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    Tötet ihn

    Hamed Abdel-Samad lebt in Deutschland, aber sicher ist er hier nicht. Der 42-Jährige benötigt permanenten Polizeischutz, denn er hat fanatische Feinde, die seinen Tod wünschen, weil er den Islam beleidigt habe und den Propheten Mohammed. Sein Buch "Der Untergang der islamischen Welt" (Droemer, 2010, 18 Euro) brachte dem Deutsch-Ägypter viel Kritik ein. Sein neues Buch erscheint am 1. April und trägt den Titel: "Der islamische Faschismus" (Droemer). In Kairo öffentlich von Abdel-Samad geäußerte Thesen aus diesem Buch hatten eine Fatwa, ein absolut verbindliches Rechtsgutachten, zur Folge: "Wanted Dead" – nicht: "Gesucht, tot oder lebendig", sondern nur "tot". Er musste untertauchen.

    Die Welt:
    Mir scheint, Ihre Thesen werden immer radikaler. Würden Sie dem zustimmen?
    Abdel-Samad:
    Nein! Ich höre oft, dass ich ein radikaler Denker und ein Querkopf sei. Ich bin nur ein vernünftig denkender Mensch, der das Kind beim Namen nennt. Das war ich immer. Ich provoziere nicht, wenn ich sage, dass der Islam faschistische Züge hat.
    Der Begriff Faschismus in Verbindung mit dem politischen Islam ist jedenfalls neu …
    Für Deutsche klingt das vielleicht plakativ und provokant. Aber was ist Faschismus? Er ist eine politische Religion, mit Wahrheiten, mit Propheten, mit einem charismatischen Führer, der mit einem vermeintlich heiligen Auftrag ausgestattet ist, die Nation zu einen und die Feinde zu besiegen. Das ist der Islam auch, haargenau. Der Faschismus teilt die Welt auf in Freund und Feind, beim Islam sind es Gläubige und Ungläubige. Die Verschwörungstheorien im Faschismus, das Gefühl der Erniedrigung und des Zukurzgekommenseins, diese Rachlust und die Entmenschlichung der Feinde, sind allesamt im Islam zu finden, besonders in der Sprache des politischen Islam. Die Mischung von Minderwertigkeitskomplex und dem Streben nach Weltherrschaft, zwischen Ohnmacht und Allmachtsfantasien, das verbindet Islamismus und Faschismus. Ich schreibe ja in meinem Buch über die 14 Thesen von Umberto Eco zum Urfaschismus. Da finden wir alles: den Kult der Überlieferung, die Haltung zur Modernen und die Konterrevolution gegen die Aufklärung, die Verschwörungstheorien, den Machismus. Alles, was den Islamisten fehlt, ist die Vernichtungsmaschinerie, wie sie dem Stalinismus und dem Nationalsozialismus zur Verfügung stand. Der Islamismus erlitt mehrere Niederlagen, wurde aber nie vernichtend geschlagen – anders als der Faschismus in Deutschland und Italien. Das ist der Grund, warum sich der islamische Faschismus so in die Länge zieht.
    Sie würden also sagen, der politische, faschistische Islam würde die Welt mit einem Dritten Weltkrieg überziehen, hätte er die Möglichkeiten?
    Ja, vielleicht nicht gleich Weltkrieg, aber wir werden eine Schlacht apokalyptischer Dimension erleben. Die Islamisten würden einen Rachefeldzug gegen die Ungläubigen führen. Man kann das im Kleinen dort beobachten, wo Islamisten die Macht in einem syrischen Ort übernehmen. Menschen werden dann getötet, nur weil sie Christen sind, sogar Kinder. Das ist purer Faschismus, dass Menschen nur aufgrund ihrer religiösen oder nationalen Zugehörigkeit hingerichtet werden. Wir können das überall dort beobachten, wo Islamisten die Macht übernehmen, im Irak, in Afghanistan, in Somalia, im Sudan, in Nigeria – egal wo.
    Gibt es den sogenannten moderaten Islam überhaupt?
