Der Orientalist Hubert Renner hielt diesen Vortrag über die Abrahamitischen Religionen am 17. März 2011 bei einer Veranstaltung der BPE-Stuttgart über die Abrahamitischen Religionen:

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Ich freue mich sehr, daß ich heute vor Ihnen über das Thema "Dialog der abrahamitischen Religionen" sprechen darf. Ich tue das als Philologe und Historiker auf dem Gebiet der Orientalstik, aber auch als gläubiger Katholik der Tradition.



Seit einigen Jahrzehnten geistert dies Schlagwort von den " abrahamitischen Religionen" durch das Abendland. Vor allem bei ökumenistischen und interreligiösen Veranstaltungen kann man viel davon hören.



Damit sind vor allem die Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam gemeint – zuweilen werden auch noch andere dazugerechnet, wie der Bahaismus etc. –, ich selbst möchte hier – vielleicht überraschenderweise – noch die Welteinheitsreligion der Aufklärung in ihren mannigfachen Ausformungen dazustellen.



Zunächst und unangefochten bezeichnet dieser Begriff alle Religionen, die sich auf den Abrahamssegen beziehen und eine genetische oder geistliche Abstammung von Abraham beanspruchen.



Dieser Segen geht auf das heilige Buch der Juden, die Torah, zurück – .auf Gen 12:2-3: "… Ich will dich zu einem großen Volk werden lassen, dich segnen und deinen Namen berühmt machen. – Segen sollst du verbreiten. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und will verfluchen, die dir fluchen! In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!" Im Judentum wird und wurde dies teils als genetische, teils aber auch als rein geistliche Abstammung verstanden. In der jüdischen Tradition wurde – besonders zu Zeiten starker Missionstätigkeit – Abraham immer wieder als der erste jüdische Missionar verstanden, so heißt es z.B. bei Raschi, dem Bibelkommentator: "Abraham bekehrte die Männer, und Sara bekehrte die Frauen."



Im Christentum wird die Abstammung von Abraham zu einem rein geistlichen Phänomen. Nur noch die Abstammung der Gottesgebärerin Maria, der Mutter des menschgewordenen Gottes Jesus, wird genetisch aufgefaßt. Gegenüber dem Judentum wie gegenüber dem Islam spielt Abraham als Stammvater eine deutlich geringere Rolle.



Der Islam schließlich legt Wert auf einen geistlichen und genetischen Ursprung in Abraham besonders in den ersten Jahrhunderten seiner Verkündigung. Die Abstammung vom Propheten oder Herkunft aus seiner Familie gelten auch heute noch als besondere Auszeichnung, die Araber werden als die wahren Kinder Abrahams und Arabisch als heilige Sprache des eigentlich unübersetzbaren Koran angesehen – so zeigt der Islam vielleicht mehr noch als das Judentum ausgesprochen nationalreligiöse und auch politische Züge.

Die Ausssage der Bibel, anläßlich der Verstoßung von Hagar und Ismael, 1. Mose 21,12: "Aber Gott sprach zu ihm … nur nach Isaak soll dein Geschlecht benannt werden." wonach sich der Abrahamssegen nur auf Isaak und dessen Nachkommen vererbt, wird im Koran geradezu umgekehrt, und der Abrahamssegen auf Ismael als Stammvater der Araber und Erbauer der Kaaba übertragen.

Mohammed hatte sich ursprünglich zu seiner Legitimation als Prophet auf Judentum und Christentum berufen. Diese und viele andere unvereinbare Widersprüche führten jedoch letztlich zu dem Vorwurf, die Schrift zu verfälschen, der z.B. zur Folge hatte, daß Juden wie Christen vor Gericht kein gültiges Zeugnis gegen einen Muslim ablegen konnten und damit deren Anschuldigungen völlig wehrlos ausgeliefert waren. De facto ist dies auch heute noch in vielen islamischen Ländern so.

Weiter führt der Koran aus:

Sura 3:67: " Abraham war weder Jude noch Christ. Er war vielmehr ein (Allah) ergebener Hanif, und kein Heide (w. keiner von denen, die (dem einen Allah andere Götter) beigesellen)."

