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    AW: Artikel: Das türkische "Wirtschaftswunder" endet im Elend

    Bereitet Erdogan seine Flucht in die USA vor?

    Die Corona-Krise treibt die Türkei in den wirtschaftlichen Abgrund. Präsident Recep Tayyip Erdogan greift zu immer radikaleren Mitteln, um die Landsleute dennoch bei Laune zu halten. Seine Methoden könnten auf die komplette Abschaffung der modernen Türkei hinauslaufen.
    Als der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan Ende Juli die legendäre Hagia Sophia in Istanbul wieder zur Moschee umwidmete und 350.000 Türken vor dem 15 Jahrhunderte alten Gebäude zum Gebet niederknieten, kam es zum Moment, in dem sich die Türkei von der Moderne verabschiedete. Ali Erbas, Chef des türkischen Religionsamtes Diyanet, schritt die Kanzel der Hagia Sophia empor. Mit einem Schwert in der Hand, dem langen Gewand und dem schleppenden Gang erinnerte er fast an den Chef der Terrormiliz Islamischer Staat, Abu Bakr al-Baghdadi, als dieser in Mossul 2014 das Kalifat ausrief.

    Erbas bediente sich sogar des Tonfalls fanatischer Islamisten, als er in seiner Predigt dunkle Drohungen gegen den türkischen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk ausstieß. Dieser hatte das Land 1923 in die säkulare Moderne geführt und die Hagia Sophia von einer Moschee in ein Museum umgewandelt. Bereits zuvor hatte Präsident Erdogan die Zeremonie zum Triumph des Islam und zum nationalen Sieg über den Westen erklärt.

    Zur gleichen Zeit herrschte Gefechtsalarm in der Ägäis. Von Kampfjets begleitet, ließ Erdogan bis zu 18 Kriegsschiffe auslaufen, um nahe der griechischen Insel Kastellorizo nach Erdgas suchen zu lassen. Griechenland antwortete mit der Mobilisierung seiner Flotte. Es fehlte nicht viel, und die Nato-Länder hätten aufeinander geschossen. Bundeskanzlerin Angela Merkel vermittelte. Doch erst als die US Navy einen Flugzeugträger ins östliche Mittelmeer schickte, zog Erdogan seine Schiffe zurück.

    Kampf gegen den eigenen Machtverlust
    Beide Ereignisse haben den Blick der Welt auf die Türkei gelenkt - und die Kritik an Ankara im Westen massiv verstärkt. Doch solchen Aufruhr im Ausland zu provozieren, sei dem Autokraten hochwillkommen, weil er sie „als Feindseligkeit gegenüber dem türkischen Volk darstellen” und damit die öffentliche Meinung hinter sich einen könne, meint der Chefredakteur des exiltürkischen Nachrichtenportals Ahvalnews, Yavuz Baydar. „Erdogan ist zurzeit klar in der Defensive, aber in äußerst aggressiver Weise. Alles dreht sich darum, seine bröckelnde Macht zu stabilisieren.”

    Eigentlich ist der Staatschef dafür bekannt, sich gegen alle denkbaren Bedrohungen zu wappnen. Vor drei Jahren ließ er per Referendum ein Präsidialsystem einführen, weil ihm sein Machterhalt in einer parlamentarischen Demokratie nicht mehr sicher genug erschien. Nur einen Gegner konnte er damals natürlich nicht erahnen: das Coronavirus, das die ohnehin taumelnde türkische Wirtschaft an den Rand des Abgrunds brachte. Die Lage ist ernst.

    Corona stürzt die AKP in die Krise
    Die Pandemie traf die Türkei hart, auch weil Erdogan lange zögerte, bis er Ausgangssperren verhängte. Die Krise hatte für den Autokraten, seine seit 18 Jahren regierende AKP und deren rechtsextremen Bündnispartner MHP einen beispiellosen Verlust der Wählergunst zur Folge. Laut seriösen Umfragen würde die AKP derzeit kaum 30 Prozent der Stimmen bekommen - ein Absturz von mehr als zehn Prozentpunkten im Vergleich zur Parlamentswahl vor zwei Jahren.

    Zwar gilt Erdogan noch immer als der populärste Politiker im Land, aber auch seine Werte verschlechtern sich kontinuierlich. Im direkten Vergleich liegen die möglichen Herausforderer von der oppositionellen sozialdemokratischen CHP, die Bürgermeister Ekrem Imamoglu aus Istanbul und Mansur Yavas aus Ankara, fast gleichauf oder sogar vor ihm.

    Wie volatil die Lage ist, hatte Erdogan Ende Juni erfahren müssen. Da brach sein Medienteam eine Livedebatte mit ausgewählten Jugendlichen auf YouTube abrupt ab, nachdem junge Zuschauer den „Gefällt mir- nicht”-Knopf hunderttausendfach angeklickt hatten. Tatsächlich zeigen Meinungsumfragen, dass der Staatschef bei der jungen, internetaffinen Generation Z dramatisch an Zustimmung verliert, weil er für ihre Probleme wie die hohe Jugendarbeitslosigkeit keine Antworten hat.

    Auch wenn Erdogans smarter Schwiegersohn und Finanzminister Berat Albayrak ständig vor die Kameras tritt und positives Wirtschaftswachstum verspricht, beweisen die Fakten das exakte Gegenteil: Die Industrieproduktion ist um 31 Prozent eingebrochen. Die Lira fiel zu Wochenbeginn auf den historisch tiefsten Stand gegenüber dem Euro. Der lebenswichtige Tourismus liegt am Boden.

