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    Von der EU, den Deutschen, Griechen: Oder die Missachtung der Selbst-Bestimmtheit

    Europa auf dem Stier Europa: eine Gestalt der griechischen Mythologie, ist die Tochter des phönizischen Königs Agenor und der Telephassa. Zeus verliebte sich in sie. Er verwandelte sich wegen seiner argwöhnischen Gattin Hera in einen Stier. Sein Bote Hermes trieb eine Kuhherde in die Nähe der am Strand von Sidon spielenden Europa, die der Zeus-Stier [...]

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  2. #2
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    AW: Von der EU, den Deutschen, Griechen: Oder die Missachtung der Selbst-Bestimmtheit

    Ein hervorragend geschriebener Essay. Die Frage "Warum tut denn keiner was?" könnte man beantworten, indem man Menschen, die im sogenannten Ostblock gelebt haben, fragt weshalb kein größerer Widerstand stattfand. Wiewohl der Vergleich mit dem "realen Sozialismus" ziemlich hinkt, sind gewisse Parallenen erkennbar.

    Die Nationen des cisatlantischen Abendlandes befinden sich in einer paradoxen Lage: Es sind keine Demokratien mehr und noch keine Diktaturen. In Ermangelung eines Begriffes für diese Lage könnte man Regime sagen. Es sind Regime. In so einer Lage ist es wahrhaftig schwer, die Umstände zu begreifen und versuchen, ihnen die Stirn zu bieten. Vor allem müßte man wissen, ob die Regime bereits innen morsch sind und demnach bereit für den Fall, oder ob sie innen noch gefestigt sind. Da die dazu nötigen Informationen vorenthalten werden, ist diese Frage eigentlich nicht zu beantworten. Man kann auf Symptome achten und für sich selbst interpretieren, nach Bauchgefühl.

    "Heldentaten" einzelner oder einiger Gruppen mögen zwar manche beeindrucken, aber bei innen gefestigten Regimen enden diese Taten in einer persönlichen Katastrophe und bewirken nichts. Tschechische Bekannte erzählten mir, daß es noch in den Achtzigern bloß die einzige Möglichkeit gab, bei nächstbester Gelegenheit nach Österreich zu fliehen, mehr war nicht zu machen.

    Im heutigen Fall des Völkerkerkers ist die Lage ja anders. Die Regime lassen derzeit noch ein bisserl Motschgern, Raunzen und Zetern zu, damit das Volk nicht massenhaft aufbegehrt. Aber ein denkwürdiges Anzeichen ist, daß viele Menschen zwar in ihrem Inneren gegen die Zustände anlaufen, aber aus Angst dann doch nichts unternehmen.

    Der Beitrag von Seatrout im Strang "Vorwahlkampf" https://open-speech.com/showthread.p...=1#post1478663

    Hier einmal ein Beispiel: Ein guter Freund ist Beamter im mittleren Dienst. Wir unterhielten uns vor ca. einem Jahr über den Euro und waren uns einig, dass es für Deutschland besser wäre, aus der Währungsunion auszutreten. Als ich ihn fragte, ob er mit zu einer Demo gegen den €uro nach Berlin kommen würde, wurden lächerlichste Ausflüchte gesucht, um ja nicht aggieren zu müssen. Das Todschlagargument war, er dürfe als Beamter nicht demonstrieren. Das Berlin aber 500km entfernt ist und wohl kaum jemand, der zurückhaltend demonstriert von der Polizei aufgegriffen wird, wollte er nicht glauben. Lieber nix tun, als am Rad der Geschichte mitzudrehen. Wenn aber alles geändert wurde, sind es genau diese Leute, die sich brüsten, alles umgestaltet zu haben!
    Ist ein Beispiel, das Symptom eines Regimes, nicht das Agieren innerhalb einer freien Demokratie. Aus Angst geht man nicht. Nicht aus Angst vor Gefängnis, Folter oder ähnlichem, aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung, die genau dieselbe Wirkung hat. In einer Gesellschaft, wie sie im Essay gewünscht wird, nämlich einer demokratischen auf Selbstverantwortung und Freiheit beruhenden gibt es solche Symptome nicht. Was nach meinem Empfinden getan werden kann, ist unentwegtes Sticheln. Ein mitleidiges Lächeln begleitet von einem sanften "Nein danke", wenn einem ein Parteiläufer vor Wahlen eine unnütze Wahlkampfbroschüre in die Hand drücken will, zum Beispiel. Oder wenn man gefragt wird "Hast die Nachrichten gsehen?", "ich schau keinen ORF" antworten, usf. In der Trafik die Wochenzeitschrift, die Tageszeitung abbestellen. Ich denke auch, daß sich viele bereits in der "inneren Emigration" befinden.

    Was eigentlich das Unerträglichste an Regimen ist, ist der unsagbare Stumpfsinn, die Propaganda, so Verbalkrepierer wie "alternativlos".

    Doch kann man diese Nomenklaturen, diese Herrscher auch bedauern.

    Man braucht sich nur vorzustellen wie die morgens mit verschwollenen Äuglein aus dem Betterl hüpfen, auf den Topf müssen, um Kot und Urin abzulassen. Auch Herrscher und andere Mächtige haben morgens Mundgeruch und schwitzen wenn es heiß ist. Sie alle haben auch ab und an Zahnweh oder Kopfschmerzen. Was sie nicht haben wie wir anderen Menschen ist vermutlich die Erfahrung des Liebens, des Verzweifeltseins, des Genusses, der Zufriedenheit, oder auch des Haderns mit den Umständen, der Trauer und der Freude. Und vor allem können sie sich niemals selbst kennenlernen mit all den eigenen Unzulänglichkeiten, mag heißen sich selbst als Menschen wahrnehmen. Es sind kalte, von sich selbst und anderen abgeschnittene Menschen, ansonsten hätten sie nicht diese unerbittliche Wahnvorstellung Nationen, Völker, gar den Menschen an sich durch Herrschaft von oben zu verändern, um nicht zu sagen zu zerstören. Auch sind die meisten von ihnen vermutlich bloß eingebildet und nicht gebildet. Was soll also bleiben für unsereins als Mitleid und Bedauern für sie als Menschen zu hegen. In ihrer Eigenschaft als Herrscher und der derzeitigen Herrschaft Dienende kann man sich nur wünschen, daß sie diese Macht verlieren. Es war doch stets so, daß sogar die selbstherrlichsten und unstürzbar scheinenden Herrscher zu Boden fielen. Es muß nur die richtige Zeit gekommen sein.

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