Sure 6, 161: "Sag: Mein Herr hat mich auf einen geraden Weg geführt, zu einem richtigen Glauben, der Religion Abrahams, eines Hanifen - er war kein Heide (w. keiner von denen) die (dem einen Allah andere Götter) beigesellen)."

Sure 9:5 Und wenn nun die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo (immer) ihr sie findet

Sur 9:29 Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und den jüngsten Tag glauben und nicht verbieten (oder: für verboten erklären), was Allah und sein Gesandter verboten haben, und nicht der wahren Religion angehören – von denen, die die Schrift erhalten haben – (kämpft gegen sie), bis sie kleinlaut aus der Hand (?) Tribut entrichten!

D.h. Juden wie Christen gelten als Heiden, die zu töten oder allenfalls in einem Zustand der Unterdrückung, Ausbeutung und Demütigung zu dulden sind. Der islamische Abrahammythos stellt somit keine Brücke zu den Vorgängerreligionen dar, sondern gerade eine besonders scharfe Abgrenzung, die fast alle Brücken abbricht.

Der Islam beansprucht nicht nur mit Mohammed das Siegel der Propheten und mit dem Koran die abschließende und alle anderen, echte wie falsche, ersetzende Offenbarung zu besitzen, sondern auch durch seinen Abrahammythos zugleich die ursprüngliche und unverfälschte Religion zu sein.

Wie tief die Kluft zu den Vorgängerreligionen ist, zeigen auch die täglichen Pflichtgebete. Darin kommt 17-mal die Fatiha vor und damit genauso oft die Bitte, nicht auf den Weg derer geführt zu werden, die Gottes Zorn verfallen sind (das meint die Juden) und in die Irre gehen (das meint die Christen).

Einige weitere in diesem Zusammenhang wichtige Gebote des Islam.

Sure 9, 73 "Prophet! Führe Krieg gegen die Ungläubigen und die Heuchler und sei hart gegen sie!"

Sure 9, 71: "Und die gläubigen Männer und Frauen sind untereinander Freunde (und bilden eine Gruppe für sich). Sie gebieten, was recht ist, und verbieten, was verwerflich ist, …"

Sure 9, 88: Aber der Gesandte und diejenigen, die mit ihm glauben, führen mit ihrem Vermögen und in eigener Person Krieg. Ihnen kommen die Güter (der Erde) (al-khair?t) zu, und ihnen wird es wohl ergehen.

Und allgemein gilt auch durch die ganze isl. Geschichte Mohammeds Aussage aus der Hadith-Literatur: "Der Islam herrscht, er wird nicht beherrscht."

Welche Rolle kann ein Islam, der sich all dessen bewußt ist, in einem Dialog der abrahamitischen Religionen spielen? Jedenfalls wenn er ehrlich geführt wird.



Ein Bezug auf Abraham spielt auch in der politischen Welteinheitsreligion der Aufklärung, direkt und indirekt eine große Rolle. 1239 wird von Papst Gregor IX. erstmals die Schrift "de tribus barattoribus", später auch "de tribus impostoribus", deutsch "Von den drei Betrügern" erwähnt. In mehreren anonymen und pseudonymen Varianten dieser Schrift werden die Begründer der drei großen, sich auf Abraham berufenden Religionen, Moses, Jesus und Mohammed sämtlich als Betrüger bezeichnet. Ein Gedanke, der in Europa wohl zuerst unter den Marranen, den Kryptojuden der spanischen Halbinsel, nach der Reconquista aufkam und später weite Verbreitung gefunden hat. Der Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing, hat in der Ringparabel seines Theaterstücks "Nathan der Weise" Gott, der angeblich keine Evidenz über die Wahrheit einer der drei Religionen gebracht hat, zum eigentlichen Betrüger erklärt. Den betrogenen Betrügern der drei Weltreligionen legt er nahe, durch ihr Verhalten ihre Beliebtheit zu steigern, die dann als relatives Wahrheitskriterium ihres Glaubens gelten soll.

Diese aufgeklärte Anschauung ist ebenso unchristlich wie realitätsverweigernd. Siehe Jakobus 4:4: "Ihr Ehebrecher, wißt ihr nicht, daß Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, der wird zum Feind Gottes." Oder Lichtenberg: "Vom Wahrsagen läßt sichs wohl leben in der Welt, aber nicht vom Wahrheit sagen."



