Mann wirft im Gerichtssaal Schuh nach Breivik

Zwischenfall im Osloer Prozess um die Terroranschläge von Anders Behring Breivik: Ein Zuschauer warf im Gerichtssaal einen Schuh auf den Attentäter und rief:
"Du bist ein Mörder, fahr zur Hölle!"


Beim Prozess zu den Anschlägen in Norwegen hat ein Zuschauer einen Schuh auf den Attentäter Anders Behring Breivik geworfen. "Du bist ein Mörder, fahr zur Hölle!", rief der Mann, wie ein AFP-Journalist am Freitag aus dem Gerichtssaal berichtete. Ein Teil der Zuhörer applaudierte. Der Vorfall führte zu einer Unterbrechung des Prozesses.

Der Schuh traf nicht Breivik, sondern seine Anwältin Vibeke Hein Baera, die zwischen dem Angeklagten und dem Publikum saß. Sicherheitsbeamte packten den Mann nach dem Schuhwurf und führten ihn energisch aus dem Gerichtssaal. Dabei schrie der Schuhwerfer, der aus dem Irak stammt und auf Utöya seinen Bruder verloren hatte, immer wieder auf Englisch "Fahr zur Hölle!. Bei dem Vorfall gab es nicht nur Applaus, einige Zuschauer begannen auch zu weinen.
"Glücklicherweise war es nur ein Schuh", sagte Breivik-Anwältin Hein Baera. Der Prozess wurde nach dem Vorfall einige Minuten unterbrochen. Breivik sagte nach der Wiederaufnahme des Verfahrens:"Wenn jemand etwas auf mich werfen will, dann soll er das tun, während ich rein- oder rausgehe – und nicht auf meine Anwältin." Es war der erste derartige Vorfall in dem Verfahren, das am 16. April begonnen hatte.

Erschütternde Zeugenaussagen

In den Prozesstagen zuvor hatten die Zeugenaussagen um Breiviks Morde begonnen. Eine Überlebende sagte dabei aus, Breivik habe vor Freude geschrien, als er bei dem Anschlag auf der Insel Utöya im vergangenen Jahr auf Jugendliche schoss.

"Ich bin absolut sicher, dass ich Freudenschreie gehört habe", sagte Tonje Brenna mit klarer und entschiedener Stimme am Mittwoch vor einem Osloer Gericht. Die 24-Jährige, die als erste Überlebende in den Zeugenstand gerufen wurde, hatte sich während des Massakers auf Utöya in einer Felsspalte vor Breivik versteckt.

"Wenn ich es buchstabieren müsste, wäre es Woo-hoo. Offensichtlich waren es Freudenschreie", sagte Brenna, Generalsekretärin der Jugendorganisation der Arbeiterpartei. Breivik, der seit Prozessbeginn am 16. April kaum Gefühlsregungen gezeigt hatte, schüttelte während der Aussage missbilligend den Kopf.

Breivik drohen 21 Jahre Haft

Bereits am 20. April hatte er vor Gericht erklärt, er habe während des Massakers nicht gelacht. "Warum hätte ich lachen sollen, als ich dort war? Das ist nicht wahr. Es war schrecklich. Ich habe nicht gelächelt", sagte er damals. Breivik will erreichen, dass das Gericht ihn nicht für geisteskrank hält.

Der norwegische Rechtsextremist hatte am 22. Juli 2011 zunächst im Osloer Regierungsviertel mit einer Autobombe acht Menschen getötet, bevor er in einem Jugendlager der regierenden Arbeiterpartei auf Utöya 69 Menschen tötete.

Der 33-Jährige gestand die Taten, plädierte aber auf nicht schuldig. Seinen Angaben zufolge waren die blutigen Anschläge "grausam, aber notwendig", um Norwegen vor einer angeblich drohenden "muslimischen Invasion" zu retten. Sollte das Gericht Breivik für geistig gesund erklären, drohen ihm 21 Jahre Haft.


Quelle: http://www.welt.de/vermischtes/weltg...h-Breivik.html
Da ging es wohl ganz schön rund im Gerichtssaal...