Es waren dramatische Szenen vor knapp zwei Wochen im Ute-Meyer-Weg im Schweizer Viertel: Zwei Gruppen Jugendliche waren an einem Dienstagabend aufeinander losgegangen. Das Schlimmste konnte allerdings durch das rasche Eingreifen der Polizei verhindert werden. Dennoch bestimmte das Thema die Sitzung des Ausschusses Integration, Bürgerbeteiligung, Inneres, Jugend und Sport des Beirates Osterholz.
„Wir waren völlig überrascht“, sagte Jule Kahrig vom Jugendhaus Schweizer Viertel des Deutschen Roten Kreuz (DRK) im Ute-Meyer-Weg, wo sich der Ausschuss traf. Die Schlägerei lieferten sich die Jugendlichen aber nicht vor dem Jugendhaus, sondern beim Garagenhof, betonte sie. „Das war eine sehr unübersichtliche Situation.“ Die Mitarbeiter hätten versucht, die Besucher des Jugendhauses zu schützen und riefen die Polizei. „Die waren auch sehr schnell mit mehreren Wagen da und haben die Situation schnell zerschlagen“, beschrieb Jule Kahrig die dramatischen Minuten. Unklar ist noch immer der Grund für die Schlägerei. „Wir haben sehr viele Geschichten gehört und sind uns jetzt ziemlich sicher, dass das nichts mit unserem Haus und unseren Mitarbeitern zu tun hat.“ Offensichtlich seien zwei Gruppen miteinander in Streit geraten und hätten sich über die sozialen Medien zu einer Prügelei am Ute-Meyer-Weg verabredet.
Eine Gruppe von Außerhalb
Mariel Schulz von Verein für aufsuchende Jugendarbeit (Vaja): „Wir konnten nicht ausmachen, wer ist beteiligt, wer steht nur am Rand.“ Als am Folgetag ein Menschenkicker auf dem Marktplatz Schweizer Viertel aufgestellt worden war, sei der Verein noch mal auf die Jugendlichen zugegangen, wie auch die Polizei verstärkte Präsenz gezeigt habe, um die Situation zu beruhigen. „Fakt ist, dass eine Gruppe von außerhalb gekommen ist.“ Selbst für den niedrigschwelligen Verein sei es sehr schwer, an die Jugendlichen heranzukommen. „Die sind zum Teil nicht mehr zugänglich und nicht mehr zu erreichen“, sagte Mariel Schulz. Erschreckend für sie sei die hohe Zahl an Schaulustigen gewesen.
Die Bilanz der Schlägerei: Von den nach Angaben der Polizei 30 Schlägern wurden sieben Jugendliche im Alter von 15 bis 21 Jahren vorläufig festgenommen. Bei der Schlägerei kamen nach übereinstimmenden Aussagen von Zeugen und der Polizei auch Latten zum Einsatz. Einige Jugendliche mussten ärztlich versorgt werden.
Vor dem Hintergrund des schnellen Eingreifens der Polizei, das offensichtlich Schlimmeres verhinderte, meinte Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter: „Wir können heilfroh sein, dass wir noch ein Revier haben, das mit vielen Fahrzeugen und auch nachts besetzt ist.“ Quartiersmanager Aykut Tasan verwies auf das gute Zusammenspiel der Institutionen nach dem Vorfall. „Das Zusammenspiel zwischen den Akteuren hat geklappt, sodass sich die Situation beruhigt hat.“
Videoüberwachung und Polizeiwache als Lösungsvorschläge
Ulrich Schlüter befürchtet, dass dennoch etwas hängen bleibt: „Diese Bilder haben nicht nur die Jugendlichen gesehen, sondern auch andere, ältere Menschen, die ohnehin schon Sorgen haben.“ Im Ausschuss wurde kurz über die Möglichkeit einer Videoüberwachung gesprochen. Das Thema soll allerdings umfassender auf einer kommenden Beiratssitzung diskutiert werden. Aykut Tasan brachte die Möglichkeit einer kleinen Polizeistation im geplanten Neubau des Schweizer Foyers, dem zukünftigen Quartierszentrum, ins Spiel. Allerdings: Bisher steht nicht mal fest, wann es losgeht mit dem Neubau der Gewoba, in das auch das Ortsamt einziehen soll.
Der Bereich um den Ute-Meyer-Weg und dem Marktplatz zählt schon jetzt zu den besonders beobachteten Orten. Er zählt, ebenso wie das Umfeld des Hauptbahnhofs und das Viertel, zu den sogenannten „besonderen Kontrollorten“ (einst: Gefahrenorte), wo die Polizei erweiterte Befugnisse hat. Dazu zählt die Möglichkeit, zu anlasslosen Kontrollen und Personenfeststellungen.
Das Jugendhaus war von der Auseinandersetzung nicht direkt betroffen, es kämpft aber mit einem anderen Problem: Vandalismus. Besonders betroffen sind die Außenjalousien, die regelmäßig beschädigt werden. Ein Zaun soll künftig die schlimmsten Auswüchse verhindern. Kostenpunkt: knapp 18 000 Euro.
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