Schon Rousseau betont im Contrat social 4.8 die Notwendigkeit der Religion bei der Begründung eines jeden Staates und fordert daher im weiteren den Aufbau einer Zivilreligion, der jedermann vorbehaltlos ("sans réserve") zustimmen muß, der nicht außerhalb des Gesetzes ("hors de la loi") stehen will. Zugunsten dieser muß vor allem die katholische Kirche als ihr stärkster Opponent vernichtet werden.Umfassend philosophisch begründet wird die neue Weltordnung und Weltreligion durch Immanuel Kant. In Der Streit der Facultäten, Von Religionssecten führt er aus: "… Die Euthanasie des Judenthums ist die reine moralische Religion mit Verlassung aller alten Satzungslehren, deren einige doch im Christenthum (als messianischen Glauben) noch zurück behalten bleiben müssen: welcher Sectenunterschied endlich doch auch verschwinden muß und so das, was man als den Beschluß des großen Drama des Religionswechsels auf Erden nennt, (die Wiederbringung aller Dinge) wenigstens im Geiste herbeiführt, da nur ein Hirt und eine Heerde stattfindet."

Hier finden wir die Euthanasie aller Religionen zugunsten einer vergotteten Vernunftmoral, einem einheitlichen umfassenden Weltethos. Die Möglichkeit und Wünschbarkeit von Weltfrieden und Weltstaat wird andernorts mit der "Tendenz der Menschheit zum Guten" begründet, deren empirischer Nachweis durch den Blick auf das Frankreich von 1789 erbracht wird: "das ist die Revolution".

Nietzsche entlarvt Kant hier sehr treffend einen "Nihilist[en] mit christlich-dogmatischen Eingeweiden", seine Philosophie beschreibt er als "das Recept zur décadence, selbst zum Idiotismus" und prophezeit: "Sobald aber Kant anfangen sollte, eine populäre Wirkung auszuüben, so werden wir diese in der Form eines zernagenden und zerbröckelnden Skepticismus und Relativismus gewahr werden". Kants Vision vom irdischen Paradies gibt er in seiner genialen Vision vom letzten, dem augenzwinkernden Menschen in Zarathustra 5 der Lächerlichkeit preis: "Kein Hirt und Eine Heerde! Jeder will das Gleiche, Jeder ist gleich: wer anders fühlt, geht freiwillig in's Irrenhaus."



Dieser Weltstaat mit der zugehörigen Welteinheitsreligion wird heute von allen betrieben, die im nachchristlichen und postheroischen Abendland etwas zu sagen haben, von allen nutznießenden und nützlichen Idioten, als da sind: neiderfüllte Internationalsozialisten, pädophile Kinderbefreier, repressive Freiheitsfreunde, kulturlose Multikultis, feige Pazifisten, gleichgültige Toleranzapostel, uniforme Individualisten, geistlose Freigeister, ungläubige Interreligiöse, gierige Umverteilungsgerechte, konsumistische Ökologisten, zeitgeistkonforme Frömmler, demente Vernunftgläubige, gedankenlose Freidenker, vorkonfektionierte Nonkonformisten, realitätsverweigernde Intellektuelle, verstandfreie Allesversteher, unmündige Emanzipierer, zuchtlose Erzieher, unverständige Völkerverständiger, kritische Papageien, antifaschistische Sturmabteilungsmänner, aufgeklärte Obskurantisten, gläubige Religionshasser, fröhliche Roboter, glückliche Sklaven und überhaupt alle letzten Menschen.

Der "Dialog der abrahamitischen Religionen" ist einer der Lieblingsbegriffe ihrer Verdunkelungs- und Verdummungssemantik, durch die Euthanasie von Christentum, Judentum und Islam soll der Kern der Welteinheitsreligion entstehen, dem sich dann später Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus werden anschließen dürfen.

