, Juden „haben nicht das Recht dorthin zu gehen, das ist eine Moschee – der gesamte Tempelberg.“ (34) 1998 begann der Waqf [die islamische Verwaltung des Tempelberges] ein neues Gotteshaus, die sogenannte Marwani Moschee, auf einem Teil des Haram al-Sharif, der als die „Ställe Salomons“ bekannt ist, zu konstruieren. Aber genau dieser Ort wird von ökumenisch eingestellten Juden, Christen und Muslimen als Platz für den Bau einer Synagoge beansprucht, die neben den bestehenden islamischen Heiligtümern den Moriah Berg krönen könnte.

    Die muslimischen Prophezeiungen
    Jerusalem steht wie kein anderer Ort im Blickfeld der „modernen“ islamischen Propheten-Literatur. Alle religiösen Traditionen, in denen auf die Heilige Stadt und auf den Haram al-Sharif Bezug genommen wird, werden von „modernen“ Doomsday-Autoren gesammelt, miteinander in Beziehung gebracht und dann als eschatologisches Material benutzt. Ganz oben steht dabei die schon mehrmals zitierte Khurasân-Prophezeiung, wonach der Mahdi mit seiner Armee aus den Bergen Afghanistans hinabsteigt, in Richtung Westen zieht und Jerusalem erobert: „Schwarze Banner werden aus Khurasân kommen. Keine Macht wird sie stoppen können, bis sie schließlich Jerusalem erreichen, wo sie ihre Flaggen hissen.“ (35) In einem mittelalterlichen Reiseführer mit dem Titel Die Sehenswürdigkeiten von Jerusalem und Damaskus (Fadhail Bait al-Maqdis) wird versichert, dass Jerusalem die Stadt der „Auferstehung“ sein werde und dass sich alle frommen Muslime am Tage des Jüngsten Gerichts dort versammeln. Der zentrale Felsen auf dem Haram al-Sharif, von dem aus Mohammed in den Himmel aufgestiegen sein soll, werde vielen als die letzte Zufluchtstätte dienen, um sich vor den Nachstellungen des Dajjal (Anti-Christen) zu flüchten. Hier erwarten sie auch das Erscheinen des Mahdis. Al-Maqdisi, der Autor dieses Textes, behauptet, dass Jerusalem in der Endzeit einen höheren Stellenwert für die islamische Welt einnehme als Mekka und Medina. (36)

    Der Glaube daran, dass der Haram al-Sharif die Austragungsstätte des Jüngsten Gerichts sein wird, hat sich bis heute gehalten. An der Stelle, wo der „kleine Kettendom“ (östlich vom Felsendom) steht, wird Allah – so die Prophezeiungen - in der Stunde die Gerechten von den Verdammten trennen. Einen Hinweis auf die Letzten Tage macht auch die arabische Schrift über dem berühmten „Goldenen Tor“, durch das nach christlicher Tradition der Messias einziehen soll. Der Satz spricht von einer Intervention Mohammeds zugunsten der Gläubigen am Tag der Auferstehung. (37)

    Für die meisten der von uns zitierten muslimischen Doomsday-Autoren ist Jerusalem die eschatologische Hauptstadt ihrer Visionen und die Metropole eines kommenden islamischen Weltreiches. (38) Aber in Anlehnung an die Prophezeiungen der amerikanischen Neo-Dispensationalisten erklären sie den Haram al-Sharif auch zur zeitweiligen Residenz des Dajjal, des islamischen Anti-Christen. Dieser lässt die beiden Moscheen (Felsendom und al-Aqsa) zerstören und das „unheilvolle Gräuel“ (Daniel 11:31) an ihre Stelle setzen. Angesprochen ist damit der Dritte Tempel der Juden. „Der Wohnort des jüdischen Propheten [des Dajjal] wird im Tempel von Jerusalem sein. Deswegen versuchen sie [die Israelis] immer wieder, die al-AqsaMoschee niederzubrennen; sie versuchen, archäologische Grabungen zu machen oder den Grund mit Geldern amerikanischer Freimaurer aufzukaufen.“ – erklärt der ägyptische Endzeit-Autor Da’id Ayyub. (39)