    "Heimtückisches" Ausland ist Schuld am Wirtschaftstief
    Die Arbeitslosigkeit betrug im April 12,8 Prozent und betraf 3,8 Millionen Menschen - offiziell. Der Gewerkschaftsverbund Disk schätzt die tatsächliche Zahl auf 17,7 Millionen. Manche Ökonomen glauben gar, dass die Türkei kurz vorm Staatsbankrott steht.

    In der Not startet der Populist wie stets, wenn er unter Druck steht, multiple Ablenkungsmanöver. Seine Regierung steigert die öffentlichen Ausgaben und macht das „heimtückische” Ausland für den Lira-Absturz verantwortlich.

    Die Hagia-Sophia-Inszenierung ist sein bisher massivster Befreiungsschlag. Er soll die religiös-nationalistische Wählerschaft der AKP mobilisieren. Aber es geht um noch mehr. Bewusst hatte Erdogan die Umwandlungsshow auf den Jahrestag des Lausanner Friedensvertrags von 1923 terminiert, mit dem Staatsgründer Atatürk die Grenzen des Landes nach dem Untergang des Osmanischen Reiches sicherte. Erdogan möchte das von den Ultranationalisten als „Zwangsjacke” bezeichnete Abkommen revidieren. Vor einer Expansion nach außen, soll das wohl bedeuten, macht das türkische Regime keinen Halt mehr.

    Antiwestliche Kriegsrhetorik
    In den nächsten Monaten breche eine Debatte über den Lausanner Vertrag aus, die den Nationalismus ankurbeln und die gesellschaftliche Polarisierung verschärfen werde, prognostiziert der Journalist Baydar. „Die Infragestellung dieses Vertrages und antiwestliche Kriegsrhetorik sollten die Welt alarmieren. Das ist ein radikaler Paradigmenwechsel des politischen Koordinatensystems der Türkei”, sagt er. Doch bisher haben sich weder die EU noch die USA strategisch auf die Gefahr eingestellt.

    Erdogans Propagandamaschine läuft seit dem Hagia-Sophia-Event heiß. Wie zur Bestätigung der IS-Analogie forderte das regierungsnahe Magazin „Gercek Hayat” einen Tag nach dem nationalistischen Hochamt auf seiner Titelseite die Rückkehr des Kalifats. Regierungsnahe Kommentatoren verlangen die Wiedereinführung des islamischen Kalenders und des Scharia-Rechtssystems sowie die Verlegung der Hauptstadt zurück nach Istanbul. Vertreter ethnischer und religiöser Minderheiten wie Kurden, Armenier oder Aleviten befürchten bereits eine Welle von Gewalt.

    "Freiwillig wird Erdogan nicht gehen"
    In einer Blut-und-Boden-Rede erklärte Erdogan, die Türkei werde von der „gesamten Welt attackiert”. Die Wiedereröffnung der Hagia Sophia als Moschee sei nur der Anfang der Gefechte, „mit der Hilfe Gottes” werde die „mächtige Türkei alle Herausforderungen bewältigen”. Er versprach, „den Job zu Ende zu bringen”.

    Gleichzeitig verschärft der Autokrat die Unterdrückung von Medien und Opposition. Seit einigen Wochen verhaften die Sicherheitskräfte wieder deutlich mehr Menschen, vor allem Politiker, Journalisten und Militärs. Um die Verbreitung unabhängiger Informationen zu verhindern, drangsalierte Erdogan am Mittwoch auch die sozialen Medien: Facebook, Twitter und Co. werden zensiert und sollen bei Unbotmäßigkeit mit massiven Geldstrafen belegt werden. Türkische Kommentatoren betrachten die Maßnahmen als Vorbereitungen für vorgezogene Neuwahlen.

    Was aber, wenn all das nicht wirkt? Der Krisen-Tsunami macht nun selbst dem erfahrenen Konfliktmanager Erdogan zu schaffen. Offenbar bereitet er sich zu Hause auf neue Unruhen vor. Die Regierungsmehrheit im Parlament beschloss Mitte Juni, bis zu 30 000 Hilfspolizisten mit Schusswaffen auszurüsten. Von einer „paramilitärischen Privatmiliz” spricht die Opposition. „Freiwillig wird Erdogan nicht gehen”, meint der Essener Türkei-Experte Burak Copur. „Falls ihm doch das Heft aus der Hand gleitet, wird dieser Meister der Krisengenerierung das Land weiter polarisieren und destabilisieren, damit ihn die Menschen wiederwählen.”

    Und wenn das nicht funktioniert, gibt es immer noch Plan C. Die CHP-Opposition enthüllte jüngst, dass der Clan des Staatschefs offenbar öffentliche Vermögenswerte an die ihm nahestehende Turken-Stiftung in den USA verschiebt. Mehr als 90 Millionen US-Dollar sollen bereits geflossen sein, um einen Wolkenkratzer in New York zu finanzieren und ein Grundstück der Boxlegende Muhammad Ali zu kaufen. „Sie haben Muhammad Alis Farm in Michigan gekauft, weil sie wissen, dass sie in die USA gehen werden, falls sich die Zeiten ändern”, sagte Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu. „Dort konzentrieren sie ihr Vermögen."

    https://www.focus.de/politik/ausland..._12268074.html
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  2. #232
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    AW: Artikel: Das türkische "Wirtschaftswunder" endet im Elend

    Drohender Rettungsfall – wie Erdogan sein Wirtschaftswunder zerstört

    Die Ratingagentur Moody’s stuft die Türkei so tief zurück wie nie und kündigt noch drastischere Schritte an. Das Wirtschaftswunder vergangener Jahre scheint verloren. Einen Ausweg gibt es noch – doch den verweigert Präsident Erdogan.
    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht sich auf dem diplomatischen Parkett derzeit wenig Freunde. Er legt sich mit der Supermacht Amerika an. Mit seinen maritimen Machtambitionen im Mittelmeer verstört er gleichzeitig Anrainer wie Griechenland oder Zypern und bringt die ganze Europäische Union gegen sich auf.

