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  1. #41

    AW: Türkische Religionsbehörde betont Toleranz des Islam - Kathweb

    Nazareth
    Die christliche Bevölkerung, Katholiken und Griechen, soll sich auf 1.200 Seelen belaufen und der mohammedanischen die Waage halten. Früher war sie weit stärker; aber das furchtbare Erdbeben, welches am ersten Januar 1837 Syrien verheert, Tausenden das Leben gekostet und ganze Ortschaften ruiniert hat, ist hier besonders heftig gewesen. Das Pilgerhaus des Franziskanerklosters das uns beherbergte, ist nach jenem Ereignis gebaut und liegt dem Kloster selbst gegenüber, welches mitsamt der Verkündigungskirche von Ringmauern, Toren und Höfen umgeben, wie eine Festung aussieht. Die Väter sind meistens Italiener mit einigen Spaniern vermischt. Durch die Schule erklärt sich die italienische Sprache in der christlichen Gemeinde, denn auch Kinder und Männer begrüßten uns in ihr. Der Pater Guardian gefiel mir ausnehmend gut. Diese milde, ernste Haltung sollte jeder Mönch haben, und haben sehr wenige. Sie und seine zarten Hände wie seine sanfte Sprache, gaben ihm etwas ungemein Vornehmes. Er sah jung aus und schön, wie ein Gemälde von Leonardo, mit dem farblosen lombardischen Kolorit und mit dem braunroten Kapuzinerbart. Das klingt abscheulich, – aber es ist merkwürdig schön und eine Eigentümlichkeit Leonardos. Jetzt sah ich es zum ersten Mal nicht im Bilde. Auch er riet zur Rückkehr nach dem Karmel. Drei Klosterbrüder, die nichts hatten als ihre Kutten, waren beraubt zwischen Nazareth und Nablus. Ich wurde ärgerlich, und zwar auf die europäischen Fürsten, die doch alle so gar fromm sein wollen, und doch nicht dafür sorgen, daß man ungefährdet zu den heiligen Stätten seines Glaubens pilgern kann.
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/1650/2

  2. #42

    AW: Türkische Religionsbehörde betont Toleranz des Islam - Kathweb

    Jerusalem - Wahhabiten
    Beduinen heißen nämlich die nomadisierenden Hirten, die mit ihren Herden und Zelten, Weibern und Kindern, die weiten Länder tief unten vom roten Meer bis zum Euphrat hinauf durchziehen und sich da niederlassen, wo sie Weide und Wasser finden, denn darauf beschränken sich ihre Hauptbedürfnisse. Die verschiedenen Stämme haben gewisse Bezirke inne auf denen sie sich herum bewegen, und aus denen sie Fehde- und Raubzüge in verfeindete machen. So haben es die Väter gehalten und so halten sie es, dies ist wohl das einzige Gesetz von dem sie sich gutwillig beherrschen lassen. Sie halten sich für die echten und einzigen Nachkommen Ismaëls und sind sehr stolz darauf. Die Verheißung die jenem ward: »Er wird ein wilder Mensch sein, seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn« – erfüllt sich an ihnen seit den Urzeiten. Sie sind meistens Wachhabi. Die Reformation des Islams, welche Abdul Wachhab um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Arabien unternahm indem er, behauptend er führe die Religion auf ihre ursprüngliche Einfachheit zurück, alle Tradition verwarf, alle Dogmen kritisierte, und eine Menge von Gebräuchen und Vorschriften für unnütz erklärte, war in zu großer Übereinstimmung mit dem freiheitsgewohnten Leben der Beduinen, war in zu tiefem Zusammenhang mit ihrem Charakter und ihrer Existenz, um nicht fast durchweg Eingang bei ihnen zu finden. Der orthodoxere Mohammedaner legt z. B. Gewicht darauf in einer Moschee sein Gebet zu verrichten, wogegen Abdul Wachhab lehrt: es komme auf den Ort nicht an. Bei seinem Nomadenleben hat der Beduine keine Moschee, folglich ist bei der neuen Lehre nur das eine zu verwundern, daß sie erst so spät sich entwickelte, denn die Religionen und ihre Bekenner stehen in Wechselwirkung zu einander, wie das nicht anders sein kann, wenn diese durch jene sich zugleich angeregt und befriedigt finden sollen. Jeder Stamm hat einen Priester der Khatib heißt und der einigermaßen verachtet wird, sollte er das Unglück haben lesen und schreiben zu können. Verachtet wird auch der Fellah, der ansässige Landmann, und dieser fürchtet wiederum außerordentlich den Beduinen. Unser Scheikh Nazir war das Oberhaupt eines Diebsdorfes, wie der Bruder Schaffner sagte; kein Beduine.
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/1650/24

