Vor Einführung Kindergrundsicherung

Agentur für Arbeit entlässt offenbar Chef der Familienkasse

Wie es aussieht hat die Agentur für Arbeit den Chef der Familienkasse, Karsten Bunk, entlassen. Das haben Mitarbeiter TE mitgeteilt. Einer entsprechenden Nachfrage weicht die Agentur aus.
Odd Andersen/Pool/Getty Images
Der Leiter der Familienkasse Karsten Bunk mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Bundeskanzler Mitte Juni in Potsdam

Die Agentur für Arbeit hat offenbar den Leiter der Familienkasse, Karsten Bunk, entlassen. „Am Mittwoch wurde den Mitarbeitern mitgeteilt, dass die Leitung der Familienkasse nun als ,Vertretung`anderweitig vergeben wurde“, teilt uns ein Leser mit. Über die internen Kanäle auf Outlook und Skype sei er nicht mehr zu erreichen. Das passiere, wenn Nutzerkonten gesperrt werden. Weder die Mitarbeiter noch die Teamleiter hätten nähere Informationen erhalten.


Wir fragen bei der Agentur für Arbeit nach, ob das stimmt. Die Pressestelle antwortet nach fünf Stunden: „Vielen Dank für Ihre Anfrage. Zu personellen Angelegenheiten einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann sich die BA aus Gründen des Personaldatenschutzes leider nicht äußern.“ Nun würde das stimmen, wenn es um einen Hausmeister ginge oder um eine Sachbearbeiterin.


Doch Bunk ist eine Person des öffentlichen Lebens. Er vertritt in seiner Funktion die Agentur auf Kongressen und gibt in seiner Funktion auch Interviews. Zuletzt dem Business Insider. Thema: die Einführung der Kindergrundsicherung. Ein einfaches „Nein, Herr Bunk arbeitet nach wie vor für uns“ hätte gereicht und angesichts seiner öffentlichen Funktion auch nicht dem Personaldatenschutz widersprochen.


Es spricht also viel dafür, dass der TE-Leser recht hat und Bunk tatsächlich entlassen ist. Er führt die mögliche Entlassung auf die Einführung der Kindergrundsicherung zurück, zu der Bunk noch vor zwei Wochen ein Interview gegeben hat. Die zeitliche Überschneidung sei augenfällig.


In dem Interview hat Bunk gesagt, dass die Zahl der Beratungsstellen wegen der Kindergrundsicherung von rund 100 auf 400 steigen müsse. Die grüne Ministerin Lisa Paus (Grüne) hat das Modell als unbürokratisch und einfacher zu verstehen als sein Vorgänger gepriesen – dass dann aber die Zahl der Beratungsstellen vervierfacht werden muss, passt da nur schlecht dazu.


Auffällig: Das Sozialministerium weist eine TE-Anfrage unmittelbar zurück und verweist auf die Zuständigkeit der Agentur für Arbeit. Paus Familienministerium bittet indes nach sechs Stunden um eine Verlängerung der Bearbeitungsfrist. Nach weiteren anderthalb Stunden kommt die Antwort: „Zu personellen Angelegenheiten der Bundesanstalt für Arbeit bzw. von einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann sich das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) nicht äußern. Ich bitte um Verständnis.“ Dafür haben sich die siebeneinhalb Stunden Bearbeitungszeit mal so richtig gelohnt.


Ebenfalls im Interview mit dem Business Insider hat Bunk gesagt: Die bisherigen 5800 Stellen der Familienkasse werden angesichts der Kindergrundsicherung nicht reichen. Paus sagt, das Gesetz sei einfacher und weniger bürokratisch. Bunk sagt, man werde für dieses einfache Gesetz die Verwaltung auf 7000 bis 8000 Mitarbeiter aufstocken müssen. Jetzt ist er weg. Sagen Mitarbeiter. Weder die Agentur für Arbeit noch die Ministerien wollen das Gegenteil sagen.

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