    Doch ein anderer Akteur, mit dem Erdogan über Kreuz liegt, dürfte kurzfristig gefährlicher für ihn werden: die globalen Finanzmärkte. Die werden zunehmend nervös über den Kurs des türkischen Präsidenten. Investoren ziehen ihr Geld ab und könnten Erdogan letztlich zumindest ökonomisch in die Knie zwingen.

    Einen lauten Warnschuss bekam er jetzt von Moody’s verpasst. Die Ratingagentur hat in einem beispiellosen Downgrade die Türkei angezählt. Das Land steuere auf eine handfeste Zahlungsbilanzkrise zu, was nichts anderes heißt, als dass Erdogan schon bald die überlebensnotwendigen Devisen ausgehen könnten.
    Die Bonitätsprüfer stuften die Kreditwürdigkeit auf B2 zurück und damit noch tiefer in den sogenannten Schrott-Bereich. So niedrig stand das Türkei-Rating von Moody’s noch nie, seit die Kreditwächter Anfang der 1990er-Jahre die Analyse des Landes begonnen haben. Im Klartext: sämtliche Fortschritte, die die Türkei seit den 1990er-Jahren gemacht hat, sind erst mal dahin.

    Nur eine Währung steht noch schlechter da
    Und es droht mehr Ungemach. Moody’s sieht den Rating-Ausblick weiter negativ, damit drohen weitere Abstufungen. Analystin Sarah Carlson nimmt kein Blatt vor den Mund: „Während die Risiken für das Kreditprofil der Türkei zunehmen, scheinen die Institutionen des Landes nicht willens oder nicht in der Lage zu sein, den Herausforderungen wirksam zu begegnen.”

    Dies umso mehr als die Fiskalpuffer der Türkei erodierten und die geopolitischen Spannungen eine ausgewachsene Krise jederzeit beschleunigten könnten. Die Analyse von Carlson legt nahe, dass die Türkei schon bald ein Rettungsfall für den Internationalen Währungsfonds werden könnte.
    Die Finanzmärkte reagierten prompt. Am Montag verlor die türkische Lira zum Dollar weiter an Wert. Zwischenzeitlich mussten für einen Dollar 7,495 Lira bezahlt werden. Das war fast ein historischer Rekord. Seit Jahresanfang hat die türkische Währung mehr als 20 Prozent eingebüßt. Damit ist die Lira die zweitschwächste Währung in diesem Jahr und liegt noch schlechter als der Peso, obwohl Serienpleitier Argentinien in diesem Jahr einen weiteren Staatsbankrott hingelegt hat.

    Nur Brasiliens Real steht mit einem Minus von 24 Prozent noch schlechter. Die Devisenmärkte sind ein feiner Indikator für die wirtschaftliche Stärke oder Schwäche eines Landes. Hier wird in Echtzeit die Bonität gehandelt.
    Aber auch die Kreditmärkte signalisieren Ungemach. Die Akteure beziffern das Risiko, dass es in den kommenden fünf Jahren zu einem Zahlungsausfall bei türkischen Anleihen kommt, auf inzwischen 29 Prozent.
    Nach der Herabstufung auf B2 spielt die Türkei jetzt bei der Bonität in einer Liga mit Ländern wie Tansania, Äthiopien, Nigeria, Ägypten, Jamaika, Kambodscha oder Costa Rica. Das scheint mit dem Selbstverständnis des türkischen Präsidenten nicht vereinbar. Mit der türkischen Wirtschaft geht es nach oben und nicht nach unten, aber „sie stufen unsere Bewertungen erneut herab“, sagte Erdogan nach der Ankündigung von Moody's. „Tun Sie, was Sie tun wollen, aber Ihre Bewertungen sind unwichtig.”
    Es ist nicht das erste Mal, dass Erdogan gegen die Ratingagenturen zurückschlägt. Als Rating-Konkurrent Fitch im vergangenen Monat den Bonitätsausblick für die Türkei auf negativ zurückgestuft hatte, sprach Erdogan von einer ökonomischen Attacke, der sich sein Land ausgesetzt sieht.

    Experten sehen eher Erdogan als Verursacher der Krise. Seine allein wachstumsfixierte Politik hat zu ökonomischen Ungleichgewichten geführt, die das Land verwundbar machen. Die Schulden sind kräftig gestiegen und das Leistungsbilanzdefizit hat sich im Juli annualisiert auf 14 Milliarden Dollar ausgeweitet. Diese Lücke muss die Türkei entweder mit ausländischem Geld oder den eigenen Devisenreserven stopfen. Doch der eigene Dollar-Puffer ist in diesem Jahr um mehr als 40 Prozent auf 44,9 Milliarden Dollar geschrumpft.
    Klammert man Devisenvereinbarungen und Dollar-Schulden aus, liegen die Nettoreserven nahe Null, so Moody’s. Grund ist auch die Corona-Krise, die den Fremdenverkehr fast zum Erliegen gebracht hat. Die Zahl der ausländischen Touristen ist im Juli um 86 Prozent gefallen, in den ersten sieben Monaten ist die Zahl der Touristen um drei Viertel gefallen. Damit fällt ein wichtiger Devisenbringer für das Land weg.

