Da hatte man sich in Australien doch etwas besonders Reißerisches einfallen lassen, zur Umerziehung von politisch Andersdenkenden. Und nun so etwas. Welch gutmenschliche Schlappe aber auch! Ich falle vor Lachen gerade vom Stuhl.



Australier in Syrien
TV-Show schickt Kandidaten an die IS-Front

Den Leidensweg von Flüchtlingen am eigenen Leib erfahren: Mit dieser Idee schickte eine australische Produktionsfirma Asylkritiker nach Syrien. Doch das Experiment ging gleich doppelt schief.

Bürgerkrieg, Vertreibung, Hunger, Vergewaltigung. Auch in Australien wird das Thema Flüchtlinge diskutiert, schließlich gilt das Land neben Europa als eines der beliebtesten Ziele für Menschen, die eine neue Heimat suchen. Und wie auch in Europa werden sie dort nicht gerade mit offenen Armen empfangen, immer häufiger kommt es zu ausländerfeindlichen Aktionen und öffentlichen rassistischen Äußerungen.

Für den TV-Sender SBS offenbar ein ideales Unterhaltungsthema für das heimische Publikum. Deshalb schickte SBS sechs Kandidaten für eine Show mit dem Titel "Go Back To Where You Came From" (Geh dahin zurück, wo du herkommst) auf große Reise – und zwar in die Heimat der Flüchtlinge. Insgesamt drei Wochen lang waren sie auf den bekannten Einreiserouten unterwegs, nur in umgekehrter Richtung. Sie starteten in einem australischen Auffanglager, besuchten ein Camp in der jordanischen Wüste und gelangten später nach Indonesien und Kambodscha, wo die Menschen aus Angst vor Sklaverei das Weite suchen. So sollten sie die Welt aus der Sicht der Flüchtlinge kennenlernen.

Das Besondere dabei: Die meisten Kandidaten sind in der Anti-Flüchtlings-Bewegung aktiv oder äußern sich populistisch gegen die weitere Aufnahme von Asylsuchenden. Darunter ein Lehrer, der behauptet, die australische Kultur sei durch die Aufnahme von zu vielen Flüchtlingen bedroht.

Nur 800 Meter von der Front entfernt

Die Idee hinter der Show klingt deshalb zunächst einmal sehr ehrenwert. Mit der Reise sollten Vorurteile abgebaut werden, erklärte der Sender auf seiner Homepage. Tatsächlich wurde das Konzept bereits mit einem Emmy ausgezeichnet und schon in anderen Ländern umgesetzt, zum Beispiel in Deutschland. "Auf der Flucht" hatte allerdings bloß mäßigen Erfolg.
Doch bei einer neuen Episode aus Australien stellt sich nun die Frage, ob das Ganze als Unterhaltungsprogramm nicht doch zu weit geht. Denn ein Team hätte die Teilnahme fast mit dem Leben bezahlt.
SBS schickte darin drei Teilnehmer mitten ins Schlachtfeld an die syrische Grenze, in dem Kurden und der Islamische Staat (IS) um ein Dorf kämpften. "An einem Punkt waren wir nur noch 800 Meter von der Front entfernt. Wir wurden definitiv beschossen", erzählt Kandidatin Kim Vuga. Die Frau aus Townsville, die sich selbst als freie Journalistin bezeichnet, wurde bekannt durch ihre markigen Sprüche, die sie in sozialen Netzwerken verbreitete. In einem ihrer Videos sagte sie: "Australien wird angegriffen. Wir haben bereits die Terroristen hier. Unter uns leben bereits die Feinde." Außerdem betreibt sie die Facebook-Gruppe "Stop the boat people" (Stoppt die Bootsflüchtlinge).
In einem Trailer zu der Episode mit Vuga, die Ende Juli ausgestrahlt werden soll, ist nun zu sehen, wie die blondierte Frau in Syrien, mit schusssicherer Weste ausgestattet, durch Häuserruinen um ihr Leben rennt, nachdem IS-Kämpfer sie entdeckt und unter Beschuss genommen haben. Schließlich erhält sie genaue Anweisungen, sich zu ducken und hinter einer Mauer zu verstecken.
"Das Schlimmste war, als wir so nah dran waren und wussten, dass ihre Kugeln uns erreichen könnten. Wir lauschten auf jedes Pfeifen in der Luft, weil das bedeutete, dass eine Mörsergranate abgeschossen wurde." Dann hätten sie nur noch 30 Sekunden gehabt, um 100 Meter zu rennen. "Es war surreal", sagte Vuga weiter. "Es war verrückt, die schwarze Flagge zu sehen."

Noch immer kein Verständnis für Flüchtlinge

Doch die Strategie des Senders, um mehr Verständnis für die Menschen zu werben, die diesem Grauen entkommen wollen, geht offenbar nicht auf. Im Gegenteil. Vuga bekennt sich vielmehr dazu, dass sie in dem Land bleiben und sich den kurdischen Kämpfern anschließen würde. Die Flüchtlinge bezeichnet sie so indirekt als feige.

"Hätte ich keine Familie oder zu Hause Verpflichtungen, würde ich ihnen persönlich zur Seite stehen ... Ich würde mit ihnen kämpfen." Diese Männer würden sich für genau das einsetzen, für das sie sich selber einsetzt und in den vergangenen Jahren gekämpft habe: Freiheit und Demokratie.

Dass keinerlei humanitäre Hilfe mehr in diese Gebiete für die Menschen gelangt, die in dieser Kampfzone leben und tagtäglich dem Schusswechsel ausgesetzt sind, soll in der Folge nicht zur Sprache kommen. Aber dafür gab es immerhin spektakuläre Bilder vom Ausflug in den Krieg für die heimischen Zuschauer auf dem Sofa, Tausende Kilometer entfernt.
http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Pa...-is-front.html