    Wir hatten lange Zeit dieses Paradebeispiel eines angeblich moderaten Islam in der Türkei mit Recep Tayyip Erdogan an der Spitze. Der politische Opportunismus des Westens hat verhindert, dass dieses System sein wahres Gesicht zeigen musste. Erst jetzt, in der Krise und im wirklichen politischen und demokratischen Test, erkennen wir auch dort faschistische Tendenzen.
    Ein Wolf im Schafspelz also? Oder wie Sie es in Ihrem Buch nennen: Demokratie als trojanisches Pferd?
    Genau. Der Islamist, der an die Macht kommen will, ist an Demokratie nicht interessiert. Er glaubt nicht an sie, er glaubt an die Herrschaft Gottes. Ihm liegt nichts daran, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, er will eine bestimmte moralische Gesellschaftsordnung durchsetzen und dann in einem weiteren Schritt die Welt islamisieren.
    Also ein göttlicher Auftrag?
    Ja. Das ist das Einzige, was ihn motiviert, in die Politik zu gehen. Er respektiert menschlich geschaffene Strukturen wie Parlament und Justiz nicht, weil Gott die Gesetze für ihn schon vor 1400 Jahren festgelegt hat. Sie müssen nur noch angewandt werden.
    Das bedeutet ja, dass mit diesen Leuten der Dialog gar nicht möglich ist …
    Dialog ist in dieser Hinsicht eigentlich Zeitverschwendung. Es ist ja mit Erdogan ein Dialog geführt worden, aber er hat den Westen ausgetrickst. Seine sogenannten Reformen glichen eher Ermächtigungsgesetzen, und die ganze Zeit versteckte er sich hinter Europa. "Moderater Islam" ist eine Erfindung westlicher Islamwissenschaftler. Moderat und Islam ist ein Paradoxon, sie passen nicht zusammen. Die Wahrheiten der Islamisten stehen bereits fest. Auch das ist ein Kern des Faschismus.
    Sie erhalten Morddrohungen, bringen Familie und Freunde in Gefahr, riskieren in gewisser Weise Ihr Leben für Ihre Überzeugungen. Würden Sie sich selbst als Märtyrer bezeichnen?
    Nein. Ich mag weder den Begriff noch die Geisteshaltung, die dahintersteckt. Ich lebe sehr gern, trotz aller Schwierigkeiten und Probleme, die ich habe. Aber ich habe sehr lange einen Zugang zu diesem Leben gesucht und sehr viel dafür geopfert und verloren. Dieser Lebensentwurf heißt Freiheit. Es bedeutet, dass niemand über meine Moral bestimmen kann, meine Art und Weise zu denken und zu sprechen. Die Tatsache, dass es Menschen in dieser Welt gibt, die damit nicht leben können, ist wirklich nicht mein Problem. Ich habe niemandem die Kehle durchgeschnitten und auch nicht vor, es zu tun. Ich habe niemals das Existenzrecht irgendeines Menschen infrage gestellt. Ich glaube nicht, dass es sich lohnt, für irgendeine Sache zu sterben. Aber ich werde mich nicht mäßigen oder einschränken in meinen Gedanken und Äußerungen, nur weil es anderen nicht gefällt, was ich sage.
    Mohammed Mursi wurde demokratisch gewählt und dann undemokratisch gestürzt. Was stimmte mit seiner Herrschaft nicht?
    Mursi hatte keinen Plan für Ägypten. Die Muslimbrüder hatten nur Parolen. Doch plötzlich mussten sie sich mit Wirtschaft, Außenpolitik und Tourismus auseinandersetzen. Das haben sie sehr amateurhaft gemacht, sie konzentrierten sich auf die Moral der Gesellschaft. Der Islamist hat keinen Plan, sondern ein moralisches Korsett. Dazu grenzten sie die Freiheiten insbesondere der Frauen ein und unterwanderten die Institutionen.
    Ist das, was Ägypten jetzt erwartet, besser? Oder ist ein vom Militär dominiertes Regime, quasi ein Mubarak II., nur das kleinere Übel?