  3. #43

    AW: Türkische Religionsbehörde betont Toleranz des Islam - Kathweb

    so sieht eine solche Männergruppe, lebhaft sprechend und gestikulierend, recht gut aus, obgleich schöne Züge mir nicht aufgefallen sind. Feine schon eher, wie denn überhaupt der Ausdruck zuweilen recht listig sein kann. Wird er lebhaft, in Freude oder Zorn, so nimmt er wirklich eine tierische Wildheit an; aber allerdings – Physiognomie ist da. Unser Scheikh war etwas entstellt weil ihm die Vorderzähne fehlten. Diese auszureißen war das arabische Mittel um unter Ibrahim Pascha dem verhaßten Soldatenstand zu entgehen: man konnte nun nicht die Patronen abbeißen um das Gewehr zu laden. So ist mir gesagt worden; davon verstehe ich nichts.
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/1650/24

  4. #44

    AW: Türkische Religionsbehörde betont Toleranz des Islam - Kathweb

    Auf der letzten Hälfte der Tagesreise, also gerade als sie uns am notwendigsten waren, kamen wir an drei Brunnen vorüber. Ein Rand von roten Steinen ist immer um die Eintiefung herum gelegt. Ist diese nur gering, so deckt ein schwerer Stein die Öffnung, damit nicht Tiere das Wasser verderben. »Sie wälzten den Stein vom Brunnen«, kommt öfters im alten Testament vor, und der Gebrauch ist derselbe geblieben. Tiefere und größere Brunnen zu deren Wasser Tiere nicht gelangen können, sind offen und Stufen führen in ihren Schlund, damit man schöpfen könne. Roh ausgehöhlte Steine und Baumstämme, zuweilen nur Gruben in dem Boden wenn das Erdreich fest genug ist, liegen daneben als Tröge für das Vieh.
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/1650/24

  5. #45

    AW: Türkische Religionsbehörde betont Toleranz des Islam - Kathweb

    Drei Stunden Küstenweg brachten uns am Morgen des einunddreißigsten nach Jaffa, dem biblischen Joppe. Wir hätten gern bis Jerusalem Scheikh Nazir zu unsrer Bedeckung behalten, allein er sagte, tiefer im Lande sei er unbekannt und uns daher unnütz. Vor dem Tor von Jaffa, unter einer großen Terebinthe, auf einem freien Platz wo Markt von Lebensmitteln, Früchten, Gemüsen, Hühnern und Eiern hauptsächlich, gehalten wurde, bekam er seine 200 Piaster und ein Bakschisch aufgezählt, und ein Zeugnis über unsere Zufriedenheit ausgestellt. Vorher hatte er ungemein geschickt ein paar Eier aus dem Marktkorb genommen, den eine Frau nach Landessitte auf dem Kopf nach Jaffa trug. Er war beschäftigt sie in seinem breiten Gürtel sorgsam aufzubewahren, als er bemerkte, daß ich die Szene beobachtet hatte. Ohne sich decontenancieren zu lassen machte er mir ein kleines Zeichen des Verständnisses, ging nach einem Weilchen zu der Frau zurück, gab ihr die Eier wieder, und ermahnte sie ihren Korb besser in Acht zu nehmen. Dann sah er mich selbstzufrieden an, um mich glauben zu machen, es sei ein angenehmer Scherz gewesen. Aber ich kenne das schon: fremder Leute Lebensmittel als Eigentum zu betrachten, ist auch Sitte des Arabers.
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/1650/24

