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    Deutsche Bürokratie: Syrer werden an der Verwirklichung ihrer beruflichen Träume gehindert

    FlüchtlingeVier Syrer und der schwierige Weg der Integration

    Die vier Syrer Mohamad, George, Michael und Jad wollen sich in Essen ein neues Leben aufbauen, verzweifeln aber an den deutschen Gesetzen.

    Im Krieg sterben nicht nur Menschen, im Krieg sterben auch Träume. Der Traum von Jad zum Beispiel, als Mathematiklehrer syrischen Kindern den Satz des Pythagoras beizubringen. Der Traum von Michael, eine Zahnarztpraxis in Al-Hasaka zu eröffnen oder in einer Zahnklinik in Damaskus zu arbeiten. Oder der Traum von George, als Ingenieur für Erdöltechnik einen Job bei der Syrian Petroleum Company oder anderswo im Land zu ergattern.

    Studium bei Kerzenlicht
    Es ist anders gekommen. Jad, Michael und George haben sich schon vor langer Zeit auf den Weg gemacht, sie haben ihrem Heimatland, in dem sie bei Kerzenlicht studiert haben und mit dem Grollen des Geschützfeuers eingeschlafen sind, den Rücken gekehrt, und leben nun in Essen. Glück gehabt, würden manche sagen. Und ja: Die Syrer hatten Glück. Sie leben in Sicherheit, sie haben eine Wohnung und Deutsche, die sich kümmern.

    Doch es gibt etwas, was die drei und auch Mohamad, den Abiturienten aus Aleppo, bisweilen verzweifeln lässt, und das sind die deutschen Gesetze. „Flüchtlinge, integriert euch!“, hören sie immer wieder in den Talkshows, doch wie soll Integration gut funktionieren, ohne Arbeitserlaubnis, ohne Studienerlaubnis, ohne diese und jene Erlaubnis, weil sie nun mal „aus einem Drittland“ kommen, weil sie „Flüchtling“ sind, weil sie nicht die richtigen Zeugnisse haben?
    Der Artikel barmt weiter. Eigentlich eine Unmöglichkeit, wie deutsche Behörden mit den Syrern verfahren und ihnen nicht die Chancen geben, die sie sich doch erhoffen. Schlimmer noch als der Numerus Clausus, kommt einem da in den Sinn:

    Jad kann viel erzählen aus den letzten Jahren, er ist 30 Jahre alt und hat sieben Semester Mathematik an der Uni von Aleppo studiert. „Von 2007 bis 2011“, sagt er. „Ich habe 46 von 48 Fächern, die fürs Studium erforderlich waren, abgeschlossen.“ Dann kam der Bürgerkrieg, und Jad konnte sein Lehramtsstudium nicht beenden. 2012 und 2013 lebte er im syrischen Afrin, 2014 machte er sich auf den Weg nach Deutschland.

    Jads Asylverfahren ist beendet, er hat die begehrte Ausweiskarte, auf der steht, dass sein Aufenthalt für drei Jahre genehmigt ist, „bis 2018“. Er kann schon gut Deutsch, hat den A1-, A2- und B1-Kurs bestanden, aber sein unvollendetes Mathematik-Studium ist hier nichts wert. Und für einen Neustart an der Uni braucht er C1-Niveau.
    Gleichzeitig denkt Jad aber, dass er sich ein weiteres Studium nicht leisten kann. „Am 1. Juni werde ich 31, danach kann ich kein Bafög mehr beantragen“, sagt er resigniert. Sein Deutschkurs-Lehrer hat ihm geraten, eine Umschulung zu machen, zum Beispiel zum Kaufmann oder in Richtung Buchhaltung. Parallel zu seinem B2-Kurs stockt Jad sein karges Einkommen mit Minijobs auf. „Eine Perspektive habe ich im Moment nicht.“
    Und nun kommt die böse Arbeitsagentur und spricht einem Syrer die Möglichkeit als Zahnarzt zu arbeiten ab, weil er keine Approbation besitzt - obwohl der Arabisch kann. Er darf nämlich noch nicht ohne Aufsicht arbeiten. Seinen Chef schmerzt dies, denn der Arbeitsvertrag hätte ein recht geringes Gehalt ausgewiesen.

    Arbeitsagentur lehnte Vertrag ab

    Ein Zahnarzt, der Deutsch und Arabisch spricht? Der dürfte angesichts der hohen Flüchtlingszahlen doch hier gefragt sein. Für den 26-jährigen Michael, der von 2007 bis 2013 an der Al-Kalamoon-Universität im syrischen Deir Atiyah auf Englisch studiert hat, war das eigentlich keine Frage, als er 2015 nach fünf Deutschkursen („bis C1“) als Praktikant in einer Essener Zahnarztpraxis anfing.

    Sein Chef bot ihm nach vielen Monaten einen Vertrag an. „Die Zahnärztekammer, die Kassenzahnärztliche Vereinigung und die Arbeitsagentur mussten zustimmen“, so Michael. Das Verfahren zog sich hin, dann lehnte die Arbeitsagentur ab: „Keine Berufserlaubnis!“ Das im Vertrag festgeschriebene Gehalt sei zu niedrig.

