Stambali

Der Stambali, auch Stambeli, bezeichnet eine religiöse Zeremonie in Tunesien, die zu einem Besessenheitskult gehört, und den dazugehörenden Musikstil. Die meist weiblichen Tänzer erreichen einen ritualierten Trancezustand, der hauptsächlich vom Spiel einer Zupflaute (gimbri) und mehrerer Handklappern (qaraqib) ausgelöst wird. Dabei werden die besitzergreifenden Geister hervorgerufen und besänftigt. Die Geistervorstellung enthält arabisch-volksislamische und afrikanische Elemente. Der Kult geht auf schwarzafrikanische Sklaven zurück und wird unter deren Nachfahren, anderen Einwanderern aus den Ländern südlich der Sahara sowie unter arabischen Tunesiern gepflegt. Davon unabhängig wird Stambali-Musik auch konzertant aufgeführt und hat eine gewisse Bekanntheit über das Land hinaus erlangt.

...


In der muslimischen Gesellschaft Tunesiens, die überwiegend der malikitischen Rechtsschule angehört, stellen die Anhänger des Stambali-Kults eine kleine, gering geschätzte Randgruppe dar. Von orthodoxen Muslimen werden sie als kuffār (Ungläubige) missachtet und diskriminiert. Ihre Gruppenzugehörigkeit beruht auf einer Identifizierung als „Schwarze“ (Soudanis); ein Begriff, der sich auf eine kulturelle Tradition und nicht zwangsläufig auf die Hautfarbe bezieht. Zu allen Zeiten gab es unter den Stambali-Mitgliedern auch arabische Tunesier und bis zu deren Emigration nach Israel ab den 1960er Jahren zahlreiche tunesische Juden. Die verschiedenartigen verehrten Geister werden zusammenfassend „die anderen Menschen“ (in-nās il-ūkhrīn) genannt. Der Begriff drückt auch die Selbstwahrnehmung der Stambali-Anhänger im Verhältnis zum Staat und zur Gesamtgesellschaft aus.

...
https://de.wikipedia.org/wiki/Stambaliv

videos stambali