  6. #46

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    die Via dolorosa, den Weg den Christus unter dem Kreuz vom Richthause bis Golgatha ging, gingen wir heute; aber in entgegengesetzter Richtung, an der Grabeskirche vorüber, durch das Gerichtstor und die Trümmer der alten Mauer, welche damals die Stadt begrenzte, an all den Leidensstationen vorüber, die so tausendmal nachgeahmt, ja nach Schritt und Zoll ausgemessen und durch Bildwerk verherrlicht, das katholische Europa kennt und so abwärts bis zum Stephanustor. Da fällt der eine Abhang des Morija steil hinunter zum Kidron, und auf der andern Seite erhebt sich der Ölberg, so daß er mehr durch eine Schlucht als durch ein Tal von der Stadt getrennt ist. Überall derselbe Charakter in der Landschaft: Ernst bis zur Strenge. Die Häuser, die Mauem, der Morija, das Bett des Kidron, der Ölberg, die Schutthügel, der Erdboden: alles ein und derselbe gelbbraune Stein; nicht ein Wassertropfen im Kidron, nicht ein Grashalm zwischen dem Steingeröll das den Boden weit und breit auf Höhen und Tiefen bedeckt; – nur zerstreute Ölbäume, deren silbergraues Laub in vollkommener Harmonie mit der Färbung der Landes ist, und nur Gräber: türkische am Abhang des Morija, jüdische an dem des Ölberges, aus alter und neuer Zeit, Grabhöhlen, Grabmale, Grabsteine. »Jerusalem, die du steinigst deine Propheten« – fiel mir ein. Der Prophet, die Ehebrecherin – immer war der grimmige Stein da um sie zu züchtigen, denn man hatte ihn unter der Hand. Eine Brücke führt über den Kidron und dann geht der Weg an einem Platz vorüber auf dem acht ururalte Ölbäume stehen und den man für den Garten Gethsemane hält.
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/1650/25

  7. #47

    AW: Türkische Religionsbehörde betont Toleranz des Islam - Kathweb

    Im Ghor, so heißt das breite Tal des Jordan, und um das Tote Meer herum bewegen sich verschiedene ihrer Stämme nomadisch, und würden einander auch gar nicht zu beeinträchtigen brauchen, weil Viehweide hinlänglich vorhanden ist, wenn nicht die alten Stammfeindschaften wären, welche momentan ausgesöhnt, eine Zeitlang durch Gewalt von seiten der Regierung unterdrückt, aber ausgerottet nur dann werden können, wenn eine neue Zivilisation an die Stelle der uralten Verhältnisse tritt. Nun hat es sich einmal ereignet, daß Beduinen vom Stamm der Taamirah denen vom Stamm Beni Sachr ein Pferd gestohlen haben. Ein Pferd ist das halbe Leben des Beduinen! Aber doch nur das halbe, und die Beni Sachr haben sich gerächt indem sie einen Taamirah gefangen und lebendig begraben haben – was gänzlich dem beduinischen Recht zuwider läuft, denn da heißt es »Aug um Auge! Zahn um Zahn!«. Seit diesem Ereignis das Gott weiß in welcher grauen Vorzeit statt gefunden, hat tödliche Feindschaft zwischen beiden Stämmen geherrscht. Wenn zwei Taamirah beisammen sind erzählen sie sich die Geschichte von ihrem lebendig begrabenen Mann, und die Beni Sachr die vom gestohlnen Pferde. Wo Ideen gar nicht und Ereignisse selten wechseln, hält man umso fester an den alten. Schon öfter hat man versucht mit Gewalt die Beduinen zu disziplinieren, daß sie ihre Raub- und Fehdezüge aufgeben müßten, aber ohne Erfolg! Sie flohen in die tiefe Wüste, wohin niemand sie verfolgen konnte, weil niemand sich darin zurecht findet und so die Wasserquellen kennt als sie. Mehr Gewalt scheint die Güte über sie zu haben, indem man den Scheikhs Vorteile eines ruhigen Lebens begreiflich macht, welche sich dann wiederum der Fraktion des Stammes, deren Oberhaupt sie sind, begreiflich machen müssen. Diese Vorteile bestehen im Gelderwerb. Geld will sogar der Beduine besitzen; – aber so wie der Rabe in jener Fabel: »Ich nehm' es nur damit ich's habe.« Brauchen will er es nicht; er kann es sogar nicht. Er kleidet sich nicht anders, wohnt und ißt nicht anders, braucht nicht seine Söhne zu erziehen, seine Töchter zu versorgen. Nötig hat er es gar nicht; vielleicht erscheint es ihm grade deshalb als ein begehrenswerter, lieblicher Luxus – etwa wie wir uns einen persischen Shawl wünschen würden, während doch ein französischer dieselben Dienste leistet; oder vielleicht ist Geld nun einmal seine »fantasia«. Ungewöhnlichkeiten, Launen, Einfälle, nennt der Araber »fantasia«, und wenn er sie auch nicht begreifen oder erklären kann, so läßt er sie doch unter dieser Bezeichnung hingehen. Die Beduinen haben nun einmal die fantasia für's Geld, und die Taamirah haben schnell begriffen, daß die Eskortierung der Fremden und Reisenden zum Toten Meer ihnen dazu helfen könnte. Wegen der wilden transjordanischen Stämme sind jene Gegenden immer ein wenig unsicher, und so nimmt man sehr gern ihre Begleitung an. Nun hat sie aber die Leidenschaft verlockt den alten Haß gegen die Beni Sachr aufflammen zu lassen und ihnen ein paar Kamele wegzunehmen. Sie sagen ein paar; die Beni Sachr sagen über hundert; das Feuer der Zwietracht brennt lichterloh – denn jetzt kommt wieder eine Eigentümlichkeit des beduinischen Rechtes zum Vorschein: was geraubt ward muß zurück geraubt werden; eine friedliche Zurückstellung oder Ersatz wird nicht als genügend betrachtet: sonst hätten die Taamirah längst mit tausend Freuden die unglücklichen Kamele zurückgegeben, die ihnen nichts als Verdruß und Sorge machen; allein die Beni Sachr verschmähen das; sie wollen und müssen sie bei einer passenden Gelegenheit rauben. Bis das geschehen ist sind die Stämme in Feindschaft, und fallen sich an, wenn sie sich begegnen, und der Pascha von Jerusalem hat den Scheikh der Taamirah, den Vertreter seines Stammes, gleichsam in den Bann getan, so daß er sich nicht in der Stadt offiziell sehen lassen darf – was ihm sehr schmerzlich ist, indem er dadurch außer Verbindung mit den Reisenden gebracht wird. Den preußischen Konsul besucht er zuweilen heimlich und dieser, der sich für ihn interessiert und ihn zugleich für unsern sichersten Geleitsmann hielt, negoziierte die Eskorte-Verhandlung. Für fünfhundert türkische Piaster und unbestimmten Bakschisch von der einen, und für eine genugsam starke Bedeckung auf drei Tage von der andern Seite, wurde das Übereinkommen getroffen.