    Mit einem geringen Gehalt zufrieden
    Das deutsche Recht sieht vor, dass die Höhe des Gehalts eines Arztes dem vergleichbarer inländischer Arbeitnehmer entspricht. Doch Michael besitzt noch keine Approbation, also die Berufszulassung für Ärzte in Deutschland, und darf deswegen noch nicht ohne Aufsicht arbeiten. „Ich wäre mit einem geringen Gehalt durchaus zufrieden gewesen“, sagt er.
    Und hier wird der Eindruck erweckt, der Syrer bekäme keine Leistungen vom deutschen Staat, weil sein Antrag auf Asyl noch in der Bearbeitung ist. Märchen oder Wahrheit, Fakt oder Bauernfängerei?

    Für den 27-jährigen George aus Al-Hasaka steht ein Master-Studium an. Die Uni Aachen hat seinen Bachelor-Abschluss als Ingenieur für Erdöl- und Erdgastechnik an der Uni Homs aus dem Jahr 2014 anerkannt und ihm eine Zulassung für „Angewandte Geowissenschaften“ erteilt. Doch davor stehen auch bei George die hohen Hürden der Sprache, er ist gerade kurz vor der B2-Prüfung. Im laufenden Asylverfahren darf er nicht arbeiten, daher sorgt er sich ziemlich ums Geld. Er wartet sehnlichst auf einen positiven Bescheid des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Auch wegen der Zahlungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz wartet George noch auf einen Termin. Bafög bekommt er erst als Student. „Ich brauche dringend eine Arbeit“, sagt er. Das Geld, das er von seiner Familie mitbekommen hat, reicht nicht mehr lange.
    Und zuletzt dann noch der Kollege, dessen Abitur nicht anerkannt wird. Eine Unmöglichkeit, wo man doch weiß, dass syrische Schüler den deutschen 5 Schuljahre hinterherhinken.

    Keine Anerkennung des Abiturs

    Bleibt noch Mohamad, ein 22-jähriger junger Mann aus Aleppo. Er hat sich über den Balkan durchgeschlagen, lebte in Passau, Regensburg und Bielefeld, um dann hier zu erfahren, dass sein Abitur aus dem Jahr 2012 nicht anerkannt wird. „Ich hatte 172 von 260 möglichen Punkten“, erzählt er. Die Bezirksregierung Düsseldorf schrieb ihm, 66,15 Prozent der Maximalpunktzahl seien nicht ausreichend. Erforderlich seien 70 Prozent.

    Mohamad kann daher erst mal nicht zur Uni. Dabei würde er sehr gern Soziale Arbeit studieren. „Es gibt Studienkollegs in Deutschland, auf die ich ein Jahr gehen könnte, um einen richtigen Schulabschluss zu haben. Doch in NRW gibt es kein solches Studienkolleg. Ein weiteres Mal kann ich aber einfach nicht umziehen. Ich bin in den letzten Jahren an so vielen Orten gewesen, hier habe ich Freunde, ich muss auch mal zur Ruhe kommen.“ Zurzeit ist Mohamad Praktikant in einem Flüchtlingsheim. „Vielleicht hilft das ja, eine Lösung zu finden“, hofft er.


    http://www.derwesten.de/region/vier-syrer-und-der-schwierige-weg-der-integration-id11838015.html#plx1931567707
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2
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    AW: Deutsche Bürokratie: Syrer werden an der Verwirklichung ihrer beruflichen Träume gehindert

    Ja, die Ungerechtigkeit der Deutschen gegenüber Zuwanderern ist grenzenlos. Da
    würde er sehr gern Soziale Arbeit studieren
    , weil er erstens nicht genau weiß, was man bei uns unter „Arbeit” versteht und zweitens geglaubt hat, „sozial” bedeute, alles umsonst zu bekommen - und dann läßt man ihn nicht!
    Vielleicht wäre er doch besser zu Hause geblieben?
    Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland

  3. #3
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    AW: Deutsche Bürokratie: Syrer werden an der Verwirklichung ihrer beruflichen Träume gehindert

    Zitat Zitat von Realist59 Beitrag anzeigen
    Noch besser, wenn sie alle zu Hause geblieben wären. Warum kommen sie her? Sollen sie in ihren islamischen Bruderländern Unterschlupf finden. Saudi-Arabien ist erheblich dichter an Syrien als Deutschland.
    In Saudi-Arabien gibt es aber überhaupt keine Vorzugsbehandlung für Ausländer. Entweder schuften die bei soundsoviel Grad in der Sonne oder sie können nicht in Saudi-Arabien bleiben.

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    Zitat Zitat von Realist59 Beitrag anzeigen
    Noch besser, wenn sie alle zu Hause geblieben wären. Warum kommen sie her? Sollen sie in ihren islamischen Bruderländern Unterschlupf finden. Saudi-Arabien ist erheblich dichter an Syrien als Deutschland.
    In Saudi-Arabien gibt es aber überhaupt keine Vorzugsbehandlung für Ausländer. Entweder schuften die bei soundsoviel Grad in der Sonne oder sie können nicht in Saudi-Arabien bleiben.
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  4. #4
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    AW: Deutsche Bürokratie: Syrer werden an der Verwirklichung ihrer beruflichen Träume gehindert

    Zitat Zitat von Cherusker Beitrag anzeigen
    Vielleicht wäre er doch besser zu Hause geblieben?

    Noch besser, wenn sie alle zu Hause geblieben wären. Warum kommen sie her? Sollen sie in ihren islamischen Bruderländern Unterschlupf finden. Saudi-Arabien ist erheblich dichter an Syrien als Deutschland.
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

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