Montag, 21. Oktober 2013 um 16:24
Studie zu Moscheen in Hamburg erschienen



Eine kürzlich erschienene 221 Seiten umfassende Studie belegt, dass die rund 50 Hamburger Moscheen und Gebetsräume oftmals zu klein sind. Der Senat will bei der Suche nach Standorten für Neubauten helfen.
St. Georg. Stolz ragt die blaue Imam Ali Moschee an der Schönen Aussicht in den Herbsthimmel. 1953 auf Initiative iranischer Teppichhändler gebaut, steht sie für eine moderne muslimische Architektur und das vielfältige religiöse Leben der 5000 Schiiten, die sich hier regelmäßig treffen. Platz für Gebete und Kulturarbeit gibt es genug. Schließlich stehen 2000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung.

Doch die Moschee an der Außenalster, die täglich von rund 200 Touristen besucht wird, ist ein Einzelfall. Eine neue Studie belegt: Die rund 50 Hamburger Moscheen und Gebetsräume platzen aus allen Nähten und halten den gewachsenen Ansprüchen nicht mehr stand. Unter den islamischen Gotteshäusern befinden sich in Hamburg gerade mal zwei Neubauten – die Blaue Moschee und die Kocatape Moschee in Bergedorf in unmittelbarer Nähe zu einem Einkaufskomplex. Bei den anderen religiösen Räumen handelt es sich um Umbauten. Vorher waren die Moscheen ein Gemüseladen (Rotenhäuser Straße 81), eine Kneipe (Veddeler Brückenstraße 148), ein Pastorat (Billbrookdeich 264) oder eine evangelische Kirche (Horn).

Selbst die markante Centrum-Moschee an der Bückmannstraße mit dem typischen Minaretten wurde ursprünglich nicht als Moschee gebaut. Einst sprangen hier, wo jetzt Gläubige zu Allah beten, Schwimmer ins warme Wasser einer Badeanstalt. "Viele der rund 50 Gebetsräume und Moscheen in Hamburg fristen ein Hinterhofdasein", heißt es in der Studie mit dem Titel "Moscheen und Gebetsräume in Hamburg. Untersuchung der räumlichen Situation." Die baulichen Zustände seien "diskriminierend; zudem seien Moscheen noch immer nicht Gegenstand von Stadt- oder Standortplanung. Die 221 Seiten umfassende Arbeit wurde am Freitag in der Bergedorfer Kocatape-Moschee vorgestellt. An diesem Tag feierten die Muslime weltweit ihr Opferfest – eines ihrer zentralen Feste.

Auftraggeber der Befragung, die der Hamburger Senat mit 4000 Euro finanziert hat, waren die Schura (Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg), DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) sowie VIKZ (Verband der Islamischen Kulturzentren). Nach Angaben dieser Organisationen gilt die Studie der Autoren Marion Koch, Joachim Reinig und Demet Coban als bundesweit bislang umfassendste Bestandsaufnahme der Moscheen in einer deutschen Metropole.

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"In den Moscheen schlägt das Herz des Stadtteils", sagte Schura-Vorsitzender Mustafa Yoldas. Sie erfüllten ein breites Spektrum an Aufgaben, das von religiöser Bildung bis zu humanitärer Hilfe reicht. "Einige Hamburger Moscheen haben jetzt als Zeichen der Barmherzigkeit Flüchtlinge aus Lampedusa aufgenommen." Bei der Präsentation der Studie bekräftigte derweil der Chef der Hamburger Senatskanzlei, Staatsrat Christoph Krupp, die Bereitschaft des Senats, die Suche nach geeigneten Kapazitäten "konstruktiv zu begleiten". Allerdings werde es keine finanzielle Unterstützung der Stadt für Neubauten geben. Dass eine solche Studie vorliegt, bewertetet Krupp als positiv. "Es handelt sich dabei um eine Bestandsaufnahme aus Sicht des islamischen Verbände", fügte er hinzu.

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http://german.irib.ir/radioislam/akt...urg-erschienen