    Um wieder für Vertrauen zu sorgen, müsste die Notenbank die Leitzinsen erhöhen. Das könnte Kapital anziehen. Doch Erdogan ist ein Gegner hoher Zinsen. Er hat mit dafür gesorgt, dass die Währungshüter die Zinsen von zwölf auf 8,25 Prozent gesenkt hat. Das heizte nicht nur die Inflation an, sondern verstärkte auch die Kapitalflucht aus der Lira.
    Innerhalb weniger Jahre ist aus einem Wirtschaftswunderland ein Krisenkandidat geworden. Zwischen 2011 und 2013 waren die Ratingagenturen voll des Lobes und nahmen die Türkei in den Kreis der investierbaren Länder auf. Nach dem Militärcoup gegen Erdogan im Sommer 2016 rutschte das Land mit dem zunehmend autokratischen Kurs des Präsidenten ab.

    „Der Abstieg ist atemberaubend – insbesondere bei der Geldpolitik. Ich habe seit Langem die Ratingagenturen für ihre negativen Türkei-Ratings kritisiert. Aber jetzt ist es schwer, gegen Herabstufungen zu argumentieren”, sagt Timothy Ash, Stratege bei Bluebay Asset Management.
    Auch die Bevölkerung, die lange Zeit von Erdogan profitierte, musste in den vergangenen Jahren kräftige Wohlstandsverluste hinnehmen. In Dollar gerechnet, schrumpft die Wirtschaftsleistung nun schon seit 2013. Damals erreichte die Türkei noch ein Bruttoinlandsprodukt von umgerechnet 950 Milliarden Dollar und war auf dem besten Weg, unter die führenden 15 Wirtschaftsnationen aufzusteigen. In diesem Jahr könnte das BIP auf 640 Milliarden Dollar fallen, und die Türkei wäre damit noch nicht mal mehr unter den Top 20.

    https://www.welt.de/finanzen/article...2-zurueck.html
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  3. #233
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    AW: Artikel: Das türkische "Wirtschaftswunder" endet im Elend

    Nur keine Bange. „Mutti" wird's schon richten und den Bundeskasper mit einem Säckli voller Euronen schicken.
    Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland

  4. #234
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    AW: Artikel: Das türkische "Wirtschaftswunder" endet im Elend

    Im September hat UNICEF einen Bericht zum Kindeswohl in reichen Ländern veröffentlicht. Dabei wurde in 33 Ländern erörtert, wie zufrieden die Kinder mit ihrem Leben sind. Das bedrückende Ergebnis dieser Studie: Die Türkei ist Schlusslicht.
    Kinderarbeit hat drastisch zugenommen
    Ebru Uygun kennt viele Geschichten von Kinderarbeit. Sie ist Vorsitzende der Stiftung Tocev, die sich für das Wohl von Kindern einsetzt. Uygun beobachtet seit gut zehn Jahren eine rapide Zunahme von Kinderarbeit in der Türkei. Das habe auch mit den kriegerischen Konflikten in der arabischen Welt zu tun. Inzwischen gibt es vier Millionen Flüchtlinge im Land.

    "Weil viele Flüchtlinge in die Türkei kommen, ist die Zahl der arbeitenden Kinder gestiegen. Vor der Flüchtlingsbewegung war die Lage noch etwas unter Kontrolle. Aber danach mussten Kinder auch in sehr jungen Jahren arbeiten, weil es in den Familien kaum Bildungskultur gibt. Die Eltern treiben die Kinder auf die Straße, und das ist das Traurigste daran."
    Kinderarbeit, also das Arbeiten von Jugendlichen unter 15 Jahren, ist in der Türkei eigentlich gesetzlich verboten. Doch staatlichen Angaben zufolge müssen gut 700.000 Kinder landesweit entweder etwas zum Unterhalt der Familie dazu verdienen, oder aber sie sind ganz allein auf sich gestellt und müssen versuchen, mit ihren meist minimalen Einkünften zu überleben.

    Kinderarbeit um "neue Reiche zu schaffen"
    Tatsächlich dürften es sogar zwei Millionen Kinder sein, die sich in der Türkei verdingen, glaubt Asalettin Arslanoglu. Er ist überzeugt davon, dass das System Kinderarbeit von oben gewollt ist. Wenn der Staat wirklich ein Interesse hätte, Kinderarbeit zu stoppen, so der Gewerkschaftsfunktionär, dann könnte er das Problem schnell lösen. In der Türkei gebe es dafür ausreichend Institutionen wie Polizei, Gendarmerie, das Familienministerium oder Sozialdienste, unterstreicht Arslanoglu.

    "Aber keiner greift ein. Alle sehen weg. Das System soll neue Reiche schaffen und Kapital anhäufen. Und man glaubt, das ginge mit Schwarz- und Kinderarbeit, also mit billigen Arbeitskräften."









    Text erstellt unter Verwendung von https://www.tagesschau.de/ausland/kinderarbeit-117.html
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  5. #235
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    AW: Artikel: Das türkische "Wirtschaftswunder" endet im Elend

    Nach außen spielt Erdogan den Schutzpatron aller Muslime dieser Welt und geht China wegen der angeblichen Verbrechen gegen die Uiguren verbal hart an. Geht es ums Geld, ist China hochwillkommen............

