Solche Bürgermeister braucht kein Mensch.....


Schönebecks Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase gerät immer stärker in die Kritik. Stadträte fordern eine Aufarbeitung der Geschehnisse und eine Klärung der Frage, ob Haase Feuerwehrleute beleidigt haben soll.

Jetzt ist es raus! Was seit Wochen Gesprächsthema Nummer 1 in der Stadt ist und wohl aus falsch verstandener Loyalität bisher nicht öffentlich gesagt wurde: Schönebecks Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase (parteilos) soll am
"ersten Tag nach seiner Urlaubsreise Mitarbeiter in der Technischen Einsatzleitung (TEL) als "Flachzangen" beleidigt haben. Damit gewinnt das Drama um den Oberbürgermeister eine neue Dimension. Das Tempo, mit dem Haase die politische Landschaft des beschaulichen Schönebecks wild durchpflügt, ist beängstigend.
Es war Stadtrat Rolf Wiswede (Die Linke), der am Donnerstagabend die richtigen Fragen zur richtigen Zeit stellte (Volksstimme berichtete gestern). Er wollte von Verwaltung und vom Oberbürgermeister Antworten auf folgende Fragen: 1. Wo war der Oberbürgermeister im Urlaub?
2. Der Oberbürgermeister hatte erklärt, dass der Stab ihm versichert habe, dass er bedenkenlos seine Reise antreten könne. Wer hat diese Auskunft gegeben?
3. Wie oft hat sich der Oberbürgermeister von seiner Reise bei der Stadt gemeldet?"
4. Ist es richtig, dass der Oberbürgermeister Mitarbeiter der Technischen Einsatzleitung als "Flachzangen" betitelt habe?Auch Stadtrat Manfred Pöschke (Rettet die Altstadt) stößt die permanente Abwesenheit des Oberbürgermeisters sauer auf. "Wann übt Herr Haase eigentlich noch sein Amt aus? Er hat beim Hochwasser versagt, aber er sollte jetzt wenigstens seine Arbeit leisten", forderte Pöschke. Hintergrund: Dem Oberbürgermeister wurden am Donnerstag und Freitag zwei Tage Urlaub genehmigt.
Was die stellvertretende Oberbürgermeisterin Gisela Schröder dann bot, kann - vorsichtig formuliert - nur als "Eierei" bezeichnet werden. Haase werde sich "sicherlich seinen Aufgaben stellen", wenn er wieder im Dienst ist, er werde "seiner Arbeit gerecht", und die Fragen von Rolf Wiswede, wer Haase die verbale Unbedenklichkeitsbescheinigung für seine Urlaubsreise ausstellte und wie oft sich der Oberbürgermeister telefonisch im Stab meldete, ließ Schröder gänzlich unbeantwortet.
"Die Frage, wo der Oberbürgermeister war, kann nur er selbst beworteten", so Gisela Schröder - was die Sache nicht besser machte. Rolf Wiswede wunderte sich, warum der Oberbürgermeister einer 30000-Einwohner-Stadt Urlaub macht und keiner weiß, wo er ist.
Schulke kann sich an ein Telefonat erinnern. Einzig Dezernent Joachim Schulke stellte sich der Wiswede-Kritik. "Es gab ein Telefonat mit mir und dem Oberbürgermeister am 2. Juni", erklärte Schulke. Der 2. Juni war ein Sonntag, Haase wurde aber am darauffolgenden Montag morgens noch immer in Schönebeck gesehen: um 8.30 Uhr vor einem Einkaufsmarkt in seinem Auto. An diesem Tag war bereits bekannt, dass das Hochwasser eine Scheitelhöhe ähnlich des Jahrhunderthochwassers 2002 bekommen sollte. Weitere Auskünfte zu weiteren Telefonaten konnten von der Verwaltung am Donnerstagabend (noch) nicht gegeben werden (siehe auch Beitrag unten).
Doch die Kritik um Oberbürgermeister Haase entwickelt sich langsam zu einer ernsten Affäre. Das wurde deutlich, als Stadtrat Daniel Schürmann (SPD) seinem Herzen Luft machte: "Ja, im Stab fiel das Wort Flachzange, und der Oberbürgermeister hat die Leute damit massiv beleidigt", erklärte Schürmann, der wie rund 30 andere Feuerwehrmänner und Helfer an jenem Sonntag gegen 18 Uhr in der TEL war und Haases Entgleisung vernahm. Der Oberbürgermeister, der an diesem Tag seit einigen Stunden wieder als Stadtoberhaupt im Dienst war, soll sich über eine falsch gelegte Sandsackbarriere erregt haben. "Ein Feuerwehrmann aus Detmold ist dann aufgestanden, hat sich vor uns gestellt und den Oberbürgermeister in die Schranken verwiesen", erinnert sich Schürmann an den Abend.
Können sich Helfer in der TEL verhört haben?
Schon wenige Tage nach dem Vorfall fragte die Volksstimme im Rathaus nach und bat Hans-Jürgen Haase um eine Stellungnahme. Pressesprecher Hans-Peter Wannewitz ließ eine andere Sichtweise des Oberbürgermeisters mitteilen: "Dies ist falsch, einzelne Bürger am Elbufer hatten den OB und seinen Stab als Flachzangen bezeichnet. Lediglich dies hatte er berichtet", so die Verlautbarung.
Können sich mehr als 30 Helfer in der TEL so verhört haben?
Die Kameraden der Feuerwehr und andere Helfer im Stab sollen Haase daraufhin ermahnt haben, sich zu entschuldigen. Das hat er bis heute nicht getan. Wie Stadtrat Daniel Schürmann im Gespräch mit der Volksstimme weiter berichtete, waren die ehrenamtlichen Feuerwehrkameraden, die tagtäglich ihre 12-Stunden-Dienste in der Technischen Einsatzleitung ableisteten, so erbost über Haases Beleidigung, dass sie sogar mit dem Gedanken spielten, ihre Arbeit dort niederzulegen. "Aber das wollten wir dann doch der Stadt und vor allem den Menschen, die uns brauchten, nicht antun", so Schürmann.
Der Protest gegen den Oberbürgermeister wurde daraufhin still geübt. Immer wenn Haase in die TEL kam, drehten die Mitarbeiter ihm den Rücken zu. Gespräche mit ihm wurden vermieden. Schon wenige Tage nach der "Flachzangen"-Pöbelei tauchten selbstgedruckte T-Shirts auf. "Flachzange S1 ..." ist auf den Rücken in weißen Lettern gedruckt. "S1" steht für Stabsbereich 1 Personal / Innerer Dienst". Die Shirts sind inzwischen der absolute Renner und wesentlich begehrter als rote Polo-Shirts und gelbe Gummistiefel.
http://www.volksstimme.de/nachrichte...beleidigt.html