Ein grünes Projekt nennt der Gründer einer kleinen Firma sein Unternehmen. Da liegt es auf der Hand, dass er davon ausgeht, dass ihm alles durchgeht, dass niemand nachfragt oder gar Schadensersatz fordert. Das war doch nie so, warum jetzt auf einmal? Die Antwort ist ganz einfach. Kommt der Steuerzahler für die von Grünen angerichteten Schäden auf, ist es der Partei herzlich Wurscht. Nun aber sind die Grünen Opfer und da hört jede Toleranz auf.

Es sollte der Durchbruch werden für eine kleine Berliner Start-up-Firma. Rund 100 000 Wahlplakate hatte das Unternehmen „Pappwelle“ für die Kampagne der Grünen geliefert. Einwegwerbung, auf Ökopappe gedruckt, 100 Prozent recyclefähig und trotzdem wetterfest. Die Neuentwicklung wurde sogar für den Innovationspreis der deutschen Druckindustrie nominiert. Doch statt einer florierenden Zukunft wartet auf die kleine Firma nun die Insolvenz.
Gegründet wurde Pappwelle vom ehemaligen Landesgeschäftsführer der Berliner Grünen, André Stephan. Mitten im Wahlkampf für das Abgeordnetenhaus, im Juni 2011, ertappte die Polizei Stephan betrunken am Steuer seines Autos. Damit war seine Parteikarriere beendet. Stephan musste umdisponieren und gründete ein Jahr später ein Unternehmen, in das er seine langjährigen Erfahrungen als Wahlkämpfer und ehrenamtlicher Plakatkleber einbringen konnte. Nach einem Jahr Entwicklungsarbeit schien die „Outdoorpappe“ für den flächendeckenden Einsatz gerüstet.
Die Bundesgeschäftsstelle der Grünen orderte die neuartige Pappe und reichte sie auf Bestellung an die Landesverbände weiter. Doch viele Plakate waren wie berichtet nicht so wetterfest wie versprochen. Das Lächeln von Cem Özdemir und Renate Künast zeigte hässliche Beulen. Bundesweit machte die „Wellpappe von Pappwelle“ schlechte Schlagzeilen. Auch in Berlin meldeten einige Grünen-Kreisverbände irreparable Plakatschäden. Sie wandten sich mit ihrer Beschwerde an die Grünen-Bundesgeschäftsstelle. Es kam zu Verhandlungen, wie man die Probleme lösen könnte.
Grüne fordern 200 000 Euro Schadensersatz

Nach einem Tagesspiegel-Bericht kündigten die Grünen schließlich die Verträge mit Pappwelle und forderten Schadensersatz über 200 000 Euro. "Der Bundesverband von Bündnis90/Die Grünen hat Pappwelle bereits
190 000 Euro gezahlt. Es gibt offene Rechnungen von Pappwelle in Höhe von 45 000 Euro, allerdings ohne Fristsetzung und Mahnung", erklärt die Bundesgeschäftsstelle. "Die mangelhaften Plakate von Pappwelle haben uns in
diesem Wahlkampf einige Probleme bereitet". Intern ist die Wortwahl drastischer. Es habe "unglaublich viele Probleme" gegeben.


Am 18. September beantragte Pappwelle ein vorläufiges Insolvenzverfahren. „Es wird wohl zur Eröffnung der Insolvenz kommen“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter, Carsten Becker. „Es gibt aktuell keine zu bewältigenden Aufträge.“ Vier Arbeitsplätze seien von der Pleite betroffen. Zählt man die Lieferkette hinzu, könnten es rund 15 sein.
„Ich finde es schade, dass ein grünes Projekt zum Scheitern verurteilt wurde“, erklärt André Stephan dem Tagesspiegel. Näher möchte er sich nicht äußern. Nach den Berichten von „schlappen“ Plakaten und dem „teuren Flop mit der Ökopappe“ hatte sein Unternehmen die Wettertauglichkeit relativiert: Trotz „teils sehr schwerer Gewitter mit Hagel und Sturm hat die Mehrzahl der korrekt angebrachten Pappwell-Plakate diese extreme Wetterlage ohne größere Beeinträchtigungen überstanden.

Dort, wo Plakate durch Unwetter beschädigt wurden, sind wir dabei, unsere Kunden umfangreich zu unterstützen.“ Von der garantierten Mindesthaltbartkeitsdauer über 50 Tage seien „drastische Wetterereignisse wie Hochwasser, Sturm oder massiver Hagel“ ausgenommen. Genau solche Wetterlagen seien aber eingetreten.
Ob die Outdoorpappe trotz der drohenden Pleite eine Zukunft hat, ließ Insolvenzverwalter Becker offen. Er sichtet erst mal die Unterlagen – aus Papier.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/sc...z/8853910.html