    Es ist auf jeden Fall das kleinere Übel, aber es ist auch nicht Mubarak II., sondern vielleicht "Mubarak light". Es ist auch nicht demokratisch, denn Demokratie entsteht nicht im luftleeren Raum. Die arabisch-islamische Welt ist insgesamt noch nicht reif für demokratische Strukturen. Die Militärs haben aber zumindest mit der Wirtschaft und der Gesellschaft einen gemeinsamen Nenner. Wirtschaft, Industrie, Tourismus – Dinge, über die man reden und Kompromisse finden kann. Die Muslimbrüder waren in einer ganz anderen Welt. Ihr fatalster Fehler war es zu denken, aus Ägypten einen zweiten Iran machen zu können. Der Sieg in einer demokratischen Wahl ist kein Blankoscheck.
    Ist denn irgendein arabisch-islamisches Land in der Lage, bei echter Demokratisierung in die Rolle eines Vorreiters zu schlüpfen?
    Nein. Vielleicht in absehbarer Zeit Tunesien, weil es klein und zivilgesellschaftlich recht gut organisiert ist und der Westen die Entwicklung ziviler und demokratischer Strukturen unterstützt.
    Wie sieht Ihre Strategie aus, den politischen Islam zu bekämpfen? Gibt es ein Mittel, vielleicht der wirtschaftliche Erfolg eines rivalisierenden, womöglich demokratischen Systems?
    Die Krankheit muss korrekt diagnostiziert werden. Eine klare Diagnose hat man in der Vergangenheit aber nicht zugelassen. Ich sehe mich als diagnostizierenden Arzt. Wie Karl Kraus gesagt hat: "Ich kann keine Eier legen, aber ich erkenne, wenn eines faul ist." Es geht um die chronischen Krankheiten der arabischen Gesellschaften: fehlende Bildung, mangelhafte wirtschaftliche Strukturen, Korruption, Paternalismus … die Liste ist lang. Das ist der Sumpf, in dem der faschistische Islamismus versucht, Leute zu fischen, die in diesem Frustrationssumpf stecken geblieben sind. Sie sind von der modernen Welt Lichtjahre entfernt. Es ist viel einfacher für sie, sich auf eine ideologische Ebene zurückzuziehen, anstatt die Probleme anzupacken und zu lösen. Ein Prediger, der im Westen als moderat angesehen wird, meinte ernsthaft, der wirtschaftliche Niedergang habe erst eingesetzt, seit wir den Dschihad nicht mehr ernst nehmen. Er schlägt ernsthaft neue Eroberungskriege gegen christliche Länder vor, Kopfsteuer für Christen und Juden, Versklavung der Gegner. Das sind erschreckend deutliche Parallelen zum Faschismus, das ist menschenverachtend. Die hilflosen Führer sind überfordert und erzählen Märchen. So wie ein ägyptischer General, der lauthals verkündet hat, man habe eine Wunderwaffe gegen Aids entdeckt. Alles speist sich aus den gleichen Mythen, ist weltfremd und schmort im eigenen Saft. So entsteht ein verklärtes Weltbild, aus dem man nicht mehr ausbrechen kann.
    Sind Islam und Demokratie also nicht kompatibel?
    Natürlich nicht. Wenn man das behauptet, verlängert man die Krankheit und verzögert den Heilungsprozess. Der wahre Islam ist wie der wahre Sozialismus: So toll, aber leider wird er nirgends auf der Welt praktiziert. Es ist eine Selbstlüge der islamischen Welt zu denken, ein islamisches System könne demokratisch sein. Demokratie bedeutet: Das Volk entscheidet. Islam bedeutet, Gott ist der Gesetzgeber.
