Es ist unglaublich, wie leichtfertig über den arabischen Frühling berichtet wurde. Die Berichterstattung aus dem Maghreb ist in der letzten Zeit äußerst spärlich, weil man offenbar begriffen hat, dass sich die Dinge genau entgegengesetzt entwickeln, wie gewünscht.

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Schlimmer ist allerdings nachfolgende Meldung von der Errichtung eines neuen Gottesstaates in Mali. Dieser Staat befindet sich quasi direkt im Rücken der Maghreblinie und grenzt im Norden an Algerien. Es wird sich zeigen, ob die "moslimische Revolution" von diesen unterentwickelten Staaten den Sprung hinüber zum Maghreb schafft und sich dann über die Flüchtlingströme, die zweifelsohne zu erwarten sind, zu uns ausbreiten wird. Fakt ist, dass die Situation um die gefährliche Ideologie immer mehr ausser Kontrolle gerät und Handlungsbedarf besteht. Wir dürfen also gespannt sein, wie verharmlost man uns den Fall Malis in der Presse schildern wird!? Die Lunte zum Pulverfass ist hiermit jedenfalls entzündet!


In Westafrika entsteht ein neuer Gottesstaat

Im Norden Malis schließen sich Tuareg-Rebellen mit al-Qaida zusammen. Das Wüstengebiet von der Größe Frankreichs droht zur unkontrollierbaren Brutstätte für den internationalen Terror zu werden. Von Alfred Hackensberger

© DPA Kämpfer der Tuareg auf einem Militärfahrzeug in Malis Wüste
Die Bewohner von Gao versteckten sich in ihren Häusern, aus Angst, neue Kämpfe seien ausgebrochen. Dabei waren die Salven, die bis spät in die Nacht überall in der Stadt im Norden Malis zu hören waren, nur Freudenschüsse. Die Kämpfer der Nationalen Befreiungsbewegung (MNLA) der Tuareg und von Ansar al-Din, einem Al-Qaida-Ableger, feierten den Beschluss ihrer Organisationen, einen unabhängigen islamischen Staat zu gründen.
"Vorher waren wir zwei verschiedene Gruppen", sagte Hassan Ag Mohammed von Ansar al-Din. "Jetzt gibt es keinen Unterschied mehr zwischen uns."
Im Westen Afrikas droht nun ein riesiges Gebiet zur unkontrollierbaren Brutstätte für den internationalen Terror zu werden – die Tuareg-Region im Norden Malis hat etwa die Größe Frankreichs und ist der Regierung vollständig entglitten.

Verboten: Alkohol, Musikhören, Videospiele

Der Zusammenschluss war erst nach wochenlangen Debatten zustande gekommen. Die MNLA ist eigentlich eine säkulare Bewegung, die bereits seit fünf Jahrzehnten für einen unabhängigen Staat "Asawad" kämpft, wie sie Nord-Mali nennen. Die Tuareg rebellierten 1962, 1990/91 und zuletzt 2006 gegen die Zentralregierung in der Hauptstadt Bamako.

© Infografik Welt Online Mali liegt im Nordwesten Afrikas
Erst der Sturz Muammar al-Gaddafis im benachbarten Libyen verhalf ihnen zum Durchbruch. Bis zu 4000 Kämpfer libyscher Eliteeinheiten kehrten in der Folge in ihre Heimat Mali zurück und brachten ihre Waffen mit. Das Machtvakuum nach dem Militärputsch in Bamako am 22. März erleichterte die Besetzung des Asawad entscheidend.
Ansar al-Din, unter der Führung des charismatischen Ijad Ag Ghali, schloss sich dem Kampf der Tuareg mit dem Ziel an, ein islamistisches Rechtssystem im Norden einzuführen. Dieses setzt die der al-Qaida nahe stehende Gruppe in den von ihnen kontrollierten Gebieten schon um: Verboten sind Alkohol, Rauchen, Musikhören, Fußballspiele im Fernsehen und Videospiele.
Als Anfang Mai die Schulen im Norden wieder eröffneten, durften Mädchen und Jungen nicht mehr in gemeinsamen Klassen sitzen. "Uns hat man erklärt", berichtet der Vater eines Schülers, "dass Fächer wie Philosophie und Biologie, gerade was Evolution betrifft, von nun ab verboten sind."

"Bedrohung für Frieden und Sicherheit"

Akki Sch'kka, ein MNLA-Vertreter in London, versicherte, der neue islamische Staat werde "moderat" sein. Aber die ersten Schritte von Ansar al-Din erinnern eher an die Herrschaft der Taliban in Afghanistan 1996 bis 2001. So ist auch der Norden Malis mittlerweile ein Tummelplatz internationaler Extremisten. Mitglieder der Terrorgruppe Boko Haram, die in Nigeria blutige Anschläge verübt, und pakistanische Al-Qaida-Leute wurden mehrfach in Gao und Timbuktu beobachtet. Auch aus den Nachbarländern Libyen und Algerien sollen militante Islamisten angereist sein.

Tuaregs
Rebellen erklären Norden Malis für unabhängig
"Niemand will die Salafisten", sagte Seck Omou Sall, die Bürgermeisterin von Goundam, einer Kleinstadt in der Nähe von Timbuktu. "Niemand will die Scharia. Aber wir haben keine Armee, die uns beschützt."
Tatsächlich ist das malische Militär den Rebellen unterlegen. Bamako lehnt den neuen islamischen Staat im Norden kategorisch ab. Interimspremier Scheich Modibo Diarra erörterte mit der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) Gegenmaßnahmen. Immerhin 3000 Mann stark ist die Eingreiftruppe der Ecowas.
"Was im Norden Malis vor sich geht", erklärte Abdel-Fatau Musah, Ecowas-Direktor für äußere Beziehungen, "ist gegen die territoriale Integrität des Landes, aber auch eine ernste Bedrohung für Frieden und Sicherheit der Region." Sollten Verhandlungen mit den Rebellen scheitern, werde man intervenieren und "sie aus dem Gebiet hinausjagen."

Quelle