Die Geschichte heisst: "Der Suppenkasper", oder einfach nur "Sei's drum".


Du, bist Restaurantbesitzer. In deiner Küche arbeiten viele, viele Leute, denn die Nachfrage nach deinem sehr guten Essen ist groß. In der Küche arbeiten Leute aus Italien, einige aus Russland, Polen, Jugoslawien, sogar einen Kanadier hast du eingestellt. Also eine echt multikulturelle Küche, jemand fand das mal toll und da ja alles wie am Schnürchen klappt, denkst du dir auch sei's drum.

Der verdiente Feierabend kommt und du freust dich über eine herzhafte Suppe aus deiner Küche. Du setzt dich an einen Tisch, irgendwo in der neuen Mitte deines Restaurants. Endlich Ruhe. Da setzt sich ein Mann dir gegenüber an deinen Tisch. Du schaust auf, er lächelt, scheint dir also freundlich gesinnt, deshalb denkst du sei's drum. "Grüß Gott!" sagst du, worauf dein Gast sofort beleidigt wirkt. Sei's drum denkst du, sei lieb zu ihm, dann ist er lieb zu dir. Als wäre es eine Selbstverständlichkeit, nimmt er nun aber deinen Löffel und beginnt zu schlürfen. Ehe du sagen kannst, dass das eigentlich deine Suppe sei, setzt sich ein weiterer Herr an deinen Tisch und stellt sich dir als Dolmetscher vor. Er erklärt dir, dass der Mann Hunger habe. Du denkst dir: Sei's drum, denn Hungernde darf man ja nicht benachteiligen. Du bist also die Person, die nun einen neuen Löffel holt um wenigstens die Hälfte deiner Suppe genießen zu können. Du kommst an deinen Tisch zurück und vernimmst aber eine eindeutige Kopfbewegung deines Gastes, die bedeuten könnte, dass du ihm das Salz reichen sollest. Schade um die Suppe denkst du, aber... sei's drum. Du gibst ihm das Salz und während dir die Suppe ordentlich versalzen wird, erklärt dir der Dolmetscher, dass an seinem heimatlichen Tisch schon immer mehr Salz verwendet würde. Außerdem stünde ihm hier einiges zu, denn schließlich habe er ja deine Küche nach dem Krieg wieder aufgebaut. – Du denkst nach, bist dir aber eigentlich sicher, ihn zu der Zeit nicht kennen gelernt zu haben. Die nächste Kopfbewegung deutet auf die Flasche mit dem Pfeffer. Du zögerst. Im Esssaal sitzt in der ganz linken Ecke ein kleiner Mann an einem grünen Tisch und nickt dir mit der Geste zu, deinen Gast bitte korrekt zu bedienen. Trotz macht sich in dir breit. Du zögerst noch. "Rassist!" sagt dein Gast plötzlich zu dir und du freust dich fast schon wieder, dass dein Gast sogar schon Deutsch kann. Er bemüht sich deiner Sprache also, das muss doch belohnt werden deshalb: Sei's drum. Du gibst ihm den Pfeffer, stehst auf und holst dir einen neuen Teller Suppe. Zwischenzeitlich holte sich der Dolmetscher den zweiten Löffel und weist nun mit einer Handbewegung darauf hin, dass der zweite Teller an seinen Platz gehöre. "Nazi!" sagte der Dolmetscher gleich beleidigt, als du dich weigerst auch den zweiten Teller auszuhändigen. Bei dem Wort "Nazi" wachte in der ganz rechten Ecke an einem braunen Holztisch sitzend, ein ziemlich junger Knirps auf, so ein unreifes Früchtchen und fühlte sich wohl angesprochen. Er sieht, wie du dem zweiten Mann einen Teller Suppe überreichst und obwohl der junge Döskopp ganz sicher nur die Hälfte mitbekommen hat und auch im Wachzustand nicht gerade hell wirkt, scheint er sich doch echauffieren zu wollen. Du bittest ihn also um Ruhe, schließlich wird in deinem Restaurant nicht gestritten. Der Mann ganz links klatscht anerkennend Beifall. Eigentlich magst du diesen grünen Tisch nicht. Da sitzen immer die falschen Leute. Außerdem fällt dir auf, dass der Tisch irgendwie längst nicht mehr grün ist. Eher bunt! Fast nur noch aus dämlichen Aufklebern bestehend bunt, mit "Nein zu S21, Nazis raus, gegen Atomstrom, gegen schwarz, gegen rot, gegen gold, gegen Deutsche, gegen..." Oh! gegen Deutsche, denkst du dir. Du beginnst, dich zu schämen, schließlich bist ja du gemeint. Naja, sei's drum, dein Hunger ist jetzt eh vorüber, Zeit nachhause zu gehen. "Du musst echt noch lernen zu teilen, Freundchen." Maßregelt dich der Herr noch von links. Du nickst ganz einsichtig. Der Jüngling in der rechten Ecke schnauzt dich unverständlich an. Was der wohl hat... Er muss wohl noch an seiner Aussprache feilen und deutsch lernen. Du bist froh, ja glücklich so gutherzig zu sein. So bist du. Du bist Deutschland. Du bist... ein Suppenkasper.




Wie... wem gefällt meine kleine Geschichte nicht? Darauf reagiere ich mal ganz deutsch und sage:

"Sei's drum."



von Kiri.