    Die Wirtschaftskrise hat die Türkei voll erwischt. Da kommen die Milliarden aus China wie gelegen. China selber fasst so Fuss an einer der strategisch wichtigsten Stellen der Welt.

    Noch vor zehn Jahren lehnte sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (66) gegen das chinesische Regime auf. So prangerte er etwa die Menschenrechtsverletzungen Pekings gegenüber der muslimischen Minderheit der Uiguren massiv an und sagte: «Die Vorfälle in China sind, einfach gesagt, Völkermord.» Der Muslime Erdogan gewährte verfolgten Uiguren sogar Asyl.

    Dann kam für die Uiguren der grosse Schock: 2016 verhaftete die Türkei den prominenten Aktivisten Abdulkadir Yapcan (62), der seit 2001 im Land lebt. 2017 unterzeichneten China und die Türkei ein Auslieferungsabkommen, das auch gilt, wenn eine Tat nur in einem der beiden Staaten illegal ist.

    Seither hat die Türkei Hunderte von Uiguren verhaftet und in Deportationszentren geschickt. Auch Yapcan sollte ausgeliefert werden, was ein Gericht allerdings 2019 verhinderte.

    Tief in der Krise
    Was hat zu dieser Wende am Bosporus geführt? Weil die Türkei immer tiefer in die Wirtschaftskrise schlittert und die Lira ein historisches Tief erreicht hat, ist Erdogan auf Hilfe von aussen angewiesen. Auch deshalb, weil das Coronavirus mit bisher gegen 8000 Toten und über 300’000 Infizierten hart zugeschlagen hat und Erdogan trotz allem seine aggressive Expansionspolitik im Mittelmeer vorantreiben will.

    Die Türkei hat sich daher nicht nur bei rechtlichen Fragen mit China eingelassen, sondern auch wirtschaftlich den Schulterschluss gesucht. In den vergangenen vier Jahren haben die beiden Staaten zehn bilaterale Abkommen unterzeichnet, darunter Beschlüsse für den Gesundheits- und den Energiesektor, schreibt das amerikanische Polit-Magazin «Foreign Policy». Auch militärisch wird eine Zusammenarbeit angestrebt.

    Wer praktisch nur Feinde hat, sucht sich eben einen Partner, der ebenfalls keine Freunde hat.

    Huawei-Markt verzehnfacht
    Bereits sprudelt das Geld aus Peking: Bisher haben die Chinesen in der Türkei drei Milliarden Dollar investiert, bis in einem Jahr soll es das Doppelte sein. Heute gehören Teile des Containerhandels Chinesen, aber auch 51 Prozent der gebührenpflichtigen, 2164 Meter langen Yavuz-Sultan-Selim-Brücke, die Europa und Asien über den Bosporus verbindet, sind seit diesem Jahr in chinesischen Händen.

    Der Mobilfunkanbieter Huawei, der in anderen Ländern wegen Verdachts auf Spionage als Sicherheitsbedrohung eingestuft wird, hat seinen Anteil am türkischen Markt innert zwei Jahren von drei auf 30 Prozent verzehnfachen können. Weitere Investitionen, etwa in Kraftwerke, sowie Kredite sollen folgen.

    Nicht zu vergessen ist die Belt-and-Road-Initiative, mit der China die Handels- und Infrastrukturnetze in über 60 Länder, darunter auch die Türkei, für rund 1,1 Billionen Dollar ausbauen will. Rund 1000 chinesische Unternehmen operieren heute in der Türkei. China ist hinter Russland innert Kürze zum zweitwichtigsten Importpartner aufgestiegen.

    Westliche Vorherrschaft zerstören
    Das Nato-Mitglied Türkei ist für China nicht nur wegen des grossen Markts für Energie, Infrastruktur, Telekommunikation und Verteidigungstechnologie interessant. Das Land am Bosporus ist als Schnittstelle zwischen Europa, Asien und Afrika auch strategisch hervorragend gelegen.

    Für «Foreign Policy» ist daher klar, welche Ziele Peking verfolgt: China will die Türkei zu einem Satellitenstaat ausbauen, um die heute herrschende westliche Vorherrschaft zu Fall zu bringen.

    https://www.blick.ch/news/ausland/ch...d16111003.html
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  6. #236
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    AW: Artikel: Das türkische "Wirtschaftswunder" endet im Elend

    FINANZMINISTER STELLTE DEN NEUEN WIRTSCHAFTSPLAN VOR
    Währungs-Kollaps bei Rede von Erdogan-Schwiegersohn!

    Erdogan-Schwiegersohn und Finanzminister Berat Albayrak (41) stellte am Dienstag seinen Drei-Jahres-Plan für die Wirtschaft vor. Doch noch während er redete, reagierten die Märkte – und zwar panisch! Die türkische Lira fiel ein neues Rekordtief gegenüber US-Dollar Euro.

    Albayrak erläuterte auf einer Power-Point-Präsentation, wie die Regierung den wirtschaftlichen Fortschritt der Türkei 2021-2023 bewältigen würde. Sein Programm werde dafür sorgen, dass die Türkei die finanziellen Ungleichgewichte infolge der Corona-Pandemie bewältigt, sagte er.