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    http://gutenberg.spiegel.de/buch/1650/26

  8. #48

    AW: Türkische Religionsbehörde betont Toleranz des Islam - Kathweb

    Gestern früh auf dem öden Wege von Mar Saba nach Bethlehem, ...

    Wir stiegen im Kloster der Terra santa ab, frühstückten und ließen uns dann in die Kirche führen. Es ist noch die, welche die Kaiserin Helena im Basilisken-Stil über dem Stall und der Krippe hat bauen lassen; die alten schönen Marmorsäulen mit ungeschickten Knäufen, welche den Raum in drei Langschiffe zerschneiden, stehen noch aufrecht. Die Mosaiken der Wände sind von den Mohammedanern teils herausgerissen, teils übertüncht. Das Getäfel der flachen Decke soll Zedernholz sein. Aber das Gebäude ist dermaßen morsch und baufällig, daß man den Chor durch eine Wand vom Schiff abgeschnitten hat, nur jenen für den Gottesdienst erhält und dieses zur Ruine verfallen läßt. Um diesen Aus- und Aufbau dreht sich der Zwist der lateinischen und griechischen Geistlichkeit. Jene ist ganz aus der eigentlichen Kirche verdrängt, welche diese eingenommen, und den Armeniern einen Nebenaltar gegönnt hat. Die Lateiner haben nur Durchgangsrecht nach der Felsengrotte der Geburt Christi, wo zwei Nischen mit reichem Schmuck von Marmor und ewigen Lampen die Stätte der Geburt selbst und die Krippe bezeichnen. Hier sind die Lateiner wiederum die Hauptwärter, und die Grotte ist nach dem Gebrauch in römischen Kirchen mit Seidenstoffen ausgehängt und mit einigen nicht ganz schlechten Gemälden verziert. Ich kann nicht sagen, daß mir diese Anordnung sehr gefallen hätte. Ich wurde ganz zerstreut durch das Nachdenken: also hier die Geburt, da die Krippe, dort der Ausgang zu ebener Erde; – und über dem Bemühen die Topographie mir einzuprägen verwischte sich mir der Hauptgedanke an den, der hier geboren ist.
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/1650/26

    http://de.wikipedia.org/wiki/Mar_Saba


  9. #49

    AW: Türkische Religionsbehörde betont Toleranz des Islam - Kathweb

    Franziskanerkloster in Ramla/ Jerusalem
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/1650/27

    http://de.wikipedia.org/wiki/Lateini..._von_Jerusalem
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kirche_...zfahrerstaaten