    Sein Kollege Bashir Muhammed Abdallah verweist unter Berufung auf einige EzechielPassagen, dass der Haram al-Sharif von Allah zur Austragungsstätte blutiger Zusammenstösse bestimmt sei: „Die Interpretation dieser Stellen bedeutet, dass Jerusalem eine Stadt des Blutes ist. Und es wird zwei Gemetzel auf dem Haramgeben, weil der Haram das Zentrum von Jerusalem ist. [Ezechiels] Worte ,du Stadt, die in ihrer Mitte Blut vergießt’ bzw. ‚durch das Blut, das du vergossen hast’ [Ezechiel22: 3,4] zeigen, dass Gott [Allah] sehr zornig sein wird. Er wird mit seinen Dienern, die mächtige Männer sind, die Endtage von Jerusalem beschleunigen und zwar wegen des unschuldigen Blutes, das von den Banu Israe’l [den Juden] auf dem Haramverschüttet wurde.“ (40)

    Eine in unseren Tagen wieder aktualisierte islamische Tradition besagt, dass in der Endzeit die Kaaba von Mekka nach Jerusalem transportiert wird. (41) Entsprechend erklärte Bassam Jarrar, ein prominenter islamischer Religionslehrer aus der Westbank, der Islam habe in Mekka begonnen und werde in Jerusalem enden. (42) Der Palästinenser Scheich Muhammad Ibrahim al-Madhi sieht in Jerusalem die kommende Metropole eines weltweiten Kalifat-Staates: „Das muslimische Volk von Palästina möchte Allah begegnen und wir sind die Soldaten des Kalifats, das der Prophet vorhergesagt hat [...] Deswegen wird das Kalifat entsprechend den Prophezeiungen in al-Aqsa, in Jerusalem, und seiner Umgebung [errichtet werden].“ (43) - „Dieses Land wird islamisches Land sein bis zum Jüngsten Gericht. […] Wir hoffen Allah wird al-Ouds [Jerusalem] zur neuen Hauptstadt des islamischen Kalifat-Staates machen“ – war am 5. November 1998 in einer muslimischen Predigt auf demHaram al-Sharif zu hören. (44) Solche eschatologische Prognosen sind weit verbreitet und werden mittlerweile sogar „akademisch“ begründet. In einem Aufsatz mit dem Titel „Jerusalem“ versucht zum Beispiel Abd al-Fattah El Awaisi, Professor für islamistische Studien an der Universität Stirlung (UK), mit zahlreichen Zitaten nachzuweisen, Palästina sei das von Allah den Muslimen versprochene Heilige Land, in dem ein zukünftiges islamisches Weltreich mit Jerusalem als Hauptstadt sein kulturelles und politisches Zentrum habe – und das bis zu den Tagen des Jüngsten Gerichts. (45)

    Ausgehend von derartigen Prophezeiungen erhalten der „Kampf um Jerusalem“ und der Besitztitel auf den Tempelberg (Haram al-Sharif) dasselbe eschatologische Schwergewicht für die islamischen Fundamentalisten wie für die jüdischen und christlichen. Die Jerusalemfrage ist somit in den Mittelpunkt der Apokalyptik aller drei monotheistischen Religionen gerückt. Für den Islam ist und war das keinesfalls selbstverständlich. Da historisch sein spirituelles Zentrum zweifelsohne in Mekka liegt, hat schon in der Vergangenheit eine ganze Anzahl von muslimischen Autoren davor gewarnt, Jerusalem einen zentralen theologischen Stellenwert zuzugestehen. Zu ihnen zählte übrigens auch der von den revolutionären Islamisten ansonsten so häufig zitierte mittelalterliche Gelehrte Ibn Tamiyyah (1263-1328), der den Gedanken von der Heiligkeit Jerusalems für den Islam strikt ablehnte und ihn als eine christlich-jüdische Verunreinigung ansah. (46) Aber es besteht kein Zweifel daran, dass die Heilige Stadt heute zu dem goldenen Apfel geworden ist, um den sich alle drei monotheistischen Religionen streiten.

    http://www.trimondi.de/K.d.R/4.Tempe...entalismus.htm

  2. #2
    Registriert seit
    13.07.2010
    Beiträge
    57.375

    AW: Islamische Fundamentalisten und der Tempelberg

    Ursprünglich beteten die Muslime Richtung Jerusalem, dann wurde die Richtung zugunsten Mekkas geändert. Mohammeds Anspruch war, dass der Islam gleichwertig mit den "Buchreligionen" - also dem Juden- und Christentum - auf Augenhöhe steht. Da für Juden und Christen Jerusalem eine Bedeutung hat, mussten die Muslime ebenfalls Anspruch auf diese Stadt anmelden. Lug und Trug schon damals. Statt Isaak, wie es in der Bibel steht, sollte also Ismael von seinem Vater Abraham geopfert werden. Eine dreiste Verdrehung.
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 17.07.2017, 13:40
  2. Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 22.08.2015, 15:50
  3. Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 06.04.2012, 10:40
  4. Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 30.03.2010, 23:10
  5. Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 04.02.2010, 17:31

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •