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    Das Buch, das man nicht übersetzen kann



    Die Muslime behaupten vom Koran, dass man es nicht übersetzen kann. Nun, die Sprache ist eine logische Sache, genau wie die Mathematik, die Physik oder die sonstigen Naturwissenschaften. Eine Aussage muß inhaltlich einen Sinn ergeben, sonst ist sie sinnlos. So eine Aussage ist absurd (sinnlos; das lat. Wort kommt vom surdus = "taub").

    Eine sinnlose Aussage hat dementsprechend keine Aussagekraft - Auf dieser Weise kann man alles sagen, nur um den Mund zu bewegen.

    Eine Aussage, dass ein Buch aus einer Sprache ins andere nicht übersetzbar ist, muß belegbar sein. Die Linguistik behauptet zurecht, dass eine jede Aussage und dementsprechend ein jeder Text aus einer Sprache ins andere übersetzbar ist. Wenn die passende Worte fehlen, kann man diese umschreiben, so dass der Hörer/Leser das vollkommen versteht.

    Ich habe vor drei Jahren bereits einmal ausgeführt, warum ein religiöser Mensch empfinden könnte, dass sein Heiliges Buch nicht übersetzbar ist: Weil nämlich die religiöse Verehrung eines Gläubigen objektiv nicht übertragbar ist. Ein Moslem kann den arabischen Koran verehren und ist der Übersetzung gegenüber so skeptisch, wie z. B. ein orthodoxer Christ, der eine geweihte Ikone für heilig hält, aber diese Heiligkeit in einem deutschen kulturgeschichtlichen Bildband über Ikonen nicht wiederfindet.

    Dennoch ist die Aussage selber, dass ein Buch nicht übersetzbar ist, nicht ohne. Allerdings ist dieses Buch nicht der Koran. Es ist die Bibel. Und zwar der jüdische Teil der Bibel, die Tora. Ich wäre nie darauf gekommen, wenn ich gestern nicht zufällig einen Film von Maximilian Schell über die Bibel gesehen hätte.

    Er hat für eine sehr kurze Zeit die Zahlenmystik der Bibel gezeigt.

    Die Zahlenmystik eine sehr alte Art der religiösen Äußerung und geht mindestens bis auf die Sumerer zurück, aber höchstwahrscheinlich weit darüber hinaus. Wiederkehrende Zeichen, die auf Zahlenmystik hindeuten, findet man bereits in den altsteinzeitlichen Höhlenmalereien - auch in Südfrankreich.

    Die Sumerer hatten ein umfangreiches Sakralcode entwickelt, mit dessen Hilfe sie ganz komplexe religiöse Inhalte niederschrieben - so wie die Geheimagenten bei der Spionage. Jeder Gott hatte eine eigene Zahl, Zusammenhänge, Eigentschaften, Handlungen, Gefühle, alles hatte eine Widergabe in Ziffern. Dieses Kode ist längst vergessen und verloren gegangen. Aber die Zahlenmystik selber fand seine Kontinuität bei den Babilonier und Chaldäer, bei jenen Magier, von denen die Bibel wiederholt spricht und die tatsächlich die jüdische Zahlenmystik weitgehend beeinflußt hatten. Die Kabala ist bis heute in vielen esotherischen Kreisen sehr beliebt und kommt heute irgendwie wieder in Mode.

    Auch in der Vergangenheit wurde diese Art von Mystik immer wieder entdeckt und praktiziert, so auch von den Pythagoräer, aber auch von denjenigen Christen des Renaissance und der Aufklärung, die gern mal mit "Verbotenen Lehren" spielten - also die den kirchlichen Verboten des Manstream-Christentums wiedersetzten. Es gab ja ganze Modetrends mit Suchen nach okkultes Wissen. Und die Zahlenmystik gehörte dazu.

    In seinem Film über die Bibel zeigte Maximilian Schell gestern genau das: Das Alte Testament ist nicht nur nach linguistischen Inhalten angeordnet, also nicht einfach der biblische Text, den wir kennen. Dieselben Buchstabenreihen konnten gleichzeitig auf zwei Arten gelesen werden: Als Text und als Zahl. Wobei in der Bibel die Zahlen nicht etwa eine mathematische Bedeutung haben, wie bei der Buchhaltung eines Steuerberaters oder bei einer Berechnung eines Maschinenbauingenieurs Die Zahlenreihen ergeben auch einen religiösen Inhalt, der aber nach den Regeln der Zahlenmystik zu lesen ist.