    ►Dann wurde der Finanzminister gefragt, was er zur Kursentwicklung der türkischen Lira sage. Die ist mehr als besorgniserregend: Mitte März kostete ein Euro etwa 7 türkische Lira, am Montag stieg der Kurs auf über 9 Lira je Euro.

    Die Folge: Verteuerte Exporte, was die Wettbewerbsfähigkeit vieler türkischer Kernbranchen hart trifft.

    Doch die Antwort Albayraks konnte die Märkte nicht beruhigen. Er sagte: „Der Wechselkurs ist mir nicht wichtig. Ich schaue nicht drauf. Die Branche ist solide, die Produktionsseite ist solide. Wir werden die profitabelste Währung haben, da wir jetzt die Kontrolle über die Währungen haben.“

    Reaktion der Märkte: Die dramatische Lage der Lira spitzte sich nochmal zu! Der Euro-Kurs stieg auf bis zu 9,21 Lira je Euro – das macht mehr als 3 Prozent Wertverlust in nur zwei Tagen.

    Auch zum US-Dollar verbilligte sich die Lira, kostete am Dienstag bis zu 7,85 Lira je Dollar.

    Außenpolitische Abenteuer verschärfen die Lage der Lira

    Die türkische Wirtschaft steht seit langem stark unter Druck. Das Land wurde von der Corona-Krise hart getroffen, leidet unter einer schweren Rezession. Hinzu kommen jetzt auch noch außenpolitische Abenteuer von Präsident Recep Tayyip Erdogan wie der Konflikt mit Griechenland und Zypern um die Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer sowie die jüngste Eskalation in der Konfliktregion Berg-Karabach, in der die Türkei Partei für Aserbaidschan ergreift.

    Ein hochrangiger Diplomat aus Ankara meint gegenüber BILD, dass die Regierung sich endlich aufs eigene Land konzentrieren sollte, statt sich immer wieder in die Nachbarländer einzumischen. „Die AKP-Regierung sollte sich innenpolitisch mehr engagieren, statt sich immer wieder in außenpolitische Konflikte einzusetzen. Diese stark aggressive Rhetorik scheut Investoren davon ab, in die Türkei zu investieren.“

    Türkische Zentralbank reagiert – gegen den Willen Erdogans
    Um den Lira-Absturz zu bremsen und die ausufernde Inflation zu bremsen, hob die Zentralbank den Leitzins überraschend an, von 8,25 auf nun 10,25 Prozent.

    Es ist die erste Zinserhöhung seit rund zwei Jahren. Erdogan hatte mehrfach klargemacht, dass er kein Interesse an höheren Leitzinsen habe. Er hofft auf billige Kredite, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

    https://www.bild.de/politik/ausland/...6212.bild.html
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  7. #237
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    LIRA AUF REKORDTIEF:
    In der Türkei braut sich eine Finanzkrise zusammen
    Die türkische Währung befindet sich in einer Abwertungsspirale und notiert auf einem Rekordtief zum Dollar. Das Land konnte erfolgreich eine Milliarden-Anleihe plazieren – doch der Zins lag zwei Prozentpunkte über dem der letzten Emission.
    Angesichts besorgniserregender Meldungen aus der Türkei galt die Plazierung einer Staatsanleihe über 2,5 Milliarden Dollar diese Woche als Erfolg. Immerhin zeige der erste Bond seit Februar, dass Ankara trotz dramatischer Lira-Abwertung mit neuen Tiefstständen weiterhin Zugang zum Kapitalmarkt habe, zitierte die Agentur Bloomberg Händler. Doch das hat seinen Preis: Mit 6,375 Prozent betrage der Kupon 2 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Emission. Mexiko habe im September für 750 Millionen Euro nur 1,35 Prozent Zinsen bieten müssen.
    Am Markt wird vermutet, die Türkei habe sich vor noch höheren Aufschlägen schützen wollen, die nach der Wahl in Amerika drohen könnten, falls Joe Biden gewinnt. Dabei sind die Beziehungen schon schlecht. Soeben forderten Senatoren in Washington Sanktionen gegen die Türkei, weil das Nato-Mitglied das von Russland erworben Flugabwehrsystem S-400 jetzt erproben will. Präsident Donald Trump hat die Türkei deshalb vom Erwerb neuer F-35 Kampfflugzeuge ausgeschlossen.

    Zahlreiche militärische Brennpunkte
    Die Waffengänge des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Syrien, Libyen, Irak und jetzt seine Unterstützung des Öl- und Gaslieferanten Aserbaidschan im Krieg gegen Armenien stoßen international auf Kritik. Mit Amerika und Russland liegt er im Streit, auch mit der EU. Dass Erdogan wochenlang in umstrittenen Gewässern vor Griechenland und Zypern Gas suchen ließ, veranlasste die EU dazu mit Sanktionen zu drohen, was die Währung des auf den Handel mit der EU angewiesenen Staates weiter destabilisierte. Dass es dann nicht zu den Einschränkungen kam, half der Lira aber auch nicht. Am Freitag mussten für einen Dollar zeitweise mehr als 7,95 Lira bezahlt werden, so viel wie nie zuvor.