Die in allen größeren christlichen und hinterweltlerischen Denominationen vorherrschenden Funktionäre der Abwicklungsgesellschaften Christentum und Abendland, die Profiteure des verlogenen Dialoggeschäftes, diplomierte bis habilitierte Gotteswortverdreher und Utopisten, laue Christen, die nicht mehr Salz der Erde, sondern politisch korrrekte, d.h. rote Einheitssoße sein wollen, die Nekromanten der Konzilsgeisterbeschwörergemeinde, vulgo kath. Kirche, überhaupt alle, die ihren Glauben an Gott schon längst durch den an ein irdisches Paradies ersetzt haben, machen ihnen die Arbeit an ihrem fürchterlichen Paradies einfach.

Daher schreitet ihr Fortschritt unaufhaltsam fort, so wie eine progressive Paralyse, ihnen kann niemand widerstehen, daß auch die Muslime zu ihren nützlichen Idioten werden müssen, steht für sie fraglos fest, sie sind tapfer gegen Wehrlose, wenn sie an Aggressive geraten, heißt ihr Slogan: "Wir werden sie durch unsere Toleranz besiegen". Daß Appeasement nicht immer erfolgreich war, und statt dessen sie durch ihre Feigheit besiegt werden könnten, kommt ihnen nicht in den Sinn. "Den Muslimen fehlen 300 Jahre Aufklärung" verkünden sie, aber sie vergessen zu erwähnen, in welchem "heiligen Buch" den Muslimen solch eine Katastrophe wie 300 Jahre Aufklärung zuverlässig prophezeit wird.



Auch die politische Religion des Islam kennt, wie schon angedeutet, weltumspannende Ansprüche und er kennt vor allem auch eine endzeitliche Utopie. Auch der Islam spekuliert auf die Hilfe nützlicher Idioten. Wer wird sich hier wohl als nützlicher und idiotischer erweisen?

Es heißt: "Erobern kann nur derjenige, der seine Beute besser kennt als sie sich selbst." Demnach würde der Islam über die Aufklärung siegen, denn als die Aufklärer Gott verloren haben, kam nicht die Vernunft, sondern die Götzen und wer nicht mehr an Gott glaubt, glaubt schließlich alles. Selbst die Tatsache, daß wir schon längst in einem Kampf der Kulturen leben, vermag er spielend zu ignorieren. Und wie sollte auch auf Dauer herrschen können, wer sich nicht einmal selbst beherrscht. Für den Sieg des Islam über die Aufklärung spricht auch die Tatsache, daß dessen Paradies, die Ummah, schon einmal auf Erden verwirklicht war. Es war die blutige Herrschaft Mohammeds, des Meuchel- und Massenmörders, Kinderschänders und Vergewaltigers, Sklaven- und Haremshalters, des Räubers, Lügners und Betrügers.

Welches der beiden anthropogenen Paradiese das infernalischere wäre, ist schwer zu beurteilen. Das der Aufklärung haben wir ja zum Teil schon kennengelernt, man muß wohl eine Mischung aus Zirkus, Verlies und Bordell erwarten, dessen weltumspannender Frieden zuweilen durch Weltbürgerkriege unterbrochen werden wird, die nicht mehr ganz so harmlos sein werden, wie der erste und zweite Weltbürgerkrieg.



Gibt es noch eine Chance für das ehemals christliche Abendland, das für ständig wechselnde irrsinnige Utopien seine Vergangenheit euthanasiert, seine Gegenwart schönlügt und seine Zukunft abtreibt? Wirklich wohl nur, wenn es wieder zu seinem Glauben zurückkehrt. Aber das hat es in der Weltgeschichte bisher noch nicht gegeben.



Vielleicht hat das Abendland noch eine Atempause, wenn es gemäß der Empfehlung Huntingtons eine religiös-politische Großraumordnung mit Interventionsverbot fremder Mächte auf der Welt einzurichten vermag, die allerdings so ethnisch homogen werden und bleiben müßte, wie die islamische Welt. Aber das müßte es erst wollen.



Sonst wir wohl zur Geltung kommen, was Ezechiel ankündigt:

Ezekiel 11:8-9 8 Das Schwert fürchtet ihr; darum werde ich das Schwert über euch bringen - Spruch Gottes, des Herrn.. 9 Ich vertreibe euch aus der Stadt, ich liefere euch den Fremden aus und halte ein Strafgericht über euch ab.





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