    Bei Wikipedia findet man eine recht übersichtliche Darstellung, wie man das zu verstehen habe, so dass ich mir die Mühe ersprare, es hier zu erklären.

    Die Zahlen werden einfach durch Aneinanderreihen der Buchstaben mit den entsprechenden Zahlenwerten gebildet, beginnend mit dem höchstwertigen Buchstaben in der Schreibrichtung von rechts nach links. So wird zum Beispiel 345 als ??? dargestellt.

    Für Zahlen ab 500 wird der Buchstabe Tav (? - für vierhundert) entsprechend oft zusätzlich geschrieben. Es gibt kein Zeichen für die Null. Hat eine Dezimalstelle den Wert Null, wird kein Zeichen geschrieben, so schreibt sich beispielsweise die Zahl 600 als ??.
    Es ist sehr interessant. Ein kurzer Blick darauf lohnt sich.

    Nun aber ist klar, dass die jüdischen Priester, die Rabis, über ihr Heiliges Buch solches behaupteten - und zurecht: Fremde konnten die jüdische Bibel nicht einfach so übersetzen. Sie konnten die linguistischen Inhalte, die Worte und Sätze in eine andere Sprache übertragen, aber die symbolische Sprache der Zahlen blieb ihnen verborgen.

    Und in der Tat, die Aussage, dass die Bibel nicht gänzlich übersetzen ist, darf man in diesem Sinne auch objektiv sagen. Denn es ist, wie mit einem Soundfilm, wenn der Mikrophon fehlt: Man hat die Bilder, aber der Sound fehlt. Und mit den Mitteln der linguistischen Übersetzung kann man nur den Sprachtext übersetzen. Eine Lösung wäre, wenn man zwei separate Übertragungen macht: Einmal die konkrete Übersetzung der Sprache, und einmal die Umschreibung der Zahlensymbolik. Aber dann hätte man zwei verschiedene Widergabesysteme, von einander getrennt. Aber in der Bibel sind sie zwei in einem, zusammen.

    Also auf die Bibel kann man sehr wohl die Aussage anwenden, dass es verborgene - objektive! - Inhalte darin gibt, die durch eine Übersetzung verborgen bleiben: Eben die Zahlensymbolik.

    Aber gilt es auch auf den Koran? Spätere arabische Gelehrte wären sicher dazu imstande gewesen sein und sie hätten es höchstwahrscheinlich auch gern gemacht - die Herausforderung, eine Geheimsprache in den Text einzuflechten, reizt viele Geistliche. Aber durften sie das? Und überhaupt, wo ist der Beleg? So lange der objektive Beleg nicht da ist, kann man alles sagen. Auch, dass mein Vater ein Marsmensch ist. Aber es wäre eine absurde, sinnleere Aussage.



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  2. #2
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    AW: Das Buch, das man nicht übersetzen kann

    Ich habe den Koran auf Deutsch, darüber hinaus findet man auch im Internet diverse Übersetzungen des Korans. Es sind keine grundsätzlichen Unterschiede in den einzelnen Übersetzungen. Es haben sich aber in letzter Zeit einige Aussagen verändert. So heißt es bisher, dass der Muslim sich keine Freunde unter den Christen suchen soll, bzw. sich keine Freunde unter Nichtmuslimen suchen soll. Das wird von Sure zu Sure unterschiedlich gehandhabt. In den neuesten Übersetzungen heißt es nun aber statt Freunde "Beschützer". Es war den Muslimen wohl selbst peinlich geworden, dass inzwischen viele Nichtmuslime den zweifelhaften Inhalt des Korans kennen und so wurde eine elegante Korrektur vorgenommen. Immer wenn ich Muslimen erzähle, wie schlecht Christen im Koran wegkommen, sagen die mir, dass der Koran in Arabisch gelesen werden muss, da er nicht zu übersetzen ist. Das würde aber bedeuten, dass jeder Muslim gutes Arabisch können muss um zu verstehen was dort steht. Dies ist aber nicht der Fall. Kaum ein Türke kann Arabisch. Es gibt aber, o Wunder, eine türkische Übersetzung. Wie geht das denn, wenn der Koran doch nicht übersetzbar ist? Ich frage die Leute dann immer, woher sie denn wissen was im Koran steht und sie sagen dann, dass der Mullah in der Moschee es ihnen erzählt, auf Türkisch wohlgemerkt. Das er in dem Moment ebenfalls den Koran übersetzt, kapieren diese Leute nicht.

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