    Der Vergleich zu anderen Schwellenländern zeige, dass der Wertverfall mit er Corona-Pandemie wenig, aber viel mit einer überforderten, politisch abhängigen Zentralbank zu tun habe, analysiert die DZ-Bank. Commerzbank-Analyst Tatha Ghose erklärt, dass die „frei verfügbaren Devisenreserven“ der Türkei Ende September minus 8 Milliarden Dollar betragen hätten. Soweit amtliche Zahlen. Deren Wahrheitsgehalt zweifelt der frühere Chef der Statistikbehörde an. Aber der ist jetzt Oppositionspolitiker. Die Inflation ist zweistellig, der Realzins trotz Anhebung des Leitzinses um 2 Prozentpunkte auf 10,25 Prozent negativ. Eine Zahlungsbilanzkrise mit drastischen Auswirkungen sieht die DZ Bank am Horizont, Ghose von der Commerzbank meint: „Letztlich wird es schwierig, so etwas wie ein IWF-Hilfspaket zu vermeiden.“ Erdogan hat das ausgeschlossen.

    https://www.faz.net/aktuell/finanzen...-16994183.html
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  8. #238
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    Offiziell sind derzeit 4,3 Millionen Arbeitslose in der Türkei gemeldet. Inoffiziell sind es sogar mehr als 10 Millionen. https://www.tigrishaber.com/issiz-sa...sti-66474h.htm
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  9. #239
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    Wegen des Größenwahns ihres Präsidenten droht der Türkei der Kollaps
    Die türkische Lira stürzt ins Bodenlose. Investoren fürchten nun sogar eine Pleite des Landes. Staatspräsident Erdogan hat es mit seinem Allmachtsstreben so weit getrieben, dass ein einst wichtiger Unterstützer wenig Motivation zeigt, dem Land zu helfen.
    Manches läuft in der Türkei derzeit scheinbar anders als im Rest der Welt. Zwar grassiert auch dort die Pandemie, doch seltsamerweise gibt es keinerlei Dynamik, keine exponentiellen Kurven. Die täglichen Infektionszahlen liegen seit Juni konstant zwischen 1000 und 2000. Ähnlich erstaunlich verhält sich die Inflationsrate. Sie betrug im Juli 11,76 Prozent, im August 11,77 und im September 11,75 Prozent – eine Gleichmäßigkeit, die es sonst noch nirgends auf der Welt gab.

    Das mag man alles glauben oder nicht. Doch es gibt ein Fieberthermometer, das recht zuverlässig den wahren Zustand des Landes anzeigt: der Kurs der türkischen Lira. Und diese befindet sich im freien Fall, steht kurz davor, die historische Marke von zehn Lira je Euro zu durchbrechen, aktuell steht der Kurs bei 9,63 Lira.

    Geht der Absturz in dem Tempo weiter, könnte dem Land schon bald eine Zahlungsbilanzkrise drohen. In der Vergangenheit wurde dies stets abgewendet, indem der Internationale Währungsfonds (IWF), die USA und Europa halfen. Doch Präsident Erdogan fährt diesmal eine andere, gefährliche Strategie.

    Fast zehn Jahre lang blieb die neue Lira stabil
    Dabei war er es, der die Währung einst stabilisiert hatte. Am 1. Januar 2005 hatte Recep Tayyip Erdogan, damals Premierminister, dem Land die neue türkische Lira verpasst.

    Sie löste die von Inflation zerfressene alte Währung ab, aus einer Million alten Lira wurde eine neue. Diese war rund 0,55 Euro wert, für einen Euro gab es also 1,83 Lira. Und fast zehn Jahre lang blieb der Kurs auch einigermaßen stabil, schwankte um zwei Lira je Euro................Erdogan vertritt eine recht krude geldpolitische Theorie. Ihm zufolge bekämpft man Inflation nicht dadurch, dass man das Geld verknappt, die Zinsen also erhöht. Vielmehr verlangsame man die Geldentwertung, indem man mehr Geld in Umlauf bringt, die Zinsen also senkt.

    „Seit dem Jahr 2011 lag der reale durchschnittliche Leitzins in der Türkei größtenteils unter der Nullschwelle“, sagt Klaus Bauknecht, Chefvolkswirt der IKB. Die Inflationsrate war also stets höher als der zu zahlende Zins. Das befeuerte die Wirtschaft, führte zeitweise sogar zu einer Überhitzung.

    Doch gleichzeitig stieg die Inflationsrate immer weiter, und als Konsequenz begann der Verfall der Währung. Seit 2011 ist der Kurs der Lira von rund 0,50 Euro auf nun knapp 0,10 Euro gefallen. Die türkische Währung hat also innerhalb eines Jahrzehnts rund 80 Prozent an Wert verloren. Zuletzt hat sich der Verfall sogar noch beschleunigt. Seit Jahresbeginn ist die Lira gegenüber dem Euro um 30 Prozent abgestürzt.
    Normalerweise hat solch ein Währungsverfall auch eine gute Seite: Er verbilligt Ausfuhren und macht den Aufenthalt für ausländische Touristen günstiger – für die Türkei ein wichtiger Faktor, denn der Tourismussektor trägt rund elf Prozent zur Wirtschaftsleistung bei.

    Doch in diesem Jahr führte die Corona-Krise dazu, dass die Zahl der ausländischen Touristen im Juni und Juli beispielsweise nur bei vier beziehungsweise 14 Prozent des Vorjahres lag. Gleichzeitig führte die billige Lira aber auch nicht zu einem Aufschwung bei den Exporten.