    (Bild: Unterirdisches Reservoir in Ramla aus dem 18. Jahrhundert. Sämtliche Bilder vom Ministry of Tourism)

    http://israelschweiz.com/2012/05/07/...dgrube-israel/

  10. #50

    AW: Türkische Religionsbehörde betont Toleranz des Islam - Kathweb

    Quarantäne auf dem Weg von Jerusalem nach Kairo / in Gaza?
    Meine liebe Mutter, ich schreibe Dir, aber es ist eigentlich Unrecht, denn ich bin in einer Laune, die ich wirklich grimmig nennen muß. Denke dir nur, daß wir hier in Quarantäne sitzen! Leute die durch die Wüste nach Kairo kommen in Quarantäne, als ob nicht Ägypten der eigentliche Herd der Pest wäre! Und hätte man sie wenigstens an einem zweckmäßigen Ort eingerichtet, aber hier! Schlechtes Wasser ist hier, und kein Tropfen Milch, keine Zitrone um es zu verbessern kann man haben. Auf nichts kann sich das Auge ausruhen! Zusammengewehte niedrige Sandhügel beschränken den Horizont, und erklimmt man mühselig eine solche Anhöhe, so hat man einen weiten Horizont, jedoch immer auf die gleiche Weise begrenzt. Dazu die Jahreszeit! Es windet heftig Tag und Nacht, und der Sand wird so aufgewühlt, daß feiner Staub sich unwiderstehlich aller Gegenstände bemächtigt und sie durchdringt. Nachts stürzt auch mitunter ein tüchtiger Regenguß vom Himmel, ohne jedoch den geringsten Einfluß auf diesen unauslöschlichen Staub zu üben. In der Wüste ist es wirklich nicht gleichgültig ob man sechs Tage länger als man gerechnet hat unter dem Zelt hausen muß. Es existiert hier freilich ein Quarantänegebäude, so einige Lehmkasten um einen inneren Hof herum; aber die vier Franzosen, die seit Beirut immer vor uns herreisen, sind da bereits eingefangen mit ihren Leuten, ihren Kamelen und Kameltreibern, eine enorme Karawane! – Da kommt man denn leicht an frischer Luft zu kurz, und der Sand hat überdas den einen Vorteil, daß er höchst reinlich ist, daß wohl irgend ein harmloser Käfer, doch kein Ungeziefer in ihm haust, wie das bei vernachlässigten Gebäuden doppelt der Fall ist; – und darum zog ich das Zelt vor. In Gaza sagten uns die Kameltreiber es sei Quarantäne in El-Arisch und ob wir sie nicht umgehen und auf einem Nebenwege nach Kairo wollten. Wir trauten ihnen nicht. Diese Menschenart hat so eine Liebhaberei für Schleich- und Nebenwege, welche zuweilen kürzer, aber fast immer schlechter als die Hauptstraße sind. Der Dragoman hat seine verschiedenen Reisen in diesen Ländern zufällig immer so gemacht, daß er aus Kairo nach Gaza gekommen ist und da gibts keine Quarantäne, also konnte er nicht Auskunft geben. Er wurde mit meinem Firman demnach an den Gouverneur von Gaza abgesendet um sich bei einer zuverlässigen Behörde zu erkundigen, ob in El-Arisch Quarantäne sei oder nicht. Er kam mit der Antwort zurück, es sei keine, und wir glaubten natürlich dem Gouverneur mehr als den Kameltreibern. Was den Mann zu dieser falschen Versicherung bewogen hat, ist unbegreiflich! Mit den französischen Herrn hat er es genau ebenso gemacht. Ob er sich beschämt fühlt, daß die ägyptische Regierung eine solche Maßregel durchführen kann und die türkische nicht? – Genug, das erste und einzige Mal, wo ich durch meinen Firman recht empfohlen zu sein wünschte, hat er mir so angenehme Früchte getragen.
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/1650/28

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