    Klingt nicht gerade ermutigend für die weltweit 1,5 Milliarden Muslime …
    Die arabisch-islamischen Gesellschaften wollen modern und erfolgreich sein. Aber wenn ich ein Auto bauen will, muss ich mich zunächst mit den physikalischen Gesetzmäßigkeiten vertraut machen, mit der Mechanik und sogar mit den Umweltauflagen, die in der übrigen, der modernen Welt gelten. Dann muss ich sehen, welche Materialien mir zur Verfügung stehen. Aber ich muss das Rad nicht neu erfinden, ich muss doch nur schauen, welche meiner Materialien zum Autobau passen und welche nicht. Kuhmist und Auto passen nicht zusammen. Darauf zu bestehen, dass Kuhmist Bestandteil des Autos sein müsse, ist ein fataler Denkfehler. Übertragen auf die Islam-Demokratie-Diskussion: Es gibt westliche Intellektuelle, die sagen, es wird schon klappen mit dem Kuhmist. Das ist keine Hilfe zur Selbsthilfe, sondern Betäubung. Die Muslime haben das Auto nicht erfunden, kaufen es aber trotzdem. Warum sollte das mit der Demokratie nicht gehen? Wir beharren auf unserem kulturellen Anteil, auch wenn das hinderlich ist.
    Sie bezeichnen den Islam als "verspätete Religion", der das Jahr 1435 zählt und somit das eigene Mittelalter durchlebt. Wird die islamische Welt all das durchmachen müssen, was Europa in seinem Mittelalter durchlebt hat?
    Absolut. Wir steuern auf einen Religionskrieg zwischen Sunniten und Schiiten von globaler Dimension zu. Und wir können nur hoffen, dass wir danach dann auch eine Reformation haben werden, wie es in Europa der Fall war. Wir kommen daran nicht vorbei, aber der Preis wird hoch sein. Die jugendlichen Massen ohne Perspektive und Hoffnung sind nur durch Religionskriege zu füttern, zu beschäftigen – und zu verbrennen.
    Im November 2013 verschwanden Sie in Kairo für zwei Tage. Was ist geschehen?
    Ich wurde einfach auf der Straße von vier Leuten in einem Auto entführt und zwei Tage festgehalten. Ich wurde misshandelt, geschlagen und mit einer Waffe am Kopf gezwungen, irgendwelche Papiere zu unterschreiben, deren Inhalte ich nicht lesen durfte. Als die Kidnapper mich freiließen, stieß ich auf die dümmsten Polizisten der Welt. Die ägyptische Polizei will nur beweisen, dass sie alles richtig gemacht hat. Doch die zuständigen Stellen haben nicht ausreichend für meinen Personenschutz gesorgt, ich habe sie verklagt. Die Ermittlungen laufen noch, aber für eben diese Ermittlungen ist jene Abteilung der Polizei verantwortlich, die ich verklagt habe, deshalb passiert nichts.
    Und hatte dieser Fall mit der Morddrohung der Islamisten gegen Sie zu tun?
    Nein, es ging um Geld. Es waren Kriminelle, die offenbar im Auftrag gehandelt haben. Ich hatte nach der Revolution in der Phase der Aufbruchstimmung meine gesamten Ersparnisse in eine ägyptische Firma investiert, die heute 100 Menschen beschäftigt und an deren Führung mein Bruder maßgeblich beteiligt war. Doch die Partner meines Bruders schleusten nach und nach ihre Angehörigen in die Firma. Sie wurden immer korrupter und machten auch kriminelle und gefährliche Geschäfte. Mein Bruder ist dann aus der Firmenführung ausgestiegen, und ich wollte meine Einlagen wieder herausnehmen. Ein erster Scheck über 27.000 Euro wurde fällig, und ich sagte den Schuldnern, entweder ihr zahlt, oder ich zeige euch an. Ich habe nichts bekommen, auch der Fall läuft noch.

    http://www.welt.de/print/die_welt/po...Dimension.html
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  2. #2
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    AW: Tötet ihn

    An anderer Stelle habe ich schon meine Bewunderung über Hamed Abdel Samad ausgesprochen.
    Zusammen mit Henrik M. Broder hat er so einiges zusammen getragen und sich damit nicht nur bei Muslimen unbeliebt gemacht.
    Ich kann nur betonen, dass ich ihm weiter Erfolg wünsche und ein langes Leben.

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