Rassenwahn oder Wissenschaft

L. Segal, E. Walraph

...

In den Nordstaaten der USA. versuchte man am Anfang des verg. Jahrhunderts die Farbigen und die angeblich minderwertigen Einwanderer aus den latein-amerikanischen Ländern von der Immigration auszuschließen. Lewis Terman ein Mitglied der Human Betterment Foundation, einer wissenschaftlichen Gesellschaft, erklärte, die Schwachsinnigkeit sei in den spanisch - indianischen Familien sowie bei den Negern stark verbreitet. Man solle daher diese Gruppen einfach sterilisieren.[5]

Der bekannte Zoologe Davenport bezeichnete die Armen in den Südstaaten als eine Unterrasse mit fehlerhafter genetischer Ausstattung. Dank der finanziellen Hilfe der Witwe des amerikanischen Eisenbahnmagnaten E. H. Harriman gründete Davenport den Eugenics Record Office, der sich besonders mit der Einwanderungsbeschränkung beschäftigte.



Als Spezialist für Bevölkerungsfragen wurde er im Jahre 1912 zum Leiter der Pellagrakommission ernannt, die sich mit den Ursachen dieser Krankheit befassen sollte, die volkstümlich als Maisesserkrankheit bezeichnet wurde. Wie schon der Name sagt, ist die Pellagra eine Mangelerkrankung derjenigen Bevölkerungen in den Südstaaten der USA und in Mittelamerika, die sich fast ausschließlich von Mais ernährt. Da die Armen praktisch weder Fleisch noch Eier oder Milch konsumieren, leiden sie ständig unter Eiweißmangel. Ihre einzige Proteinquelle sind schwarze Bohnen, aber denen fehlt es an bestimmten für den Körperaufbau wichtigen Aminosäuren.
Die Krankheit ist durch einen blasigen Hautausschlag, Durchfall, Kopfschmerzen und Gedächtnisschwund charakterisiert.
Nach Dr. Davenport und seiner Kommission, die arme Weiße und Indios im Süden der Vereinigten Staaten untersucht hatten, kamen zu folgendem Schluss: Diese Symptome entsprächen einer Erbkrankheit, die vor allem bei Indios aber auch bei Weißen auftrete. Bei den letzteren fände man dieses Leiden "nur bei Gesindel chronisch armer Herkunft infolge ihres fehlerhaften Erbgutes und ihres schlechten Blutes." Die Krankheit hänge nur von konstitutionellen erblichen Merkmalen ab. Das heißt die großen Wissenschaftler hatten nicht erkannt, was das Volk bereits wusste, als es den Namen "Maisesserkrankheit" schuf. Bis zum Jahre 1943 haben die offiziellen Behörden dieser pseudowissenschaftlichen Theorie Glauben geschenkt und nichts gegen diese Eiweißmangelerkrankung unternommen, an der jährlich mehrere tausend Menschen starben. Im Jahre 1943 benötigte man die Arbeitskräfte für die Kriegswirtschaft. Ein Ernährungsprogramm wurde entwickelt, dass sich durchaus als wirksam erwies. Diese Fehlleistung der Experten scheint uns besonders tragisch, weil ein junger Arzt, Dr. Joseph Goldberg vom öffentlichen Gesundheitsdienst, bereits 1914 den Ursprung der Krankheit eindeutig nachgewiesen hatte. Bei Häftlingen, die sich freiwillig zur Verfügung gestellt hatten, konnte er die Pellagra durch eine völlig einseitige Maisernährung auslösen. Durch Eiweiß -Vitamin- und Mineralgaben wurden die Erkrankten in kürzester Zeit geheilt. Die deutschen Rassisten traten erst etwas später in Erscheinung. Die deutschen Imperialisten waren sozusagen die letzten, die ein Kolonialreich gründeten.

...
http://www.ns-eugenik.de/eugenik/sa9.htm



http://de.wikipedia.org/wiki/Pellagra