    „Eine Abwertung der Lira belastet somit eher die inländische Nachfrage und damit den lokalen Lebensstandard“, sagt Klaus Bauknecht. Sprich: Der Währungsabsturz führt vor allem zu einer Verarmung der Bevölkerung, Erdogan zerstört die Errungenschaften seiner ersten Jahre wieder.
    Doch damit nicht genug. Türkische Unternehmen und Privatpersonen sind in extrem hohem Maße im Ausland verschuldet. Die in den kommenden zwölf Monaten anstehenden Verbindlichkeiten in Fremdwährung betragen rund 170 Milliarden Dollar, was rund einem Viertel der Wirtschaftsleistung entspricht. Doch je weiter der Wert der Lira sinkt, desto schwieriger wird es, diese Schulden zu bedienen.
    „In Anbetracht einer nur dürftigen Ausstattung mit Devisenreserven von rund sieben Prozent, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, wird die Situation in der Türkei zunehmend prekär“, sagt daher Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, und schlussfolgert: „Eine Zahlungsbilanzkrise liegt im Bereich des Möglichen, auch die Ratingagenturen ziehen das mittlerweile in Betracht und verpassen dem Land eine entsprechend schlechte Bonitätsnote.“

    Eine Pleite der Türkei würde jedoch Erdogans Nimbus des weisen Führers endgültig zerstören. Und um von diesen innenpolitischen Schwierigkeiten abzulenken, facht der Präsident daher nach Ansicht von DZ-Bank Experte Hettler immer wieder außenpolitische Konflikte an, zuletzt im Streit mit Zypern und Griechenland um mögliche Erdgasvorkommen oder durch Beleidigungen gegenüber dem französischen Präsidenten.
    „Selbst vor militärischen Auseinandersetzungen schreckt der türkische Präsident nicht zurück“, sagt Hettler. So mischt die Türkei in Libyen, Syrien und neuerdings auch in Aserbaidschan mit.

    Das mag vielleicht den Nationalismus im Inland befeuern und die Wirtschaftskrise für einige in den Hintergrund rücken lassen. Gleichzeitig aber schneidet sich Erdogan damit ins eigene Fleisch.

    „In der Vergangenheit bekam das Land in Krisenzeiten stets großzügige Hilfe des Internationalen Währungsfonds IWF“, sagt Thomas Gitzel. „Das Interesse des Westens, also der USA und Europas, an einer stabilen Türkei war aufgrund der geopolitischen Lage des Landes hoch.“ Doch das Verhältnis zwischen den Ländern ist inzwischen weitgehend zerrüttet.

    Einziger Ausweg wäre eine drastische Zinserhöhung
    „Der tiefe politische Graben zwischen der Türkei und den westlichen Staaten macht Verhandlungen im Ernstfall schwierig“, sagt Tatha Ghose, Schwellenländer-Experte bei der Commerzbank. Zudem verlangt der IWF üblicherweise für Hilfen im Gegenzug Reformen. „Es stellt sich natürlich die berechtigte Frage, inwieweit sich Staatspräsident Erdogan den Auflagen des IWF unterziehen würde“, sagt Ghose.

    Der einzige kurzfristige Ausweg wäre daher eine drastische Zinserhöhung durch die Notenbank. Tatsächlich wurde der Leitzins Ende September von 8,25 auf 10,25 Prozent erhöht. Doch das liegt immer noch unter der Inflationsrate.

    Und statt ihn weiter zu erhöhen, ließ die Zentralbank den Satz bei ihrer letzten Sitzung unverändert – kein Wunder: Der Vorgänger des jetzigen Notenbankpräsidenten war von Erdogan entlassen worden, nachdem er die Lira-Krise durch eine drastische Zinserhöhung zu beenden versucht hatte...............https://www.welt.de/finanzen/article...-riskiert.html
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  10. #240
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    AW: Artikel: Das türkische "Wirtschaftswunder" endet im Elend

    Währungskrise in der Türkei
    Erdogan feuert Chef der Notenbank

    Erneut hat der türkische Präsident Erdogan seinen Notenbankchef entlassen. Grund für die Ablösung dürfte die anhaltende Währungskrise sein. Einen Nachfolger fand Erdogan in der eigenen Partei.

    Von Christian Buttkereit, ARD-Studio Istanbul

    Beim Stand von gut zehn Lira für einen Euro zog der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Reißleine und setzte Notenbank-Chef Murat Uysal vor die Tür. Die Entscheidung des Präsidenten wurde heute im Amtsblatt veröffentlicht. Beide hatten seit längerem unterschiedliche Auffassungen über die Zinspolitik. Uysal ist der zweite Zentralbankchef, den Erdogan innerhalb weniger Monate entlassen hat.

    Zum Nachfolger bestimmte Erdogan per Erlass Ex-Finanzminister Naci Agbal. Der 52-Jährige gehört Erdogans Partei AKP an und gilt als erfahrener Finanzpolitiker.
    Lira verliert gegenüber anderen Währungen
    Erdogan verlangt stets, den Leitzins zu senken und damit Verbrauchern und Wirtschaft billige Kredite zur Verfügung zu stellen. Die Fachleute sehen genau das als eine Ursache der hohen Inflation in der Türkei. Um die Lira zu stabilisieren, griff die Zentralbank zuletzt mit Devisenverkäufen von mehr als 100 Milliarden Dollar in den Markt ein. Ökonomen warnen, dass die Reserven der Zentralbank deshalb bedenklich geschmolzen seien.

    Die Türkische Lira hat seit Jahresbeginn gegenüber dem US-Dollar 30 Prozent an Wert verloren. Erdogan hatte sich nach der Präsidentschaftswahl 2018 selbst per Dekret ermächtigt, den Präsidenten und Vizepräsidenten der Zentralbank allein zu ernennen.

    https://www.tagesschau.de/ausland/tu...kchef-101.html
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

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