Nahezu eineinhalb Jahre benötigte der Muslimische Sozialdienst (ZVR 525110024), um für die von ihm betriebene Kulisse „Islamische Glaubensgemeinschaft“ Wahlen zu inszenieren. Sorgfältig mußte alles vorbereitet werden. Die Genehmigung der Kultusministerin Claudia Schmied, das Wahlvolk durch Vereine zu ersetzen, hatte man bereits. Die Unterstützung der radikal-fundamentalistischen Milli Görüs stand außer Frage. Die ATIB, geleitet von türkischen Beamten, folgte dem Abdriften der Türkei von Erdogan und Gül, in das fundamentalistische Lager, wurde damit auch herein geholt. Die radikalen Häuflein, von hie und da, standen sowieso bereit.

Unter dem Druck der Fakten hatte Anas Schakfeh letztlich zugestanden, es gebe schon 540.000 Muslime in Österreich. Die man ja erst registrieren müßte. Was jahrzehntelang nicht geschehen war, da man die Muslime in dieser Vereinsstruktur nicht haben wollte. Daß es schon weit mehr als 540.000 sind, interessierte da auch schon niemanden mehr.

Die Registrierung ging völlig schief. Registriert sind aktuell 45.822 Muslime. Die Namenslisten liegen komplett vor, auf Datenschutz wurde wenig Rücksicht genommen. Es kam wie erwartet: Viele dieser registrierten Muslime wissen nichts von ihrem Glück. Wahllos (aber nicht einmal rechtswidrig) wurden Daten von Schülern/Eltern aufgenommen, Vereinslisten übernommen. Wahl-Regisseur Omar al-Rawi rackerte sich ab. All die vielen Zahlen in den Medien paßten ihm nicht. Als SPÖ-Funktionär hatte er bei Redaktionen leichtes Spiel. Mehrere Anrufe etwa bei der Wiener Zeitung genügten, um einen Artikel mehrmals abändern zu lassen. Leider stehen alle Versionen noch in Webspeichern.

Natürlich aber bedeutet registriert nicht auch wahlberechtigt. Erstens mußte man bei einem Verein sein, zweitens die Wahlgebühr zahlen. Wieder einmal fielen Diskrepanzen nicht auf. Registrierte Muslime in der IGGÖ dürfen doch gar nicht selbst wählen. In einer Ergebnis-Übersicht findet sich: „Wahlberechtigte insgesamt: 938 (20 davon Vereinsunabhängige > kein Recht auf einen Delegierten)“ Die Zahl von Vereinsmitgliedern kann die IGGÖ aber selbst nicht überprüfen. Und noch wichtiger: Viele Personen, etwa der der MJÖ oder der IMÖ, sind Mitglieder bei mehreren Vereinen.

Egal, wie auch immer. Die IGGÖ veröffentlichte ihre Zahlen. Danach seien in ganz Österreich 26.790 Vereinsmitglieder (Muslime kann man dann schwerlich sagen) wahlberechtigt gewesen. 20.527 davon hätten ihre Stimme abgegeben. Nach inoffiziellen Angaben hätten österreichweit 12.740 Personen gewählt. Das Ergebnis bleibt wie erwartet – die Zahl der Wähler liegt bei knapp 4 Prozent der Zahl der Muslime in Österreich. Und diese Wähler durften nur Vereinsfunktionäre wählen, die untereinander bereits vorher das Ergebnis ausgemauschelt hatten. Orientalische Demokratie pur.

Wahlergebnis IGGÖ_KT
Wahlergebnis IGGÖ_VB
Wahlergebnis IGGÖ_WI
Wahlergebnis IGGÖ_TI
Wahlergebnis IGGÖ_ST
Wahlergebnis IGGÖ_SB
Wahlergebnis IGGÖ_OÖ
Wahlergebnis IGGÖ_NÖ

Liest man die Wahlergebnisse, findet man noch weitere Absonderlichkeiten. Ein Verein wie die MJÖ, mit angeblich 5.000 Mitgliedern, hätte nur 54 Wahlberechtigte? Viele Vereine nennen nur das Minimum von 50 Wahlberechtigten, um gerade einen Delegierten stellen zu können? In der Islamischen Vereinigung, von Muslimbrüder-Chef Jamal Morad, wurden die HAMAS-Aktivisten Adel Doghman und Hani Abdelhalim gewählt?

Es geht noch besser. Gutes Beispiel die Union der Muslime. Abgegebene Stimmen: 445. Davon entfielen auf 15 Kandidaten im Schnitt je 335 Stimmen, insgesamt also 5.028. Oder die Stimme der Muslim-Bruderschaft, die IMÖ: Wahlberechtigt angeblich 403, abgegebene Stimmen 131. Im Kernland der Muslim-Bruderschaft hätten zwei Drittel nicht gewählt? Oder hat der Verein, der bisher nur mit sechs Personen auftrat, keine vierhundert Mitglieder? Auf 8 Kandidaten entfielen im Schnitt je 98 Stimmen, insgesamt 782. Ergebnisse getürkt? Darf man heute nicht mehr sagen. Orientalische Demokratie, heißt es nun.

Die Sache lief letztendlich relativ einfach. Ein paar Dutzend Vereine schnapsten sich ein Ergebnis aus, Zahlen wurden je nach Bedarf gewürfelt, die große Masse der Muslime sieht sich weiterhin von einer kleinen Clique Radikaler an der Nase herumgeführt. Religiöse Vertretung? War die IGGÖ nie, wollte sie nie sein, wird sie auch nicht sein können. Kulissenmeister Irfan Buzan sicherte die Organisation ab, Parteifunktionär Omar al-Rawi hielt Politiker und Medien bei der Stange, die Baghajatis sicherten sich Plätze im vordersten Feld.
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